Last exit Leithagebirge:
Land Rover Discovery "G4 Edition" im Test
3 Tage, bevor die Land Rover G4 Challenge offiziell abgesagt wurde, haben wir noch einen Discovery getestet.
28.12.2008, aktualisiert 2.1.2009
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Wichtige Info:
Die G4 Challenge wurde am 30.12.2008 wegen der Wirtschaftskrise und der anhaltend schlechten Absatzlage am KFZ-Markt abgesagt. Land Rover wolle sich "2009 auf die Vorstellung neuer Produkte konzentrieren".


"Vom Leithagebirge in die Mongolei" hätte die Überschrift hier lauten sollen ... es wurde daraus ein "Last exit Leithagebirge": Die Land Rover G4 Challenge 2009 ist Geschichte.

Dabei hatte alles so schön begonnen: Die G4 Challenge galt als legitimer Nachfolger der legendären Camel Trophy. Teilnehmer aus 18 Nationen sollten sich im Offroad-, Mountainbike- und Kayakfahren messen, haarsträubende Kletterabenteuer galt es zusätzlich zu bestehen.

Nach den nationalen Selektionen vergangenen September hätten sich die Landessieger im Februar in England zu einem weiteren Auswahlprozess treffen sollen - großes Finale wäre dann im Juni in der Mongolei gewesen. Immer mit dabei die speziell für den Event ausgerüsteten G4-Fahrzeuge.

Die nationale Auswahl hat noch stattgefunden. Dabei hat sich der Autor dieser Zeilen auf Einladung Land Rovers - quasi probeweise - an der Seite diverser überraschend durchtrainierter Promis und Motorjournalisten durch den heimischen G4-Parcours in Bad Goisern geplagt: Dampflokgleich schnaufend ein Mountainbike den Predigtstuhl hoch getreten, die Nerven im hochalpinen Klettergarten blank gelegt, im Kayak auf dem Untersee nebst Hallstatt vergeblich die Rettungsbojen gesucht. Dazu - als Wiedergutmachung für erlittene körperliche und seelische Qualen gewissermaßen - in einem G4 Discovery, mit Christian Karlberger auf dem Beifahrersitz, die Goiserer Gemeindeforste durchpflügt. Genau dort entstand schließlich der Gedanke, dass es doch recht nett wäre, ein echtes G4-Fahrzeug 'mal abseits der Challenge und aller Strapazen auszuprobieren. Man wird ja schließlich nicht jünger.

Anfang Dezember erfüllte uns Land Rover letztlich diesen Wunsch - und stellte uns einen Challenge-erprobten Discovery in der G4 Edition vor die Tür.

Tarnen und täuschen ist nicht sein Ding: Tangiers Orange macht aus dem luxuriösen und familienkompatiblen Groß-SUV Discovery das Offroad-Kampfgerät "G4 Edition". Leuchtend orange, hoch, breit und mächtig dokumentiert das Fahrzeug schon optisch, wofür es gebaut wurde. Kein Boulevard-Offroader, kein Show-Fahrzeug stand da vor uns, sondern ein echtes Allzweckfahrzeug für härteste Einsätze. Mit einer mächtigen Seilwinde unter dem Kühler, einer robusten Dachgalerie, die über die Heckleiter erklommen werden kann, unfassbar starken Xenon-Dachscheinwerfern und einem erhöhten Luftansaugstutzen vulgo "Schnorchel".

Dazu die schon im Serienmodell üppige Offroadausstattung: Die Luftfederung wuchtet die knapp 2,5 Tonnen des Discovery auf 24 Zentimeter über Grund, das Getriebe verfügt über eine Untersetzung mit sperrbarem Mitteldifferenzial, das patentierte Terrain Response System erlaubt es dem Fahrer, das Ansprechverhalten der Motorelektronik, des Getriebe, der Aufhängung und der Traktionssysteme optimal auf den jeweiligen Untergrund einzustellen: So verlieren Fahrten auf Gras, Schotter, Schnee, Eis, Schlamm oder Felsen ihren Schrecken. Einzig die groben Goodyear MT/Rs - Offroadpneus wie aus einem Stück Granit gehauen - waren gegenüber der Challenge deutlich feiner ziselierten Winterreifen gewichen.

Diverse Aufkleber auf dem Auto dokumentieren das umfassende Firmen- und Non-Profit-Unternehmen-Netzwerk, in das Land Rover die Challenge eingesponnen hat: Das Rote Kreuz ist Partner und Nutznießer der G4, ClimateCare plant die Umweltprojekte Land Rovers und wacht über die CO2-Neutralität des globalen Events. Goodyear und Warn schließlich liefern die Pneus bzw. die mächtigen Seilwinden.

Der G4 Disco ist ein Fahrzeug, das die endlosen Weiten der Taiga braucht und sucht, mit dem man seine Spuren durch grundlose Schlammfelder oder glühende Wüsten zieht. Nachts campiert man idealerweise "in the middle of nowhere" und lauscht dem Heulen der Wölfe. Nun ... damit konnten wir in unserem Test leider nicht aufwarten. Unser größtes Abenteuer bestand darin, sich im niederösterreichischen Leithagebirge beim Befahren hübscher Feldwege vom ansässigen Förster nicht den Vogel zeigen zu lassen - was wir aber knapp geschafft haben, by the way.

Dort konnte uns der Disco maximal ansatzweise zeigen, was er offroadmäßig wirklich drauf hat. Doch .. sein Potenzial kannten wir ja schon: Nicht nur vom kurzen, muskelkaterdominierten Offroadtrip in Bad Goisern, nein, wir hatten den Discovery ja bereits davor getestet. Mehrfach sogar und in unterschiedlichen Konfigurationen - vom eher spartanischen "Experience" bis zum topausgestatteten "HSE" (siehe dazu unsere Links zu älteren Testberichten unten).

Und dennoch freut es uns immer wieder, hinter das Volant eines Discovery 3 zu klettern, die Aussicht auf die kantig mächtige Frontpartie zu genießen und das mehr als angemessene Ambiente im Innenraum zu genießen - auch im aktuellen Test: Man lese und staune, der G4 Disco basierte in unserem Fall auf dem Topmodell HSE. Wer angesichts des martialischen Außeneindrucks des Wagens einen spartanisch eingerichteten, ausgeräumten Innenraum im Stile eines Rallyeautos erwartet, wird eines Besseren belehrt: "HSE" steht für 2-Zonen-Klimaautomatik und Premium Leder. Für den perfekten Klang einer Harman/Kardon-Audioanlage, einen watscheneinfach zu bedienenden Tempomaten und elektrisch verstell- und beheizbare Sitze - um nur einige Goodies zu erwähnen. Luxus, den man auch in Pampa genießen kann.

"See you in the sunset", hat ein englischer Gentleman vor ewigen Zeiten einmal augenzwinkernd zu uns gesagt, mitten in der marokkanischen Wüste. Dann enterte er seinen - no, na - Defender und machte sich auf, die endlosen Dünen zu erobern. Im Fond hingen, fein säuberlich auf Kleiderbügeln, seine dunklen Anzüge. Die hatte er auf der Geschäftsreise getragen, von der er sich nun erholte. Inzwischen hatte er sie längst gegen eine khakifarbene Wüstenkluft getauscht. Ihm hätte das Offroad-Tier G4 Discovery mit HSE-Wohlfühlfaktor und typisch britischem Understatement sicher auch gefallen.

Genug der romantischen Verklärungen: Wir haben den Land Rover Discovery G4 Edition auch auf der Autobahn und, pardon, in der Wiener City bewegt. Locations, wo der Wagen nicht hingehört, zugegeben, im 21. Jahrhundert sind Trips in verbautes Gebiet aber leider unvermeidlich. Und während sich der Discovery in artgerechter Umgebung mit 10 bis 11 Litern Spritverbrauch bewegen lässt, genehmigt er sich in der Stadt wohl derer 14. Bei hohen Geschwindigkeiten auch nicht viel weniger. Im Detail heißt das: Schauen Sie auf der Autobahn auf den Tacho und dividieren Sie die aktuelle Geschwindigkeit durch 10, so erhalten Sie den aktuellen Durchschnittsverbrauch. Für schlechte Kopfrechner: 100 km/h = 10 Liter, 140 km/h = 14 Liter. Zur Ehrenrettung des G4-Disco sei gesagt: Dachgalerie und speziell das darauf quer zur Fahrrichtung angebrachte "G4 Challenge"-Schild kosten wohl locker 2 Liter Sprit pro 100 Kilometer.

Da ist es ein nicht unbedeutender Trost, dass man mit dem Erwerb eines neuen Land Rovers einen "CO2-Ausgleich" miterwirbt - mit dem Mehrpreis sponsort man ClimateCare-Projekte (Details: siehe unsere Links unten), mit dem die Emissionen des Fahrzeuges kompensiert werden. Eine feine Sache, die sich andere Hersteller auch 'mal überlegen könnten.

Ach ja: Wenn Sie nach der Lektüre dieses Fahrberichtes überlegen, sich einen Discovery in G4 Edition anzuschaffen, müssen wir sie enttäuschen: Geht nicht. Tangiers Orange ist nämlich den Originalfahrzeugen der Challenge vorbehalten, so wie es seinerzeit schon mit dem Ockergelb der Camel Trophy Fahrzeuge war. Das Zusatzequipment, dass unseren Testwagen zum Offroad-Kaiser machte, ist aber sehr wohl wohl orderbar. Damit steht dem ganz großen Land Rover Abenteuer nichts mehr im Wege. "See you in the sunset", können wir da nur sagen. Egal, ob im Leithagebirge oder in der Wüste. Aus der Mongolei-Partie wird's ja leider nix.


Weitere Discovery-Testberichte bei uns:
Land Rover Discovery "Experience" im Test

Der Land Rover Discovery TDV6 HSE im Praxistest


Die G4-Challenge
See you in England: Die Gewinner der Österreich-Selektion der G4 Challenge

Video: Die G4 Challenge


Die ClimateCare-Projekte
Land Rover - die tun was!

 

Land Rover Discovery G4 Edition

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Land Rover Discovery G4 Edition
 
Text, Fotos und Video: gelaendewagen.at
 

Land Rover Discovery G4 Edition
Die Daten


Motor:
TdV6 mit Common Rail Einspritzung, 2.720 cm3, 190 PS, 440 Nm ab 1.900 U/min

Getriebe:
6-Gang-Automatik mit "Command Shift"

Länge/Breite/Höhe:
4.835/2.009/1.837mm (ohne Dachgalerie)

Leergewicht:
2.504 kg

zul. Anhängelasten:
3.500kg/750 kg (gebremst/ungebremst)

Höchstgeschwindigkeit:
180 km/h

Verbrauch: 10,2 l kombiniert (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 270 g/km

Allrad/Gelände: Permanenter Allradantrieb, elektronische Getriebeuntersetzung, elektronische Mitteldifferenzialsperre, Bodenfreiheit variabel  185 - 240 mm, Wattiefe 700 mm, Terrain Response System, Bergabfahrkontrolle HDC, elektronische Traktionskontrolle ETC, Luftfederung

Basisausstattung Modell "HSE"(Auszug):
Stabilitätskontrolle, elektronische Parkbremse, Front-, Seiten-, Kopf- und Schulterairbags, ABS, 2-Zonen-Klimaautomatik, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung,  Tempomat, Premium Leder Paket, Harman/Kardon-Audisystem mit 13 Lautsprechern, Premium Navigationssystem mit Onroad- und Offroadnavi und Offroadinfos, 18"-Leichtmetallfelgen, Bi-Xenon, Einparkhilfe vorne und hinten

Zusatzausstattung des Testwagens:
Winterpaket mit elektrisch beheizbarer Frontscheibe, Sitzheizung vorne und hinten, Integriertes Telefonsystem, 7-Sitzpaket.

"G4"-Zusatzausstattung:
 WARN-Seilwinde vorne, Unterfahrschutz, Dachgepäckträger, Heckleiter, erhöhter Luftansaugstutzen, 4 Zusatzscheinwerfer am Dach, Lampenshutzgitter vorne und hinten

Basispreis Modell HSE: € 67.493,--
Zusatzausstattung: € 3.477,78
G4-Zusatzausstattung: € 6.902,68
 

 
Land Rover Discovery G4 Edition
 

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gelaendewagen.at Test Nr. 67





 
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