Wichtige Info:
Die G4 Challenge wurde am
30.12.2008 wegen der Wirtschaftskrise und der anhaltend
schlechten Absatzlage am KFZ-Markt abgesagt. Land Rover wolle
sich "2009 auf die Vorstellung neuer Produkte konzentrieren".
"Vom Leithagebirge in die Mongolei"
hätte die Überschrift hier lauten sollen ... es wurde daraus ein "Last exit Leithagebirge": Die Land Rover G4 Challenge
2009 ist Geschichte.
Dabei hatte alles so schön begonnen: Die G4
Challenge galt als legitimer Nachfolger der legendären Camel Trophy. Teilnehmer aus 18 Nationen
sollten sich im
Offroad-, Mountainbike- und Kayakfahren messen,
haarsträubende Kletterabenteuer galt es zusätzlich
zu bestehen.
Nach den nationalen Selektionen vergangenen
September hätten sich die Landessieger im Februar in
England zu einem weiteren Auswahlprozess treffen sollen - großes
Finale wäre
dann im Juni in der Mongolei gewesen. Immer mit dabei die speziell für den
Event ausgerüsteten G4-Fahrzeuge.
Die nationale Auswahl hat noch stattgefunden. Dabei hat sich der Autor dieser
Zeilen auf Einladung Land Rovers - quasi probeweise - an der
Seite diverser überraschend durchtrainierter Promis und
Motorjournalisten durch den heimischen G4-Parcours
in Bad Goisern geplagt: Dampflokgleich schnaufend ein
Mountainbike den Predigtstuhl hoch getreten, die Nerven im
hochalpinen Klettergarten blank gelegt, im Kayak auf dem
Untersee nebst Hallstatt vergeblich die Rettungsbojen gesucht.
Dazu - als Wiedergutmachung für erlittene körperliche und
seelische Qualen gewissermaßen - in einem G4 Discovery, mit
Christian Karlberger auf dem Beifahrersitz, die Goiserer
Gemeindeforste durchpflügt. Genau dort entstand schließlich der
Gedanke, dass es doch recht nett wäre, ein echtes G4-Fahrzeug
'mal abseits der Challenge und aller Strapazen auszuprobieren.
Man wird ja schließlich nicht jünger.
Anfang Dezember erfüllte uns Land Rover letztlich diesen Wunsch
- und stellte uns einen Challenge-erprobten Discovery in der G4
Edition vor die Tür.
Tarnen und täuschen ist nicht sein Ding: Tangiers Orange
macht aus dem luxuriösen und familienkompatiblen Groß-SUV
Discovery das Offroad-Kampfgerät "G4 Edition". Leuchtend orange,
hoch, breit und mächtig dokumentiert das Fahrzeug schon optisch,
wofür es gebaut wurde. Kein Boulevard-Offroader, kein
Show-Fahrzeug stand da vor uns, sondern ein echtes
Allzweckfahrzeug für härteste Einsätze. Mit einer mächtigen
Seilwinde unter dem Kühler, einer robusten Dachgalerie,
die über die Heckleiter erklommen werden kann, unfassbar
starken Xenon-Dachscheinwerfern und einem erhöhten
Luftansaugstutzen vulgo "Schnorchel".
Dazu die schon im Serienmodell üppige Offroadausstattung:
Die Luftfederung wuchtet die knapp 2,5 Tonnen des
Discovery auf 24 Zentimeter über Grund, das Getriebe
verfügt über eine Untersetzung mit sperrbarem
Mitteldifferenzial, das patentierte Terrain Response
System erlaubt es dem Fahrer, das Ansprechverhalten der
Motorelektronik, des Getriebe, der Aufhängung und der
Traktionssysteme optimal auf den jeweiligen Untergrund
einzustellen: So verlieren Fahrten auf Gras, Schotter, Schnee,
Eis, Schlamm oder Felsen ihren Schrecken. Einzig die groben
Goodyear MT/Rs - Offroadpneus wie aus einem Stück Granit
gehauen - waren gegenüber der Challenge deutlich feiner
ziselierten Winterreifen gewichen.
Diverse Aufkleber auf dem Auto dokumentieren das umfassende
Firmen- und Non-Profit-Unternehmen-Netzwerk, in das Land Rover
die Challenge eingesponnen hat: Das Rote Kreuz ist
Partner und Nutznießer der G4, ClimateCare plant die
Umweltprojekte Land Rovers und wacht über die CO2-Neutralität
des globalen Events. Goodyear und Warn schließlich
liefern die Pneus bzw. die mächtigen Seilwinden.
Der G4 Disco ist ein Fahrzeug, das die endlosen Weiten der Taiga
braucht und sucht, mit dem man seine Spuren durch grundlose
Schlammfelder oder glühende Wüsten zieht. Nachts campiert man
idealerweise "in the middle of nowhere" und lauscht dem Heulen
der Wölfe. Nun ... damit konnten wir in unserem Test leider
nicht aufwarten. Unser größtes Abenteuer bestand darin, sich im
niederösterreichischen Leithagebirge beim Befahren hübscher
Feldwege vom ansässigen Förster nicht den Vogel zeigen zu lassen
- was wir aber knapp geschafft haben, by the way.
Dort konnte uns der Disco maximal ansatzweise zeigen, was er
offroadmäßig wirklich drauf hat. Doch .. sein Potenzial kannten
wir ja schon: Nicht nur vom kurzen, muskelkaterdominierten
Offroadtrip in Bad Goisern, nein, wir hatten den Discovery ja
bereits davor getestet. Mehrfach sogar und in unterschiedlichen
Konfigurationen - vom eher spartanischen "Experience" bis
zum topausgestatteten "HSE" (siehe dazu unsere Links zu
älteren Testberichten unten).
Und dennoch freut es uns immer wieder, hinter das Volant eines
Discovery 3 zu klettern, die Aussicht auf die kantig mächtige
Frontpartie zu genießen und das mehr als angemessene Ambiente im
Innenraum zu genießen - auch im aktuellen Test: Man lese und
staune, der G4 Disco basierte in unserem Fall auf dem
Topmodell HSE. Wer angesichts des martialischen
Außeneindrucks des Wagens einen spartanisch eingerichteten,
ausgeräumten Innenraum im Stile eines Rallyeautos erwartet, wird
eines Besseren belehrt: "HSE" steht für
2-Zonen-Klimaautomatik und Premium Leder. Für den
perfekten Klang einer Harman/Kardon-Audioanlage, einen
watscheneinfach zu bedienenden Tempomaten und
elektrisch verstell- und beheizbare Sitze - um nur einige
Goodies zu erwähnen. Luxus, den man auch in Pampa genießen kann.
"See you in the sunset", hat ein englischer Gentleman vor ewigen
Zeiten einmal augenzwinkernd zu uns gesagt, mitten in der
marokkanischen Wüste. Dann enterte er seinen - no, na - Defender
und machte sich auf, die endlosen Dünen zu erobern. Im Fond
hingen, fein säuberlich auf Kleiderbügeln, seine dunklen Anzüge.
Die hatte er auf der Geschäftsreise getragen, von der er sich
nun erholte. Inzwischen hatte er sie längst gegen eine
khakifarbene Wüstenkluft getauscht. Ihm hätte das Offroad-Tier
G4 Discovery mit HSE-Wohlfühlfaktor und typisch britischem
Understatement sicher auch gefallen.
Genug der romantischen Verklärungen: Wir haben den Land Rover
Discovery G4 Edition auch auf der Autobahn und, pardon, in der
Wiener City bewegt. Locations, wo der Wagen nicht hingehört,
zugegeben, im 21. Jahrhundert sind Trips in verbautes Gebiet
aber leider unvermeidlich. Und während sich der Discovery in
artgerechter Umgebung mit 10 bis 11 Litern Spritverbrauch
bewegen lässt, genehmigt er sich in der Stadt wohl derer 14.
Bei hohen Geschwindigkeiten auch nicht viel weniger. Im Detail
heißt das: Schauen Sie auf der Autobahn auf den Tacho und
dividieren Sie die aktuelle Geschwindigkeit durch 10, so
erhalten Sie den aktuellen Durchschnittsverbrauch. Für schlechte
Kopfrechner: 100 km/h = 10 Liter, 140 km/h = 14 Liter.
Zur Ehrenrettung des G4-Disco sei gesagt: Dachgalerie und
speziell das darauf quer zur Fahrrichtung angebrachte "G4
Challenge"-Schild kosten wohl locker 2 Liter Sprit pro 100
Kilometer.
Da ist es ein nicht unbedeutender Trost, dass man mit dem Erwerb
eines neuen Land Rovers einen "CO2-Ausgleich" miterwirbt
- mit dem Mehrpreis sponsort man ClimateCare-Projekte
(Details: siehe unsere Links unten), mit dem die Emissionen des
Fahrzeuges kompensiert werden. Eine feine Sache, die sich andere
Hersteller auch 'mal überlegen könnten.
Ach ja: Wenn Sie nach der Lektüre dieses Fahrberichtes
überlegen, sich einen Discovery in G4 Edition anzuschaffen,
müssen wir sie enttäuschen: Geht nicht. Tangiers Orange ist
nämlich den Originalfahrzeugen der Challenge vorbehalten, so
wie es seinerzeit schon mit dem Ockergelb der Camel Trophy
Fahrzeuge war. Das Zusatzequipment, dass unseren Testwagen zum
Offroad-Kaiser machte, ist aber sehr wohl wohl orderbar. Damit
steht dem ganz großen Land Rover Abenteuer nichts mehr im Wege.
"See you in the sunset", können wir da nur sagen. Egal, ob im
Leithagebirge oder in der Wüste. Aus der Mongolei-Partie wird's ja
leider nix.
Motor: TdV6 mit Common Rail Einspritzung, 2.720 cm3, 190 PS,
440 Nm ab 1.900 U/min
Getriebe: 6-Gang-Automatik mit
"Command Shift"
Länge/Breite/Höhe: 4.835/2.009/1.837mm (ohne
Dachgalerie)
Leergewicht: 2.504 kg
zul. Anhängelasten: 3.500kg/750 kg (gebremst/ungebremst)
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Verbrauch: 10,2 l
kombiniert (Werksangabe)
CO2-Emissionen: 270 g/km
Allrad/Gelände: Permanenter Allradantrieb,
elektronische Getriebeuntersetzung, elektronische
Mitteldifferenzialsperre, Bodenfreiheit variabel 185 - 240
mm, Wattiefe 700 mm, Terrain Response System,
Bergabfahrkontrolle HDC, elektronische Traktionskontrolle ETC,
Luftfederung
Basisausstattung Modell "HSE"(Auszug): Stabilitätskontrolle, elektronische Parkbremse, Front-,
Seiten-, Kopf- und Schulterairbags, ABS, 2-Zonen-Klimaautomatik,
Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Tempomat,
Premium Leder Paket, Harman/Kardon-Audisystem mit 13
Lautsprechern, Premium Navigationssystem mit Onroad- und
Offroadnavi und Offroadinfos, 18"-Leichtmetallfelgen, Bi-Xenon,
Einparkhilfe vorne und hinten
Zusatzausstattung des Testwagens:
Winterpaket mit elektrisch beheizbarer Frontscheibe, Sitzheizung
vorne und hinten, Integriertes Telefonsystem, 7-Sitzpaket.
"G4"-Zusatzausstattung: WARN-Seilwinde vorne, Unterfahrschutz,
Dachgepäckträger, Heckleiter, erhöhter Luftansaugstutzen, 4
Zusatzscheinwerfer am Dach, Lampenshutzgitter vorne und hinten