Land Rover Defender Modelljahr 2007 im Geländetest
Der beste Defender aller Zeiten ...
16.06.2007
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Stotzing im Burgenland: Gelände- und Trialfahrer wissen, dass man im dortigen Offroadgelände Fahrzeuge bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit austesten kann.

Wo schon die Römer einen Steinbruch betrieben haben und auch Steine für den Stephansdom gehauen wurden, fahren wir das Urgestein unter den Allradlern: Den seit fast 60 Jahren gebauten Land Rover Defender. Im 2007er-Look mit diversen Verbesserungen.

Das Gelände gehört dem ÖAMTC ... Hausherr und Chefinstruktor Christian Karlberger, ganz nebenbei der "Allrad-Guru"  Österreichs schlechthin, macht es sich auf dem Beifahrersitz bequem und lächelt: "Fahren wir ...".

Der brandneue Defender, Modelljahr 2007, setzt sich mit einem Ruck in Bewegung: Aha ... die Kupplung erfordert noch immer ein ausgeprägtes Fußballerwadl. Der neue Motor von Ford mit Common Rail ist überraschend leise - ein wenig vermissen wir das charakteristische Landy-Verbrennungsgeräusch.

Aufwärts...
Gleich die erste Steilauffahrt: Der Defender rollt im Standgas himmelwärts. Der neue 4 Zylinder tuckert mit ein paar Hundert Umdrehungen dahin und liefert dennoch ausreichend Kraft, dass wir problemlos oben ankommen. Nicht gleich im Offroad-Himmel. Aber immerhin auf einer spektakulär hohen Kuppe.

Dass der Wagen nicht abgestorben ist, ist leider nicht primär auf mein überwältigendes Offroadkönnen zurückzuführen: Der erste Gang ist unglaublich kurz übersetzt - exakt 42 % kürzer als beim Vorgänger. Ein Drehmoment von 360 Newtonmetern tut sein Übriges.

Und: Ein kleine technische Revolution ist das "Anti-Stall"-System. Das verhindert, dass der Wagen abstirbt, egal, welche fahrerischen Fehlleistungen sich der Pilot auch erlaubt. Indem es einfach ein bisschen Gas gibt, wenn der Motor zu verrecken droht. Und es wären nicht die Mannen von "ÖAMTC Test und Training", wenn sie uns dass nicht auch bewiesen hätten: Man stelle sich vor: Die stellen einen Defender auf die Wiese, hängen ihm einen 40-Tonner an die Anhängekupplung und starten den Wagen von außen. Ohne, dass jemand drinsitzt. Die Fuhre setzt sich von allein in Bewegung und fährt, fährt, fährt. Mit 40 Tonnen hinten dran. Vom Nachmachen wird dringend abgeraten - aber es funktioniert. So könnte man auch ein Seil um das Lenkrad wickeln, es durch das Seitenfenster nach außen führen und den Defender Gassi führen. Ganz unter uns: Auch das funktioniert.

Inwärtig...
Scherze beiseite. Der Defender wurde dort modernisiert, wo er es dringend notwendig hatte. Im Innenraum zum Beispiel. Selbst Land Rover Österreich sagt: "Der Defender hat jetzt ein Armaturenbrett", nicht: "Der Defender hat ein neues Armaturenbrett". Mit hübschen Instrumenten vom Discovery, ohne dabei die erdig-ehrliche Optik einzubüßen.  Mit verbesserter Ergonomie und Bedienbarkeit. Die neuen Sitze sind bequemer, man klebt aber noch immer an den Seitenscheiben. Die (optionale) Klimaanlage kühlt wirklich - wir konnten es an diesem  30 Grad heißen Tag beweisen. Und die bessere Geräuschdämmung ermöglicht Gespräche oder Musikgenuss auch jenseits einer Geschwindigkeit von 60 km/h.

Das Getriebe ist auch neu - das ist gut für Gelände und Straße. Der erste Gang wie gesagt kurz und genial für's Offroaden, der sechste schön gestreckt für vernünftiges Autobahncruisen.

Abwärts ...
Back to Stotzing. Autobahnen interessieren C. Karlberger nämlich eher weniger: "Da hinunter" sagt er lapidar. Entschuldigung, wohin? Da ist außer einem Abgrund ja nix ... Gut, er wird's schon wissen. Selbst die gewaltige Bodenfreiheit des Defenders reicht nicht, um ohne Kratzen am Unterboden über die Kante zu kommen. Dann geht's abwärts. Rechte Hand auf dem Schalthebel - wenn der Gang raus springt, haben wir's lustig, bremsbereit geht's hinunter. Nie war der Begriff "Falllinie" leichter zu verstehen. Der Verdacht, dass uns das Heck - nein, nicht seitwärts, sondern über das Dach - überholen könnte, bestätigt sich zum Glück nicht. Ich habe offroadmäßig ja schon Einiges erlebt, aber das ... Der Defender kommt nicht aus der Ruhe und führt uns mit fast konstanter Geschwindigkeit bergab. Zu Fuß hätte man diese Passage nur als ausgebildeter Bergsteiger geschafft - mit Pickel und Seil. "Bist - du - deppert", hätte Roland Düringer jetzt gesagt.

Die Fahrt nach unten hat uns nur gebracht, dass wir schon vor der nächsten Felswand stehen. Ich ahne und befürchte, wie's weiter geht. Aus Fahrersicht sieht man gerade einmal 2,3 Meter von der Wand - so steil ist sie. Ohne Anlauf stehen wir 5 Sekunden später wieder oben. Nicht ganz mit Standgas erklommen, aber immerhin.

Das Schlammloch dahinter, sicher 60 Zentimeter hoch (tief?) mit Wasser gefüllt, nehme ich danach beim Durchfahren kaum mehr wahr. Zum ersten Mal kommt der 2. Gang der Untersetzung zum Einsatz.

Letzte Abfahrt, direkt davor eine enge 90-Grad-Kurve. Der Defender kommt schräg zum Abhang  zur Kante und zeigt sein ganzes Verschränkungsvermögen. Dann hebt das rechte Hinterrad dennoch ab, die Dachkante darüber ist sicher 3 Meter über Grund. Mit sanftem Gasstoß wird der Wagen in die Falllinie gelenkt. No problem.

Etappenziel. Jetzt grinst er sogar, der Christian Karlberger: "Nicht schlecht, was?". Mir läuft der Schweiß von der Stirn - ist ja auch ein wirklich heißer Tag für's Geländefahren...

Fazit kurz und schmerzlos: Bessere Straßenleistungen, (noch) besser im Gelände, mehr Komfort. Herz, was willst du mehr. Der beste Defender aller Zeiten ... hoffentlich nicht der Letzte.

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Fotos: gelaendewagen.at
 

Land Rover Defender: Raue Schale, rauer Kern (unser Defender-"Alltagstest")

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gelaendewagen.at Test Nr. 41





 
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