und nochwas
Wissenswertes zum Terrano
Die Geschichte
1987 stellt Nissan auf dem Genfer Salon mit dem Terrano eine vollkommen neue Fahrzeuggattung vor: Das SUV (Sports Utility Vehicle) wird in Europa gesellschaftsfähig.
Inspiriert vom Erfolg des Toyota 4Runner in den USA hat man auch bei Nissan den kompakten Pick Up als Basis für den Terrano auserkoren.
Gegenüber dem Pick Up wurde die Hinterachse nunmehr an Schraubenfedern mit langen Längslenkern und einem Panhardstab aufgehängt und nicht mehr an Blattfedern. Die vordere Radaufhängung bestand aus einer Einzelradaufhängung mit doppelten Querlenkern und Drehstabfederung. Auch saß die Karosserie des Terrano etwa 4 cm tiefer auf dem Rahmen als die des Pick Up, dadurch wirkte die ganze Form gedrungener und sportlicher.
Dieses Fahrwerkskonzept mit seinem PKW-ähnlichen Federungskomfort überzeugte nicht nur Off Roader, sondern auch eine große Anzahl Aufsteiger aus dem PKW Kombi Bereich.
Innerhalb kürzester Zeit avancierte der Terrano zum Bestseller in seinem Segment.
Zunächst wurde der Terrano mit dem 74 KW (101 PS) starken 2.4 Liter Vierzylinder ausgeliefert. Im Laufe der Zeit kamen dann der 3.0 V6 mit 95 KW (129 PS), bzw ab 1990 109 KW (148 PS) dazu. Dieselkunden wurden mit einem 73 KW (99 PS) starken 2.7 Liter Turbo Diesel bedient.
1990 folgte dann die fünftürige Variante und kurbelte den Verkauf noch einmal mehr an.
In den Anfangsjahren importierte Nissan bestimmte Modelle noch selbst aus den USA und Japan, später kamen die Terranos ausschliesslich aus Spanien.
Basierend auf dem Terrano der ersten Generation erblickte 1993 der Terrano II das Licht der Welt. Eigentlich als Ersatz für den Terrano I gedacht liefen beide Modelle jedoch aufgrund der enormen Verkaufserfolge des Terrano I bis 1995 parallel.
1995 wurde die Produktion des Terrano I dann endgültig eingestellt, läuft jedoch bis heute in einigen südost-asiatischen Ländern weiter.
Der Terrano II läuft bis heute mit einigen kleineren Facelifts und seit 2002 sogar mit dem 116 KW (158 PS) starken 3.0 Turbo Diesel aus dem Patrol weiter.
Wie überzeugend das Fahrwerkskonzept des Terrano bis heute ist zeigt die Tatsache, dass der Terrano II das ursprüngliche Konzept bis auf einige kleine Änderungen in der Lenkung fortführt.
Motoren
Benziner
2.4 Ltr. (Z24) 4-Zylinder 74 KW (101 PS)
2.4 Ltr. (KA24) 4-Zylinder 92 KW (124 PS)
3.0 Ltr. (VG30i) V-6 95 KW (129 PS)
3.0 Ltr. (VG30E) V-6 109 KW (148 PS)
Diesel
2.7 Ltr. (TD27) 4-Zylinder 73 KW (99 PS)
Fahrwerk
Vordere Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern mit Querstabilisator und Drehstabfederung.
Hinterachse an 4 Längslenkern und einem Panhardstab geführt, Querstabilisator, Schraubenfedern.
Karosserie
2/4-türige Kombikarosserie mit oben angeschlagener Heckklappe und separat zu öffnender Heckscheibe. Leiterrahmen. 5 Sitzplätze.
Schwachstellen bei gebrauchten Modellen
Der Terrano gilt als treuer Weggefährte, ist allerdings nicht ganz frei von Fehlern, die allerding häufig auf den lieblosen Umgang der Vorbesitzer zurückzuführen sind.
Schaltgetriebe
Eine der bekanntesten und teuersten Schwachstellen des Terrano ist das Getriebe.
Das Schaltgetriebe versagt schon nach etwa 150.000 km den Dienst. Meist liegt die Ursache in verschlissenen Synchronringen die, bei nicht durchgeführter Reparatur, die Lager und Zahnräder des Getriebes mit beschädigen. Der erhöhte Verschleiß der Getriebesynchronisierung lässt sich oftmals auf das Fahrverhalten der PKW-gewöhnten Erstbesitzer zurückführen. Sollte das Getriebe durch laute Laufgeräusche oder hakelige Schaltung auf sich aufmerksam machen steht eine Überholung mit etwa 2.000€ ins Haus.
Automatikgetriebe
Die Automatikgetriebe sind eigentlich sehr haltbar, richtige Wartung und regelmässige Ölwechsel vorausgesetzt. Leider wurden die Getriebeölwechsel oftmals nicht durchgeführt, dadurch wurde die Schmierfähigkeit des Automatiköls reduziert und durch den Abrieb setzen sich Getriebeölfilter und der serienmässige Wärmetauscher des Automatikgetriebes im Wasserkühler zu. Die Folge ist ein kapitaler Getriebeschaden. Austauschgetriebe gibt es bei Nissan für etwa 2.500€ zzgl. Einbau. Der Einsatz eines Zusatzölkühlers wird an dieser Stelle dringend empfohlen.
Motoren
Laufleistungen von 250.000 km und mehr sind bei den Nissan Motoren keine Seltenheit.
Der V-6 verlangt alle 60.000 bzw. 90.000 km nach einem neuen Zahnriemen, diese Intervalle sollten auch eingehalten werden denn ein Zahnriemenriss zerstört den kompletten Motor.
Beim Turbo-Diesel sollte auf die Temperatur geachtet werden und das Fahrzeug nach starker Belastung im Leerlauf einige Zeit weiterlaufen. Werden die Punkte und auch die regelmäßigen Ölwechsel beachtet, wird man mit einer Laufleistung ebenfalls jenseits der Viertelmillion Kilometer belohnt.
Fahrwerk
Viele Terranos wurden auf extrem breite Räder gestellt, 295/50 auf 10x15“ Felgen waren keine Seltenheit. Diese Kombinationen gehen natürlich nicht spurlos an einem Fahrwerk vorüber. Die Radlager werden bei solchen Extrembereifungen stark belastet, ebenso die gesamte Lenkung.
Besonders die mittlere Spurstange gehört zu den Verschleissteilen und sollte gründlich auf Spiel und Kippbewegungen geprüft werden.
Die Differentiale und Steckachsen bieten normalerweise keinerlei Anlaß zur Kritik, einzig die Manschetten der vorderen Antriebswellengelenke sollten auf Risse kontrolliert werden.
Fahrzeuge die nur auf der Strasse bewegt wurden sollten vor dem ersten Einsatz einen Ölwechsel im vorderen Differential und eine Überholung der automatischen Freilaufnaben bekommen.
Karosserie
Rost war nie das große Thema bei normal gepflegten Terranos. Lediglich Fahrzeuge mit nachträglich montierten Kotflügelverbreiterungen und sonstigen Anbauteilen rosten bei nicht sachgemässer Montage schneller als andere.
Das Augenmerk sollte beim Rost hauptsächlich auf den Bereich unter der Rückbank (vom Unterboden her) und hinter der hinteren Stoßstange gelenkt werden.
Geländeeinsatz
Trotz seiner relativ steifen Einzelradaufhängung vorne ist der Terrano ein hervorragendes Geländefahrzeug das in kundiger Hand einigen „großen“ Geländewagen zeigt wo der Hammer hängt. Die Hinterachse verschränkt mit ihren Schraubenfedern excellent und gleicht so die steife Vorderachse aus.
Bestückt man den Terrano nun noch mit vernünftigen Reifen ist er imstande erstaunliches zu leisten.
Bei der Bereifung empfiehlt es sich die serienmässigen 205R16 gegen 31x10.5-15 auf einer 7“ Felge auszutauschen. Diese Kombination wurde auch beim V-6 ab Werk geliefert und harmoniert sehr gut mit dem Serienfahrwerk.
Wer es weniger breit möchte kann auch auf 235/85R16 zurückgreifen, hier muss allerdings das vordere Radhaus etwas nachgearbeitet und die Drehstäbe stärker vorgespannt werden.
Fahrwerkshöherlegungen sind in Deutschland erhältlich, beschränken sich aber meist auf 4 neue Stoßdämpfer und zwei hintere Federn. Etwas teurer ist ein Komplettpaket inklusive neuer Querlenker um die veränderten Winkel durch die stärker vorgespannten Drehstäbe auszugleichen. Dieser Kit enthält zusätzlich auch noch neue, härtere Drehstäbe für vorne.
Alles in allem kann man den Terrano guten Gewissens als Alltags Offroader empfehlen und bei normaler Pflege sehr lange Freude an ihm haben.
Text: Karsten Pries
www.offroad-events.org