Testberichte Pickups

Mitsubishi L200 Modelljahr 2016 im Test

Im Gelände, auf der Straße und dem Boulevard

Wir haben das neueste Modell des Mitsubishi-Pickups getestet.
24.07.2016







Der Pickup-Markt in Österreich ist klein, ziemlich klein. Wenn die Automobilbranche Glück hat, werden hierzulande pro Jahr 3.500 Neufahrzeuge verkauft. Das entspricht einem Anteil am Gesamt-KFZ-Markt von etwas mehr als einem Prozent. Der ohnehin schon bescheidene Wunsch der wenigen Anbieter, auf eine Stückzahl von 4.000 pro Jahr zu kommen, darf mittlerweile getrost als Fernziel bezeichnet werden. Während anderswo (zum Beispiel in den USA, wo der Ford F150 Pickup seit mehreren Jahren das meistzugelassene Fahrzeug - PKWs und SUVS eingeschlossen - ist) das Segment brummt, gibt es bei uns im wesentlichen Stagnation auf niedrigem Niveau.

Pickups gehören wegen des chronischen Geländewagen-Sterbens mittlerweile zu den besten neu erwerbbaren Offroadern

Das ist schade. Denn die aktuell verfügbaren Pickups gehören wegen des chronischen Geländewagen-Sterbens mittlerweile zu den besten neu erwerbbaren Offroadern. Während die aktuellen SUVs hinsichtlich Ihrer Offroad-Tauglichkeit leider oft mehr Schein als Sein bieten, verfügen die meisten Pickups noch über echte Gelände"werte" - mit Getriebeuntersetzung, harten aber belastbaren Blattfedern, robuster Karosserie und zuweilen auch echten Differenzialsperren.

Wie auch der Mitsubishi L200, aktuell der zweitbeliebteste Pickup Österreichs. Ein Fahrzeug mit großer Tradition, das lange auch - zurecht - den Namen seines Geländewagen-Bruders Pajero trug. Mit seiner behübschten Karosserie dient er Nutzern zwar auch als Boulevard-Offroader, entspricht aber seiner ursprünglichen Berufung als hartes Arbeitstier noch immer perfekt. Bei ihm findet sich besagter Allradantrieb mit Untersetzung, Mitsubishi nennt ihn "Super Select", in der einfacheren Variante "Easy Select". Damit kann zugunsten optimaler Traktion auch das Mitteldifferenzial und bei Bedarf jenes an der Hinterachse gesperrt werden. Dazu bietet das Fahrwerk trotz der Blattfedern an der Hinterachse eine schöne Achsverschränkung, damit die Räder auch im verworfenen Gelände lange ihre Bodenhaftung behalten. Verzichtet man auf optischen Schnickschnack wie seitlich montierte Trittbretter und tief hängende "Schutz"rohre am Heck, erwirbt man mit dem L200 einen erstaunlich guten Offroader.

Man erwirbt damit aber auch ein absolut langstreckentaugliches Fahrzeug. Der neue 2,4 Liter Dieselmotor mit wahlweise 154 oder 181 PS sorgt in beiden Varianten für zügiges Vorankommen. Mit dem neuen Modell wurde die "Body-on-Frame"-Architektur durch die Verwendung hochfester Stähle optimiert - zusammen mit dem verbesserten Fahrwerk sorgt das für ein sehr komfortables Fahren und deutlich verbessertes Kurven-Handling.

Alternativ zum soliden Sechsgang-Schaltgetriebe bietet Mitsubishi auch ein Automatikgetriebe, das auch in unserem Testauto verbaut war. Obwohl es nur 5 Schaltstufen bietet, ist es sehr komfortabel, schaltet weich und meist unfühlbar.

Der Innenraum des Doppelkabiners bietet 5 Personen sehr gute Platzverhältnisse. Das neu gestaltete Armaturenbrett - im Fall unseres Testwagens auch mit großem zentralen Display ausgestattet - wurde deutlich überarbeitet und präsentiert sich jetzt fahrerorientierter, noch ergonomischer und, pardon, schöner.

Das neue Modell wurde optisch umgestaltet, am auffälligsten sind die neu gestalteten Frontleuchten, die noch stärker Richtung Kotflügeln gezogen wurden. Die Fahrgastzelle ist weiterhin sanft geschwungen, unter den mächtigen Radkästen wirken die Räder fast klein. Etwas schade: Mit dem Modelljahr 2016 kann das Heckfenster leider nicht mehr geöffnet werden.

Einen Singlekabiner gibt es nicht mehr, neben dem beliebten Doppelkabiner wird noch der Klubkabiner mit gegenläufig öffnenden hinteren Türen angeboten. Bei einer stattlichen Länge von rund 5,20 Metern bietet der Doppelkabiner eine 1,52 Meter, der Klubkabiner eine 1,85 Meter lange Ladefläche. Die Nutzlast beträgt bis zu 950 Kilo, die Anhängelast bis 3,1 Tonnen (3 Tonnen bei der Klubkabine).

Mit dem beschriebenen Package wird sich der Mitsubishi L200 als würdiger Zweiter in der Pickup-Zulassungsstatistik erweisen. Dass es nicht zum ersten Platz reicht, liegt nicht primär an der Qualität des Segment-Primus. Sondern wohl nur an dessen bekannteren Familiennamen.

Fotos und Text: GELAENDEWAGEN.AT


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