Testberichte

Ford Ranger im Test

Wildtrak und Outdoor Orange

Der amerikanischste aller in Österreich per Importeuer erhältlichen Pickups im Test.
19.10.2016
Dritter Eindruck. Der erste war das ziemlich coole "Outdoor Orange" des Lacks. Der zweite die schiere Länge des Fahrzeuges, fast Fünfmetervierzig. Nummer 3. Der 3,2er-Diesel klingt mächtig. Bei Standgas könnte man ihn akustisch mit einem Sechszylinder verwechseln. Sogar beim Anfahren noch. Einmal auf Touren gekommen, erkennt man den Ford-Motor aber schnell als, nein - nicht Vier-, sondern als Fünfzylinder.

Amerikanische Ehe
Dreikommazwo Liter Diesel-Hubraum hat sonst kein regulärer Import-Pickup in Österreich zu bieten. Der sorgt für den genannten Fast-Sechszylinder-Sound, ist mit seinen 200 PS und reschen 470 Nm Drehmoment durchaus mächtig und geschmeidig. Ford hat ihn im Fall unseres Testautos mit der werkseigenen Sechsgang-Automatik verheiratet (alternativ gibt's auch einen sechsgängigen Schalter). Die entstandene Zwangs-Ehe ist zumeist konfliktfrei, aber nicht immer. Allzu forsche Versuche des Selbstzünders, sein Temperament unter Beweis zu stellen, weiß die Gouvernante unter der Karosserie sanft, aber beharrlich zu kalmieren. Die denkt immer ein bisschen nach, bevor sie die ihr adäquat erscheinenden Gänge selektiert, um den Partner dann im von ihr definierten Ausmaß gewähren zu lassen. Temperament gegen Ratio, quasi. Geht man's als Fahrer gemütlicher an - wie sich's am Steuer eines großen Pickups eigentlich gehört - bekommt man aber durchaus den Eindruck einer harmonischen Beziehung.

Im Innenraum gibt es Platz satt für fünf Mitreisende. Dem Fahrer präsentieren sich einerseits große, durchaus auch mit Arbeitshandschuhen zu bedienende Knöpfe und Schalter, andererseits aber auch unbeleuchtet-sehr-kleine Bedienelemente. Alle sind selbstverständlich ineinander integriert und funktional, optisch stimmig und ergonomisch hingegen: nicht ganz. Das ist etwas schade, weil die Außenhaut des Rangers - als Kontrapunkt zum Innenleben - durchaus als mehr als gelungenes Gesamt-Ensemble gesehen werden darf. Speziell und sehr schön wie erwähnt das "Outdoor Orange" des Lacks, dazu der sauber integrierte Überrollbügel hinter der Kabine und die mächtige, US-amerikanisch-geprägte Frontpartie.

Orange trifft Grün. Und Braun.
Für Einsätze abseits befestigter Straßen – im Grün des Forsts oder im Braun des Schlammes - verfügt der Ranger über einen per Drehknopf - auch während der Fahrt - zuschaltbaren Allradantrieb. Ebendieser Drehknopf zwingt das Getriebe - als ausgleichende Gerechtigkeit für ihre Dominanz gegenüber dem Motor - in einen Untersetzungsmodus. Damit lässt es sich vortrefflich - immer in Abwägung der Länge des Fahrzeuges, des hinteren Überhanges und des wegen des langen Radstands naturgemäß eingeschränkten Rampenwinkels - recht solide bösere Geländepassagen absolvieren. Die Bergabfahrkontrolle ist dort ein zusätzlicher und wichtiger Helfer - das System funktioniert sowohl im Vorwärts- als auch im Rückwärtsgang. Fließt sich ein Fluss in den Weg, kann dieser bis zu 80 Zentimeter tief sein, ohne den Ranger kapitulieren zu lassen. Ein optionales "Offroad-Paket" bietet dazu einen Motor- und Tankschutz sowie eine elektronische Differenzialsperre an der Hinterachse.

Darf's ein bissl weniger sein?
Wir fuhren das Topmodell. Mit dem Fünfzylinder und der Maximalausstattung. Erwähnt sei, dass es den Ranger auch mit einem 2,2 Liter "kleinen" Vierzylinder-Diesel gibt, in zwei Ausbaustufen mit 130 oder 160 PS. Dass es ihn als "Superkabine" und als "Doppelkabine" gibt. Und in vier Ausstattungs-Niveaus, beginnend mit dem recht erdigen "XL" über den "XLT und den "Limited" bis hin zum von uns gefahrenen Topmodell "Wildtrak".

Auch: Nutzfahrzeug.
Der Heavy-User darf sich darüber hinaus auch über eine Anhängelast von 3,5 Tonnen, eine beim Doppelkabiner exakt 1.615 Zentimeter lange Ladefläche sowie über eine Nutzlast von rund (dies ist von den jeweiligen Ausstattungsvarianten abhängig) plus/minus einer Tonne freuen.

Beim Einstiegsmodell ist man noch für rund 28.500 Euro dabei. Wünscht man sich das Topmodell "Wildtrak", können's schon mal mehr als derer 46.000 werden. Für letzteres wäre das "Outdoor Orange" unsere ernste Empfehlung.

Fotos und Text: GELAENDEWAGEN.AT


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