Rund drei Monate vor seiner Österreich-Premiere konnten wir
bereits erste Runden im neuen Fiat Panda 4x4 Cross drehen. Wir waren
erstaunt, was der Kleine speziell offroad so drauf hat.
Stellen Sie sich das vor: während im Europa-Schnitt rund zwanzig Prozent aller neu zugelassener Pandas mit Allradantrieb ausgestattet sind, sind es in Österreich - sechzig. Sechzig Prozent oder rund 1.200 von jährlich 2.000.
Kein Wunder. Ist doch der SUV-Anteil am Gesamt-KfZ-Aufkommen in Wien hoch wie in keiner anderen europäischen Großstadt - warum auch immer. Und in den Alpen- und Voralpenregionen unserer Republik ist die Verwendung eines Allradfahrzeuges oft die einzige Möglichkeit, den täglichen Mobilitätsanforderungen des Privat- und Berufslebens entsprechen zu können.
Die Hüttenwirte, Gewerbetreibenden, Jäger und Förster dieses Landes schätzen kompakte und leistungsfähige Allradler, die sich auch dort noch durchschlängen können, wo die großen Geländewagen schon aufgrund ihrer Breite die Ohrwascheln anlegen müssen. Oder gar nicht mehr durchkommen. Diese Nische besetzt der Panda 4x4 mit nur sehr wenigen Mitbewerbern.
Mit dem "Cross" bringt Fiat nun die im Gelände
leistungsfähigste Variante des Panda auf den Markt. Auf dem "Proving Ground" des Konzerns im italienischen Balocco, eine knappe Autostunde von Mailand entfernt, hatten wir dieser Tage den Erstkontakt.
Die in coolem und dem Wetter entsprechenden "
Sole Yellow" - Sonnengelb - lackierten Fahrzeuge ließen schon auf den ersten Blick keinen Zweifel an ihren ernsthaften Offroad-Ambitionen aufkommen. Der
Unterfahrschutz, vorne und hinten weit nach oben gezogen, ist viel mehr als nur optischer Gimmick. Durchaus stabil schützt er tiefliegende Komponenten des Antriebsstranges mehr als ausreichend.
Die Frontpartie prägen die gut geschützten Nebel-Scheinwerfer. Vorderer und hinterer
Böschungswinkel konnten dank etwas größerer
M+S-Reifen gegenüber dem Standard-4x4-Panda geringfügig verbessert werden, ebenso der
Rampenwinkel.
Was nicht sichtbar war, uns beim den Testfahrten vorausgegangenen Vortrag aber nicht ohne Stolz kommuniziert wurde: dank höher gelegter Luftansaugung kann der Panda Cross über
70 Zentimeter tiefe Flüsse durchqueren. Da kommt selbst der in Italien so beliebte Land Rover Defender (max. 50 Zentimeter Wattiefe) nicht mit, sei als Vergleich erwähnt.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen, als wir unsere Tour ins Gelände starteten.
Dem
Benziner - einem leichtfüßigen Gesellen mit nur 875 Kubikzentimetern Hubraum in zwei Zylindern, aber dennoch stolzen 90 PS - haben die Fiat-Ingenieure ein
Sechsgang-Schaltgetriebe mit sehr kurzem ersten Gang spendiert. Dieser erlaubt adäquat geringe Geschwindigkeiten im heftigeren Gelände, ohne die Kupplung quälen zu müssen.
Dort kann der Panda auf einen
permanenten Allradantrieb zurückgreifen, der sonst bis zu 98 Prozent der Momente an die Vorderachse leitet. Über einen Drehschalter wird der "Offroad"-Modus aktiviert, der den Einsatz der Hinterachse forciert und die "ELDs" - siehe unten - auf Betriebstemperatur bringt.
Zwei Dinge sind es, die den Panda Cross zu einem echten Geländegänger ohne Wenn und Aber machen:
Zum ersten der
fantastische Allradantrieb, der an beiden Achsen auf "
ELDs" - "Electronic Lock Differentials" vertrauen kann. Hebt ein Rad einer Achse im Gelände vom Boden ab, würde diesem vom Differenzial das gesamte Drehmoment zugeteilt werden, die Achse nichts mehr zur Vorwärtsbewegung beitragen. Die ELDs - im wesentlichen elektronisch gesteuerte "
Differenzialbremsen" - bremsen das durchdrehende Rad ab und verteilen das Drehmoment an das jeweils andere Rad der Achse. So gibt es ein Vorankommen in Geländepassagen, wo "normale" SUVs längst die Segel streichen würden. Die Wirkung der ELDs ist auch im Video gut zu sehen.
Zum Zweiten ist das HDC zu erwähnen - die "
Hill Descent Control" oder, einfacher:
Bergabfahrkontrolle. Sie ist in einem derart kompakten Allradler bislang einzigartig. Und sie funktioniert auch einzigartig gut.
Bisher gab's beim Offroaden im Panda das Problem:
Bei steilen Bergabfahrten im Gelände musste der Fahrer auskuppeln und das Auto mit der Fussbremse ins Tal zittern. Dabei bestand immer die Gefahr, dass die Räder blockierten und die Fuhre unkontrollier- und unlenkbar Richtung Tal rodelte.
Das HDC ist jene Komponente, die dem Panda gerade noch gefehlt hat - im positivsten Sinne: sie wird mittels Drehschalter an der Mittelkonsole aktiviert und sorgt für eine sichere Talfahrt. Kuppelt der Fahrer aus, fährt der Panda vollautomatisch mit Schrittgeschwindigkeit - exakt sind es 5 km/h - den Berg hinunter - ohne Traktionsverlust und höchst sicher. Der Gag: Das HDC funktioniert auch eingekuppelt. Kommt man im ersten Gang zu einem Gefälle, hält der Panda eine Geschwindigkeit von 9 km/h. Im zweiten Gang sind es 12... Maximale Downhill-Geschwindigkeit: 25 km/h.
Bei einer Länge von gerade einmal
3,70 Metern und einer Breite von 1,66 Metern spielt der Fiat Panda Cross nicht nur den Trumpf einer
schier unglaublichen Wendigkeit aus, er bietet dank eines verhältnismäßig langen Radstands von 2,3 Metern auch gut Platz im
Innenraum. Viel davon für Fahrer und Beifahrer, recht viel (225 Liter) fürs Gepäck, akzeptabel viel für die Hinterbänkler.
Pfiffige Details wie der große "Cross"-Schriftzug auf den Sitzen machen Freude. Ob hingegen die kupferfarbene Einfassung des Armaturenbretts den Geschmack der Cross-Kaufinteressierten trifft, sei dahingestellt.
Neben dem erwähnten Zweizylinder-Benziner bietet Fiat den Panda 4x4 Cross auch mit dem bekannten
1,3 Liter Dieselmotor an, der wie sein Otto-Kollege jetzt 5 PS mehr, in seinem Fall 80 PS leistet.
Um
18.460 Euro erwirbt man den Benziner, exakt einen Tausender mehr nimmt Fiat für das Dieselmodell
mt Fünfgang-Schalter. Preise, die die heimischen Panda-User nicht abschrecken werden. Denn mit dem 4x4 Cross bietet Fiat den wohl besten Panda aller Zeiten an. Es würde uns nicht wundern, wenn nach seiner Markteinführung im Oktober der 4x4-Anteil von derzeit sechzig Prozent noch einmal deutlich steigen würde.