Begegnung in Marrakesch
Erste Ausfahrt mit dem neuen Range Rover
"Nicht verändern, nur besser machen" - so lautete der Kundenauftrag für die Neuentwicklung. Ziel erfüllt, würden wir sagen.
16.11.2012
Mehr bei uns: Video: Der neue Range Rover in Marokko
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Marokko, Palais Namaskar am Stadtrand von Marrakesch: Eine Traumlocation für eine erste Annäherung an den neuen Range Rover. Ein 5-Stern-Hotel wie ein Palast aus Tausenundeinernacht.

Range Rover Lineup in Marrakesch: Zum Vergrößern klicken!
Range Rover Lineup in Marrakesch: Vorne ein Prototyp aus 1968/1969, Tarnname "Velar"
Richard Woolley, verantwortlich für das Design des Neuen, ist ein klassischer englischer Gentleman und perfekter Gastgeber. Beim Dinner kann er sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, wenn er auf das Karosseriedesign des Range angesprochen wird. Gerry McGovern, bislang Land Rovers vorbehaltlos akzeptiertes Mastermind in Sachen Design, habe ursprünglich einen "übergroßen Evoque" skizziert.

Als Zweifel aufkamen, ob dies die Richtung sei, in die sich der Klassiker entwickeln sollte, befragte man einfach die Kunden: Wie soll ein neuer Range Rover ausschauen? Die Antwort war eindeutig - und ein klarer Auftrag: "Nicht verändern, nur besser machen". "Don't change it, just make it better" - ein Statement, nur auf den ersten Blick paradox.
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Richard Woolley, Studio Director: Das Design des Neuen stammt von ihm

Woolley hat den Auftrag angenommen. Optisch ist der Neue eindeutig als Range Rover zu identifizieren. Er wirkt topmodern, durfte aber viel von seinen klassischen Designelementen behalten. Die Dachlinie fällt nach hinten sanft ab, die Scheinwerfer strahlen aus zwei LED-Kreisen. Die Haifischkiemen an den Flanken wurden in die Türen versetzt - funktionslos dienen sie nun einzig als optisches Erkennungszeichen.

Im Innenraum wirkt der Range Rover hochwertiger denn je, das Platzangebot für fünf (oder wahlweise auch vier) Personen ist wahrlich fürstlich. Die verwendeten Materialien sind noch edler geworden: Feinstes, weiches Leder, Holzintarsien, gebürstetes Alu, im "Supercharged" sogar Carbon. Monitore haben längst die klassische Instrumententafel abgelöst.

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Besser gemacht wurde der Range Rover auch hinsichtlich seiner Performance - in jeder Hinsicht. Kurz vor dem Dinner mit Mister Woolley hatten wir den Range noch durch die fantastische Dünenlandschaft Westmarokkos pilotiert, die Qualitäten des erneut verbesserten Terrain Response Systems, das wunderbare, luftgefederte Fahrwerk und die genial anmutenden Antriebssysteme genossen.

Schon die nackten Zahlen lassen ahnen, wie geländegängig ein Luxus-SUV sein kann: 35 Zentimeter Bodenfreiheit, Radfederwege von bis zu 60 Zentimetern, die Wattiefe beträgt dank einer Luftansaugung auf Motorhaubenhöhe 90 Zentimeter. Dazu permanenter Allradantrieb mit Getriebeuntersetzung und - optional - eine Sperre für das hintere Differenzial.

Das Terrain Response System agiert in der Stellung "Auto" jetzt selbsttätig und passt den Antrieb individuell auf den jeweiligen Untergrund an. Der Fahrer wird über das Zentraldisplay zu jedem Zeitpunkt über den Offroad-Betzriebszustand informiert - sogar, wie die Federn die Unebenheiten des Untergrundes ausgleichen.

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Auf der Fahrt durch die Dünen konnten wir auch Bekanntschaft mit dem neuen Sechszylinder-Diesel machen. 258 PS aus 3 Litern Hubraum, ein maximales Drehmoment von 600 Newtonmetern. In Kombination mit der für alle Motorisierungsvarianten serienmäßigen 8-Gang-Automatik ein formidables Triebwerk, mehr als nur adäquat für den Range. Der vom Werk mit 7,5 Litern Diesel angegebene Durchschnittsverbrauch darf als sensationell bezeichnet werden. Er konnte erreicht werden, weil das "Basismodell" dank Alukarosserie um nicht weniger als 420 Kilo leichter ausfiel als sein Vorgänger.

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Für die Fahrt über den Hohen Atlas hatten wir die Qual der Wahl: Achtzylinder-Diesel oder Supercharged? 339 PS und 700 Newtonemter oder 510 PS und 615 Newtonmeter? Wir entschieden uns für den aufgeladenen Achtzylinder-Benziner, für den das vielstrapazierte Prädikat "souverän" eine deutliche Untertreibung ist. Flüsterleise, dennoch mächtig im "Normalbetrieb", beim Kickdown brachial-röhrend mit der Performance eines Supersportlers. 0 auf 100 in fast nix - 5,4 Sekunden, um genauer zu sein.

Vierzig neue Fahrzeuge habe Jaguar / Land Rover aktuell in der Pipeline, erzählt uns Richard Woolley. Ein nie dagewesener Innovationsschub für das britische Unternehmen. Werden diese Modelle nur annähernd so spektakulär wie der neue Range Rover, kann sich der direkte Mitbewerb ziemlich warm anziehen.

Mit unseren - fast aufgeregten - Schilderungen vom Tag mit dem neuen Range Rover ist Woolley sichtlich zufrieden. Wieder lächelt er. "Mission completed", wird er sich wohl gedacht haben.

gelaendewagen.at Test Nr. 136
Fotos: Hersteller