Der Wahnsinn in 4 Teilen - Oberwart goes Superkarpata
"uahhh.org" nannte sich die Webseite, auf der die Offroad-Verrückten aus Oberwart bis vor Kurzem ihre abgefahrenen Offroad-Erlebnisse online stellten. "Ur-Org" auch die Geschichte ihres Webmasters Markus Prochazka von der Teilnahme an der diesjährigen "Superkarpata Trophy"...

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28.05.2008

Teil 3


Donnerstag 22. Mai
Ein exzellentes Frühstück im Hotel :). Ein intensives Kartenstudium am Abend davor verrät: Der Tag wird kein Honigschlecken. "Wenn das Kreuzgelenk hält wird der Korridor nicht mehr verlassen", so das Gelübde der OROs. Was die OROs zu dieser Zeit noch nicht wissen ist, dass der ultimative Weg der Superkarpata 2008 kurz vor ihnen liegt. Eine Abfahrt in einem Waldstück auf einem Serpentinenwanderweg! "50 x 50 x 400" (Anm: Auf einer Fläche von 50 x 50 Meter sind 400 Höhenmeter zu machen). Die Ungarischen sind offenbar ein paar Stunden zuvor diesen Weg gefahren, denn die Reifenspuren (die einzigen Simex mit 3 Mittelreihen im Bewerb) sind klar erkennbar.

Ein folgenschwerer Fahrfehler von Haasa rundet die Geschehnisse der letzten Tage ab: beim steilen Zurückschieben mit eingelegter vorderer Differentialsperre gibt er zu viel Gas und es macht einen ordentlichen Krach in der Vorderachse. Das Problem an einer geeigneten Stelle zu lokalisieren gestaltet sich sehr schwierig da der Bereich extrem eng ist. Ein Weiterfahren ohne Motorbremse an der Vorderachse wäre ein Showstopper und zudem noch sehr gefährlich. Das Problem muss an Ort und Stelle gelöst werden. Während Undertaker und Zwetschki den Wanderweg ins Tal marschieren und den Weg entsprechend "vorbereiten", versuchen Michi und Haasa den gelben Suzuki wieder zu reparieren.

Eine kurze Testfahrt diagnostiziert: an der linke Steckachse ist das Birfield-Gelenk gebrochen. Da das Team alle vier Steckachsen mit dabei hat, wird kurzerhand beschlossen, die Steckachse zu tauschen. Geschätzte Dauer: etwa sechzig Minuten. Die Überraschung kommt dann nach dreißig Minuten als die beiden feststellen, dass die linke Steckachse nicht kaputt ist. Haasa brüllt durch den Wald :"Hooooly shiiiiit!!!". Nun kann der Fehler nur am vorderen Differential oder an der rechten Steckachse liegen. Mangels Motivation wird dann beschlossen den restlichen Wanderweg ins Tal mit dem Defekt anzutreten. Schon nach zehn Meter ist klar: die Beiden haben die falsche Steckachse getauscht... Die weitere Talfahrt ist die Hölle. Motorbremse nur auf drei Räder (eingeschaltete Vorderachse-Sperre) und zudem wurde die vordere linke Bremsscheibe nach den Arbeiten nicht ordentlich entfettet. Haasas Suzuki ist an den steilen, schrägen und engen Passagen mit der rechten Fuß-Muskelkraft fast nicht zu bremsen. An manchen Stellen muss er von Michis Suzuki mit der Seilwinde gebremst bzw. abgeseilt werden. Im Tal angekommen überlegt man kurz die weitere Vorgangsweise. Das nicht zu verachtende Argument des Zeitdrucks entscheidet auf "nicht reparieren". Die OROs erreichen mit ziemlich viel Verspätung den Gipfel des Padis auf rund 1800m mit einer defekten rechten Vorderachse aber mit einem top funktionierendem Kreuzgelenk.

Der weitere Weg führt sie wieder talwärts in das Schigebiet um Stana del Vale wo das Nachtlager aufgeschlagen wird.

Unermüdlich nimmt Undertaker wiederum die Motorsäge um Feuerholz zu machen, trotzdem er in den letzten 12 Stunden mehr neben als im Auto verbracht hat. ORO diniert auf 1300m eine Knoblauchcremsuppe mit Speckstreifen und Schwarzbrotcroutons, Schweinsbraten mit Serviettenknödel und einen Ziegel Schokokuchen. Anschließend machen sich Haasa und Michi daran die rechte Steckachse zu tauschen. Plötzlich fängt Haasa mit öligen, dreckigen Fingern wild zu hüpfen und zu lachen an. Michi: "wos is jetzt los, drehst durch?" Haasa: "Na, mir is mei rechts Ei aus der Unterhosen grutscht und i kanns mir mit den öligen Fingern net gleichrichten... Zwetschki, kannst ma bitte helfen?"

Abfahrt auf einem Wanderweg

Reparatur der falschen Steckachse auf 1200m

Brems- und Lenkhilfe (keine vordere Motorbremse)

V-Gräben: eine rumänische Spezialität

Schweinsbraten.

Freitag 23. Mai
Ham&Eggs, ein Ziegel Schokokuchen, Kaffee, Tee. Morgenbesprechung. Haasa wirft einen Blick auf die Karte: "Wir haben es ja fast schon gschafft. Eigentlich ärgerlich... wenn wir des früher gwußt hätten, wären wir komplett im Korridor geblieben." Zwetschki: "Haasa, die zweite Etapp'n is auf zwa Karten aufgeteilt. Wir san ungefähr in da Mittn *gg*"

Was folgt an diesem Tag ist ein dreieinhalbstündiger Winchausflug in einem feucht-fröhlichen Mischwald wo vor den ORO's schätzungsweise 58 Autos durchgefahren sind. Während viel andere Teams die "normale" Spur durch den Wald nehmen, suchen sich die ORO's meist einfachere Umfahrungswege. Die defekte Hinterachssperre bei Michi wird an diesem Tage wirklich vermisst. Undertaker ist zum echten Windenhund mutiert. Entweder zieht er am Auto von Michi oder er schiebt den Suzuki über die schwierigen Passagen.

Am späten Nachmittag beschießt das Team die verbleibenden fünf Stunden auf den Samstag zu verschieben, da ein ausgesprochen schöner Platz für das Nachtlager gefunden wird. Das TV-Team der Superkarpata gesellt sich zu den ORO's und partizipiert von Undertakers Kochkunst. Gezeichnet, aber doch noch fähig auf eigenen Füßen zu stehen bereitet er bei strömenden Regen, außerhalb des Überzeltes das letzte Abendmahl. Vorspeise: Datteln im Speckmantel. Danach, auf Wunsch des Teams gibt es erneut Knoblauchcremsuppe mit Speckstreifen und Schwarzbrotcroutons und als Hauptspeise Spaghetti mit Zwiebel, Knoblauch, Speck und Ei. Nachspeise... ein Ziegel Nusskuchen. Was sonst. Wahnsinn.

...allerfeinster "Modder". Riecht wie es aussieht.

Michis Kampf mit tiefen Spurrillen

Steile Abfahrt in einem Bachbett

... und noch eine ...

V-Gräben: eine rumänische Spezialität ...

Michi an der Winch

Kochen im starken Regen: der Koch wird seiner Funktion mehr als gerecht.

Samstag 24. Mai
Ham&Eggs, ein Ziegel Schokokuchen, Kaffee, Tee. Morgenbesprechung. Haasa wirft wieder einen Blick auf die Karte: "Hehe.. des wird ja heut a Kinderjausn. Do is nur jetzt beim Wegfahren a kritische Stelle im Korridor". Undertaker: "Nein, das ist ganz einfach, weil i war heut in der Früh schon unterwegs und hab den Weg scho gefunden. Mei GPS hat a Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,2 km/h angezeigt :)". Sechs große, runde Kugelaugen starren auf Undertaker...

Das TV-Team genießt das Frühstück und verabschiedet sich. ORO bricht die Zelte ab und fährt drei Stunden, zum Teil auf extrem schlammigen Wegen, ins Ziel. Das Team hat in der zweiten Etappe nur 14 Minuten eines Jokers eingelöst.

Den Nachmittag verbringen Zwetschki und Haasa mit der Vernichtung der G'spritzten. Leider ist vom sechs Liter-Vorrat nur ein halber Liter übrig geblieben. So werden sie gezwungen den restlichen Wein im Hotel zu kaufen. Unglaubliche 4 Flaschen Weiswein trinken die beiden bis zur abendlichen Siegerehrung.

Beim Geplauder mit den anderen Teams erfährt das ORO Team, dass die Summit-Seekers kaum den Korridor verlassen haben. Ulf (Team DÖF, die Drittplatzierten der ersten Etappe) sagt sie seien relativ viel hinausgefahren. Zwetschki: "hm... wenn da Ulf sagt er is viel rausgefahren, dann ist er sicher fast gar net rausgefahren, wirst sehen". Fazit: ORO bangt um den vierten Platz...

Bei der Siegerehrung erfährt das Team, daß es in der zweite Etappe den zweiten Platz belegt hat. Mit nur einem Strafkilometer mehr als die Erstplatzierten der zweiten Etappe (Waldl). Ein Stafkilometer entspricht 250 Meter in natura...

Kurzum: Es reicht für den dritten Platz und das Team jubelt als gäbe es mehr kein morgen.
Weitere drei Flaschen Weißwein fließen in den Schlund von Zwetschki und Haasa, viele Dosen Bier in den Rachen von Undertaker und Michi. Es wird gefeiert bis 3:30 und eine neue Website wird geboren. http:www.mngtnh.com [doubleju doubleju doubleju dot meingottna dot com]

 

Fazit: Die schwerste und zugleich auch beste Superkarpata die ich erleben durfte.  1000 Dank an Willi. Wo hattest du eigentlich die Ziegel versteckt?

Kurz vor dem Ziel ...

Platz 3. Haasa kniet vor Joe
 





 
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