Das Geheimnis seines Erfolges:
Nissan Qashqai im Test
Kleine, kompakte Allradfahrzeuge mit PKW-ähnlicher Optik - vulgo "Crossovers" - boomen derzeit ganz gewaltig. Mit dem Qashqai hat Nissan das richtige Auto zur richtigen Zeit auf den Markt ...
30.07.2008
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... und feiert damit erstaunliche Verkaufserfolge. Wir haben uns den japanischen Topseller genauer angesehen.

Welchen Stellenwert der Qashqai für Nissan hat, dokumentiert sich am eindrucksvollsten in den aktuellen österreichischen Zulassungszahlen. Die Fakten. Im ersten Halbjahr 2008 wurden bei uns neu zugelassen: Nissan X-Trail: 416 Fahrzeuge. Note: 337. Micra: 301. Pathfinder: 42. Murano: 13. Patrol: 6. Nissan Qashqai: 2078. In Worten: Zweitausend. Und achtundssiebzig.

Das ist ein spektakuläres Ergebnis, das auch im boomenden Allradsegment seinesgleichen sucht. Der Crossover lässt bei den heimischen Verkaufs- und Zulassungszahlen sogar die meisten Billigstdorfer-PKW locker hinter sich. Da wirkt auch der vermeintliche Megaseller im Allrad- bzw. SUV-Segment, der vielgerühmte VW Tiguan, etwas blass um die Frontschürze. Der muss sich, gegen alle Erwartungen, derzeit mit Platz 2 begnügen - mit einem nicht unbedeutenden Rückstand auf unseren Testkandidaten.

Mit Verlaub: Der aktuellen Qashqai-Werbelinie haftet ein bisschen Seltsamkeit an: Ja, die Randsteine in der Stadt sind zum Teil verflucht hoch. Aber das Prädikat "urban proof" damit zu begründen, dass der Qashqai eine gute Bodenfreiheit hat, ist - nun, seltsam eben. Den Käufern geht's logischerweise um etwas ganz anderes: Halbwegs kompakt und einigermaßen sparsam muss ein moderner Allradler sein, wendig in der Stadt und dennoch autobahntauglich. Die hohe Sitzposition wird geschätzt. Das Sicherheitsplus eines selbsttätigen Allradantriebes zieht sogar Käufer aus dem Segment der Minivans ab. Individualität und ein Quäntchen Abenteuerfeeling sind dann nur noch das Sahnehäubchen.

Nissan ist mit dem Crossover ein ganz großer Wurf gelungen. Nicht nur, dass er den genannten Anforderungen exakt entspricht. Der Qashqai präsentiert sich noch dazu als komplettes, ausgereiftes und exzellent verarbeitetes Auto. "Qashqai - unaussprechlich gut" könnte also ein adäquater Slogan lauten.

Wir konnten die Version mit dem großen Diesel testen, ein 2 Liter großes Common-Rail-Aggregat mit stolzen 150 PS. Ein sehr cooler Motor - geschmeidig, drehfreudig, mit satten 320 Newtonmetern Drehmoment durchaus potent für alle nur erdenklichen Fahrsituationen. Das im Testwagen eingebaute 6-Gang-Schaltgetriebe gefiel nicht weniger: Exakt zu schalten, die Gänge sauber aufeinander abgestimmt. Fünfter und sechster Gang sind äußerst lang ausgelegt, was hohe Autobahngeschwindigkeiten bei moderaten, Sprit sparenden Drehzahlen ermöglicht. Das heißt aber auch: Sollten Sie die seltene Chance haben, auf der Wiener Südosttangente 80 km/h zu fahren, erledigen sie das am besten im 4.Gang. Schalten sie einen Gang höher, besteht die Gefahr, ins berühmt-berüchtigte Turboloch zu fallen.

Dennoch machte uns jeder einzelne Kilometer Spaß: Ein echter Freudenspender war das wunderbare, straffe Fahrwerk mit PKW-Manieren in Kombination mit der überaus präzisen und direkten Lenkung. Sie geben dem nicht allzu hoch bauenden Qashqai einen bemerkenswert sportlichen Touch.

Ach ja: Allradantrieb hat er auch, der Nissan. Der ist über einen Drehschalter an der Mittelkonsole auch während der Fahrt zuschaltbar. Dazu kann auch eine Einstellung gewählt werden, bei der das Antriebsmoment zu gleichen Teilen zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt wird. Von Ausflügen ins schwerere Gelände raten wir dennoch ab: Das ist nicht gerade sein Stammrevier. Nicht vergessen: Wir sitzen in einem Crossover. Freuen Sie sich also darüber, dass glatte Schneefahrbahnen ihren Schrecken verlieren. Aber vermeiden Sie es, den Qashqai ins Gemüse zu hetzen.

Auch der Innenraum konnte nahezu vorbehaltlos gefallen: Dort herrscht Nissan-typische Aufgeräumtheit. Ohne Spezialeffekte. Aber die saubere Verarbeitung, eine tadellose Ergonomie und gute Platzverhältnisse erfreuen dennoch. Letztere auch in der zweiten Reihe, trotz der nach hinten deutlichen abfallenden Dachlinie. Für das Urlaubsgepäck einer vierköpfigen Familie reicht der Platz auch allemal.

Etwas gewöhnungsbedürftig: Die gekrümmte Frontscheibe, die den Ausblick nach vorne interessanterweise deutlich verzerrt. Und zwei Schmankerl der von uns gefahrenen "tekna"-Topversion gab es, die uns nicht so gut gefielen: Beim Casting für die Sprecher des Navigationssystemes hätte man sich regional nicht auf Norddeutschland beschränken sollen - das kommt bei manchen alpenländischen Kunden wohl nicht so gut.

Und durch das optisch wunderbare, aber nicht zu öffnende Panorama-Glasdach knallte die Sonne derart heftig auf die Geheimratsecken des Testers, dass diese fast zu dampfen begannen - zum Glück gibt's eine elektrisch ausfahrbaren, blick- und sonnendichten Dachhimmel.

Kleinigkeiten, die den überaus positiven Gesamteindruck des Qashqai in keiner Weise schmälern. Mit der für den Herbst angekündigten siebensitzigen Variante ("Qashqai +2") könnte Nissan seine Marktführerschaft noch weiter ausbauen. Absolut verdient, trauen wir uns zu sagen.

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Mehr Infos zum Qashqai bei uns:
Ab Herbst: Nissan Qashqai als Siebensitzer
4x4-Zulassungen 2008 in Österreich
Unser Test-Qashqai als Wallpaper

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Gelb vor Neid wird nur die Konkurrenz - angesichts der Verkaufserfolge des Qashqai

 
Fotos: gelaendewagen.at
 

Nissan Qashqai 2.0 dci DPF "Tekna":
Die Daten


Länge/Breite/Höhe:
4.315/1.783/1.606 mm

Motor:
2,0 L Dieselmotor mit Common-Rail-Einspritzung, 4 Zylinder, 1.994 cm3, 150 PS, max. 320 Nm bei 2.000 U/min, Oxikatalysator,  Dieselpartikelfilter

Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe (optional 6-Gang-Automatik)

Höchstgeschwindigkeit:
190 km/h

Verbrauch: 6,9 l Diesel gesamt

CO2-Emissionen: 184 g/km

Allradantrieb: "All-Mode"-4x4-System (satndard Vorderradantrieb, per Drehknopf in der Mittelkonsole kann Allradantrieb dazugeschaltet werden, fixe Kraftverteilung Vorder-/Hinterachse ebenfalls möglich)

Basisausstattung (Auszug): 16"-Stahlfelgen, Fahrer-, Beifahrer-, Kopf- und Seitenairbags, ABS+EBD, Bordcomputer, ESP, elektr. Fensterheber, ISOFIX, manuelle Klimaanlage, Wegfahrsperre, Zentralverriegelung

Zusatzausstattung "Tekna" (Auszug):
17"-Leichtmetallfelgen. CD-Wechsler 6-fach, Einparkhilfe hinten, "Intelligent Keys", Panorama Glasdach, Ledersitze, Sitzheizung vorne, Xenon, Tempomat, Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, Regensensor

Preis: € 32.002, 00
(4x4-Modelle ab € 24.619,20)
 

 
 
 

gelaendewagen.at Test Nr. 59





 
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