Mongol Rally: Grüße aus Samara ... unser Team Edelweiß live!
7 Tage sind sie nun bereits "on tour", unser österreichisches
Team bei der Mongol Rally 2008. 3.700 Kilometer haben sie auf
ihrem Weg nach Ulan Bator bereits zurück gelegt und haben uns
aus Samara, der russischen Stadt an der Wolga, einen ersten
Zwischenbericht geschrieben ...
Dobre Djen!
Heute ist unser siebter Tag „On the Road“. Wir befinden uns in
Russland, genauer gesagt in Samara, etwa700km südöstlich von
Moskau. Heidis Kilometerzähler zeigt 133.550km an, somit haben
wir bereits knapp 3.700km zurückgelegt. Und eines kann man mit
Sicherheit behaupten – langweilig wurde uns bisher nicht!
Zählen wir Österreich und Deutschland mit, dann ist das Land des
Vodkas die Nummer 5 auf unserer Liste der zu durchquerenden
Staaten. Drei Polizeikontrollen mussten wir bisher über uns
ergehen lassen, einmal mussten wir bezahlen (20 USD wegen
Raserei in der Ukraine – 97km/h anstatt 60km/h). Etwa 220 Liter
Sprit hat Heidi schon geschluckt, der Benzinpreis pro Liter ist
mittlerweile von € 1,55 in Deutschland auf etwa 0,70 Cent hier
in Russland gefallen – das ist sehr angenehm angesichts der doch
etwas ausgedehnteren Distanzen, die zu bewältigen sind. Dass der
Sprit seit Überquerung der ukrainischen Grenze stinkt wie die
Hölle und wir aufgrund der unglaublich intensiv qualmenden LKWs
beinahe schon an einer Abgasvergiftung leiden, sei nur nebenbei
erwähnt.
Was bisher geschah: Über Passau ging es vergangenen Sonntag zur
Start-Party nach Klenova in den Westen von Tschechien. Das Camp
bietet einiges für die Augen. Ein teilnehmendes Auto ist bunter
und schräger als das Andere. Mit dabei auch einige Fahrzeuge der
„Africa Rally“ - einer „Pionier-Rallye“, die von London nach
Kamerun führt – es gelten die gleichen Regeln wie bei der Mongol
Rally... Nach einer groovigen Party in faszinierend
mittelalterlichem Ambiente und einer feuchten Nacht im Zelt geht
es am Sonntag dann etwas zerdrückt Richtung Osten.
Tschechien war schnell durchquert, das Straßennetz ist gut
ausgebaut, der Verkehr hielt sich in Grenzen. Unser Radio gab
nach relativ kurzer Zeit den Geist auf, Hari konnte ihn aber bei
einem Tankstop relativ schnell wieder in Gang setzen. Polen
begrüßte uns mit freundlichen Menschen, einer sauberen und
schönen Gegend sowie etwas schlechteren Pisten, unser Fahrwerk
entpuppte sich schon da als völlig überfordert. Die Blattfedern
waren nach 22 Jahren in keinem guten Zustand mehr und unser
Federweg hinten war auf einige Zentimeter geschrumpft. Keine
guten Voraussetzungen für das, was uns bevorstehen würde. Kurzum
entschlossen wir, dem Problem noch in Polen entgegen zu wirken,
wir gönnten der Heidi in Bielsko Biala neue Federn, seither
haben wir ein Fahrwerk vom Feinsten! Und unsere Entscheidung
entpuppte sich nach Einreise in die Ukraine als goldrichtig. Es
war bereits dunkel, als wir nach nur einstündiger, problemloser
Grenzabfertigung in der Ukraine ankamen. Der Regen erschwerte
uns die Sicht, und die Straßen, welche wir hier vor fanden,
würden bei uns teilweise nicht mal als Solche bezeichnet werden.
Auf einwandfreie Passagen folgten tiefe, Schlagloch übersäte und
mit Spurrillen durchzogene Rüttelpisten. Heidi meisterte diese
Hindernisse mit Bravur, wir wurden erstmals richtig schön
durchgeschüttelt. Gut, dass Heidi neue Federn hat...
Die Ukraine in Kurzform: Nachtfahrt bis 03:30, Strafe Zahlen (Hari
ist gefahren), schlechte Straßen, ein erfrischendes Bad im
Dnjepr bei Kiev, erfolglose Suche nach Chernobyl und
gleichzeitig erster ernsthafter Offroad-Ausritt von Heidi, ein
gebrochener Dachträger und erste Nacht ohne Regen.
Tag 5 brachte uns dann an die gefürchtete russische Grenze. Doch
wider Erwarten dauerte diese Passage lediglich 5 ½ Stunden,
dreimalige Kofferraum-Durchsuchungen und einige Irrwege zwischen
diversen Bürocontainern. Ging doch ziemlich problemlos! Die
Straßen in Russland sind sehr konträr. Mal schmal, mal breit,
dann wieder ruppig oder eben. Also alles in Allem sehr
abwechslungsreich – Sekundenschlaf gibt’s hier wahrscheinlich
nicht, man muss immer hoch konzentriert bei der Sache sein...
Dieser Tag bescherte uns noch eine heftige Überraschung. Unsere
(leeren) Benzinkanister machten sich bei etwa 80 km/h unter
lautem Poltern selbstständig. Glücklicherweise war kein anderes
Fahrzeug hinter uns, sonst hätten wir sicher gröbere Probleme
gehabt! Und als Draufgabe ist uns kurz darauf auch noch der
Benzin ausgegangen! Zuviel getratscht und nicht auf die Tankuhr
geschaut! Es stellte sich heraus, dass Autostopp in Russland
recht gut funktioniert und sich vor allem die Fernfahrer über
(vor Allem ausländische) Gesellschaft freuen...
Im Übrigen hat sich das Wetter beruhigt, es ist herrlich
sommerlich warm – auch während der Nacht. Die Gegend ist recht
abwechslungsreich - endlose, goldene Weizenfelder wechseln sich
mit dichtem Wald, Gräben und sanften Hügeln ab. Camping ist um
ein Vielfaches leichter als gedacht. Einige hundert Meter
abseits der Straße findet man immer wieder versteckte Nischen.
Fährt man noch etwas weiter, ist man schlussendlich ganz
alleine.
Auch der gestrige Tag sollte in uns keine Langeweile aufkommen
lassen. Wir haben festgestellt, dass unsere Kreditkarte nun doch
nicht mehr so beliebt ist und müssen uns ab nun darauf
einstellen, immer genug Bargeld zum Tanken eingesteckt zu haben.
Unser Gasseil hat sich zudem am Motor-seitigen Ende in seine
Bestandteile zerlegt. Hari hat sich wieder mal als „Master of
Improvisation“ bewiesen und den Schaden in weniger als 20
Minuten repariert.
Abends haben wir einen vermeintlich idyllischen Platz an einem
herrlich erfrischenden Fluss zu unserem Nachtlager erklärt, die
Myriaden an Stechmücken die es dort gab haben uns diese
Entscheidung sicherlich nicht übel genommen.
So, und nun sitzen (bzw. liegen) wir gerade im „Hotel Volga“ in
der Millionenmetropole Samara. Heute wollen wir es uns mal so
richtig gemütlich machen, gepflegt essen gehen und ein wenig den
schönen Russinnen mit ihren kurzen Röcken hinterher sehen. Die
Stadt hat nämlich nur zwei sehenswerte Dinge zu bieten:
Kilometerlange Sandstrände an der Wolga und jede Menge Anna
Kurnikova – Doubles.