Mongol Rally: Grüße aus Samara ... unser Team Edelweiß live!
7 Tage sind sie nun bereits "on tour", unser österreichisches Team bei der Mongol Rally 2008. 3.700 Kilometer haben sie auf ihrem Weg nach Ulan Bator bereits zurück gelegt und haben uns aus Samara, der russischen Stadt an der Wolga, einen ersten Zwischenbericht geschrieben ...

home szene 

 

26.07.2008

Teil 1: Den lesen Sie gerade ...
Teil 2: Heidi fährt noch: Team Edelweiß ist schon in der Mongolei
Teil 3: They did it! Team Edelweiß hat's geschafft!

Worum's geht:
  Ab in den Osten: 2 Oberösterreicher starten bei der Mongol Rally 2008


Dobre Djen!
Heute ist unser siebter Tag „On the Road“. Wir befinden uns in Russland, genauer gesagt in Samara, etwa700km südöstlich von Moskau. Heidis Kilometerzähler zeigt 133.550km an, somit haben wir bereits knapp 3.700km zurückgelegt. Und eines kann man mit Sicherheit behaupten – langweilig wurde uns bisher nicht!

Zählen wir Österreich und Deutschland mit, dann ist das Land des Vodkas die Nummer 5 auf unserer Liste der zu durchquerenden Staaten. Drei Polizeikontrollen mussten wir bisher über uns ergehen lassen, einmal mussten wir bezahlen (20 USD wegen Raserei in der Ukraine – 97km/h anstatt 60km/h). Etwa 220 Liter Sprit hat Heidi schon geschluckt, der Benzinpreis pro Liter ist mittlerweile von € 1,55 in Deutschland auf etwa 0,70 Cent hier in Russland gefallen – das ist sehr angenehm angesichts der doch etwas ausgedehnteren Distanzen, die zu bewältigen sind. Dass der Sprit seit Überquerung der ukrainischen Grenze stinkt wie die Hölle und wir aufgrund der unglaublich intensiv qualmenden LKWs beinahe schon an einer Abgasvergiftung leiden, sei nur nebenbei erwähnt.

Was bisher geschah: Über Passau ging es vergangenen Sonntag zur Start-Party nach Klenova in den Westen von Tschechien. Das Camp bietet einiges für die Augen. Ein teilnehmendes Auto ist bunter und schräger als das Andere. Mit dabei auch einige Fahrzeuge der „Africa Rally“ - einer „Pionier-Rallye“, die von London nach Kamerun führt – es gelten die gleichen Regeln wie bei der Mongol Rally... Nach einer groovigen Party in faszinierend mittelalterlichem Ambiente und einer feuchten Nacht im Zelt geht es am Sonntag dann etwas zerdrückt Richtung Osten.

Tschechien war schnell durchquert, das Straßennetz ist gut ausgebaut, der Verkehr hielt sich in Grenzen. Unser Radio gab nach relativ kurzer Zeit den Geist auf, Hari konnte ihn aber bei einem Tankstop relativ schnell wieder in Gang setzen. Polen begrüßte uns mit freundlichen Menschen, einer sauberen und schönen Gegend sowie etwas schlechteren Pisten, unser Fahrwerk entpuppte sich schon da als völlig überfordert. Die Blattfedern waren nach 22 Jahren in keinem guten Zustand mehr und unser Federweg hinten war auf einige Zentimeter geschrumpft. Keine guten Voraussetzungen für das, was uns bevorstehen würde. Kurzum entschlossen wir, dem Problem noch in Polen entgegen zu wirken, wir gönnten der Heidi in Bielsko Biala neue Federn, seither haben wir ein Fahrwerk vom Feinsten! Und unsere Entscheidung entpuppte sich nach Einreise in die Ukraine als goldrichtig. Es war bereits dunkel, als wir nach nur einstündiger, problemloser Grenzabfertigung in der Ukraine ankamen. Der Regen erschwerte uns die Sicht, und die Straßen, welche wir hier vor fanden, würden bei uns teilweise nicht mal als Solche bezeichnet werden. Auf einwandfreie Passagen folgten tiefe, Schlagloch übersäte und mit Spurrillen durchzogene Rüttelpisten. Heidi meisterte diese Hindernisse mit Bravur, wir wurden erstmals richtig schön durchgeschüttelt. Gut, dass Heidi neue Federn hat...

Die Ukraine in Kurzform: Nachtfahrt bis 03:30, Strafe Zahlen (Hari ist gefahren), schlechte Straßen, ein erfrischendes Bad im Dnjepr bei Kiev, erfolglose Suche nach Chernobyl und gleichzeitig erster ernsthafter Offroad-Ausritt von Heidi, ein gebrochener Dachträger und erste Nacht ohne Regen.

Tag 5 brachte uns dann an die gefürchtete russische Grenze. Doch wider Erwarten dauerte diese Passage lediglich 5 ½ Stunden, dreimalige Kofferraum-Durchsuchungen und einige Irrwege zwischen diversen Bürocontainern. Ging doch ziemlich problemlos! Die Straßen in Russland sind sehr konträr. Mal schmal, mal breit, dann wieder ruppig oder eben. Also alles in Allem sehr abwechslungsreich – Sekundenschlaf gibt’s hier wahrscheinlich nicht, man muss immer hoch konzentriert bei der Sache sein... Dieser Tag bescherte uns noch eine heftige Überraschung. Unsere (leeren) Benzinkanister machten sich bei etwa 80 km/h unter lautem Poltern selbstständig. Glücklicherweise war kein anderes Fahrzeug hinter uns, sonst hätten wir sicher gröbere Probleme gehabt! Und als Draufgabe ist uns kurz darauf auch noch der Benzin ausgegangen! Zuviel getratscht und nicht auf die Tankuhr geschaut! Es stellte sich heraus, dass Autostopp in Russland recht gut funktioniert und sich vor allem die Fernfahrer über (vor Allem ausländische) Gesellschaft freuen...

Im Übrigen hat sich das Wetter beruhigt, es ist herrlich sommerlich warm – auch während der Nacht. Die Gegend ist recht abwechslungsreich - endlose, goldene Weizenfelder wechseln sich mit dichtem Wald, Gräben und sanften Hügeln ab. Camping ist um ein Vielfaches leichter als gedacht. Einige hundert Meter abseits der Straße findet man immer wieder versteckte Nischen. Fährt man noch etwas weiter, ist man schlussendlich ganz alleine.

Auch der gestrige Tag sollte in uns keine Langeweile aufkommen lassen. Wir haben festgestellt, dass unsere Kreditkarte nun doch nicht mehr so beliebt ist und müssen uns ab nun darauf einstellen, immer genug Bargeld zum Tanken eingesteckt zu haben. Unser Gasseil hat sich zudem am Motor-seitigen Ende in seine Bestandteile zerlegt. Hari hat sich wieder mal als „Master of Improvisation“ bewiesen und den Schaden in weniger als 20 Minuten repariert.
Abends haben wir einen vermeintlich idyllischen Platz an einem herrlich erfrischenden Fluss zu unserem Nachtlager erklärt, die Myriaden an Stechmücken die es dort gab haben uns diese Entscheidung sicherlich nicht übel genommen.

So, und nun sitzen (bzw. liegen) wir gerade im „Hotel Volga“ in der Millionenmetropole Samara. Heute wollen wir es uns mal so richtig gemütlich machen, gepflegt essen gehen und ein wenig den schönen Russinnen mit ihren kurzen Röcken hinterher sehen. Die Stadt hat nämlich nur zwei sehenswerte Dinge zu bieten: Kilometerlange Sandstrände an der Wolga und jede Menge Anna Kurnikova – Doubles.

Dosvedanje,

Team Edelweiss (Hari und Andi)

 





 
(c) allradnews.at & gelaendewagen.at