Allein in den ersten 6 Monaten seit Produktionsbeginn wurden
nämlich nicht weniger als 30.000 Fahrzeuge gebaut - in
Österreich schon deutlich über 500 verkauft. Dass die
Auftragsbücher voll sind, hat Ford wohl der überaus gelungenen,
deutlich sportlich orientierten Optik des Neueinsteigers und
seiner schon im Basismodell exzellenten Ausstattung zu
verdanken. Zur Relativierung der Anfangsbegeisterung sei
dazugesagt - das alles bei "SUV-typischem" Preisniveau.
Vorab: Zur konsequenten Umsetzung des "Kinetic Design",
wie die neue Optik der Europa-Modelle genannt wird, kann man
Ford nur gratulieren. Das Kinetic Design ist eine kompromisslos
auf attraktive Sportlichkeit und Modernität reduzierte Ästhetik.
So hebt es den Focus optisch über den 08/15-Mitbewerb im
PKW-Bereich und macht den Kuga zum Hecht im
Midsize-SUV-Karpfenteich.
Während viele Mitbewerber designtechnisch maximal mitschwimmen
wollen, hat Ford eine völlig eigenständige Optik entwickelt. Und
während den Designern bei vielen SUVS nach dem Entwurf der
Frontpartie die kreative Luft ausgegangen zu sein scheint, ist
der Ford Kuga von den Scheinwerfern bis zur Heckklappe
konsequent durchgestylt.
Der sportlich-moderne Eindruck der Außenhaut setzt sich
im Innenraum nahtlos fort. Erster Hingucker: Die schon im
Basismodell vorhandenen Sportsitze - im Falle unseres
Testwagens sogar in Teilleder und mit einem farblich
abgesetzten, die Sportlichkeit noch betonenden Mittelstreifen.
Sie umschließen den Fahrerkörper mit ihren weit nach vorne
gezogenen Wangen wie ein Maßanzug und bieten speziell im
Rückenbereich SUV-untypischen, weil exzellenten Seitenhalt.
Der Fahrer freut sich dazu generell über gute Platzverhältnisse,
die Knie können außen auf absolut glatten Flächen angelegt
werden - so kann man sich bei schnell durchfahrenen Kurven im
Auto richtiggehend "verkeilen" und benötigt nicht die Arme, um
sich am Lenkrad "festzuhalten".
Den weniger sportlich, sondern eher ästhetisch orientierten
Kuga-Interessenten sei gesagt, dass das Interieur durch eine
mehr als zufrieden stellende Materialanmutung glänzt: Das
Lenkrad ist schon beim Basismodell lederbezogen, die
verwendeten Kunststoffe und die Aluapplikationen wirken
hochwertig.
Nicht ganz so glücklich wie Fahrer und Beifahrer werden die
Passagiere sein, die nur in der zweiten Reihe Platz
gefunden haben. Hier ist die Kniefreiheit nicht übermäßig
gut. Bis zu einer geschätzten Körpergröße von 1,75 Metern dürfte
es noch ganz gut gehen, für größere Gewachsene wird's ziemlich
eng. Eine Überraschung hingegen - weil man das dem Kuga von
außen nie zutrauen würde: Der Kofferraum ist recht groß -
410 Liter Volumen bietet er mindestens, bei umgelegter 2.
Sitzreihe sind's offiziell sogar 1.405 Liter. Und wahrscheinlich
- wir haben es nicht ausprobiert - ist der Kuga so auch
fahrradkompatibel. Eine praktische Lösung ist die zweifach
öffnende Heckklappe: An der im Normalfall komplett nach oben
schwenkenden Tür kann auch nur die Scheibe geöffnet werden, um
ohne Kraftanstrengung schnell kleinere Gegenstände im Kofferraum
abzulegen.
Erwähnenswert: Das "Keyless"-System, ebenfalls
serienmäßig: Es reicht, den Schlüssel in der Tasche zu haben, um
mit dem Kuga wegzufahren. Die "Anwesenheit" des Schlüssels
reicht, um die Türen öffnen zu können und den Motor wird mittels
Starknopf am Armaturenbrett in Gang zu bringen. Warnung an
Paranoiagefährdete an dieser Stelle: Sie werden nie, nie, nie
überprüfen können, ob Sie den Wagen eh zugesperrt haben, wenn
Sie ihn allein irgendwo zurücklassen müssen. Außer Sie übergeben
den Schlüssel nach dem Zusperren einem Menschen Ihres Vertrauens
und bitten ihn, sich ums nächste Hauseck zu verkrümeln.
Scherz beiseite: Der Kuga ist so gelungen, dass man ihn ohnehin
kaum jemals irgendwo abstellen möchte. Dies auch wegen des
durchaus adäquaten "Duratorq"-Motors mit 2 Litern
Hubraum, aus denen 136 PS geschöpft werden.
Ausgezeichnet schallgedämmt dringen seine Arbeitsgeräusche kaum
ins Innere durch. Zwar teilt er das Schicksal seiner ebenso
relativ kleinvolumigen Konkurrenz in Form eines nicht
unbedeutenden Turboloches im Drehzahlkeller, jenseits der
siebzehn-, achtzehnhundert Umdrehungen entwickelt der Diesel
aber ein Kraft, dass es eine Freude ist. Vehemente Antritte und
saubere Spurts (fast) aus dem Stand sind so möglich. Gekoppelt
ist der Motor mit einem Schaltgetriebe, dessen 6 Gänge
über einen äußerst kurzen Hebel ein wenig knochig, im
wesentlichen aber problemfrei und präzise sortiert werden
können.
An der genannten Motor-/Getriebekombi führt derzeit noch kein
Weg vorbei - erst für 2009 hat Ford die Einführung einer
Alternative in Form des bereits aus dem Focus ST bekannten,
2,5 Liter Turbo-Benziners mit 200 PS angekündigt. Für
dieses Aggregat wird es dann optional auch eine
5-Stufen-Automatik geben.
Allradantrieb hat der Kuga übrigens auch - im Topmodell
"Titanium" sogar serienmäßig. Er werkt ohne Zutun des Fahrers
permanent und sorgt mittels elektronischer
Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse sowie
einer Haldexkupplung primär für sauberes Fahrverhalten
und Sicherheit auf Asphalt. Davon, dass Ford bei der Vorstellung
des Konzeptfahrzeuges "iosis-X", dem Urkonzept des Kuga, noch
recht vollmundig von "voller Geländetauglichkeit" gesprochen
hat, ist beim Serienmodell nicht allzu viel übrig geblieben.
Doch wir haben es längst - zähneknirschend, aber doch - zur
Kenntnis genommen, dass echte Offroadtauglichkeit längst nicht
mehr dem Trend entspricht und deshalb auch nicht mehr angeboten
wird.
Auf der Straße, wie gesagt, spielt der Allradantrieb
seine Vorteile und sein Sicherheitsplus aus. Wie überhaupt der
Kuga auch bei hohen Geschwindigkeiten jederzeit unkompliziert zu
bewegen ist und die längste Zeit über neutral und gut
kontrollierbar bleibt - ganz im Stile des PKW-Schwesternschiffs
Focus.
Ford hat uns für unseren Test das Topmodell "Titanium"
zur Verfügung gestellt - noch dazu angereichert um fast alle
Extras, die darüber hinaus noch bestellt werden können. So
durften wir uns nicht nur an der wirklich guten (Details:
siehe Infobox rechts) Basisausstattung des Kuga, speziell
im Bereich der Sicherheit, erfreuen, sondern auch an diversen
Schmankerl, die ein autobegeistertes Leben erst so richtig nett
machen: Besonders hübsche Alufelgen machten den Wagen
optisch noch ein wenig sportlicher, die 2-Zonen-Klimaanlage sorgte für angenehmes Raumklima. Der
Regensensor überraschte zwar manchmal mit interessanten
Interpretationen der aktuellen Wetterlage, das gegen Aufpreis
zum "Titanium" erhältliche und ebenfalls eingebaute
Zentraldisplay mit Audio-, Klima- und Navigationssteuerung
entschädigte uns dafür aber locker. Hier erlauben wir uns, in
den Disziplinen "Ergonomie" und "Funktionsumfang" eine glatte 1
zu vergeben. Empfehlung der Redaktion: Mitkaufen - auch wenn es
mit knapp 3.000 Euro nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen
ist.
Dank der überaus überzeugenden Audiofunktionen erfuhren
wir unter anderem - weil's direkt am Display gut leserlich
angezeigt wird - dass auf FM4 das neue Album von "A life, A
Song, A Cigarette" derzeit rauf und runter gespielt wird.
Durchaus gefälliger Brit-Pop (aus Österreich) übrigens, darf
verraten werden - und so passend zum modernen Habitus des Kuga.
Natürlich ist das eine andere Geschichte - sie hat uns unsere
Testfahrt im Kuga aber noch angenehmer gemacht.
Nach knapp zweiwöchigem Test blieb ein überaus stimmiges
Gesamtbild vom Kuga. Wunderbar anders und modern präsentiert
sich Fords neue SUV, schon die Basisausstattung ist
hervorragend, mit dem Modell "Titanium" bleibt dann kaum ein
Wunsch unerfüllt. Dazu eine ansprechende Motor-/Getriebekombi
und tadellose Fahrleistungen.
"I like it, I love it" von "Lyrics Born" hat es bei der Rückgabe
des Kuga an den Ford Konzern übrigens auf FM4 gespielt - wie
passend.