Zum Megakonzern General Motors gehören unter anderem die
Marken Buick, Cadillac, Hummer, Saturn, Chevrolet, Opel und
Daewoo. Da liegt es auf der Hand, dass Synergiepotenziale
erkannt und genutzt werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die
Plattform, auf der der Chevrolet Captiva basiert: Die wurde
von Daewoo entwickelt und kommt nicht nur bei unserem
Testfahrzeug, sondern auch beim Opel Antara und dem -
hauptsächlich in den USA bekannten - Saturn Vue zum
Einsatz.
In Österreich werden - im Unterschied zu vielen anderen Ländern
außerhalb Europas - sowohl Antara als auch der Chevy angeboten.
Das Preisniveau der Beiden ist ähnlich, und so verkaufen
sie sich auch annähernd gleich: Jeweils knapp über 400
Fahrzeuge fanden in den ersten 7 Monaten des Jahres 2008
einen Käufer. Keine Rede also davon, dass sich deutsche Autos
bei uns noch immer deutlich besser verkaufen als alle anderen. Das
hätte sich der Chevrolet Captiva auch nicht verdient, denn er konnte im Test durchaus gefallen.
In Zeiten, in denen SUVs immer mehr wie Standard-Familien-Vans
aussehen, erfreuten wir uns allein schon an Äußerlichkeiten, der
Bulligkeit und Hochbeinigkeit eines Allradlers, aber auch an
der gefälligen Linienführung eines modernen SUV. Recht interessanter Effekt:
Helle Lackfarben mit ihrem Kontrast zur dunkelgrauen
Kunststoffumrahmung geben dem Captiva eine deutlich sportliche
Note, während dunkle Lacke und entsprechend fehlende Kontraste
die Eleganz der Karosserie in den Vordergrund treten lassen.
Schön ist jedefalls, dass man bei Chevrolet auf übertriebene Designakzente
wie extrem über die Kotflügel gezogene Scheinwerfer und
ähnlichen Tand verzichtet hat. Allein schon durch diesen
dezenten, aber dennoch gelungenen Auftritt hebt
sich der Wagen positiv vom Mitbewerb ab.
Der Innenraum der von uns gefahrenen "LT"-Version steht
diesem Ersteindruck um nicht viel nach: Zwar sitzt man
nur auf "Teilkunstleder", Optik und Haptik sind aber durchaus
passabel. Beeindruckt hat uns speziell das Platzangebot
auf den beiden Sitzreihen und - ganz besonders - im Laderaum.
Da verstecken sich bei der fünftürigen Variante im Boden noch
zusätzlich sehr große Staufächer. Auf die man in der
siebensitzigen Variante aber naturgemäß verzichten muss, da
wird dieser Platz von der versenkbaren 3. Sitzreihe in Anspruch
genommen.
Auffällig ist das überraschend große, hübsch mit Leder
bezogene Lenkrad. Auch der Schaltknauf ist elegant
lederumhüllt, im Kontrast dazu dafür wirken die
Plastikzierleisten in Aluoptik und die weißen Einfassungen von
Tacho und Drehzahlmesser ein wenig gewöhnlich.
Nicht zur Gänze glücklich gemacht hat uns die Ergonomie:
Die zentrale Armaturentafel wirkt mit ihrer Vielzahl an Knöpfen,
Schaltern und Drehreglern ein wenig überladen, die Bedienung der
Klimaanlage und des Radios während der Fahrt sind nicht ganz
einfach.
Über 93 Prozent aller Captiva-Käufer entscheiden sich
noch immer für einen Dieselmotor, wobei es mit einem 2,4
Liter Vierzylinder und einem 3,2 Liter Sechszylinder auch 2
passable Benziner im Angebot gäbe. Den knapp 2 Liter
großen Diesel bietet Chevrolet mit 150 oder
steuerlich günstigeren 127 PS, wobei der
Drehmomentunterschied zwischen den beiden Aggregaten -
320 zu 295 Newtonmeter - deutlicher spürbar ist, als es
Zahlen ausdrücken können. Das Plus an Punch des stärkeren Motors
schlägt sich nur unbedeutend im Verbrauch nieder -
vernünftige 7,6 Liter verbraucht im Schnitt die 150
PS-Variante, 7,2 Liter jene mit 127 PS. In CO2 ausgedrückt heißt
das: 197 zu 188 Gramm pro Kilometer.
Ein vertretbarer Anstieg, meinen wir - auch wenn uns Greenpeace
für diese Aussage wohl hasst. Denn der knapp 1800 Kilogramm
schwere Captiva verlangt nach einem kräftigen Motor. Den hat
er mit dem 150 PS Common Rail Aggregat auch, ohne dass er damit
sportliche Höchstleistungen erzielen könnte. Flottes Vorankommen ist durchaus möglich, nur aus dem
Stand und bei der Beschleunigung aus Minimaltempo - Stichwort:
"Rollstopps" - gilt es ein massives Turboloch zu
überwinden. Speziell im Stadtverkehr ist diese Anfahrschwäche
recht lästig.
Darum geht's ab auf die Landstraße: Hier auf Touren gehalten
lässt der Motor dieses Manko schnell wieder vergessen, jetzt
bewährt sich auch das recht gut zu schaltende 5-Ganggetriebe
so richtig.
Es ist sauber abgestuft und bietet hübsch kurze Schaltwege.
In
flotteren Kurven zeigt der hochbeinige Captiva dann aber wieder
kleine Schwächen: Kräftige Seitenneigungen lassen den
Fahrer früh den Gasfuß lüpfen, die indirekte und gefühlsarme
Lenkung verstärkt noch den Eindruck, dass der Wagen kräftig
untersteuert. Also doch noch ein paar Amerikanismen im
Chevy. Wir nehmen es ihm nicht übel, vergegenwärtigen uns, dass
wir ja in einem hoch bauenden SUV sitzen und gehen die nächsten
Kurven etwas gemächlicher an.
Der Captiva will kein Van sein, ist aber auch sicherlich kein
Geländewagen. Ein permanenter Allradantrieb, der für den
Fahrer ganz unsichtbar seine Dienste verrichtet, ist in den
höheren Ausstattungsvarianten zwar serienmäßig mit an Bord und
bietet auch die Möglichkeit, einmal befestigte Straßen zu
verlassen. Primär wird er aber dort seine Dienste zur Verfügung
stellen, wo der Chevy von seinen Fahrern zu 99,9 Prozent bewegt wird: Auf befestigten Straßen. Dort bietet er
das viel zitierte Sicherheitsplus von vier angetriebenen Rädern,
auf das immer mehr Kunden in Österreich gesteigerten Wert legen.
Mit einer guter Ausstattung, exzellentem
Raumangebot, einem vernünftigen
Preis-/Leistungsverhältnis und passabler Leistung ist der
Chevrolet Captiva ein gelungenes Allround-SUV, das
speziell in der Alpenrepublik seine Fans gefunden hat - und noch
viele weitere finden wird. Ganz zu Recht. Mehr Bilder!