Allroundtalent:
Chevrolet Captiva LT Diesel
Längst kein Amerikaner mehr, nach europäischen Standards dennoch fast ein "Fullsize-SUV" ...
19.08.2008
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Zum Megakonzern General Motors gehören unter anderem die Marken Buick, Cadillac, Hummer, Saturn, Chevrolet, Opel und Daewoo. Da liegt es auf der Hand, dass Synergiepotenziale erkannt und genutzt werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die Plattform, auf der der Chevrolet Captiva basiert: Die wurde von Daewoo entwickelt und kommt nicht nur bei unserem Testfahrzeug, sondern auch beim Opel Antara und dem - hauptsächlich in den USA bekannten - Saturn Vue zum Einsatz.

In Österreich werden - im Unterschied zu vielen anderen Ländern außerhalb Europas - sowohl Antara als auch der Chevy angeboten. Das Preisniveau der Beiden ist ähnlich, und so verkaufen sie sich auch annähernd gleich: Jeweils knapp über 400 Fahrzeuge fanden in den ersten 7 Monaten des Jahres 2008 einen Käufer. Keine Rede also davon, dass sich deutsche Autos bei uns noch immer deutlich besser verkaufen als alle anderen. Das hätte sich der Chevrolet Captiva auch nicht verdient, denn er konnte im Test durchaus gefallen.

In Zeiten, in denen SUVs immer mehr wie Standard-Familien-Vans aussehen, erfreuten wir uns allein schon an Äußerlichkeiten,  der Bulligkeit und Hochbeinigkeit eines Allradlers, aber auch an der gefälligen Linienführung eines modernen SUV. Recht interessanter Effekt: Helle Lackfarben mit ihrem Kontrast zur dunkelgrauen Kunststoffumrahmung geben dem Captiva eine deutlich sportliche Note, während dunkle Lacke und entsprechend fehlende Kontraste die Eleganz der Karosserie in den Vordergrund treten lassen. Schön ist jedefalls, dass man bei Chevrolet auf übertriebene Designakzente wie extrem über die Kotflügel gezogene Scheinwerfer und ähnlichen Tand verzichtet hat. Allein schon durch diesen dezenten, aber dennoch gelungenen Auftritt hebt sich der Wagen positiv vom Mitbewerb ab.

Der Innenraum der von uns gefahrenen "LT"-Version steht diesem Ersteindruck um nicht viel nach: Zwar sitzt man nur auf "Teilkunstleder", Optik und Haptik sind aber durchaus passabel. Beeindruckt hat uns speziell das Platzangebot auf den beiden Sitzreihen und - ganz besonders - im Laderaum. Da verstecken sich bei der fünftürigen Variante im Boden noch zusätzlich sehr große Staufächer. Auf die man in der siebensitzigen Variante aber naturgemäß verzichten muss, da wird dieser Platz von der versenkbaren 3. Sitzreihe in Anspruch genommen.

Auffällig ist das überraschend große, hübsch mit Leder bezogene Lenkrad. Auch der Schaltknauf ist elegant lederumhüllt, im Kontrast dazu dafür wirken die Plastikzierleisten in Aluoptik und die weißen Einfassungen von Tacho und Drehzahlmesser ein wenig gewöhnlich.

Nicht zur Gänze glücklich gemacht hat uns die Ergonomie: Die zentrale Armaturentafel wirkt mit ihrer Vielzahl an Knöpfen, Schaltern und Drehreglern ein wenig überladen, die Bedienung der Klimaanlage und des Radios während der Fahrt sind nicht ganz einfach.

Über 93 Prozent aller Captiva-Käufer entscheiden sich noch immer für einen Dieselmotor, wobei es mit einem 2,4 Liter Vierzylinder und einem 3,2 Liter Sechszylinder auch 2 passable Benziner im Angebot gäbe. Den knapp 2 Liter großen Diesel bietet Chevrolet mit 150 oder steuerlich günstigeren 127 PS, wobei der Drehmomentunterschied zwischen den beiden Aggregaten - 320 zu 295 Newtonmeter -  deutlicher spürbar ist, als es Zahlen ausdrücken können. Das Plus an Punch des stärkeren Motors schlägt sich nur unbedeutend im Verbrauch nieder - vernünftige 7,6 Liter verbraucht im Schnitt die 150 PS-Variante, 7,2 Liter jene mit 127 PS. In CO2 ausgedrückt heißt das: 197 zu 188 Gramm pro Kilometer.

Ein vertretbarer Anstieg, meinen wir - auch wenn uns Greenpeace für diese Aussage wohl hasst. Denn der knapp 1800 Kilogramm schwere Captiva verlangt nach einem kräftigen Motor. Den hat er mit dem 150 PS Common Rail Aggregat auch, ohne dass er damit sportliche Höchstleistungen erzielen könnte. Flottes Vorankommen ist durchaus möglich, nur aus dem Stand und bei der Beschleunigung aus Minimaltempo - Stichwort: "Rollstopps" - gilt es ein massives Turboloch zu überwinden. Speziell im Stadtverkehr ist diese Anfahrschwäche recht lästig.

Darum geht's ab auf die Landstraße: Hier auf Touren gehalten lässt der Motor dieses Manko schnell wieder vergessen, jetzt bewährt sich auch das recht gut zu schaltende 5-Ganggetriebe so richtig. Es ist sauber abgestuft und bietet hübsch kurze Schaltwege.

In flotteren Kurven zeigt der hochbeinige Captiva dann aber wieder kleine Schwächen: Kräftige Seitenneigungen lassen den Fahrer früh den Gasfuß lüpfen, die indirekte und gefühlsarme Lenkung verstärkt noch den Eindruck, dass der Wagen kräftig untersteuert. Also doch noch ein paar Amerikanismen im Chevy. Wir nehmen es ihm nicht übel, vergegenwärtigen uns, dass wir ja in einem hoch bauenden SUV sitzen und gehen die nächsten Kurven etwas gemächlicher an.

Der Captiva will kein Van sein, ist aber auch sicherlich kein Geländewagen. Ein permanenter Allradantrieb, der für den Fahrer ganz unsichtbar seine Dienste verrichtet, ist in den höheren Ausstattungsvarianten zwar serienmäßig mit an Bord und bietet auch die Möglichkeit, einmal befestigte Straßen zu verlassen. Primär wird er aber dort seine Dienste zur Verfügung stellen, wo der Chevy von seinen Fahrern zu 99,9 Prozent bewegt wird: Auf befestigten Straßen. Dort bietet er das viel zitierte Sicherheitsplus von vier angetriebenen Rädern, auf das immer mehr Kunden in Österreich gesteigerten Wert legen.

Mit einer guter Ausstattung, exzellentem Raumangebot, einem vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis und passabler Leistung ist der Chevrolet Captiva ein gelungenes Allround-SUV, das speziell in der Alpenrepublik seine Fans gefunden hat - und noch viele weitere finden wird. Ganz zu Recht.

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Fotos: gelaendewagen.at
 
Der Test-Captiva als Wallpaper bei uns!
 

Chevrolet Captiva "LT" Diesel
Die Daten


Länge/Breite/Höhe:
4.635/1.850/1.755mm

Motor:
Diesel SOHC, 16 Ventile, Common Rail Direkteinspritzung, 150 PS, 320 Nm bei 2.000 U/min

Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe (alternativ 5-Gang-Automatik)

Höchstgeschwindigkeit:
182 km/h

Verbrauch: 7,6 Liter kombiniert

CO2-Emissionen: 197 g/km

Allradantrieb: permanent

Basisausstattung (Auszug): Dachreling, Außenspiegel elektr. verstell- und einklappbar, getönte Scheiben, ABS, Servo, Radiofern- bedienung am Lenkrad, Radio/CD mit 6 Lautsprechern, Klima, Front- Seiten- und Kopfairbags, Wegfahrsperre, Zentralverriegelung

Zusatzausstattung "LT" (Auszug): 17"-Alufelgen, Sitze Stoff-/Lederkombi, Tempomat, Park Pilot hinten, automatische Klimaanlage, 8 Lautsprecher, ESP, Nebelscheinwerfer, Tagfahrlicht

Preis:
4WD-Modelle ab € 30.790,--, Preis der getesteten "LT"-Version ab € 32.840,--
 

 
 
 

gelaendewagen.at Test Nr. 60





 
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