Tunesien mit dem Bremach
Teil 3 - Offroad unterwegs
31.01.2007
Im Dunkeln angekommen treffe ich, besser gesagt trifft mich Roland ("conpro" im Forum ) der mit Ingrid, Barbara und Gregor ( NN: Iwan ) aus dem Sperrgebiet in Ghilane eingetroffen ist, um einen Rasttag einzuschieben. Dieser wird zur Fahrzeug-, Ladungs- und Körperpflege genutzt. In dieser Reihenfolge.

Am 8. Jänner ( Zeit ist für mich mittlerweile völlig bedeutungslos geworden, es wird nur noch versucht, vor Sonnenuntergang das Tagesziel oder einen geeigneten Lagerplatz gefunden zu haben. Ein herrlicher Zustand!) nach Douz über die Piste El Bibene zum Einkaufen und Bestände auffrischen. Über das alte Ksar – 2 km abseits der Oase – und die immer mehr versandete Piste in 3h 40 für 106 km. Nachrechnen: Man sieht, die Schaufel und die Bleche blieben drinnen.

Der bei Salloum etwas geknickte Stolz richtet sich wieder ein wenig auf.

Vom Campingplatz Desert Club wird am folgenden Tag der Tembaine in Angriff genommen. Bis zum nordöstlichen Eck des eingezäunten Parc National du J´bil, gegen den Uhrzeigersinn ¾ des Parks am Zaun entlang umrunden, dort dann den Einstieg ins Dünenfeld genommen. Nicht zu verfehlen. Dreidreiviertel Stunden und 107 km, schon sind wir am Fuße des höchsten der drei Felsen, die aus dem Sandmeer ragen. Schön langsam gewöhnen sich der Bremach und ich aneinander. Im sandfreien Kessel zwischen den drei Felsen schlagen wir unser Nachtlager auf. Brennholz findet sich genug, und so gibt es Lagerfeuer, und wenn man sich dann auf den Rücken legt, sieht man ganz deutlich den Teil des Spiralarms unserer Galaxie. Ist jedes Mal wieder ein Beinaheverlust der Muttersprache.

Ursprünglich bestand der Plan, zum Roten See vorzudringen. Nach Begehung der ersten paar hundert Meter der Dünen, beschließe ich, es nicht zu wagen. In engeren Dünentrichter am Talboden bergab rechtwinkelig abzubiegen traue ich mir mit dem neuen Auto noch nicht zu. Auch Roland will das eigentlich nicht wirklich machen. Gregor beginnt am nächsten Tag, die Umgebung zu erkunden und nähert sich in einer Stunde dem See von 30,9 km Luftlinie ( Lager ) auf 22 und kommt in dieser Zeit auch wieder retour. Er will es probieren.

Wir wollten den Jeep nicht alleine fahren lassen, so erklärten sich Roland/Ingrid bereit, es mit Ihnen zu versuchen. Mittags! brachen sie auf. Ausgemacht war, dass wenn sie sich nicht bis Samstag Abend bei mir mittels Telefon oder SMS melden, ich den 406er Berge-Unimog aus Douz zu einer Suchaktion losschicke.

Solo und mit viel Zeitpolster kletterte ich zuerst mal auf den höchsten der drei „Gipfel“ des Tembaine und genoss die grandiose Aussicht. Danach setzte ich mich retour in Bewegung. Beim J´bil angekommen, fuhr ich in den Park, dessen Zaun dort noch nicht gebaut ist, auf eine Kaffeepause zur Ostseite des Tafelbergs.

Zurück nach Douz endet das Tageslicht für meinen Geschmack etwas zu früh, aber es half nichts. Die letzten 20 km Piste halt langsam in der Nacht.

11. Januar (das weiß ich nur noch deswegen, weil ich ein wenig mitgeschrieben habe, man ist ja über dreißig ): Ein Roadbook rückwärts zu fahren strengt an. Ich beschloss, um in der Nähe von Douz zu sein, von dort aus die im Buch angeführte südliche Runde um das Chott El Djerid ( Tour 06 ) abzufahren. Vom Campingplatz aus wollte ich nicht durch die ganze Stadt fahren und probierte eine Abkürzung. Und wie es mit Diesen oft so ist, sieht und entdeckt man viel Interessantes, kürzer sind sie jedoch in den seltensten Fällen.

Südöstlich vom Camping durchquert man einmal die Mülldeponie von Douz. Dann hat man ein Dünenfeld vor sich, in dem den Spuren nach nur die Endurofahrer spielen. Laut GPS-Waypoints zielte ich genau auf die Strecke El Hsay – Cafe Port de Desert, den ersten Teil der Strecke nach Ksar Ghilane. Und auf halber Strecke traf ich dann auch auf diese Route. Was durch die Stadt in 15 Minuten zu bewerkstelligen gewesen wäre, dauerte auf diese Weise knapp 2 Stunden. Aber schön war´s. Weiter Richtung Chott Bou Charab. Dort trennt sich die „alte“ Route Hazoua – Douz von der neuen, asphaltierten Runde um das Chott El Djerid.

Diese Strecke ist nahezu unbefahren, nun, wo es auch eine asphaltierte gibt, und je weiter man vorstößt, desto überlagerter ist sie von Sand. Ich habe nur eine einzige Spur eines anderen Fahrzeugs gefunden. Aufgrund der relativen Abgeschiedenheit und der Tatsache alleine zu reisen, entschloss ich mich schweren Herzens, diese Route nicht weiter zu verfolgen. C´est dommage ! Abends war ich wieder einmal in Tozeur.

Lichtblick des Tages war die Entdeckung des neuen Campingplatzes, des „El Belvedere“ am Fuße eines 5* Hotels Richtung Plantage. Mit Cafe am Bewässerungskanal unter Palmen, liebevoll mit Rosensträuchern, Bananenstauden und Palmen bepflanzt. Kein Vergleich zu dem o.a. beengten Platz weiter in der Stadt.

Neuer Tag, neues Abenteuer. Begonnen mit Tour 07. Am Rande des Chott El Djerid und den, den Salzsee begrenzenden Bergen am Parc National Dghoumes vorbei.

Bei Pos.13 der Tour ( N 34°01´992 E 8°48´725 ) beschloss ich, die Route des Buchs zu verlassen und fuhr gerade aus Richtung Borj Rekeb weiter am Nordrand des Chott Fejal bis ich auf die Strasse C 103 stieß. Über die Berge bis Kanguet Oum Ali und am Nordrand der soeben am südlichen Rand passierten Bergkette wieder retour nach Westen. Zwischen den Massiven der Jebel Bou Jera und Jebel Asker.

Nach ca. 35 Km mündete der Feldweg in eine Schotterstrasse nach Norden. In keiner Karte verzeichnet wurde ich neugierig und folgte ihr. Sie führte nach Mdhila und weiter nach El Jallabia. Nach dem Paß befand ich mich zwischen den Werkshallen des Hüttenwesens des Phosphatbergbaus.

Schnell die Piste Richtung Metlaoui genommen, bevor jemand auf die Idee kommt mich zu fragen, was ich in Tunesiens ehemals größtem Wirtschaftszweig zu suchen habe und zurück zu meinem Campingplatz nach Tozeur. Lustigen Abend mit dem Platzbesitzer verbracht, da ich diesem Abend der einzige Gast war. Und das SMS von Roland kommt an, sie sind wieder in Douz. No rescue needed! Super!

Es ist Morgen und ich bilde mir die Gorges du Seldja ein. Allseits bekannt inklusiver der Legende über die Entstehung des Coup de sabre als Eintritt in die Schlucht. Erwähnenswert ist die mögliche Taktik zur Behandlung von allzudreisten Einheimischen in Zusammenhang mit der Erschließung touristischer Einnahmequellen ( z.B. mir ).

Bei Ankunft wollte ein „Parkplatzwächter“ 5 TDN von mir fürs Parken. Dieses ist jedoch in Tunesien frei, außer in Städten, wo der Platz allerdings bewacht ist. Mit Handeln sofort auf 3 TDN. Logisch. Dann Bestätigung verlangen. Alle offiziellen Handlungen haben auch in Tunesien eine Quittung zur Folge.(„fiche“). Die Erklärung, in der „Sahara“ gäbe es so etwas nicht bedingte meine Feststellung, kein fiche, kein Dinar. Daraufhin meinte er, ich soll ihm halt geben, was ich mir denke. Ich bat ihn, ein Foto von ihm machen zu dürfen, um bei der Agence du Tourism über den vor dieser Sehenswürdigkeit stattfindenden Tatbestand berichten zu können. Dies lehnte er strikt ab, bot mir „the a la menthe“ an und sagte, ich soll ihm halt nach der Tour geben, was ich will. Er bewache inzwischen mein Auto. Bei der Rückkehr waren beide Wächter weit und breit nicht mehr zu sehen......

Zurück folgte ich der, wie schon so oft, nicht in einer Karte verzeichneten „Strasse“ westwärts Richtung Seldboud, von wo aus ich eine Piste über die nördlich gelegenen Berge (Jebel En Negueb) fand. Diese führte, indem sie auf 6,0 km 635 Höhenmeter zulegte direkt nach Redeyef, ebenfalls einer der Hauptbergwerksstädte.

Vom Paß einen gewaltigen Ausblick auf den größten afrikanischen Salzsee. Eigentlich wollte ich mich nun nach Norden entlang der algerischen Grenze bewegen. Nach Sidi Boubahar verwehrte mir jedoch das Militär die Benutzung der Piste Lagsab – Magil Ben Abes, angeblich sei die Strecke zu schwierig, zudem dämmerte es bereits stark, denn die Verhandlungen mit 4 Militärs auf 5 km dauern eben. Ich musste für die letzten 45 km nach Feriana die Hauptstraße nehmen.

Teil 4: Provinciae Africae

 

Der Reisebericht in 4 Teilen
Teil 1: Der Prolog
Teil 2: Die Reise
Teil 3: Offroad
Teil 4: Provinciae Africae

Text und Fotos: Michael Kratochwill

Chott Bou Charab
Am Weg zum Tembaine T3
Abraumhalde bei Metlaoui-T3
Bab-e-J´bil Das Tor zum Nationalpark
Im Cafe des Campingplatzes Belvedere in Tozeur
Die Sonne geht aus, retour nach Douz ex Tembaine
Begleiter über 2 km bei Dghoumes
Ksar Ghilane - Douz, Piste El Bibene 1
 
Vom Tembaine Richtung Südosten
 





 
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