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Ein Range Rover Sport, ein V8-Diesel mit 272 PS und
640 Newtonmetern, HSE-Topausstattung. An dieser
Stelle könnte der Testbericht auch schon enden: Die fachkundige
Leserschaft weiß, dass man damit den Allrad-Olymp fast schon
erklommen hat. Land Rover hat bei der Ausstattung unseres
Testautos aber noch ein Schäuflein nachgelegt: "1st Edition"
nennt sich das Sondermodell, das zusätzlich mit mächtigen
20-Zöllern im "Stormer"-Design, adaptiven
Bi-Xenon-Scheinwerfern, einem mächtigen Soundsystem von
harman/kardon, einem Glasschiebedach und einer netten
kleinen Kühlbox in der Mittelkonsole geliefert wird. Mit
dem Privacy Glass ab der B-Säule und der Speziallackierung
namens "Lugano Teal" stand der Wagen mit stolzen € 91.835,--
in der Liste.
Rundum Luxus also für unseren zweiwöchigen Test, in dem aber
primär der neue Motor genauer unter die Lupe genommen werden
sollte. Der TDV8 ist die vierte verfügbare Kraftquelle
für den Sport: Der "Supercharged" kommt mit einem
4,2-Liter-V8-Kompressormotor und 390 PS, dazu gibt es noch einen
4,4-Liter-V8-Saugmotor mit 299 PS und den
2,7-Liter-V6-Dieselmotor mit 190 PS.Nicht, dass der seit
dem Marktstart verfügbare TDV6 ein schlechter oder lahmer Motor
wäre. Aber mit dem neuen V8 spielt der Wagen in einer anderen (Diesel-)Liga.
Jetzt hat man das Gefühl, mehr als nur adäquat motorisiert zu
sein. Mit dem 8er-Selbstzünder verdient sich der Range Rover
Sport seinen Namen - und zwar mehr als nur redlich.
Ist's ein Benziner oder ein Diesel? Man muss schon etwas
genauer hinhören, um das Geräusch des Selbstzünders als solches
zu erkennen. Trickreich wie sie nun einmal sind, haben die
Sounddesigner von Land Rover nämlich ganze Arbeit geleistet. Der
neue Motor könnte aufgrund seiner modernen Bauweise flüsterleise
sein, das wollte man aber nicht: Ziel war es, seine ganze
Leistungsfähigkeit auch akustisch zu dokumentieren. Deshalb
wurde die Auspuffanlage so lange modifiziert, bis
der gewünschte kernig-aggressive V8-Klang gefunden war.
Und was der Klang verspricht, halten auch die Fahrleistungen:
Auch hier erkennt man nicht auf Anhieb, dass man es nicht mit
einem sportlich orientierten Otto, sondern einem Dieselmotor zu
tun hat. Außer vielleicht darin, dass schon im Drehzahlkeller
massenhaft Drehmoment zur Verfügung steht. 500 Newtonmeter
schon ab 1.500, nicht weniger als 640 davon ab 2.000 Umdrehungen
der Kurbelwelle. Und erst jenseits der 3.700 Umdrehungen
sinkt das Drehmoment wieder unter 500.
Weitere Hard Facts: Die beiden Zylinderreihen verfügen über je
einen Turbolader mit variabler Turbinengeometrie und
Hochleistungs-Ladeluftkühler. Zwei Kraftstoffkühler
senken die Temperaturen, während die Kraftstoffpumpe den Diesel
mit bis zu 1700 Bar zu den Einspritzdüsen leitet. Der
Achtzylinder beschleunigt so in 9,2 Sekunden von 0 auf 100
km/h und erreicht eine - elektronisch abgeregelte -
Höchstgeschwindigkeit von 209 km/h.
In der Praxis bedeutet das Kraft in allen Lebenslagen und eine
für einen knapp 2,7 Tonnen schweren Geländewagen fast
unglaubliche Fahrdynamik. Dank der Fahrassistenzsysteme wie dem
DSC, dem permanentem Allrad und den Reifen mit
40er-Querschnitt lässt sich die Urgewalt bis weit in den
Grenzbereich hinein außerordentlich gut kontrollieren. Wird's
den Systemen in einer zu schnell angegangenen Kurve doch einmal
zuviel, schmiert der Sport über alle 4 Räder gleichmäßig nach
außen ab. Hat man's dann nicht extrem übertrieben, lässt sich
die Fuhre selbst dann noch gut abfangen.
Wenn Land Rover damit wirbt, dass der TDV8 wie auch der
Supercharged mit einer Brembo-Bremsanlage ausgestattet
ist, muss man sagen: Das ist kein Schmankerl, sondern absolut
notwendig. Die Kombination aus hohem Gewicht und
außerordentlichen Fahrleistungen fordern den Bremsen
Spitzenleistungen ab: Größer als eine Langspielplatte, genau 360
Millimeter im Durchmesser sind die massiven Scheiben der
Bremboanlage und erfüllen diese Anforderung damit souverän.
Im Jahr 2007 ist die Frage nach dem Kraftstoffverbrauch
wichtiger denn je: Das Werk gibt 11,1 Liter an - und
damit nur um knapp einen Liter mehr als beim Sechszylinder.
Nicht, dass dies nur bei Berabfahrten mit Rückenwind möglich
wäre - aber wir denken, dass sich der Sport-Besitzer doch eher
mit 13 Litern Durchschnittsverbrauch anfreunden sollte.
Denn es ist - seien wir uns ehrlich - eher auszuschließen, dass
er auf der Autobahn ausschließlich die rechte Spur benutzt, um
die Werksangabe zu erreichen.
Über die ZF-Sechsstufenautomatik mit "Command Shift",
also der Möglichkeit, die Gänge unter dem prüfenden Auge der
Elektronik auch händisch zu wechseln, haben wir im Testbericht
über den TDV6 bereits geschrieben. Zu ergänzen ist, dass das
Getriebe auch mit dem TDV8 ein Traumpaar bildet: Völlig
unkompliziert, unauffällig, sanft und perfekt verrichtet es
seine Dienste. So soll's doch sein.
Was uns noch gut gefallen hat: Land Rover hat die Fertigungs-
und Verarbeitungsqualität an die Spitze getrieben. Was
früher ein nicht unbedeutendes Problem war, ist jetzt wohl
endgültig Schnee von gestern: Das fällt speziell im Innenraum
ungemein auf, wo einfach alles passt. Keine Geräusche, keine
Mängel, keine Probleme, keine Fehlfunktionen.
Und bevor wir Ihnen jetzt auch noch erzählen, dass unser
Co-Testfahrer beim Anblick des Kraftlackels am liebsten "Oh
Lord, won't you buy me ... a Range Rover Sport" gesungen
hätte, hören wir hier lieber auf. Sie könnten noch glauben, wir
werden von Land Rover für diesen Testbericht bezahlt. Jedenfalls
werden sich am Range Rover Sport TDV8 in Zukunft alle unsere
Allrad-Testfahrzeuge messen müssen. Und er hat die Latte
verdammt hoch gelegt.
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