Mehr Bilder! Wir haben
uns dem Trend zum Luxus-SUV für einige Tage angeschlossen und
freudig das Angebot von Mercedes Benz angenommen, zu erfahren,
warum die M-Klasse hierzulande so beliebt ist. Und man hat es
uns die Ursachenforschung ganz leicht gemacht. Nicht irgendeine
M-Klasse durften wir durchs Land pilotieren, sondern gleich das
Diesel-Topmodell: Den achtzylindrigen ML 420 CDI. 306
PS, 700 Newtonmeter, obsidianschwarz, Topausstattung:
Leder, Navi, 19-Zöller, Offroad-Paket, Sportpaket, Luftfederung,
Bi-Xenon. Ein Fahrzeug, bei dem man nicht einmal mehr die
Heckklappe selbst öffnen und schließen muss. Auch das wird
elektrisch erledigt.
Dass ein SUV von Mercedes - noch dazu mit dieser Ausstattung -
nicht zu den billigsten Allradgefährten gehört, ist klar:
79.470 Euro kostet der 420 CDI. In der Basisausstattung
wohl bemerkt. Mit den erwähnten Zusatzfeatures und noch einigen
Schmankerln mehr standen auf der Rechnung dann Respekt
einflößende 105.362 Euro.
Der ML 320 CDI, das Modell mit dem Sechszylinder-Diesel,
ist um fast 20.000 Euro billiger. Was rechtfertigt nun
die Zusatzinvestition? Der Achtzylinder im ML 420 CDI ist ein
würdiger, mächtiger Motor für ein beeindruckend souveränes
Auto: Die 306 PS und 700 Newtonmeter sprechen ja schon eine
eindeutige Sprache: Mit sonorem, aber unaufgeregtem Klang
bekundet er schon im Stand all seine Leistungsfähigkeit. Kaum,
dass sich dieses Geräusch beim sanften Anfahren änderte.
Mittlere Gasstellungen werden in überaus kräftigen,
gleichmäßigen Vortrieb umgesetzt. Dann der Kickdown: Dass sich
306 PS auf heimischen Straßen in kaum einer Situation ans Limit
bringen lassen, ist klar - wie der Wagen aber reagiert, wenn das
Gaspedal Bekanntschaft mit dem Bodenblech schließt, ist
beeindruckend und begeisternd: Gleichmäßig wie eine Turbine
ermöglicht der Motor spektakuläre Beschleunigungen. 6,8 auf
100, sagen wir da nur.
Die geniale 7G-TRONIC, die 7-Gang-Automatik,
scheint sich dabei keinerlei Schubunterbrechung zu erlauben. So
perfekt arbeitet das Getriebe, dass man nur selten das Verlangen
verspürt, dem Getriebe die Gänge mittels der Schalt-Wippen
am Lenkrad aufzuzwingen. Was aber auch Spaß macht, allein weil
die Elektronik den Fahrer nicht so stark beschneidet wie bei
vergleichbaren Modellen anderer Hersteller.
Im Innenraum hat Mercedes gezaubert. Schönheit, Eleganz,
Stil, Hightech pur, perfekte Materialien, perfekte Verarbeitung.
Eines der Highlights: Mit dem optionalen Sportpaket hatten wir
ergonomisch perfekt geformte Lederschalensitze mit an Bord.
Bequem wie in der S-Klasse, mit einem Seitenhalt wie im SLR.
Kritikpunkte? Dass die Außenspiegel etwas zu klein
geraten sind und auch durch den Mittelspiegel die Sicht nach
hinten nicht gut ist. Dass der Automatikwahlhebel rechts hinter
dem Lenkrad nicht übermäßig glücklich angebracht ist. Bei etwas
hektischeren Lenkmanövern, im Gelände etwa, kann es durchaus
passieren, dass man gegen den lollipopförmigen Stick schlägt und
so unbeabsichtigt den Leerlauf einlegt. Kann passieren, ist
während des Tests auch passiert. Nicht missfallen, nur ein wenig
amüsiert hat uns übrigens, dass der Blinker noch immer wie eine
alte Pendeluhr klingt: Tick-Tack. Wie schon im alten
220er-Diesel. Ein herrlicher Anachronismus in einem von Hightech
geprägten Cockpit.
Exzellent die Strategie von Mercedes beim Thema Offroad:
Ein Serien-ML ist "nur" mit dem permanenten Allradantrieb
4MATIC ausgestattet - was wohl der Mehrheit aller Besitzer
auch reichen wird: 4-MATIC in Kombination mit den anderen
Fahrassistenzsystemen sorgt dafür, dass die gewaltige Kraft des
Motors sauber und gleichmäßig in Vortrieb auf Asphalt umgesetzt
wird. Ohne quietschende Räder, ohne unbeabsichtigte Drifts in
der Kurve. Ein gewaltiges Sicherheitsplus auf befestigtem
Untergrund.
Wenn es ein ML-Besitzer dennoch übers Herz bringt, seinen Wagen
auch durch die Pampa zu quälen, bietet ihm Mercedes das
"Offroad Pro" Paket an. Und dieses weckt, glauben Sie es
uns, den Geländewagen im ML. Man erwirbt man damit nämlich eine
Geländeuntersetzung, hundertprozentig wirkende
Differenzialsperren in der Mitte und an der Hinterachse und
eine Bodenfreiheit von bis zu 30 Zentimetern. Der
Haken an der Geschichte: Um in den Genuss dieser Features zu
kommen, muss man die Luftfederung mitordern. Offroad-Vergnügen
im ML kostet so knapp 4.000 Euro zusätzlich. Aber bitte:
Wir reden doch immerhin von einem Auto der 100.000
Euro-Kategorie. Da wird's Ihnen doch darauf auch nicht mehr
ankommen. Empfehlung der gelaendewagen.at-Redaktion: Mitkaufen!
Denn, wie schon angesprochen: "Offroad Pro" bringt's. Ein tolles
Paket, das den straßenorientierten Sterne-SUV zu einem Offroader
mutieren lässt. Fast unglaublich angesichts des eleganten
Auftritts des Fahrzeuges. Aber wahr.
Sie erinnern sich? Erst vor kurzem haben wir einen preislich und
ausstattungsmäßig vergleichbaren Achtender-Diesel britischer
Herkunft getestet. Und ihm attestiert, dass er die Messlatte für
künftige Vergleiche mit anderen SUVs verdammt hoch gelegt hätte.
Direkt vergleichen möchten wir hier nicht - die Unterschiede in
der Philosophie sind aus unserer Sicht dazu zu unterschiedlich.
Die ML-Klasse ist jedenfalls mehr als nur ein ernsthafter
Konkurrent - für alle Fahrzeuge im Segment.
Leistung, Ausstattung, Komfort - und leider auch der
Preis - auf Höchstniveau: So präsentiert sich der Topdiesel
der ML-Klasse. Und rechtfertigt so Platz 1 in der
Zulassungsstatistik eindrucksvoll. 1259 Österreicher gönnten
sich vergangenes Jahr ein solches Fahrzeug. Ein bisschen
beneiden wir sie schon ...
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