Formidabel dreckig haben wir ihn gemacht, während unseres Tests
... schließlich wirbt Land Rover damit, dass der Freelander ein
vollwertiger Offroader sei. Das galt es auszuloten. Aber auch
onroad haben wir ermittelt, was der Neue kann - und sind jetzt
noch ziemlich happy über unsere Testergebnisse.
Vorbei
sind die Zeiten, in denen der Freelander ein wenig das Stiefkind
in der Land Rover Familie war: Das neue Modell ist ein würdiges
Mitglied geworden - noch immer der Benjamin, aber ganz und gar
mit den Genen der neuesten Generation ausgestattet: Optisch
ebenso wie motorisch und technisch.
Als vergangenes Jahr die ersten Fotos vom Freelander 2
veröffentlicht wurden, erkannte man sofort: Da erwächst den
vornehmlich japanischen SUV-Midsize-Spezialisten ein mächtiger
Konkurrent. Wobei man es bei Land Rover auch auf die Kunden
im Premium-SUV-Segment abgesehen hat: Stärker als die
meisten anderen Anbieter betont man, dass der Freelander nicht
nur vollwertiger Offroader, sonden auch Luxus-Straßenkreuzer
sein könne: In der "HSE"-Ausstattung nämlich, die nicht
nur alle erdenklichen elektronischen Helfer, sondern auch -
teilweise gegen zusätzlichen Aufpreis - eine Innenausstattung
vom Feinsten anbietet: Mit perfektem Ledergestühl, dem
auch Armlehnen und Beheizung nicht fehlen, mit
Eukalyptus-Holzeinlagen, Panorama-Glasdach und vielem
mehr. Da gehört auch die 6-Gang-Automatik ganz einfach
dazu, um den Wohlfühlfaktor zu perfektionieren. Der Wagen bietet
eine Liste an Serienausstattung und Extras, die andere
Hersteller ziemlich blass wirken lassen.
Schön: Genau in dieser Top-Ausstattung haben wir den Freelander
getestet. Und wir waren von Land Rover ja schon Einiges gewöhnt:
Schließlich sind die anderen, größeren Modelle luxusmäßig ja
auch nicht von schlechten Eltern: Range Rover, Range Rover Sport
und der Discovery haben da Einiges vorgelegt. Ganz erstaunlich,
dass der Freelander da nicht abfällt, im Gegenteil: Seine
Außenhaut ist wirklich gelungen, hübsch und modern. Der
große "Wow"-Effekt stellt sich dann beim Entern des Wagens ein.
Der Innenraum ist optisch perfekt, Ergonomie und
Komfort sind tadellos.
Wobei man ehrlich sein muss: Geschenkt bekommt man all das
nicht. Der Freelander HSE kostet in der
Basiskonfiguration stolze 48.890 Euro. Denkt man sich
dann: "Jetzt ist es eh schon egal" und ordert auch noch besagtes
Panoramadach, das Navi und die Sitzheizung, stehen auf der
Rechnung dann noch stolzere 55.900 Euro - wie im Fall unseres
Testwagens. Die Einstiegsversion, der "E" mit Handschaltung ist,
zur Ehrenrettung Land Rovers dazu gesagt, bereits ab 34.800
Euro erhältlich.
Was der "E"-Fahrer gleichermaßen wie der "HSE"-Fahrer bekommt,
ist der kultivierte, laufruhige und überraschend durchzugsstarke
Dieselmotor. 152 PS leistet der 2,2 Liter große
Vierzylinder und unterscheidet sich wohltuend von manch
nagelndem Konkurrenten. Die Kombination mit der
6-Gang-Automatik kann durchwegs gefallen - besonders
überrascht hat uns das direkte Ansprechverhalten, das auf Wunsch
auch einen sportlicheren Fahrstil erlaubt.
In puncto Handling hat der Freelander - zum Glück -
nichts von seinem Vorgänger geerbt: Das ausgezeichnete
Fahrwerk wird von den Fahrassistenzsystemen exzellent
in Zaum gehalten.
Überraschend schwer tut man sich mit dem Neuen, wenn es ums
Einparken geht: Die bullige Front verwehrt standhaft
den Blick auf den Vordermann, manchmal ist man wirklich froh,
einen Einparkassistenten mit an Bord zu haben. Wie auch der
Sänger Wilfried (das ist der Mann, der vor Jahren mit seinem
Lied "Heidelbeeren" ein ganze Nation in Ratlosigkeit versetzte)
in einem Kurier-Test erst anmerkte: "Aus dem Softroader ist ein
ziemliches Trumm geworden".
Aha. Wilfried hat auch angemerkt, dass der neue Freelander fast
schon zu kultiviert ist, um damit einen Ausritt ins gröbere
Gelände zu machen. Aber - wie wir in einem früheren Test
schon angemerkt haben: UNS ist dafür kein (Allrad-)auto zu
kultiviert. Und außerdem spricht Land Rover ja immer davon, dass
der Wagen trotz seiner nicht zu leugnenden SUV-Lastigkeit voll
offroad-tauglich wäre. Von "Terrain Response System" und
"echter Land Rover" ist da immer wieder die Rede.
Das galt es auszuloten. Nicht, dass wir ihn in derart resches
Terrain scheuchten, dass die Bleche Grund zum Ächzen gehabt
hätten. Formidabel dreckig wurde der Freelander dennoch. Und hat
uns beachtliche Fähigkeiten gezeigt, die uns überrascht haben -
und erfreut. Das Terrain Response System lotste uns durch
zähen Schlamm. Ohne zu mucken, ohne dass auch nur ein
einziges Rad Traktion verloren hätte - und das mit absoluten
Asphalttigern auf den schönen 18-Zoll-Felgen. Der g'standene
Offroader hinter uns kam natürlich auch durch. Aber haben wir da
nicht kurz durchdrehende Räder gesehen? Naturburschen werden es
schätzen, dass die Elektronik den Freelander auch auf
seifigen, steilen Waldwegen sicher nach oben bringt. Und geht's
auf der anderen Seite ebenso rutschig bergab, ist das HDC
auch für unerfahrene Offfroader ein schnell und zuverlässig
wirkendes Nerventonikum. Wenngleich eine Untersetzung fehlt,
kann der Freelander eine Offroad-Tauglichkeit an den Tag legen,
die man ihm äußerlich betrachtet nicht zutrauen würde. 22
Zentimeter Bodenfreiheit, 50 Wattiefe ... das spricht
eine recht eindeutige Sprache.
Und so ist das tadellose, permanente Allradsystem wohl
auch ein Schutz für den Innenraum: Stellen Sie sich vor, Ihr
Freelander bliebe im Schlamm stecken und Sie müssten aussteigen.
Was glauben Sie, wie das helle Alpaca-Leder ausschaut, wenn sie
nach der Bergeaktion mit Ihren schlammverkleisterten Stiefeln
wieder einsteigen? Eben. Dumm nur, dass wir zum Fotografieren
mitten im Schlammloch ausgestiegen sind. Aber wir haben danach
alle Spuren verwischt, sprich: Geputzt wie Simacek.
Nach einem gröberen Kärcher-Einsatz außen war der Wagen wieder
makellos. Und glänzte erneut als tadelloser Onroader. "All
inclusive" also beim neuen Freelander: Zu den
Onroad-Eigenschaften gibt es auch noch eine vernünftige
Offroad-Kompatibilität. Und auf Wunsch eine kräfige Dosis Luxus
oben drauf. Mehr Bilder!
Land Rover Freelander 2,2 Td4 AT HSE
Daten und Fakten
Länge/Breite/Höhe: 4.500/1.910/1.740mm
Motor:
Common Rail Diesel, 4 Zylinder, 16 Ventile, 2.179 cm3,
152 PS, 400 Nm bei 2.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit:
181 km/h
Getriebe: 6-Gang-Automatik mit "Command Shift"-Funktion
Verbrauch: 8,5 l (kombiniert)
Tankinhalt: 68 l
Geländeleistungen: Permanenter Allradantrieb mit Terrain
Response System, Bodenfreiheit 22 cm, Wattiefe 50 cm
Anhängelasten: 2.000 kg / 750 kg (gebremst/ungebremst)
Preis: € 48.862,10