Mit dem Sondermodell "Experience" bietet Land Rover erstmals
einen Discovery 3 zu einem Preis unter 40.000 Euro an. Ein
Schnäppchen, das wir genauer unter die Lupe genommen haben.
Ein
günstiger Kaufpreis ist noch immer das beste Marketingargument,
hat man sich bei Land Rover gedacht. Und hat den Einstiegspreis
des Discovery unter die magische 40.000-Euro-Grenze gedrückt:
Exakt 39.990,-- Euro kostet die Experience-Variante mit
6-Gang-Schaltgetriebe. Knapp unter 43.000 Euro zahlt man
für die günstigste Version mit Automatik.
Ja, wir haben schon Discovery-Modelle getestet. Im Gelände
ebenso wie im im Alltagsbetrieb (siehe unsere Links zu den
Testberichten rechts unten) - aber bisher konnten wir "nur"
jeweils das topausgestattete Modell "HSE" fahren. Umso mehr
waren wir gespannt, wie sich so ein "Basis-Discovery"
präsentieren würde - welche Abstriche man gegenüber den
hochpreisigen Topmodellen SE und HSE machen muss, wo die
augenscheinlichsten Unterschiede zwischen Einstiegs- und
Topklasse sind.
Zuallererst: Es gibt keine Luftfederung - der
"Experience" ist konventionell stahlgefedert. "Wir sind schon
gespannt auf Ihre Meinung dazu" - immer von einem Augenzwinkern
begleitet - hörten wir nicht nur ein Mal vor Beginn unseres
intensiven, weil zweiwöchigen Tests. Wir konnten uns also schon
denken, was wir davon halten würden: Der Stahlfederkomfort
des Discovery ist nämlich erstaunlich gut. Die 2,5 Tonnen
des Fahrzeuges liegen satt in den Federn, in jeder Fahrsituation
gibt es Komfort, ohne dass das Fahrwerk weich oder patzig wäre.
Land Rover wird es wohl nicht allzu gern hören, aber: Die
Luftfederung der Topmodelle ist uns während des Tests kaum
jemals abgegangen. Der aktive Wankausgleich namens ARM
sorgt noch dazu dafür, dass der Wagen aufrecht durch jede Kurve
geht. Ein zusätzliches Komfort- und Sicherheitsfeature, das man
nicht unterschätzen darf.
Doch halt: Einen großen Nachteil hat die stahlgefederte Variante
des Discovery leider schon: Während man die Topmodelle für die
Offroad-Fahrt auf satte 24 Zentimeter Bodenfreiheit
hochpumpen kann, bleibt jene des Experience immer gleich: Und
zwar bei bescheidenen 18,5 Zentimetern. Zu wenig für
einen echten Offroader - noch dazu bei einem Radstand von fast 3
Metern. Das "Terrain Response System", das das Fahrverhalten des
Discovery an den jeweiligen Untergrund anpasst, fehlt im
Experience ebenfalls. Wie immer man solchen Systemen gegenüber
auch eingestellt sein mag: Das reduziert die
Offroad-Fähigkeiten des Wagens doch deutlich.
Das soll nicht heißen, dass der Wagen so zum Onroader mutiert
wäre. Mit einem sauber agierenden permanenten Allradantrieb,
der recht kurz geratenen Untersetzung, der serienmäßigen
Mitteldifferenzialsperre und einer vernünftigen
Achsverschränkung ist der Discovery Experience im Gelände noch
immer 4, 5 Klassen über jedem SUV anzusiedeln.
Und betreffend Komfort auf der Straße und der Ausstattung
bläst er den weichgespülten Sports Utility Vehicles ohnehin
spielend den Marsch. Wer glaubt, dass Land Rover den Innenraum
massiv ausgeräumt hat, um auf den günstigen Einstiegspreis zu
kommen, irrt: Auch der Experience glänzt mit einem optisch
überaus gelungenen und gut ausgestatteten Innenraum:
Stilvolle Eleganz dominiert hier. Der am besten als
"hellbraun/sandfarben" zu beschreibende Innenraum - offizieller
Name "Alpaca", mit Stoffsitzen und den hellen
Leder-Türbezügen in Kombination mit dem Anthrazitgrau des
Armaturenbretts und den sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzten
Applikationen in Alu-Optik ist vom Feinsten. Andere
Hersteller, die den Fahrzeug-Innenraum fast mutwillig mit
furchtbaren Kombinationen aus Holz, Alu und Leder zupflastern,
könnten sich hier getrost einige Scheibchen abschneiden.
Integriertes CD-Radio, elektrische Fensterheber,
beheizbare Außenspiegel, längs und höhenverstellbares Lenkrad:
Vorhanden.
Sicherheitskomponenten wie Vorhang-Airbags, DSC, ABS, EBD
und Überschlagssensor gehören ohnehin bereits längst zum guten
Ton ... und sind auch im Experience mit an Bord.
Mit dem Einstiegsmodell reduziert Land Rover den Discovery
dennoch auf ein vernünftiges Maß: Die aus den Topmodellen
bekannte 2-Zonen-Klimaautomatik fehlt ebenso wie ein
Park-Assistent, ein integriertes Navigationssystem und
elektrisch verstellbare Sitze. Seien wir uns ehrlich: Brauchen
wir das wirklich? Einparken können wir auch so, die manuelle
Klimaanlage tut auch ihren Job, mobile Nachrüst-Navis sind
oft besser als die Einbaugeräte. Puristen werden über den
Experience jubeln: Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt
werden, lautet schließlich ihr Motto. Womit wir keine
Haltbarkeits- oder Zuverlässigkeitsdiskussionen in Gang setzen
wollen: Die Qualitätsanmutung - wir wiederholen uns - ist bei
den aktuellen Land Rover Modellen erstaunlich hoch. Nachsatz zum
Thema "vernünftiges Maß": Der Experience rollt auf
17-Zoll-Felgen daher, auf die Reifen der Dimension
235/70R17 montiert sind - da läuft auch die Beschaffung
neuer Gummis in einem vernünftigen finanziellen Rahmen ab.
Zum Thema Motorisierung und Getriebe - im Fall unseres
Testautos kam wieder die sehr gute 6-Gang-Automatik zum Einsatz:
Tadellos - nachzulesen in unseren vorangegangenen Testberichten
über den Discovery. Neue Erkenntnis: Mit unseren aktuellen
Eindrücken vom neuen TdV8 in Range Rover und Range Rover Sport
im Hinterkopf bleibt der TdV6 mit seinen 190 PS
und tollen 440 Newtonmetern im Discovery weiterhin ein
exzellenter Motor, der mit dem Zweieinhalbtonner meist recht
leichtes Spiel hat. Mit einer klitzekleinen Einschränkung: Die
berühmt/berüchtigte Nachdenksekunde nach dem kräftigeren
Tritt auf's Gaspedal, unabhängig von der aktuellen Drehzahl des
Motors, konnte uns bislang niemand schlüssig erklären. Liegt's
am Gewicht, dem Turboloch, der Elektronik, einem trägen Wandler?
Wir wissen es - noch immer - nicht. Das ändert aber auch nur
ganz wenig an unserem Gesamteindruck des gesamten
Antriebs des Discoverys: Sagen wir einfach: Zwischen "Sehr Gut"
und "Gut".
Fazit? Wenn man sich den Mitbewerb des Discovery
anschaut, kann man nur festhalten, dass es Land Rover mit dem
"Experience" geschafft hat, eines der besten
Preis/Leistungsverhältnisse im Segment der "Premium
Offroader" auf die Beine zu stellen. Da kann man auch über das
Kuriosum hinwegsehen, dass das Modell gleich teuer bzw. billig
ist wie die Fiskal-LKW-Variante, bei der immerhin die NoVA
wegfällt. Aber schließlich muss diese mit Trenngittern und
seitlicher "Verblechung" des Laderaums auch recht aufwändig
umgebaut werden.
Jedenfalls ist der Discovery-Channel mit dem "Experience"
so attraktiv wie nie.