Land Rover Discovery "Experience" im Test
Mit dem Sondermodell "Experience" bietet Land Rover erstmals einen Discovery 3 zu einem Preis unter 40.000 Euro an. Ein Schnäppchen, das wir genauer unter die Lupe genommen haben.
15.09.2007
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Ein günstiger Kaufpreis ist noch immer das beste Marketingargument, hat man sich bei Land Rover gedacht. Und hat den Einstiegspreis des Discovery unter die magische 40.000-Euro-Grenze gedrückt: Exakt 39.990,-- Euro kostet die Experience-Variante mit 6-Gang-Schaltgetriebe. Knapp unter 43.000 Euro zahlt man für die günstigste Version mit Automatik.

Ja, wir haben schon Discovery-Modelle getestet. Im Gelände ebenso wie im im Alltagsbetrieb (siehe unsere Links zu den Testberichten rechts unten) - aber bisher konnten wir "nur" jeweils das topausgestattete Modell "HSE" fahren. Umso mehr waren wir gespannt, wie sich so ein "Basis-Discovery" präsentieren würde - welche Abstriche man gegenüber den hochpreisigen Topmodellen SE und HSE machen muss, wo die augenscheinlichsten Unterschiede zwischen Einstiegs- und Topklasse sind.

Zuallererst: Es gibt keine Luftfederung - der "Experience" ist konventionell stahlgefedert. "Wir sind schon gespannt auf Ihre Meinung dazu" - immer von einem Augenzwinkern begleitet - hörten wir nicht nur ein Mal vor Beginn unseres intensiven, weil zweiwöchigen Tests. Wir konnten uns also schon denken, was wir davon halten würden: Der Stahlfederkomfort des Discovery ist nämlich erstaunlich gut. Die 2,5 Tonnen des Fahrzeuges liegen satt in den Federn, in jeder Fahrsituation gibt es Komfort, ohne dass das Fahrwerk weich oder patzig wäre. Land Rover wird es wohl nicht allzu gern hören, aber: Die Luftfederung der Topmodelle ist uns während des Tests kaum jemals abgegangen. Der aktive Wankausgleich namens ARM sorgt noch dazu dafür, dass der Wagen aufrecht durch jede Kurve geht. Ein zusätzliches Komfort- und Sicherheitsfeature, das man nicht unterschätzen darf.

Doch halt: Einen großen Nachteil hat die stahlgefederte Variante des Discovery leider schon: Während man die Topmodelle für die Offroad-Fahrt auf satte 24 Zentimeter Bodenfreiheit hochpumpen kann, bleibt jene des Experience immer gleich: Und zwar bei bescheidenen 18,5 Zentimetern. Zu wenig für einen echten Offroader - noch dazu bei einem Radstand von fast 3 Metern. Das "Terrain Response System", das das Fahrverhalten des Discovery an den jeweiligen Untergrund anpasst, fehlt im Experience ebenfalls. Wie immer man solchen Systemen gegenüber auch eingestellt sein mag: Das reduziert die Offroad-Fähigkeiten des Wagens doch deutlich.

Das soll nicht heißen, dass der Wagen so zum Onroader mutiert wäre. Mit einem sauber agierenden permanenten Allradantrieb, der recht kurz geratenen Untersetzung, der serienmäßigen Mitteldifferenzialsperre und einer vernünftigen Achsverschränkung ist der Discovery Experience im Gelände noch immer 4, 5 Klassen über jedem SUV anzusiedeln.

Und betreffend Komfort auf der Straße und der Ausstattung bläst er den weichgespülten Sports Utility Vehicles ohnehin spielend den Marsch. Wer glaubt, dass Land Rover den Innenraum massiv ausgeräumt hat, um auf den günstigen Einstiegspreis zu kommen, irrt: Auch der Experience glänzt mit einem optisch überaus gelungenen und gut ausgestatteten Innenraum: Stilvolle Eleganz dominiert hier. Der am besten als "hellbraun/sandfarben" zu beschreibende Innenraum - offizieller Name "Alpaca", mit Stoffsitzen und den hellen Leder-Türbezügen in Kombination mit dem Anthrazitgrau des Armaturenbretts und den sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzten Applikationen in Alu-Optik ist vom Feinsten. Andere Hersteller, die den Fahrzeug-Innenraum fast mutwillig mit furchtbaren Kombinationen aus Holz, Alu und Leder zupflastern, könnten sich hier getrost einige Scheibchen abschneiden. Integriertes CD-Radio, elektrische Fensterheber, beheizbare Außenspiegel, längs und höhenverstellbares Lenkrad: Vorhanden.

Sicherheitskomponenten wie Vorhang-Airbags, DSC, ABS, EBD und Überschlagssensor gehören ohnehin bereits längst zum guten Ton ... und sind auch im Experience mit an Bord.

Mit dem Einstiegsmodell reduziert Land Rover den Discovery dennoch auf ein vernünftiges Maß: Die aus den Topmodellen bekannte 2-Zonen-Klimaautomatik fehlt ebenso wie ein Park-Assistent, ein integriertes Navigationssystem und elektrisch verstellbare Sitze. Seien wir uns ehrlich: Brauchen wir das wirklich? Einparken können wir auch so, die manuelle Klimaanlage tut auch ihren Job, mobile Nachrüst-Navis sind oft besser als die Einbaugeräte. Puristen werden über den Experience jubeln: Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt werden, lautet schließlich ihr Motto. Womit wir keine Haltbarkeits- oder Zuverlässigkeitsdiskussionen in Gang setzen wollen: Die Qualitätsanmutung - wir wiederholen uns - ist bei den aktuellen Land Rover Modellen erstaunlich hoch. Nachsatz zum Thema "vernünftiges Maß": Der Experience rollt auf 17-Zoll-Felgen daher, auf die Reifen der Dimension 235/70R17 montiert sind - da läuft auch die Beschaffung neuer Gummis in einem vernünftigen finanziellen Rahmen ab.

Zum Thema Motorisierung und Getriebe - im Fall unseres Testautos kam wieder die sehr gute 6-Gang-Automatik zum Einsatz: Tadellos - nachzulesen in unseren vorangegangenen Testberichten über den Discovery. Neue Erkenntnis: Mit unseren aktuellen Eindrücken vom neuen TdV8 in Range Rover und Range Rover Sport im Hinterkopf bleibt der TdV6 mit seinen 190 PS und tollen 440 Newtonmetern im Discovery weiterhin ein exzellenter Motor, der mit dem Zweieinhalbtonner meist recht leichtes Spiel hat. Mit einer klitzekleinen Einschränkung: Die berühmt/berüchtigte Nachdenksekunde nach dem kräftigeren Tritt auf's Gaspedal, unabhängig von der aktuellen Drehzahl des Motors, konnte uns bislang niemand schlüssig erklären. Liegt's am Gewicht, dem Turboloch, der Elektronik, einem trägen Wandler? Wir wissen es - noch immer - nicht. Das ändert aber auch nur ganz wenig an unserem Gesamteindruck des gesamten Antriebs des Discoverys: Sagen wir einfach: Zwischen "Sehr Gut" und "Gut".

Fazit? Wenn man sich den Mitbewerb des Discovery anschaut, kann man nur festhalten, dass es Land Rover mit dem "Experience" geschafft hat, eines der besten Preis/Leistungsverhältnisse im Segment der "Premium Offroader" auf die Beine zu stellen. Da kann man auch über das Kuriosum hinwegsehen, dass das Modell gleich teuer bzw. billig ist wie die Fiskal-LKW-Variante, bei der immerhin die NoVA wegfällt. Aber schließlich muss diese mit Trenngittern und seitlicher "Verblechung" des Laderaums auch recht aufwändig umgebaut werden.

Jedenfalls ist der Discovery-Channel mit dem "Experience" so attraktiv wie nie.

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Fotos: gelaendewagen.at
 

Land Rover Discovery "Experience:
Daten und Fakten


Länge/Breite/Höhe:
4.835/2.009/1.837mm

Motor: TdV6 mit Common Rail Einspritzung, 2.720 cm3, 190 PS, 440 Nm ab 1.900 U/min

Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h

Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe oder 6-Gang-Automatik mit "Command Shift"

Verbrauch: 9,2 l kombiniert (Werksangabe)

Tankinhalt: 88 l

Geländeleistungen: Permanenter Allradantrieb, elektronische Getriebeuntersetzung, elektronische Mitteldifferenzialsperre, Bodenfreiheit 185 mm, Wattiefe 60 cm

Anhängelasten:
3.500kg/750 kg (gebremst/ungebremst)

Serienausstattung (Auszug):
Airbag für Fahrer und Beifahrer, aktiver Wankausgleich, ETC, ABS, elektr. Bremskontrolle, DSC, Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern, elektr. Fensterheber, manuelle Klimanlage, 3 Kopfstützen und 3-Punktgurte in 2. Sitzreihe, elektr. Parkbremse, Alarmalnlage, Radio-Cd mit 6 Lautsprechern, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen
 

Preis: ab € 39.900,--

Preis des Testwagens:
€ 44.401,36 (zusätzlich mit 6-Gang-Automatikgetriebe, Exklusivpaket (Makeup-Siegel, Gepäcksnetz, Getränkehalter) und Micatallic-Lackierung "Lugano Teal" ausgestattet
 

 
 

Weitere Tests des Discovery bei uns:

Der Land Rover Discovery TDV6 HSE im Praxistest

Disco-Hit für das 21. Jahrhundert: Der Land Rover Discovery 3 im Gelände-Test

 

gelaendewagen.at Test Nr. 45





 
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