Perfekte
äußere Bedingungen gab es für unseren Test: Rechtzeitig zum
überraschend frühen Wintereinbruch in Ostösterreich gesellte
sich der neue Kia Sorento zu unserem Fuhrpark. Und
während auf der Wiener Außenringautobahn sommerbereifte LKW und
PKW Schlange standen, ermittelten wir auf einsamen, hübsch
verschneiten Landstraßen dessen On- und Offroad-"Credibility".
Und warfen zudem einen genaueren Blick auf seinen Komfort und
die Ausstattung.
Wenn wir Sorento testen, dann den Benziner: Etwas mehr
als 2 Jahre ist es her, dass wir den Wagen zuletzt unter unsere
Fittiche nehmen durften, auch damals war der V6-Otto Gegenstand
unserer Betrachtungen. Was hat sich geändert? Aus 3,5 Litern
Hubraum schöpfte der Wagen damals 194 PS und brachte 294
Newtonmeter Drehmoment an die Kurbelwelle. Der neue V6 ist
kleiner (3,3 Liter) hat deutlich mehr Leistung (241 PS),
geringfügig mehr Drehmoment (307 Newtonmeter) und, ganz
erfreulich, um 10 Prozent weniger Durst: 10,8 Liter
95-Oktaniges genehmigt er sich, beim alten Modell waren's
noch 11,9 Liter.
In der Praxis zeigt sich: Der Sorento hat mit dem V6 einen
seidig-geschmeidig-feinen Motor unter der Haube. Der dennoch
überaus durchzugsstark ist, eine vernünftige
Beschleunigung bietet und sich in Kombination mit der
5-Gang-Automatik durch sein spontanes Ansprechverhalten
auszeichnet. Eine Wohltat und für uns eine verdiente Abwechslung
in Zeiten des Diesel-Hypes, wo man Geländewagen und SUVs fast
nur mehr mit Selbstzündern unterschiedlichster Herkunft und
Größe antrifft. Probieren Sie so einen Benziner 'mal im dichten
Nachmittagsverkehr in der Wiener City aus. Oder beim entspannten
Cruisen auf der Landstraße. Dann wissen Sie, was wir meinen.
Der 5-Gang-Automat im Sorento ist durchaus ok, schaltet
sanft und ruckfrei. Die manuelle Schaltgasse ist allerdings
elektronisch stark beschnitten und macht den Eindruck, nicht für
individuelles händisches Schalten konzipiert zu sein. Sondern
nur, um das Getriebe komfortabel in einem bestimmten Gang zu
sperren, zum Beispiel beim Bergabfahren.
In puncto Fahrwerk ist zu vermelden, dass der Sorento
sich hier durch Gutmütigkeit, eine dezente Weichheit und guten
Komfort bei trotzdem sauberer Stabilität präsentiert. Hier
dürfte es doch deutliche Adaptierungen gegenüber dem
Vorgängermodell gegeben haben.
Damit sind wir schon mitten bei unserer Testfahrt: Auf dem vom
Vorwinter geprägten glatten Straßen glänzte der Sorento mit
ausgezeichneten Leistungen des ESP und des ABS.
Das Antiblockiersystem versieht seinen Dienst überraschend
unauffällig, aber dennoch höchst effektiv. Noch mehr gefallen
hat uns das ESP, das dem Winter seinen Schrecken und unseren
fahrerischen Auslotversuchen das Risiko genommen hat. Solange es
die Physik erlaubt, bringt es den Wagen mit sanftem Nachdruck
immer wieder in seine Bahn. Perfekt, nicht besser kann man sich
seinen elektronischen Lebensretter wünschen.
Wie auch generell die Sicherheitsausstattung des Kia
Sorento über den im Winter eher selten anzutreffenden grünen
Klee zu loben ist: So sind auch Front-, Kopf- und
Schulter-Airbags in allen Ausstattungsvarianten immer mit an
Bord.
Die Karosserie des Sorento gefällt - das ist nicht unsere
Meinung, sondern die Erkenntnis unserer "empirischen
Marktforschung", die wir bei unseren Fahrausflügen mit Testautos
immer machen. Überrascht hat uns nur, wie unisono alle unsere
Gesprächspartner beim "Autotalk" positiv über den Koreaner
gesprochen haben. Vielleicht sollte Kia den Sorento ein bisschen
mehr promoten ... und sich so entsprechende Streicheleinheiten
und eventuell (noch) bessere Verkaufszahlen holen.
Unter dem Blechkleid gibt es waschechte Geländewagen-Technik:
Auch beim neuen Modell setzt man auf einen Leiterrahmen
als stabilen Unterbau. Der permanente Allradantrieb ist
mit einer Untersetzung ausgerüstet, der Fahrten auch auf
schlechtem Untergrund ermöglicht. Eingeschränkt wird die
Geländetauglichkeit nur durch die relativ langen
Karosserieüberhänge, die verschränkungsunwilligen Achsen
und das naturgemäß straßenorientierte Reifenprofil.
Wie sieht's im Innenraum aus? Den V6 gibt es im
Unterschied zum Diesel nur in einer Fast-Topausstattung.
Leder und ein gediegenes Ambiente prägen hier die
Eindrücke. Komfort und Ergonomie sind - bei allen
Modellvarianten - ausgezeichnet. Wenn es ein neuerliches
Facelift gibt, würde man sich eine etwas modernere, zeitgemäßere
Gestaltung speziell des Armaturenbretts wünschen. Ein
bisschen fehlt es hier an Pfiff und dem "gewissen Etwas".
Vielleicht waren wir aber nur vom funktionell tadellosen, aber
dennoch mühsam zu bedienenden und etwas aufgepfropft wirkenden
Becker-Radio mit Navigationssystem etwas irritiert. Den
Passagieren bietet der Kia Sorento jedenfalls ausreichend
Platz, in den Laderaum passt das Gepäck der ganzen Familie
locker hinein.
Kias großer Trumpf ist das weiterhin exzellente
Preis-/Leistungsverhältnis, speziell im Vergleich zu
adäquaten SUVs deutscher Herkunft. Ein bisschen wird dieses
nächstes Jahr geschmälert werden: Mit 258 Gramm CO2, das
der V6 pro Kilometer in die Atmosphäre pumpt, wird die neue
Straf-NoVA den Koreaner recht kräftig treffen.
Dennoch: Sind
Sie auf der Suche nach einem Allradauto, das in jeder Hinsicht
mehr kann als ein Boulevard-SUV, dabei aber nicht wesentlich
teurer ist, sollten Sie sich den Sorento genauer anschauen. Mehr Bilder!