Range Rover TdV8 Vogue im Test:
Auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk
Understatement auf höchstem Niveau im Karosseriedesign, einzigartiges Ambiente im Innenraum, technische Feinheiten der besonderen Art außen wie innen - diese Qualitätsmerkmale kennt man vom Range Rover. Die Benzinmotoren konnten mit diesem Niveau schon immer mithalten. Jetzt gibt es auch einen Diesel, der des Ranges mehr als nur würdig ist. Unser Testbericht ...
21.11.2006
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"Buckinghamblue Metallic" heißt die Lackfarbe, die unserem Testwagen gut zur klassisch geschnittenen Karosserie passt und ihm diesen schlicht-seriösen, eleganten Touch gibt. Bleckschnickschnack hat er nicht notwendig, der Range Rover. Klar die Linienführung, ebenmäßig die Züge, die mit nur wenigen stilvollen Eyecatchern aufgepeppt sind. Den Klarglasscheinwerfern im typischen Land Rover Stil etwa. Oder den farblich abgesetzten Haifischkiemen an den Flanken. Deshalb wirkt der Wagen auch nie pompös oder übertrieben in Szene gesetzt. Das ist Understatement in Reinkultur.

Denn der Range deutet von außen nur an, welchen Luxus er den Passagieren im Innenraum zu bieten hat. Feinstes Leder, Holz- und Metallapplikationen schaffen ein Ambiente der Extraklasse. Eine Materialkombination, die es auch in anderen Autos des Segments gibt, nirgends aber eine ähnliche Atmosphäre erzeugt oder eine ähnlich hochwertige Anmutung hat.

Die Liste der Komfortfeatures ist ellenlang: Von der Rückfahrkamera, die Ihr Bild ins zentrale Display überträgt bis zum beheizbaren Lenkrad findet sich alles, was aktuell in ein Auto verpackbar ist. Dass die Luftfederung den Wagen auf eine besonders tiefe Aussteigposition bringen kann oder die Lenkradsperre gelöst wird, sobald das Zündschloss nur den Schlüssel in seiner Nähe wittert, bringt einen hingegen fast schon zum Schmunzeln ... oder ist es gar ein glückliches Lächeln?

Dinge, von denen man nie geglaubt hat, dass man sie jemals in einem Auto brauchen würde, werden nach wenigen Tagen mit dem Range fast zur Selbstverständlichkeit und man vermisst sie, wenn man ein anderes Fahrzeug entert. Oh Gott, denkt man, wie kalt dieses Lenkrad ist ...

Der neue Meilenstein auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk: Der neue Dieselmotor. 8 Zylinder, 272 PS, bis zu 640 Nm Drehmoment ... trotz aller Urkraft, die diese Werte manifestieren, findet das Range-Understatement beim TdV8 eine Fortsetzung. Die Rolls Royce Anekdote, dass die Frage nach der PS-Zahl von Corniche und Co. lange Zeit immer mit "ausreichend" beantwortet wurde, kommt einem in den Sinn. Über PS spricht man nicht - man hat sie. Die Kraft des Range Rover ist in wirklich jeder Fahrsituation ausreichend - im besten Sinn dieses Wortes. Oder ein wenig genauer beschrieben: Die Leistungsentfaltung des Doppelturbo-V8 ist erstaunlich. Anders als bei einigen Konkurrenz-Selbstzündern mit vielen Brennräumen gibt es beim Kickdown nicht den bösen Schlag ins Kreuz der Passagiere. Beim Range erfolgt die Kraftabgabe unglaublich gleichmäßig, fast "gefühlvoll". Aber dennoch spürt man in jeder Sekunde die unbändige Kraft, noch dazu über einen außerordentlich großen Drehzahlbereich. Die Souveränität im Antritt wird von einem sonoren Grollen begleitet, völlig unaufgeregt verrichtet der Achtzylinder seine Dienste. Eine ausgezeichnete Geräuschdämmung verhindert, dass die Passagiere davon akustisch belästigt werden. Manchmal ist das fast ein wenig schade - so schön klingt dieser Motor.

Die 6-Gang-Automatik von ZF ist kongenialer Partner des TdV8. Bei sanftem Umgang mit dem Gaspedal sind die seidenweichen Gangwechsel praktisch nicht zu spüren. Bei beherztem Kickdown eröffnet das Getriebe dann dennoch den Zugang zu einem Drehzahlband, das dem Range Rover durchaus als Sportlichkeit ausgelegt werden kann.

Dazu kommt ein Fahrwerk, das luftgefedert der Schubkraft des Motors spielend gewachsen ist. Der Range liegt die längste Zeit neutral auf der Straße, einzig bei hohen Kurvengeschwindigkeiten gibt es größere Wankbewegungen. Hier wird auch ein wenig Respekt vor den Gesetzen der Physik eingefordert: Das sehr große Lenkrad machte es einem nicht leicht, die Leistungsfähigkeit des Wagens unter Kontrolle zu bringen. Überraschenderweise speziell bei geringen Lenkeinschlägen liefert es zu wenig bzw. auch falsches oder zumindest ungewohntes Feedback: Die Lenkung meldet ein Untersteuern in Situationen, die vergleichsweise harmlos sind.

Trotzdem ist die Fahrt im Range Rover, wie man sie sich vorstellt. Souverän bügelt die Luftfederung alle Straßen glatt, selbst auf böseren Feldwegen wird kaum jemals die Wirbelsäule der Passagiere strapaziert.

Vom Feldweg ins Gelände abgebogen: Mit dem 2007er-Modell kommt erstmals auch im Range das Terrain Response System zum Einsatz: Per Drehknopf in der Mittelkonsole stellt man Fahrwerk, Getriebe, Differenziale und elektronisch Traktionshilfen auf den jeweiligen Untergrund ein. Wie dieses System genau funktioniert, haben wir in anderen Land Rover Tests bereits ausführlich vorgestellt: Jedenfalls ist es kaum jemals einfacher gewesen, sich mit einem Geländewagen auch wirklich offroad zu bewegen. Dazu trägt auch die Luftfederung bei, die dem Wagen bis zu 27,5 Zentimeter Bodenfreiheit verschafft. Der Vortrieb endet erst dort, wo die Reifen die Haftung endgültig aufgegeben haben - und das ist später, als man für möglich hält. Der Range Rover ist das geblieben, was ihn immer ausgezeichnet hat: Ein Mitglied der Offroad-Elite. Sofern man sich traut, ein Hunderttausend-Euro-Auto auf anderen Untergründen als Asphalt zu fahren ...

Wo hat der Range Schwächen? Wir haben uns schwer getan, welche zu finden. Dass die Türen beim Zuschlagen mehr nach einem tonnenschweren Metalltresor denn nach einem Luxusauto klingen, ist vielleicht eine. Oder dass die Venture-Cam, mit der man das Fahrzeug von außen aufnehmen kann und das Bild auf das zentrale Display am Armaturenbrett übertragen wird, nur ein Gimmick für Elektronikfans ist.

Oder dass unsere Magnettafeln, mit denen wir die gelaendewagen.at-Testwagen normalerweise "markieren", auf den Alutüren einfach nicht halten wollten. Womit uns der offizielle Fotobeweis für unser internes Auto-Stammbuch fehlt, dass wir als eine der ersten Autoredaktionen Österreichs den TdV8 fahren konnten - eines der erstaunlichsten Allradfahrzeuge, die man für (viel) Geld derzeit kaufen kann. Vergessen Sie Business Class - das ist First Class pur. Vielleicht gehören Sie ja zu den geschätzten 0,01 Prozent der österreichischen Bevölkerung, die sie sich leisten kann.

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Text und Fotos: gelaendewagen.at
 

Range Rover TdV8 Vogue:
Daten und Fakten


Karosserie
Länge/Breite/Höhe: 4.972/1956/1905 mm
Eigengewicht: 2710 kg
Höchstzul. Gesamtgewicht: 3.200 kg

Motor
V8 Diesel mít Common Rail Einspritzung, 2 Turbolader
Leistung:
272 PS
Hubraum: 3630 cm3
max. Drehmoment: 640 Nm von 2.000 bis 2.500 U/min

Getriebe
6-Gang-Automatik von ZF mit Command Shift (ermöglicht auch manuelle Gangwechsel)

Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h (elektr. abgeriegelt)

Geländeleistungen
Permanenter Allradantrieb mit Terrain Response System, Luftfederung, Hill Descent Control, Traktionskontrolle und Dynamic Stability Control,
Geländeuntersetzung

Böschungswinkel
vorne: 29° bzw. 34°, hinten 24,2° bzw. 26,6°  (abhängig vom Modus der Luftfederung)


Rampenwinkel: 25° bzw. 30°
Bodenfreiheit: 225 bis 275 mm

Anhängelasten:
750 kg ungebremst / 3.500 kg gebremst

Verbrauch kombiniert: 11,3 l

Ausstattung (Auszug):

Komfort
Park Distance Control, Regensensor, Rückfahrkamera, Glasschiebedach, Venture Cam, beheizbare Windschutzscheibe, beheizbares  Multifunktionslenkrad mit Tempomat

Audio/Kommunikation/Navigation
Hybrid-TV/Navigationssystem, integriertes Telefonsystem, Harman Kardon Logic7 Surround Sound System mit 14 Lautsprechern

Außenausstattung
Brembo Bremsen, Adaptives Bi-Xenonlicht

Innenausstattung
Oxford-Lederausstattung mit elektr. Sitzverstellung vorne, Memoryfunktion Fahrersitz, Winterpaket mit Sitzheizung und Skisack

Preis:
€ 102.860,--
(Preis inkl. MwSt. und NoVA)

Die Micatallic-Lackierung "Buckingham Blue" ist gegen einen Aufpreis von € 1.300,-- erhältlich. Weiters war im Wagen eine Standheizung (€ 1.800,--) eingebaut. Sitzheizung und -kühlung vorne bzw. Sitzheizung hinten schlagen sich mit insgesamt € 1.020,-- zu Buche.
 

gelaendewagen.at Test Nr. 33





 
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