Das Roadbook bestand diesmal nicht nur aus Wegbeschreibungen und
Navigationsaufgaben. Es wurde der Entwicklung im
Navigationsbereich der letzten Jahre große Aufmerksamkeit
entgegengebracht. So wurde diesmal das GPS im Roadbook verstärkt
berücksichtigt. Das Roadbook setzt sich somit aus einer Vielzahl
von verschiedenen Navigations-Arten zusammen: GPS-Koordinaten,
das Ziel mit Kursangabe definieren und auf frei wählbaren Wegen
erreichen und schließlich Navigation mit Kompass und Karte.
Geplant waren 4 Etappen; Die Anreise und 3 Geländeetappen mit
einer durchschnittlichen Länge von jeweils 40 Kilometern.
Geschafft haben wir letztendlich 2 ¼ Etappen mit einer Leistung
von insgesamt 50 Kilometern. Fahrerisch war dieser Bewerb mehr
als anspruchsvoll, aber ohne Ketten war ein Weiterkommen
unmöglich. Wir haben sie am Beginn der 2.Etappe angelegt und im
Ziel (kurz vor dem Asphalt) wieder abgenommen.
Samstag, 19 Februar
Die erste Nacht im Winter im Zelt haben wir gut überstanden. Am
Vorabend sind wir gegen 23 Uhr im Etappenziel gewesen. Der
letzte Abschnitt war durch am Nachmittag einsetzende Schneefälle
sehr rutschig geworden. Nachdem alles im Auto verstaut worden
ist, packen wir die Ketten aus. Für Alexa und mich das erste
Mal, das wir diese anlegen müssen. Ein kurzer Blick auf ein
anderes Fahrzeug, eine kleine Hilfestellung bei der ersten Kette
und letztendlich keine allzu schwierige Aufgabe. Das einzige
Problem ist die fehlende Kraft, die Kette wirklich fest zu
spannen.
Roadbookvergabe: Wir bekommen eine Karte, vergrößert
kopiert, aber mit einer Maßstabsangabe und einen Routenausdruck
von eingespeicherten GPS Koordinaten. Die nächsten Punkte
unserer Etappe mussten wir ausrechnen und auf unsere Karte
übertragen. Ich machte mich in der Zwischenzeit mit dem Kompass
auf den Weg, um zu sehen, in welche Richtungen die 4 Wege von
unserem Schlafplatz wegführen. Wir müssen nach Osten. Also Start
frei. Wir hatten zwar die letzte Startnummer, fuhren aber
trotzdem als erstes Fahrzeug in den richtigen Weg. Ein Weg mit
Spuren, wir kamen recht gut voran und waren guter Dinge. Doch
nicht so schwierig. An einer breiteren Stelle noch einmal die
Ketten nachgespannt, den ersten Navigationspunkt mit dem GPS
bestimmt, auf die Karte eingetragen und weiter geht’s.
Ein Fahrzeug hat uns überholt und wir hatten weiterhin eine
gespurte Strecke vor uns. Eine Abzweigung, rechts hinauf ein
Graben, mehr ein Flussbett als ein Weg. Roadbookmäßig die
mögliche Abzweigung. Gibt es einen einfacheren Weg? Wir fahren
noch geradeaus, diesmal als erstes Fahrzeug, keine Spuren vor
uns. Das erste Stück geht es noch ganz gut vorwärts, dann
beginnt der Weg anzusteigen.
Irgendwann schieben wir zu viel Schnee vor uns her. Wieder
ein Stück zurück. Schaufel auspacken, einen Teil des Hügels
wegschaufeln, weiterfahren. Mittlerweile haben 2 Fahrzeuge zu
uns aufgeschlossen. Dann, auf einer Lichtung biegt der Weg
wieder in die gewünschte Richtung, aber steil bergauf. Ohne
Winde sicher kein Weiterkommen. Wir beschließen zum Flussbett
zurückzufahren und uns die Vorarbeit der anderen Teams zunutze
zu machen. Aber trotz Zusammenarbeit aller Teams konnte dieser
Abschnitt nur mit viel Anstrengung bewältigt werden.
Um einen ungespurten Geländeabschnitt im Schnee zu bewältigen
gibt es zwei Möglichkeiten: sich Stück für Stück weiterzukämpfen
oder die Seilwinde einzusetzen. Bei ersterer Methode kann man
nur mit Schwung den Tiefschnee durchpflügen und den Schnee vor
sich herschieben. Wird dieser Berg zu groß und der Schwung zu
gering, setzt man in der Spur wieder zurück, um beim nächsten
Anlauf wieder ein paar Meter weiterzukommen.
Wird es zu steil, dann hilft nur mehr die Seilwinde. Diese
Methode ist körperlich höchst anstrengend, muss ja der Weg
zuerst zu Fuß gespurt und das Windenseil den Abhang hinauf zum
nächsten Baum gebracht werden.
Kurz vor dem Etappenziel die erste Sonderprüfung. Finde eine
Höhle, Kurs: 1780, 1,41 km. Dazwischen ein steiler, bewachsener,
tief verschneiter „Hügel“. Zunächst zeichnen wir die Höhle in
der Karte ein. Von unserem Standpunkt aus versperrte uns eine
Felswand den direkten Weg. 3 Teilnehmer nahmen diesen Weg. Wir
gingen die Strasse ein Stück vor und schwenkten bei der ersten
Gelegenheit auf südlichen Kurs. Zum Glück hatte ich meine
Tourenstöcke dabei, was sich bei dem Anstieg im Tiefschnee als
recht nützlich erwies. Die erste Anhöhe hatten wir bezwungen.
Laut Karte war es nicht mehr weit. Oben am Kamm entlang oder auf
direktem Weg bleiben, das war hier die Frage. Wir entschieden
uns für den direkten Weg, der uns aber wieder in eine Senke
führte. Noch ein Hügel. Mittlerweile ist es schon dämmrig
geworden und die Beine begannen zu schmerzen. Also beschlossen
wir umzukehren, bevor uns die Dunkelheit einholte.
Müde, mit nassen Füßen kamen wir am Schlafplatz an. Einen Platz
für das Zelt freischaufeln, in dem ich heute alleine schlief.
Alexa verbrachte die Nacht unter Sternenhimmel mit Campingbett,
Schlafsack und Biwaksack. Ein kräftigendes Nachtmahlessen,
Socken wechseln, trockene Schuhe anziehen. Und bald darauf
sinken wir in den wohlverdienten Schlaf.
Navigatorisch musste man sich sowohl mit Kartenlesen, GPS und
Kompass auskennen und einige bedauerten, sich nicht früher
eingehend damit beschäftigt zu haben. Also 25 Minuten sind 21
cm, die Entfernung beträgt 4 km. 1 cm entspricht 0,65 km. So,
wie komme ich jetzt auf die richtigen Koordinaten ?!? Das
Problem war aber nicht nur diese Umrechnung, sondern auch die
Tatsache, dass die Karte und der GPS-Routenausdruck eine andere
Umrechnungsformel hat. Da war nicht nur das Verständnis für den
Ansatz gefragt, sondern auch Genauigkeit. Natürlich ging es aber
auch um den Umgang mit dem Kompass, ums Kartenlesen, die Natur
in die Karte übertragen.
Am Sonntag ging es in ähnlicher Manier weiter. Innerhalb
aller Teilnehmer wechselte das Führungsfahrzeug immer ab, denn
allen war klar, nur gemeinsam war diese Strecke zu bewältigen.
Am Anfang dauerte es zwar ein bisschen, die Gruppe zu
koordinieren. Aber letztendlich wurde die Bildung einer
Gemeinschaft durch diese Aufgabe stark gefördert.
Schwierigste Streckenverhältnisse erfordern hohe Konzentration,
viel Ausdauer und vor allem viel Erfahrung im Geländefahren und
im Umgang mit Bergehilfen. Wenn man aber überlegt handelt und
zusammenarbeitet, kommt es auch zu keinen Schäden am Material.
Eine Kreuzung, bis dahin war das Weiterkommen noch mühsamer als
am Vortag. Ein wenig spürt man die Anstrengung in allen Knochen
und Muskeln – hätte ich doch vorher ein bisschen mehr für meine
Kondition gemacht. Auf der Karte scheint der rechte Weg größer
eingezeichnet zu sein, gespurt war er auch. Also entschieden wir
uns, gemeinsam mit einem zweiten Team, für diesen Weg.
Ganz gemütlich kamen wir voran. Kurz vor einer Ortschaft
wurden die Spurrillen zu tief, also wieder einmal die Schaufel
ausräumen und mit dem Bergegurt waren wir bald wieder flott. Bei
einer Ortschaft erklärten uns freundliche Einheimische, dass vor
ein paar Minuten 4 andere Fahrzeuge durch das Dorf gekommen
wären. Also waren wir am richtigen Weg, wenn auch etwas
langsamer als die Anderen. Durch den Ort, weiter auf einem mehr
oder weniger gut gespurten Weg, einige verwunderte aber sehr,
sehr freundliche Einheimische, ein paar schräg abfallende,
rutschige Kurven. Eine kleine Bergeaktion und dann haben wir das
heutige Ziel erreicht.
Aber damit war der Tag noch nicht zu Ende. Feuermachen. Holz
musste aus der Umgebung genommen, Sprit darf nicht als Hilfe
verwendet werden. Also kleine, halbwegs trockene Zweige suchen,
gar nicht so einfach bei dieser Wetterlage. Eine trockene Stelle
für das Feuer. Zum Glück gab es ein paar Heuhaufen und das Stroh
eignete sich gut als Unterzünder. Und dann konnte ich zum ersten
Mal mein „Metal Match“ ausprobieren, Watte in Vaseline getränkt
und siehe da – es funktioniert wirklich. Der Abend klingt dann
gemütlich bei einem großen Lagerfeuer aus. Nach einer
sternenklaren, dafür aber sehr kalten Nacht, empfängt uns am
nächsten Morgen herrlicher Sonnenschein.
Am letzten Tag erwartete die Teilnehmer noch eine sehr
schwierige Geländepassage. So schmal, dass die Fahrzeuge gerade
noch auf den Weg passten. Seitlichen Spielraum gab es nicht,
deshalb kam auch bei den Meisten wieder die Seilwinde zum
Einsatz. Leider war der Weg letztendlich umsonst, auf der Anhöhe
war dann wirklich Schluss mehr als 1m Schnee zwang die
Teilnehmer zum Umkehren. So musste diese Stelle dann auch noch
bergab bewältigt werden.
Bei dieser Passage trat der einzige Defekt an einem Fahrzeug
auf. Das Stück bergauf fuhr das Fahrzeug problemlos und ohne
dabei vom Fahrer gemartert zu werden. Anschließen kam die Winde
zum Einsatz. Beim Überqueren des letzten Berghanges wurden
plötzlich nur mehr die hinteren Räder angetrieben. Diagnose:
gebrochene Steckachse. Dieser Defekt hatte leider die Aufgabe
des Teams zur Folge. Da der Weg hinaus durch den Wald noch zum
Teil durch ungespurtes Gelände führte, beschloss ein zweites
Team das defekte Fahrzeug zu begleiten. Denn ein Weiterkommen
ohne Hilfe wäre nicht möglich gewesen.
Kurz vor unserem letzten Schlafplatz trafen wir einen LKW, der
seitlich von der Strasse in den Graben gerutscht war. Nichts
aufregendes, nur ohne Hilfe war kein Herauskommen. Aber auch mit
vereinten Kräften, schafften wir es nicht. So brachten wir zwei
Männer zu ihren Häusern, wo sie ihre Bagger holen konnten. Als
Dank schaufelten sie uns einen Lagerplatz frei.
Schneefall setzte ein, der dann in der Nacht zum Regen wurde. So
ging zwar die letzte Nacht etwas wärmer, dafür um einiges
feuchter zu Ende.
Sowohl die Teilnehmer als auch die Organisatoren haben einige
Erkenntnisse aus diesem Bewerb gewonnen. Die wichtigsten
Ausrüstungsgegenstände für ein Weiterkommen bei diesen
Verhältnissen sind Schneeketten, Seilwinde und Schaufeln. Um die
Kälte und den Schnee körperlich gut zu überstehen: warme,
wasserfeste Kleidung, jede Menge warme Socken, Handschuhe, ein
guter Schlafsack, Decken, Unterlagsmatte und vielleicht
trockenes Holz für ein wärmendes Feuer bzw. die Fähigkeit auch
mit feuchten Holz ein Feuer zu entfachen und am Leben zu halten.
Bei den Veranstaltern ist wesentlich mehr Flexibilität gefragt
als in der „warmen“ Jahreszeit, da ein Einschätzen der
Streckenverhältnisse noch schwieriger ist. Das Roadbook muss so
aufgebaut sein, dass Ziele kurzfristig neu definiert werden
können.
Zusammenfassend kann man aber sagen, dass die erste
Veranstaltung dieser Art ein Erfolg war. Alle Teilnehmer waren
froh, sich dieser Herausforderung gestellt zu haben.
Die Bewertung wurde vor allem von den Navigationsaufgaben und
Sonderprüfungen bestimmt, da auf Grund der extrem schweren
Verhältnisse auf der Strecke die Teams meist in Gruppen gefahren
sind und sich gegenseitig weiter geholfen haben. Mit ein paar
kleinen Veränderungen ist diese Wintertrophy ein wirklich
interessanter Bewerb, der seinesgleichen in der Szene sucht.
Die ersten 3 Teams:
1. Platz: Michael Waldl / Bernhard Hofstätter auf Landrover
Defender
2. Platz: Alexa Obsieger / Klaudia Piskorz auf Toyota Hilux
3.Platz: Rudolf Plenert / Mike Kern auf Mercedes G
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