Der „Pathfinder“ ist die Antwort von Nissan auf den boomenden
Markt der „Edel-Allradfahrzeuge“ und soll sich im Segment der
SUVs einordnen. proVENTURE-Chef Andreas Piskorz hat den Wagen -
als Erster in Österreich - offroad getestet. Hier sein Bericht
...
31.03.2005
Dabei konnte er sowohl das „LE Plus“-Modell - die oberste
Ausstattungsklasse mit Automatik - als auch das „SE“-Modell mit
Schaltgetriebe testen. "Nach diesem Test kann ich mich nicht
ganz der Meinung von Nissan anschließen und sehe den Pathfinder
eher als Geländewagen mit hervorragenden Straßeneigenschaften“,
so Piskorz nach dem Test.
Die Offroad Technik des Pathfinders
- Stabiler Leiterrahmen, mit ausreichend stark dimensionierter
Einzelradaufhängung vorne und hinten.
- Straffes Fahrwerk, das bei rauem Offroadbetrieb nur selten
durchschlägt, jedoch wenig Verschränkung zulässt.
- Elektronisch gesteuertes Allradantriebssystem, wie es vom
X-Trail bekannt ist, jedoch mit Geländeuntersetzung.
- Im „4HI“ und „LO“ Modus ist das Mitteldifferenzial gesperrt
und ESP automatisch abgeschaltet.
- Ab dem "XE Plus"-Modell wird das Nissan „ESP Plus“-System
eingesetzt. Das bedeutet eine erweiterte ESP-Funktion mit TCS
(Traktionskontrolle), das auch bei ausgeschaltetem ESP arbeitet.
- Böschungswinkel vorne 33°; hinten 26°, Rampenwinkel 24°
- Bodenfreiheit (bei 17“ Bereifung) 23cm
- Wattiefe 45cm
Der Pathfinder im Gelände
Der Wagen lässt sich im Gelände auf Grund der gut abgestimmten
Geländeuntersetzung und eines Drehmomentes von 400Nm in allen
Situationen mit der richtigen Geschwindigkeit sehr angenehm
(gemütlich) und problemlos steuern. Der gute Einschlag und ein
relativ kurzer Radstand (285cm) für dieses doch recht große Auto
machen den "Pfadfinder" auch im engen Wald sehr wendig.
Lediglich die Fahrzeugbreite und der sich nur gering nach oben
verjüngende Karosserieaufbau können auf engen Passagen im
Gelände Schwierigkeiten bereiten. Die Wendigkeit braucht er
auch, da auf Grund des geringen Federweges und des hinteren
Böschungswinkels oft ein sehr exaktes Fahren notwendig ist. Die
mangelnde Verschränkung wird durch die sehr gut eingestellte
Traktionskontrolle in vielen Fällen ausgeglichen. Hier wird der
Unterschied zwischen den Modellen mit Traktionskontrolle (ESP
Plus) und Automatik, sowie ohne dieser Hilfen recht deutlich.
Zusammengefasst ist der Pathfinder ein echter Geländewagen. Für
Einsätze, auch wenn diese nur zeitweise vorkommen, sollte man
auf jeden Fall nicht auf das „ESP Plus“ (mit Traktionskontrolle)
verzichten. Leider ist diese Funktion beim Basismodell nur gegen
Aufpreis erhältlich. Dank seiner soliden Technik und ohne allzu
viel „elektronischer Helferlein“ fährt der „Pathfinder“ sehr
sicher und zuverlässig auch durch schwierigstes Gelände,
obgleich dem Piloten eine gewisse Erfahrung im Geländefahren
abverlangt wird.
Für die meisten Einsätze „Off Road“ ausreichend, würden dem
„Pathfinder“ 5cm mehr Bodenfreiheit und eine bessere
Verschränkung jedoch gut tun.
Verschränkungstest
Hindernisse bis 30cm in der Verschränkung stellen im
Geländemodus (4LO) mit gesperrtem Mitteldifferential und im „Auto“-Modus
für keines der getesteten Modelle ein Problem dar. Mit „ESP
Plus“ ausgestattete Modelle sowie mit Automatikgetriebe ist das
Fahrzeug wesentlich leichter zu fahren als das Standardmodell.
Bei mittleren Verschränkungen von 40cm bedarf es ein bisschen
Offroaderfahrung für den Piloten, um den Vortrieb kontinuierlich
zu steuern, da das TCS (Traktionskontrolle) nach Einsetzen das
Fahrzeug manchmal abrupt weitertreibt. Auf Grund der mangelnden
Verschränkung der Achsen sind hier immer 1 bis 2 Räder in der
Luft. Bei maximaler Verwindung des Fahrzeuges lassen sich alle
Türen (auch die Heckklappe) leichtgängig öffnen und schließen,
was auf die Stabilität des Leiterrahmens und die Robustheit der
Gesamtkonstruktion zurückzuführen ist. Ohne TCS muss wie bei
einem herkömmlichen Geländewagen (z.B.: Terrano) dieses
Hindernis mit mehr Schwung gefahren werden.
Schrägfahrt
Auf Grund des niedrigen Schwerpunktes und einer Spurbreite von
157cm fährt sich der „Pathfinder“ sowohl auf der glatten
Schrägfahrt (im Test max. 40°) als auch auf der schrägen
unebenen Teststrecke sehr stabil. Durch die relativ straffe
Federung beginnt das Fahrzeug bei den Unebenheiten nicht zu
pendeln und bleibt daher spurtreu und schmiert nicht ab.
Mulden und Kuppen
Durch den hinteren Böschungswinkel und der relativ geringen
Bodenfreiheit besteht die Gefahr des „Aufsitzens“. Daher ist ein
exaktes Auslenken (S-Linie fahren) erforderlich. Der Unterbau
des „Pathfinder“ ist sehr geschickt gelöst. Keine Bauteile
liegen tiefer als der Rahmen. Weder Auspuff noch Getriebe sind
gefährdet. Einzige Ausnahme ist der hintere Stabilisator, der
einen kleinen Bogen um die Kardanwelle macht, wo die Gefahr,
dass man sich Äste udgl. einfahren kann besteht. Auch die
Motorschutzwanne ist aus massivem Blech und kein Kunststoffteil.
Bei Kuppen hilft der kurze Radstand und auch größere Hindernisse
können relativ problemlos diagonal überfahren werden. Die
Stossstangen sind aus weichem Kunststoff und reißen nicht gleich
ab, wenn man mal streift. Kratzspuren werden sich aber im
Geländeeinsatz wohl nicht vermeiden lassen.
Steilhänge
In steilen Auffahrten fühlt sich der “Pathfinder“ richtig wohl.
Trotz des hohen Eigengewichtes von ca. 2,2 Tonnen kriecht das
getestete Schaltmodell mühelos Steigungen bis 30° im Standgas
hinauf. Das Automatikmodell benötigt ein wenig Gasgeben um den
Wandler zum Weiterfahren zu überreden. Durch den kräftigen Motor
mit 174PS und 400Nm/2000UpM werden größere Steigungen nur mehr
von der Traktion bestimmt und nicht von der Power. Die
Untersetzung ist sehr gut abgestimmt und die Gasannahme erfolgt
geschmeidig. Beim Schaltmodell sehr direkt aber nicht ruppig,
beim Automatik leicht verzögert aber wesentlich direkter als
beim Patrol. Leichte Verschränkungen im Steilhang werden durch
die sehr schnell reagierende Traktionskontrolle gut abgefangen.
Bei größeren Unebenheiten ist wieder der Fahrer gefragt und man
muss wie beim Geländefahren üblich wissen was man tut. Das
Bergabfahren erfolgt wie bei den „Urgesteinen“ ohne diverse
„Assistenten“ und muss - bzw. "darf“ wieder vom Fahrer selbst
bestimmt werden. Durch den kräftigen Motor und die Untersetzung
entsteht eine starke Motorbremswirkung. Meist stellt sich die
Wahl für den 1. oder 2. Gang beim Bergabfahren.
Schlamm
Hier bietet der „Pathfinder“ 2 Vorteile. Einmal bestätigt sich
im schlammigen Untergrund das rasche Einsetzen der
Traktionskontrolle des „ESP Plus“ und zum Anderen der glatte
Unterboden, der wenig Widerstand bietet. Auch hier fährt sich
das Automatikmodell viel einfacher als das Schaltmodell.
Spurrillen
Der glatte Unterboden hilft zwar beim Einschätzen, ob ein Fahren
in den Rillen noch möglich ist oder nicht, die geringe
Bodenfreiheit von ca. 23cm ermöglicht es jedoch nicht wirklich
in Spurrillen zu fahren. Die beiden Windabweiser unter der
vorderen Stossstange wirken dazu noch wie ein Pflug.
Handling
Der „Pathfinder“ lässt sich in allen Situationen im Gelände sehr
leicht dirigieren und gibt dem Fahrer das Gefühl mit einem
wesentlich kleineren Auto unterwegs zu sein als es tatsächlich
ist. Dazu kommen eine sehr direkt wirkende Lenkung und ein
straffes Fahrwerk, wodurch die Nähe zum „Off Road Untergrund“
direkt gegeben ist. Man spürt wo und wie man fährt und glaubt
sich nicht in einer „Sänfte“. Dies mag für echte „Offroader“ ein
großes Plus sein, gibt aber dem „ungeübten“ Geländefahrer das
Gefühl; „ich muss aufpassen“, was aber meiner Meinung nach aber
ebenfalls zur Sicherheit beiträgt. Durch die hohe Sitzposition
und die kantigen Karosserie hat man eine gute Übersicht. Auch
die Rückfahrkamera mit einem extremen Weitwinkel-Objektiv war
beim engen Rangieren im schwierigen Gelände recht hilfreich.
(als Option „Techno-Paket“ ab SE Ausstattung).
Cockpit und Bedienung
Die Instrumententafel ist gut im Sichtfeld. Die Schaltung ist
etwas weich, relativ lange Schaltwege gibt es beim Schaltmodell.
Der Rückwärtsgang ist nicht immer leicht zu „finden“. Nur mit
etwas Übung ist der rasche Wechsel zwischen 1.Gang und
Rückwärtsgang möglich. Schalter und Bedienelemente sind gut
erreichbar. Da bei dem „Pathfinder“ nicht viel zu „schalten“ und
„verstellen“ ist, kann man Ihn auch ohne technischem Vorwissen
sofort bedienen.
Text: Andreas Piskorz, proVENTURE
Fotos: gelaendewagen.at
(die Fotos entstanden vor dem Wiener IMAX-Kino, wo die
Erstpräsentation des Wagens stattfand)