Oft schon hat man den Kia Sorento als die koreanische Kopie
eines deutschen SUVs vom anderen Stern bezeichnet. Die von uns
getestete Version mit dem Sechszylinder-Benziner und der
gehobenen Ausstattungsvariante "Active" ähnelt dem Deutschen
zwar zumindest optisch recht stark - im Test beweist der
Koreaner aber seine unverwechselbare Eigenständigkeit.
Knapp 670
Sorentos wurden im laufenden Jahr in Österreich
bisher zugelassen - davon sind gerade einmal 12 Stück mit
einem Benzinmotor ausgerüstet. Der Diesel-Boom in Österreich
ist also ungebrochen - eigentlich kein Wunder bei der
Leistungsfähigkeit und Sparsamkeit aktueller
Common-Rail-Aggregate. In 98 Prozent aller Sorentos werkt ein
2,5 Liter großer, sehr kultivierter CRD mit 140 PS und
bärigem Drehmoment im Ausmaß von 343 Nm ab 1.850 U/min.
Die schafft der 6-Zylinder-Benziner nicht: Der 3,5-Liter-Motor
bringt es aber immerhin auf 294 Nm, die bei 3.000 U/Min
anstehen. Der größte Unterschied zwischen den Beiden
dokumentiert sich wohl im Verbrauch: Während sich der Diesel im
Schnitt mit 7,7 Litern auf 100 Kilometer begnügt, braucht der
Benziner immerhin 11,9 Liter. Recht heftig wird's im
Stadtverkehr, da gönnt sich der V6 stolze 17 Liter Bleifreies.
Dennoch haben wir uns für den Test des Benziners mit 193 PS
entschieden: 6-Zylinder-Motoren machen dem Geländewagenfahrer
einfach fast immer Freude. Speziell wenn sie so schön kultiviert
klingen wie im Sorento. Für den Fahrer kaum hörbar verrichtet er
seine Dienste und stellt dennoch in jeder Fahrsituation mehr als
ausreichend Kraft für flottes Vorankommen zur Verfügung.
Den V6-Sorento gibt es ausschließlich mit 5-Gang-Automatik - und
wer den Wagen einmal bewegt hat, wird sich auch nie eine
manuelle Schaltung wünschen. V6 plus Automatik ergibt einfach
eine souveräne Kombination, die stressfreies Fahren
ermöglicht. Für den Fall, dass man Schaltvorgänge doch einmal
händisch vornehmen will, gibt's ja noch immer die manuelle
Kulisse ...
Das Basismodell "Bodyguard", das bereits um wirklich günstige
€
29.990,-- zu haben ist, verfügt bereits über eine sehr passable
Serienausstattung, den Komfort einer automatischen Klimaanlage
gibt es z.B. aber erst ab dem Modell "Motion". Mit den gehobenen
Modellen "Active" und "Active Pro" werden dann fast alle Wünsche
des verwöhnten 4x4-Fahrers erfüllt. Damit dringt man preislich
aber schon in die 40.000er-Kategorie vor. Sehr positiv fällt
auf, dass (im Unterschied zu vielen anderen Herstellern) bereits
in den Basismodellen sämtliche Sicherheits-Features serienmäßig
vorhanden sind. Für € 46.150,-- erhält man mit dem "Active Pro"
das von Brabus veredelte Topgerät mit 19-Zoll-Felgen und
Alcantara-Sitzbezügen ... so tritt Kia doch ein wenig in die
Fußstapfen des deutschen Mitbewerbes ...
Dabei ist schon der von uns getestete "Active" mit Automatik,
knapp unter der magischen 40.000-Euro-Grenze angesiedelt, schon
ein rechter Luxusschlitten - mit Lederausstattung, elektrisch
verstellbarem Fahrersitz, Edelstahldesign und Schiebedach.
Die gediegene Innenausstattung und recht gute
Verarbeitungsqualität erfreuen Fahrer und Passagiere. Ergonomie
wird groß geschrieben, wenn auch da oder dort noch ein wenig
Verbesserungspotenzial zu orten ist: So ist der Platz für den
Fahrer ein wenig beengt. Personen jenseits der 1,90 m kämpfen
ein wenig mit dem nicht ausreichenden Verstellbereich des
Sitzes, das Knie kommt leicht mit dem Handbremshebel in
Berührung, die Kopffreiheit könnte besser sein. Überraschend
tief ist auch das Lenkrad angebracht. In der zweiten Reihe
können dafür aber auch Erwachsene recht bequem mitreisen.
Ihresgleichen suchen die vielen, vielen Ablagemöglichkeiten.
Wider den allgemeinen Trend zur Rundlichkeit sind sie ganz
einfach groß und praktisch - perfekt für Reisen. Dabei wirkt der
Innenraum dennoch äußerst modern und aufgeräumt.
Thema Reisen bzw. Langstreckenfahrten: Hier erweist sich der
Sorento als idealer Begleiter: Der Kofferraum ist sehr groß, der
Motor wie schon besprochen geschmeidig-leise-souverän, die
Komfort-Features überkomplett.
Dass relativ harte Fahrwerk, dass speziell bei Querrillen die
Stöße recht ungefiltert an die Passagiere weiter gibt, erinnert
uns dann aber doch daran, dass man in einem Geländewagen sitzt.
A propos: Dass der Koreaner auch in etwas schwierigerem Gelände
bewegt werden kann, wurde schon häufig bewiesen - speziell vom "Sorento-Club",
dessen engagierter, rühriger Obmann seine Sorento-Jünger des
öfteren in diversen Offroad-Gruben versammelt, um sie an
Trial-Veranstaltungen und sonstigen Allrad-Events teilnehmen zu
lassen. Über die Basiszutaten für reschere Offroad-Abenteuer
verfügt der Kia allemal: Permanenter Allradantrieb mit guter,
kurzer Untersetzung (2,48:1), die Karosserie ist nach guter,
alter Machart auf einem Leiterrahmen aufgeschraubt, die
Hinterachse ist sogar starr ausgeführt. Vorsicht im Gelände ist
dennoch geboten, teilt der Sorento doch ein Manko mit den
meisten modernen Allradfahrzeugen: Die Überhänge sind zwar
hübsch in Wagenfarbe lackiert, die tief gezogenen Bleche sind
aber praktisch ungeschützt, kleinere Rempler verursachen schnell
zumindest Kratzer. Auch bei der Verschränkung hapert es -
speziell die Vorderachse weigert sich nachhaltig, die Federn zu
strecken.
Noch ein paar Details zum Allradsystem: Alle Versionen des
Sorento sind mit einem elektronisch geregelten, permanenten
Allradantrieb ausgestattet. Unter Normalbedingungen werden nur
die Hinterräder angetrieben, bei Bedarf, also Traktionsverlust,
kann bis zu 50 % der Kraft den Vorderrädern zugeteilt werden.
Dafür sorgt eine Mehrscheiben-Ölbadkupplung im
Verteilergetriebe. Eine aktive, hydraulische
Drehmomentübertragung, genannt "ATT" ("Active-Torque-Transfer"),
erkennt Schlupf und entsprechende Bodenbeschaffenheit anhand der
Rad- und Motordrehzahl. Mittels Drosselklappenöffnung, ABS und
dem passenden Kupplungsreibwert wird die Verteilung der
Antriebskräfte auf Vorder- und Hinterräder gesteuert.
Mit dem Kia Sorento erhält man also viel SUV für vernünftiges
Geld - gediegene Ausstattung, exzellente Sicherheits-Features,
gute Straßeneigenschaften, passable Offroad-Eignung ... wer
denkt da noch an die Konkurrenz vom anderen Stern ?