Hasta la vista, baby: Der Hummer 2 im Test
Seit die Wiener Firma Maxum Cars den Hummer nach Österreich importiert und hierzulande vertreibt, bietet sich auch Alpen-Terminatoren und -Conans die Möglichkeit, standesgemäß den ultimativen "american way of 4x4-drive" zu erfahren.
21.07.2005
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Deren großes Vorbild, der siebenfache Ex-Mister-Universum höchstpersönlich, pilotierte ja schon vor seinem Gouverneurs-Amt am liebsten einen H1 zwischen Film-Set und Fitness-Studio. Wir haben es ein wenig billiger gegeben - und den H2, den zivilen Sprössling des Ur-Hummers - auf seine Testosteron produzierende Wirkung getestet.

Um sich den Traum vom Hummer zu erfüllen, muss man aber nicht wegen eines begnadeten Körper, sondern eher hinsichtlich seiner pekuniären Verhältnisse auf die sprichwörtliche Butterseite gefallen sein. Schließlich will Maxum für einen H2 in Basisausstattung nicht ganz unbedeutende € 86.468,--. Da ist es dann fast schon egal, wenn man sich auch noch ein Chrom-Package, Bodenteppiche und Ledergestühl in der edlen Farbe "ebony" dazu bestellt, sprich: Statt der "Base"-Version des H2 den "Luxury" erwirbt und nochmals schlappe € 4.500,-- drauf legt.

Egal. Auch wenn Sie knausern und auf Chrom-Tand verzichten: In jedem Fall bekommen Sie mit dem H2 für Ihr schwer verdientes Geld den unpackbaren, 6 Liter großen V8-Motor - 8 Häferln mit richtig viel Inhalt: 316 Pferdchen sind darin verpackt, exakt 486,6 Newtonmeter warten darauf, abgerufen zu werden. Schon das Geräusch im Leerlauf müssen Sie gehört haben: Da würde Sitcom-Star und "Heimwerkerkönig" Tim Allen alias Taylor ganz schön grunzen. Vom coolen Röhren bei Betätigung des Gaspedals ganz zu schweigen: Da wackeln die Wände angesichts des Schalldruckes, den das Ungetüm erzeugt.

Echter Vorteil des H2 gegenüber dem Ur-Hummer: Auf der Landstraße haben Sie im Unterschied zu Mister "Hasta La Lista" Platz - zumindest meistens. Denn der Wagen ist mit seiner Breite von 2,06 Metern schon fast schlank im Vergleich zum H1, deren Fahrer bei einer Fahrzeugbreite von knapp 2,2 Metern allen Gänseblümchen auf dem Bankett nachhaltig den Garaus machen.

Die heimische Randsteinflora verschont der H2 also. Doch sonst sollte sich dem Wagen eher nichts in den Weg stellen: Mit Fahrer und Sprit an Bord wiegt ein Hummer 2 nämlich immer über 3 Tonnen - genauer gesagt: 2.880 kg Leergewicht stehen im Zulassungsschein. Und so ungezähmt der V8 - je nach Gaspedalstellung - auch röhren oder brüllen mag, mit diesem Gewicht muss ein Motor einmal fertig werden.

Speziell wenn der Wagen - und das sind die negativen Seiten des american way of drive - den ungeschriebenen US-automobilen Gesetzen gehorcht und mit einer 4-Gang-Automatik zwangsverkuppelt wird, die gouvernantenhaft alle ungestümen Ausbrüche des Macho-Motors in Zaum zu halten versucht: Möglichst früh hoch schalten, möglichst spät zurück schalten, dem Fahrer nach einem Kickdown noch eine Sekunde Zeit geben, es sich anders zu überlegen. Das sind die Maximen des Getriebes - und sie degradieren den Motor zu einem "Poser", zu einem bösen Raubtier in einem zu engen Käfig. "Mehr Power" schreit Tim da plötzlich aus dem Off. Zu Ihrer Beruhigung: Trotz eher moderater Geschwindigkeiten werden Sie dennoch nur selten überholt - dazu fehlt seitlich einfach immer noch der Platz. Alternativ könnten Sie sich um € 1.200,-- einen Superchip leisten, der 35 PS Mehrleistung bringt. Sind Sie ein ganz Unersättlicher, empfiehlt sich der Supercharger: Jenseits der € 8.000,-- Euro kostet das Erlebnis, dann in einem H2 mit stolzen 530 PS zu sitzen.

Dass das Leistungsgewicht des Wagens nicht optimal ist, merkt man auch, wenn man den Hummer im Gelände bewegt. Perfekt die Bodenfreiheit, fast unschlagbar die Überhänge, kurze Untersetzung, sehr gute Verschränkung, Differenzialsperre an der Hinterachse, Permanentallrad: Der Hummer 2 hat prinzipiell das Zeug zum Mega-Offroader. Doch dann steht man zum ersten Mal in einem mittelmäßig steilen Bergabstück, realisiert, dass man da nicht durchkommt und entschließt sich, mit eingelegtem Retourgang den Rückzug anzutreten. Rechter Fuß weg von der Bremse - ein wenig Gas gegeben und der Wagen rollt unbeirrt vorwärts Richtung "no return". Verflogen die Herrlichkeit des V8 - verpufft und verglüht all seine Kraft am Wandler und den 3 Tonnen Lebendgewicht. Also noch ein Versuch. Mit dem linken Fuß auf der Bremse, halbwegs "Vorgas" geben, Bremse lösen. Geht doch. Nur wissen muss man es.

Und eine zweite kleine Einschränkung bei der Beurteilung der Geländefähigkeit des Wagens: Panik kann sich auch offroad im wahrsten Sinne des Wortes breit machen: Befahren Sie 'mal mit 2,06 Metern Fahrzeugbreite einen Waldweg, ohne dass Ihnen Äste wenig hübsche Muster in Türen und Kotflügel kratzen...

Ansonsten fühlt man sich im H2 - im Gelände wie auf der Straße - nie unwohl oder unsicher. Ganz im Gegenteil: Die bullige Karosserie, dicke Türen und die überraschend kleinen Fenster geben den Passagieren ein Sicherheitsgefühl wie in einem Radpanzer. Ganz amerikanisch präsentiert sich der Innenraum: Weiches, bequemes, vollelektrisches Ledergestühl, mächtige Armaturen, Klimaautomat. Neben diesen Luxusgütern finden sich zur Überraschung der Fahrgäste aber auch jede Menge zum Knarren und Ächzen neigende Plastikverkleidungen, die von großen Stahlschrauben niedergehalten werden. Ein wenig Stilmix also: Purer Luxus in Kombination mit erdigem LKW-Charme. Im Innenraum bekommt man übrigens kaum etwas von den Fahr- und Motorgeräuschen mit. So ist sanftes Cruisen bei mittleren Geschwindigkeiten durchaus ein Genuss.

Die Amerikanismen setzen sich beim Fahrwerk fort. An der Hinterachse serienmäßig elegant luftgefedert, fällt es durch seine Weichheit auf, wie es jenseits des großen Teiches halt so üblich ist. Das ist beim Cruisen durchaus nett und Bandscheiben schonend. In schneller durchfahrenen Kurven gibt es dann aber nicht unbedeutende Seitenneigungen und Wankbewegungen, kräftiges Untersteuern und überraschend zeitig quietschende Reifen. Verstärkt werden diese Effekte durch die wirklich, wirklich hohen Serienräder in der hierzulande sehr seltenen Dimension 315/70/R17. Das kurvenäußere Rad an der Vorderachse hat wegen des Fahrzeuggewichtes einen extrem harten Job.

Stichwort Reifen: Kompliment an den Hersteller - dass 4x4-Fahrzeuge serienmäßig mit wirklich vernünftiger Geländebereifung (BF Goodrich A/T) ausgeliefert werden, ist heutzutage leider schon eine echte Ausnahme.

Und dann wäre dann noch die kommunikationsfördernde Wirkung eines Hummers zu erwähnen: Noch nie sind wir ein Auto gefahren, mit dem man dermaßen viel Aufmerksamkeit erregt. Kaum einmal kann man aussteigen, ohne angesprochen zu werden oder zumindest sofort Passanten um sich zu haben, die den Wagen beglutäugen. Bissige Kommentare hinsichtlich Größe und/oder Verbrauch hörten wir zu unserer Überraschung keine. Alle - selbst das sehr alternativ und öko-bewußt wirkende Mädel auf Ihrem Fahrrad - hatten dieses "Pfooah"-Gesicht in Gegenwart des schwarzen Ungetüms namens Hummer aufgesetzt. Auf der Autobahn gebärdeten sich die Soldaten in einem Mannschaftstransporter wie 6-jährige, autobegeisterte Buben: Winken, Lachen, Daumen in die Höh'.

Erwähntem Öko-Mädel haben wir vom Spritverbrauch des H2 übrigens nichts erzählt - da wäre sie wahrscheinlich aus ihren Flip-Flops gekippt - hasta la vista, baby. Aber aus Vernunftgründen fährt man einen Hummer ohnehin nicht.

 
 
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Hummer 2:
Daten und Fakten


Motor: 6,0l V8, 316 PS, 484,6 Nm bei 4.000 U/min
Getriebe: 4-Gang-Automatik, Unterstzungsgetriebe
Antrieb: Permanenter Allradantrieb, ABS und TCS
Bremsen: 4 Scheiben
Fahrwerk: Luftfederung an der Hinterachse
Bereifung: 315 / 70/ R17
Leergewicht: 2.902 kg
Höchstzul. Gesamtgewicht: 3.900 kg
Länge/Höhe/Breite: 5171/2075/2060 mm
Radstrand: 3116 mm
Bodenfreiheit: 246 mm
Böschungswinkel vorne/hinten:40,8°/39,6°
Wattiefe: 508 mm
Tankinhalt: 121 l

Serienmäßige Ausstattung (Auszug): 5 Sitze, Lederausstattung, 2 Airbags, Klimaautomatik, Bose-Soundsystem mit 9 Lautsprechern und 6-fach CD-Player, Alarmanlage, Zentralverriegelung, elektr. Fensterheber, Unterfahrschutz, Tagfahrlicht
 
Text und Fotos: gelaendewagen.at
Wir danken der Firma Maxum Cars
für die Zuverfügungstellung des Testwagens!





 
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