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Deren großes Vorbild, der siebenfache Ex-Mister-Universum
höchstpersönlich, pilotierte ja schon vor seinem Gouverneurs-Amt
am liebsten einen H1 zwischen Film-Set und Fitness-Studio. Wir
haben es ein wenig billiger gegeben - und den H2, den zivilen
Sprössling des Ur-Hummers - auf seine Testosteron produzierende
Wirkung getestet.Um sich den Traum vom Hummer zu erfüllen,
muss man aber nicht wegen eines begnadeten Körper, sondern eher
hinsichtlich seiner pekuniären Verhältnisse auf die
sprichwörtliche Butterseite gefallen sein. Schließlich will
Maxum für einen H2 in Basisausstattung nicht ganz unbedeutende
€ 86.468,--. Da ist es dann fast schon egal, wenn man
sich auch noch ein Chrom-Package, Bodenteppiche und Ledergestühl
in der edlen Farbe "ebony" dazu bestellt, sprich: Statt der "Base"-Version
des H2 den "Luxury" erwirbt und nochmals schlappe €
4.500,-- drauf legt.
Egal. Auch wenn Sie knausern und auf Chrom-Tand verzichten: In
jedem Fall bekommen Sie mit dem H2 für Ihr schwer verdientes
Geld den unpackbaren, 6 Liter großen V8-Motor - 8 Häferln
mit richtig viel Inhalt: 316 Pferdchen sind darin
verpackt, exakt 486,6 Newtonmeter warten darauf, abgerufen zu
werden. Schon das Geräusch im Leerlauf müssen Sie gehört haben:
Da würde Sitcom-Star und "Heimwerkerkönig" Tim Allen alias
Taylor ganz schön grunzen. Vom coolen Röhren bei Betätigung des
Gaspedals ganz zu schweigen: Da wackeln die Wände angesichts des
Schalldruckes, den das Ungetüm erzeugt.
Echter Vorteil des H2 gegenüber dem Ur-Hummer: Auf der
Landstraße haben Sie im Unterschied zu Mister "Hasta La Lista"
Platz - zumindest meistens. Denn der Wagen ist mit seiner
Breite von 2,06 Metern schon fast schlank im Vergleich zum
H1, deren Fahrer bei einer Fahrzeugbreite von knapp 2,2 Metern
allen Gänseblümchen auf dem Bankett nachhaltig den Garaus
machen.
Die heimische Randsteinflora verschont der H2 also. Doch sonst
sollte sich dem Wagen eher nichts in den Weg stellen: Mit Fahrer
und Sprit an Bord wiegt ein Hummer 2 nämlich immer über 3
Tonnen - genauer gesagt: 2.880 kg Leergewicht stehen im
Zulassungsschein. Und so ungezähmt der V8 - je nach
Gaspedalstellung - auch röhren oder brüllen mag, mit diesem
Gewicht muss ein Motor einmal fertig werden.
Speziell wenn der Wagen - und das sind die negativen Seiten des
american way of drive - den ungeschriebenen
US-automobilen Gesetzen gehorcht und mit einer
4-Gang-Automatik zwangsverkuppelt wird, die gouvernantenhaft
alle ungestümen Ausbrüche des Macho-Motors in Zaum zu halten
versucht: Möglichst früh hoch schalten, möglichst spät zurück
schalten, dem Fahrer nach einem Kickdown noch eine Sekunde Zeit
geben, es sich anders zu überlegen. Das sind die Maximen des
Getriebes - und sie degradieren den Motor zu einem "Poser", zu
einem bösen Raubtier in einem zu engen Käfig. "Mehr Power"
schreit Tim da plötzlich aus dem Off. Zu Ihrer Beruhigung: Trotz
eher moderater Geschwindigkeiten werden Sie dennoch nur selten
überholt - dazu fehlt seitlich einfach immer noch der Platz.
Alternativ könnten Sie sich um € 1.200,-- einen Superchip
leisten, der 35 PS Mehrleistung bringt. Sind Sie ein ganz
Unersättlicher, empfiehlt sich der Supercharger: Jenseits der €
8.000,-- Euro kostet das Erlebnis, dann in einem H2 mit stolzen
530 PS zu sitzen.
Dass das Leistungsgewicht des Wagens nicht optimal ist,
merkt man auch, wenn man den Hummer im Gelände bewegt. Perfekt
die Bodenfreiheit, fast unschlagbar die Überhänge,
kurze Untersetzung, sehr gute Verschränkung,
Differenzialsperre an der Hinterachse, Permanentallrad:
Der Hummer 2 hat prinzipiell das Zeug zum Mega-Offroader. Doch
dann steht man zum ersten Mal in einem mittelmäßig steilen
Bergabstück, realisiert, dass man da nicht durchkommt und
entschließt sich, mit eingelegtem Retourgang den Rückzug
anzutreten. Rechter Fuß weg von der Bremse - ein wenig Gas
gegeben und der Wagen rollt unbeirrt vorwärts Richtung "no
return". Verflogen die Herrlichkeit des V8 - verpufft und
verglüht all seine Kraft am Wandler und den 3 Tonnen
Lebendgewicht. Also noch ein Versuch. Mit dem linken Fuß auf der
Bremse, halbwegs "Vorgas" geben, Bremse lösen. Geht doch. Nur
wissen muss man es.
Und eine zweite kleine Einschränkung bei der Beurteilung der
Geländefähigkeit des Wagens: Panik kann sich auch offroad im
wahrsten Sinne des Wortes breit machen: Befahren Sie 'mal mit
2,06 Metern Fahrzeugbreite einen Waldweg, ohne dass Ihnen Äste
wenig hübsche Muster in Türen und Kotflügel kratzen...
Ansonsten fühlt man sich im H2 - im Gelände wie auf der Straße -
nie unwohl oder unsicher. Ganz im Gegenteil: Die bullige
Karosserie, dicke Türen und die überraschend kleinen Fenster
geben den Passagieren ein Sicherheitsgefühl wie in einem
Radpanzer. Ganz amerikanisch präsentiert sich der Innenraum:
Weiches, bequemes, vollelektrisches Ledergestühl, mächtige
Armaturen, Klimaautomat. Neben diesen Luxusgütern finden sich
zur Überraschung der Fahrgäste aber auch jede Menge zum Knarren
und Ächzen neigende Plastikverkleidungen, die von großen
Stahlschrauben niedergehalten werden. Ein wenig Stilmix also:
Purer Luxus in Kombination mit erdigem LKW-Charme. Im Innenraum
bekommt man übrigens kaum etwas von den Fahr- und
Motorgeräuschen mit. So ist sanftes Cruisen bei mittleren
Geschwindigkeiten durchaus ein Genuss.
Die Amerikanismen setzen sich beim Fahrwerk fort. An der
Hinterachse serienmäßig elegant luftgefedert, fällt es durch
seine Weichheit auf, wie es jenseits des großen Teiches halt so
üblich ist. Das ist beim Cruisen durchaus nett und Bandscheiben
schonend. In schneller durchfahrenen Kurven gibt es dann aber
nicht unbedeutende Seitenneigungen und Wankbewegungen, kräftiges
Untersteuern und überraschend zeitig quietschende Reifen.
Verstärkt werden diese Effekte durch die wirklich, wirklich
hohen Serienräder in der hierzulande sehr seltenen Dimension
315/70/R17. Das kurvenäußere Rad an der Vorderachse hat wegen
des Fahrzeuggewichtes einen extrem harten Job.
Stichwort Reifen: Kompliment an den Hersteller - dass
4x4-Fahrzeuge serienmäßig mit wirklich vernünftiger
Geländebereifung (BF Goodrich A/T) ausgeliefert werden, ist
heutzutage leider schon eine echte Ausnahme.
Und dann wäre dann noch die kommunikationsfördernde Wirkung
eines Hummers zu erwähnen: Noch nie sind wir ein Auto gefahren,
mit dem man dermaßen viel Aufmerksamkeit erregt. Kaum einmal
kann man aussteigen, ohne angesprochen zu werden oder zumindest
sofort Passanten um sich zu haben, die den Wagen beglutäugen.
Bissige Kommentare hinsichtlich Größe und/oder Verbrauch hörten
wir zu unserer Überraschung keine. Alle - selbst das sehr
alternativ und öko-bewußt wirkende Mädel auf Ihrem Fahrrad -
hatten dieses "Pfooah"-Gesicht in Gegenwart des schwarzen
Ungetüms namens Hummer aufgesetzt. Auf der Autobahn gebärdeten
sich die Soldaten in einem Mannschaftstransporter wie 6-jährige,
autobegeisterte Buben: Winken, Lachen, Daumen in die Höh'.
Erwähntem Öko-Mädel haben wir vom Spritverbrauch des H2 übrigens
nichts erzählt - da wäre sie wahrscheinlich aus ihren Flip-Flops
gekippt - hasta la vista, baby. Aber aus Vernunftgründen fährt
man einen Hummer ohnehin nicht. |