Der Diesel-Boom in Österreich ist ungebrochen - speziell im 4WD- und SUV-Segment sind Selbstzünder-Motoren der große Renner. Diesem Trend konnte sich auch Honda nicht verschließen und bietet den CR-V seit Jänner 2005 mit einem CTDi-Motor an.

Angesichts allgemein grassierender Diesel-Euphorie darf man aber einige Fakten nicht übersehen: Der Preis hat in den vergangenen Monaten überraschend schnell nachgezogen und wird wohl bald nahezu auf Benzin-Niveau sein. Und - zugegebenermaßen keine Bahn brechende neue Erkenntnis: Benziner haben ihre Vorteile, speziell in puncto Laufruhe und -kultur.

Das beweist sich im Honda VR-V 2.0i recht eindrucksvoll: Der japanische Hersteller hat in diesem Bereich besonders viel Erfahrung - und bietet im CR-V mit dem 2-Liter-i-VTEC einen Motor an, der zur Elite der 4-Zylinder-SUV-Benziner gehört. Das Aggregat läuft schon kurz nach dem Kaltstart seidig weich und leise. 150 Pferdchen ermöglichen schaltfaules Gleiten im niedrigen, Sprit sparenden Drehzahlbereich ebenso wie ansatzlose Sprints zum Überholen oder hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn. Die magische Grenze liegt knapp jenseits der 3.000 Umdrehungen in der Minute - da erwacht der Sportsgeist im CR-V, aus dem souveränen Gleiter wird abrupt ein Wagen, der sich wie ein sportlicher PKW fahren lässt. Eine Überraschung angesichts seines (trotz des vor kurzem verabreichten "Facelifts") optisch doch ein wenig braven Auftrittes.

Doch kaum jemand wird sich ein SUV wegen seines Sportsgeistes kaufen - die wahren Tugenden des Japaners liegen in seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Für freizeitorientierte Menschen aber auch Familien bietet Honda mit dem CR-V einen Alleskönner: Der Wagen bietet den Komfort und die Onroad-Fahreigenschaften einer Limousine, (fast) die Stauräume eines Vans und immer noch ausreichend Offroad-Eignung, um die verschneite Bergstraße hinauf zum Skigebiet problemlos zu meistern.

Im Innenraum fühlen sich bis zu 5 Passagiere pudelwohl. Dafür sorgen ein ergonomisch perfekt gestaltetes Cockpit, viel Beinfreiheit auf beiden Sitzreihen, qualitativ hochwertige Materialien und eine sehr gute Verarbeitungsqualität. Diverse clevere Ablagefächer finden sich ebenso wie diverse - bei Neufahrzeugen offensichtlich unvermeidliche - Becherhalter.

In der getesteten "ES"-Version verwöhnt zusätzlich eine elektronisch gesteuerte Klimaanlage die Fahrgäste. Der Fahrer findet am griffigen Lenkrad neben dem Tempomaten auch die Regelknöpfe für das Radio.

Die komfortabel ausgelegte Federung und die einzeln aufgehängten Räder vorne und hinten ermöglichen eine entspannte Fahrt - der CR-V ist somit ein exzellenter Reisewagen. Mit einer kleinen Einschränkung: Das Tankvolumen ist mit 57 Litern recht gering. Speziell bei Reisetempo auf der Autobahn begibt sich die Nadel der Tankanzeige auf eine rasante Talfahrt. Was nicht heißen soll, dass der Honda ein Säufer ist: Die Werksangaben, wonach der Wagen im Mix 9,0 Liter auf 100 Kilometer (95er-)Benzin braucht, haben wir zwar recht deutlich verfehlt - 9,8 Liter bei einer recht repräsentativen Fahrt über Autobahnen, Landstraßen, durch Städte und über verschneite Bergstraßen sind aber ein durchaus passabler Wert.

Eine exakt ansprechende Lenkung und "VSA", Hondas Stabilitätsprogramm, zeigen Fahrer und Wagen den Weg durch sämtliche Kurven.

Thema Allradantrieb: Der Honda CR-V ist im Standard-Betrieb ein Fronttriebler, der bei Bedarf - sprich Schlupf - über das "Dual Pump"-System zum Allradler wird. Das System arbeitet für Fahrer und Passagiere absolut unspürbar. In Kombination mit den serienmäßig montierten guten Winterreifen (Vredestein Wintertrac) bietet der Wagen damit exzellentes Handling und jede Menge Sicherheitsreserven auf glattem Untergrund. Schneefahrbahnen werden so zum Vergnügen, Vortrieb bzw. Grip enden überraschend spät. Und das ist es wohl, was sich potenzielle SUV-Fahrer von ihrem Wagen wünschen: Schlechte Fahrbahnverhältnisse souverän meistern zu können, ein Sicherheitsplus im Alltagsbetrieb zu haben. Echte Geländeambitionen hat der CR-V keine - aber es wird hoffentlich ohnehin niemand auf die Idee kommen, den Wagen über Stock und Stein zu prügeln.

Bleibt ein mehr als positiver Gesamteindruck eines modernen, dynamischen Fahrzeuges mit exzellentem Motor, hervorragendem Komfort und Handling sowie den Qualitäten eines Lifestyle-Vehikels.

Mit der Einführung des Diesels wird der CR-V seiner direkten Konkurrenz wohl ein paar Prozentpünktchen bei den Zulassungszahlen 2005 wegschnappen. Bleibt zu hoffen, dass viele Kaufinteressierte auch einen genaueren Blick auf den Benziner werfen - es lohnt sich.