Die Transsyberia Rallye 2003
Eines der letzten ganz großen 4x4 Abenteuer auf diesem Planeten ... die Transsyberia-Rallye führte 24 Autoteams und 2 Motorradfahrer über 13.500 km von Danzig in Polen bis nach Magadan an der ostsibirischen Küste. Der Bericht eines Teilnehmers.  
21.03.2004
Die Rallye begann am 02.September in Danzig (Polen) und endete am 30.September in Magadan am Pazifischen Ozean (Russland). 

Die Route führte über das östliche Europa, das Ural Gebirge, das westsibirische Tiefland, den östlichen Sayan, Gebiete rund um den Baikalsee, das mittelsibirisches Hochland, das Jablonnowy Gebirge, das Stanowoi Gebirge, die Unter-Chajata bis zum ochotskischen Meer.

Wir durchquerten 11 Gebirgsketten, unzählige Flüsse und 10 Zeitzonen. Es war die längste Rallye der Welt mit 13.500km Gesamtlänge... 

An der Rallye nahmen 24 Autoteams und 2 Motorradfahrer teil.

Unser Team
Filip Gregorowicz: Maler, Photograph, erfahrener Offroader, lebt und arbeitet in Wien.

Igor Dobrovodskij: Taucher und Vorstand des Magadaner Off-Road Clubs, lebt und arbeitet in Magadan.

Krzysztof Spandowski: Rallyedirektor, vieljährige Reiseerfahrung in Russland, lebt und arbeitet in Danzig.


Unser Auto mit der Startnummer 26
Land Rover 109, SIIA, 2,25 Benzin, Baujahr 1971 (!), ausgestattet mit einer mechanischen Capstan-Winde, verstärkten Salisbury-Achsen, Parabolfedern, Koni Gasdruckstoßdämpfern, CB-Funk, GPS und BF-Goodrich MT Reifen.

Die Tour
Hier ein Bericht über eines der größten Abenteuers meines Lebens, der Transsyberia 2003: 

Von meiner Teilnahme an dieser Rallye erfuhr ich erst eine Woche vor dem Start. Nach einer Blitzaktion erklärten die Firmen Vortex, Landserwis, Moli-Serwis und das Papachmiel-Team ihre Hilfe. Von Papachmiel bekam ich den Land Rover, Moli stellte uns seine Werkstatt und Mechaniker zur Verfügung, Vortex lieferte die - wie sich später herausstellte so wichtigen - Parabolfedern und Gasdruckstoßdämpfer, jede Menge Ersatzteile und Know-How, Landserwis stellte uns einen Satz BF-Goodrich Reifen zur Verfügung. 

In nur drei Tagen und drei Nächten machten wir uns und unseren alten Landy startklar und standen müde, nervös, aber glücklich, am 2. September in Danzig am Start. Es war ein großes Fest, die Straßen wurden gesperrt, die Politiker sprachen, das Fernsehen filmte und die 26 Teams aus Russland, Polen, England, Deutschland und Österreich warteten ungeduldig auf den Startschuss. Niemand von uns wusste genau, wohin wir fahren, welche Schwierigkeiten uns erwarten würden, ob unser Auto durchhält, und: Halten wir durch ? 

Nach dem Start verlief die Fahrt problemlos, lediglich der Stromregler machte uns noch in Polen kleine Probleme. 

Die täglichen 800 km am Lenkrad wurden zur Routine. Wir fuhren sehr vorsichtig, da für uns nicht das Ergebnis, sondern das Durchkommen wichtig war. Die Atmosphäre unter den Teams war wunderbar, man half sich gegenseitig und am Abend hatten die Diskussionen am Lagerfeuer kein Ende. 

Am Ural, machte sich die Technik wieder bemerkbar, ein Geräusch verleitete uns zu den schlimmsten Gedanken, es war Nacht, es regnete und es war kalt, die beste Zeit also, um ein Auto zu reparieren. Ich dachte zuerst, dass es die Kardanwelle oder ein Kugellager sein könnten. Wir stoppten und untersuchten das Auto. Als Nichts zu finden war, beschlossen wir weiter zu fahren. Es wurde heiß im Auto, ich drehte die Heizung ab und das Geräusch war plötzlich weg.... Das Lächeln auf unseren Gesichtern war nicht zu übersehen, "kind of english humor". 

In Irkutsk hatten wir drei Tage Pause. Wir wechselten die Öle im Motor und Getriebe, stellen die Ventile ein, ein lockeres Kugellager wurde festgeschraubt. Wir wechselten auch zum ersten Mal die Kleidung und wuschen uns endlich im warmen Wasser. 

Ab Irkutsk gab es keine "guten"` Straßen mehr, einer der Motorradfahrer verlor sein Schaltgetriebe und konnte nicht weiterfahren. Sein Motorrad blieb leider für immer dort und wir hatten einen neuen Mitfahrer in unserem Auto. Der zweite Motorradfahrer stürzte gefährlich nach einer Reifenpanne, konnte dann aber weiterfahren. 

Yakutsk, Khandyga, Oymiakon (der kälteste Punkt auf unserer Erde, 1933 erreichte die Temperatur -73 Grad Celsius), Susuman und Magadan waren noch vor uns. Die Wege erforderten höchste Konzentration, die riesigen Löcher in der Fahrbahn, zerstörte oder nahezu unpassierbare Brücken, unzählige Flüsse und unendliche Schlammpassagen forderten viele "Opfer". 

Motoren, Reifen, Getriebe- und Aufhängungsteile, Achsen lösten sich in ihre Bestandteile auf ...

Die Sektionen wurden daraufhin auf 300km pro Tag gekürzt und wir bewegten uns nicht schneller als 40 km/h, schliefen im Auto und wuschen uns in den Flüssen und Seen.

Unser alter Landy hatte zu unserem und anderer großen Erstaunen keine technischen Probleme. Der Auspuff musste in einer kleinen Werkstatt verkürzt werden, da er am Reifen schleifte und alle Schrauben mussten regelmäßig nachgezogen werden. 

Mit unglaublicher Hilfe und Hingabe der Russen und allen anderen Teams gelang es uns mit 25 von 26 Teams nach Magadan zu kommen, wo wir sehr feierlich empfangen wurden und "erlöst" 5 Tage und 5 Nächte feierten. 

Entspannung war angesagt, 13.500 km mit einem 32 Jahre alten Feuerwehr-Land Rover, das hat zuvor niemand geglaubt. 

Die anfänglichen Organisationsprobleme wurden, durch die tolle Athmosphäre unter den Teams und die unglaubliche Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Russen schnell vergessen. Es war ein großes Abenteuer, das mein Leben veränderte.



Wir danken den Firmen VORTEX, LANDSERWIS und MOLI-SERWIS und GELAENDEWAGEN.AT für Ihre Unterstützung !
 

 
 
 
 
 
 
 
 
Fotos und Text: Filip Gregorowicz





 
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