Test: Suzuki Jimny Diesel
Beim Suzuki Jimny gehen den Grünen und anderen 4x4-Gegnern ganz schön die Argumente aus: Ganze 6,1 Liter Diesel genehmigt sich der Kleinstoffroader nämlich nur auf 100 km - weniger als die meisten Pkw. Und ist dabei ganz in der Tradition seiner Vorgänger LJ80, SJ410/413 und Samurai ein echter Geländewagen.
21.11.2004
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Wie oft haben es eingefleischte Geländewagen-Fans schon erlebt: Die Nachfolgemodelle erdiger 4x4-Originale tragen gerade noch deren Namen: Jeep Cherokee, Ford Maverick und Co. mutierten im Lauf der Modellgeschichte von Geländewagen mehr oder minder klassischer Prägung zu weichgespülten, primär straßenkompatiblen Fahrzeugen und müssen sich von Offroad-Fans "SUV-Weicheier" nennen lassen.

Der erste optische Eindruck des Jimny gibt fälschlicherweise ebenfalls Anlass zu Befürchtungen in dieser Richtung. Denn herzallerliebst sieht er aus, der 3,60 Meter kurze Japaner, mit seiner Karosseriekorpulenz, den großen Kulleräuglein und - im Fall unseres Testautos - mit seinen putzigen Alufelgen. Doch keine Angst: Wie eingangs erwähnt ist der Jimny ein wahrhaftiger Geländewagen - und dazu noch ein echter Kraftstoff-Sparmeister.

Die Gattung echter Geländewagen ist ohnedies vom Aussterben bedroht. Wie viele 4x4 gibt es denn noch, die einen Leiterrahmen, Starrachsen, Zuschalt-Allrad und Getriebeuntersetzung haben - und auch noch als Neuwagen erhältlich sind? Der Jimny ist noch ein Wagen mit all dem - und hat sich dafür in unserem Test einen gehörigen Startbonus verdient.

"Allrad für Alle" war uns noch allen in den Ohren, als Suzuki den nicht minder originellen (?) Slogan "Diesel für Alle" auf die Öffentlichkeit losließ und auch dem Jimny einen Selbstzünder verpasste. Der 4-Zylinder-Common-Rail-Diesel mit einem Hubraum von nicht ganz 3 Krügeln (exakt 1.461 Kubikzentimeter) leistet nominell nicht ganz überzeugende 65 PS. Doch man sollte diesen Motor nicht unterschätzen: Immerhin gibt er ab 2.000 U/min 160 Nm Drehmoment an die Kurbelwelle ab. Damit wird der Jimny - Geländewagen-Puristen mögen diesen Absatz überspringen - zum City-Flitzer, der locker im Verkehr mithalten kann. Auch auf der Landstraße macht der Motor noch Spaß, erst auf der Autobahn würde man sich noch ein Extra-Krügerl wünschen. Die Diesel-Version des Jimny ist übrigens an der fast übermäßig großen Lufthutze auf der Motorhaube zu erkennen.

Im Gelände sorgt der von Renault gefertigte Diesel-Motor für eine äußerst positive Überraschung: Speziell in der Untersetzung hat das Common-Rail-Aggregat nie Probleme mit dem 1.145 kg leichten Jimny, selbst steilste Auffahrten lassen sich so problemlos erklimmen - zumindest solange die doch deutlich straßenorientierten Reifen für Haftung sorgen können.

Damit sind wir schon mitten im Offroad-Test: Die großen Pluspunkte des Jimny im Gelände sind seine solide, konventionelle Allradtechnik, das gute Fahrwerk, seine überschaubaren Abmessungen und speziell sein geringes Gewicht. Damit hat der Japaner besonders auf wenig tragfähigem Untergrund wie Sand und Schlamm enorme Vorteile gegenüber schweren 4x4, er "schwimmt" noch dort obenauf, wo die anderen schon längst versunken sind.

Die schraubengefederten Achsen weisen exzellente Verschränkungswerte auf - welliges, kuppiertes Gelände wird so mühelos bezwungen, das Queren von Gräben wird (fast) zum Kinderspiel. Der kurze Radstand von 2,25 m und die wirklich knackig kurzen Überhänge erleichtern das Offroaden generell ungemein. Einzig die Bodenfreiheit von nur 19 cm ist eine Enttäuschung - Böschungswinkel hui, Rampenwinkel pfui. Offroad-Praktikern wäre deshalb die Montage größerer Reifen zu empfehlen, die serienmäßig montierten Pneus in der Dimension 205/70R15 sind gefühlsmäßig ohnehin etwas zu klein geraten.

Der Allradantrieb im Jimny ist zuschaltbar. Im Normalbetrieb wird nur die Hinterachse angetrieben, die Vorderachse kann während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h dazu geschaltet werden. Die vernünftig kurze Untersetzung (2,002:1) kann natürlich nur im Stand eingelegt werden.

Fazit an dieser Stelle: Im Gelände hat uns der Jimny jedenfalls voll überzeugt. Etwas differenzierter fällt das Urteil aus, wenn man den Komfort des Wagens, seine Ausstattung und die Straßen-Perfomance bewertet.

Problem Nummer 1 ist - aber das ist bei einem so kleinen Wagen fast logisch - das Platzangebot. Obwohl Fahrer und Beifahrer überraschenderweise längs absolut ausreichende Beinfreiheit haben, ist der Platz seitlich doch sehr begrenzt. Freiheit für die Ellenbogen gibt es de facto keine, mit den wie nachträglich "aufgepropft" wirkenden Verkleidungen für die Fensterheber-Schalter machen die Knie besonders off-road manch schmerzhafte Bekanntschaft.

Auf den Rücksitzen finden 2 weitere Passagiere - wenig - Platz. Personen über 1,70 m Körpergröße sollten den Versuch, hinten einzusteigen, eher nicht wagen. Noch geringer fällt das Kofferraumvolumen aus: Circa 20 (!) Zentimeter Tiefe reichen kaum aus, auch nur das Notwendigste mitzunehmen.

Die Ergonomie der Bedienelemente ist gut, japanische Gründlichkeit sorgt für gute Übersichtlichkeit über die (wenigen) vorhandenen Instrumente.

Die Ausstattung ist eher karg. Das Konzept des pfiffigen Fahrzeuges hat vor dem Innenraum Halt gemacht, in dem sich primär graues Plastik und Sitzbezugmuster finden, an denen man sich bald satt gesehen hat.

"On-Road" macht der Jimny wie eingangs erwähnt prinzipiell sehr gute Figur, Reiseauto ist er aber natürlich keines. Erwähnenswert ist die hohe Windanfälligkeit des schlanken und doch recht hohen Wagens - speziell bei höheren Fahr- und Windgeschwindigkeiten ist Vorsicht geboten.

Der von uns getestete "LX" ist die Cabrio-Version des Jimny. Zum Stoffdach ist zu sagen, dass dieses perfekt dicht hält und damit auch die Heizung problemlos für angenehmes Klima im Fahrzeuginneren sorgen kann. Etwas mühsam ist es jedoch, bis man sich durch dutzende Druckknöpfe, Klettverschlüsse und Verriegelungshebel durchgearbeitet hat, um das Dach abzunehmen.

Doch trotz dieser kleinen Kritikpunkte bleibt unter dem Strich über, was den Wagen auszeichnet: Der Jimny ist ein kleiner Vollblut-Offroader, der mit seinem vernünftigen und gut dimensionierten Diesel-Motor seinem Besitzer viel Freude bereiten wird - sei es in der City oder auch einmal im heftigeren Geländeeinsatz.
 

 
 

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Suzuki Jimny Diesel:
Daten und Fakten


Modelle:
"VX" mit Metalldach, "LX" mit abnehmbarem Stoffdach, jeweils 3-türig, 4 Sitzplätze

Motor: 1,5 l 4-Zylinder Common-Rail-Turbodiesel, 65 PS

Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h

Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe

Allradantrieb: bis 100km/h zuschaltbar, Geländeuntersetzung (2,002:1

Länge/Breite/Höhe: 3.645/1.600/1.655 mm

Gewicht: 1.145 kg

Radstand: 2.250 mm

Wendekreis: 9,8 m

Bodenfreiheit: 190 mm

Bremsen: vorne Scheiben-, hinten Trommelbremsen

Ausstattung (Auswahl): ABS, Servolenkung, Fahrer- und Beifahrer-Airbag, Zentralverriegelung, Drehzahlmesser, manuelle Klimaanlage gegen Aufpreis (€ 1.200,--)

Preis: ab € 16.990,--
 

 
Text und Fotos: gelaendewagen.at
Wir danken Suzuki Austria 
für die Zuverfügungstellung des Testfahrzeuges!





 
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