Mehr Fotos! Wie oft haben es
eingefleischte Geländewagen-Fans schon erlebt: Die
Nachfolgemodelle erdiger 4x4-Originale tragen gerade noch deren
Namen: Jeep Cherokee, Ford Maverick und Co. mutierten im Lauf
der Modellgeschichte von Geländewagen mehr oder minder
klassischer Prägung zu weichgespülten, primär straßenkompatiblen
Fahrzeugen und müssen sich von Offroad-Fans "SUV-Weicheier"
nennen lassen.
Der erste optische Eindruck des Jimny gibt fälschlicherweise
ebenfalls Anlass zu Befürchtungen in dieser Richtung. Denn
herzallerliebst sieht er aus, der 3,60 Meter kurze
Japaner, mit seiner Karosseriekorpulenz, den großen
Kulleräuglein und - im Fall unseres Testautos - mit seinen
putzigen Alufelgen. Doch keine Angst: Wie eingangs erwähnt ist
der Jimny ein wahrhaftiger Geländewagen - und dazu noch
ein echter Kraftstoff-Sparmeister.
Die Gattung echter Geländewagen ist ohnedies vom Aussterben
bedroht. Wie viele 4x4 gibt es denn noch, die einen
Leiterrahmen, Starrachsen, Zuschalt-Allrad und
Getriebeuntersetzung haben - und auch noch als Neuwagen
erhältlich sind? Der Jimny ist noch ein Wagen mit all dem - und
hat sich dafür in unserem Test einen gehörigen Startbonus
verdient.
"Allrad für Alle" war uns noch allen in den Ohren, als
Suzuki den nicht minder originellen (?) Slogan "Diesel für Alle"
auf die Öffentlichkeit losließ und auch dem Jimny einen
Selbstzünder verpasste. Der 4-Zylinder-Common-Rail-Diesel
mit einem Hubraum von nicht ganz 3 Krügeln (exakt 1.461
Kubikzentimeter) leistet nominell nicht ganz überzeugende 65
PS. Doch man sollte diesen Motor nicht unterschätzen:
Immerhin gibt er ab 2.000 U/min 160 Nm Drehmoment an die
Kurbelwelle ab. Damit wird der Jimny - Geländewagen-Puristen
mögen diesen Absatz überspringen - zum City-Flitzer, der locker
im Verkehr mithalten kann. Auch auf der Landstraße macht der
Motor noch Spaß, erst auf der Autobahn würde man sich noch ein
Extra-Krügerl wünschen. Die Diesel-Version des Jimny ist
übrigens an der fast übermäßig großen Lufthutze auf der
Motorhaube zu erkennen.
Im Gelände sorgt der von Renault gefertigte Diesel-Motor
für eine äußerst positive Überraschung: Speziell in der
Untersetzung hat das Common-Rail-Aggregat nie Probleme mit dem
1.145 kg leichten Jimny, selbst steilste Auffahrten lassen sich
so problemlos erklimmen - zumindest solange die doch deutlich
straßenorientierten Reifen für Haftung sorgen können.
Damit sind wir schon mitten im Offroad-Test: Die großen
Pluspunkte des Jimny im Gelände sind seine solide,
konventionelle Allradtechnik, das gute Fahrwerk, seine
überschaubaren Abmessungen und speziell sein geringes Gewicht.
Damit hat der Japaner besonders auf wenig tragfähigem Untergrund
wie Sand und Schlamm enorme Vorteile gegenüber schweren 4x4, er
"schwimmt" noch dort obenauf, wo die anderen schon längst
versunken sind.
Die schraubengefederten Achsen weisen exzellente
Verschränkungswerte auf - welliges, kuppiertes Gelände wird
so mühelos bezwungen, das Queren von Gräben wird (fast) zum
Kinderspiel. Der kurze Radstand von 2,25 m und die
wirklich knackig kurzen Überhänge erleichtern das Offroaden
generell ungemein. Einzig die Bodenfreiheit von nur 19 cm ist
eine Enttäuschung - Böschungswinkel hui, Rampenwinkel pfui.
Offroad-Praktikern wäre deshalb die Montage größerer Reifen zu
empfehlen, die serienmäßig montierten Pneus in der Dimension
205/70R15 sind gefühlsmäßig ohnehin etwas zu klein geraten.
Der Allradantrieb im Jimny ist zuschaltbar. Im
Normalbetrieb wird nur die Hinterachse angetrieben, die
Vorderachse kann während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit
von 100 km/h dazu geschaltet werden. Die vernünftig kurze
Untersetzung (2,002:1) kann natürlich nur im Stand eingelegt
werden.
Fazit an dieser Stelle: Im Gelände hat uns der Jimny
jedenfalls voll überzeugt. Etwas differenzierter fällt das
Urteil aus, wenn man den Komfort des Wagens, seine Ausstattung
und die Straßen-Perfomance bewertet.
Problem Nummer 1 ist - aber das ist bei einem so kleinen
Wagen fast logisch - das Platzangebot. Obwohl Fahrer und
Beifahrer überraschenderweise längs absolut ausreichende
Beinfreiheit haben, ist der Platz seitlich doch sehr begrenzt.
Freiheit für die Ellenbogen gibt es de facto keine, mit den wie
nachträglich "aufgepropft" wirkenden Verkleidungen für die
Fensterheber-Schalter machen die Knie besonders off-road manch
schmerzhafte Bekanntschaft.
Auf den Rücksitzen finden 2 weitere Passagiere - wenig -
Platz. Personen über 1,70 m Körpergröße sollten den Versuch,
hinten einzusteigen, eher nicht wagen. Noch geringer fällt das
Kofferraumvolumen aus: Circa 20 (!) Zentimeter Tiefe
reichen kaum aus, auch nur das Notwendigste mitzunehmen.
Die Ergonomie der Bedienelemente ist gut, japanische
Gründlichkeit sorgt für gute Übersichtlichkeit über die
(wenigen) vorhandenen Instrumente.
Die Ausstattung ist eher karg. Das Konzept des
pfiffigen Fahrzeuges hat vor dem Innenraum Halt gemacht, in dem
sich primär graues Plastik und Sitzbezugmuster finden, an denen
man sich bald satt gesehen hat.
"On-Road" macht der Jimny wie eingangs erwähnt
prinzipiell sehr gute Figur, Reiseauto ist er aber natürlich
keines. Erwähnenswert ist die hohe Windanfälligkeit des
schlanken und doch recht hohen Wagens - speziell bei höheren
Fahr- und Windgeschwindigkeiten ist Vorsicht geboten.
Der von uns getestete "LX" ist die Cabrio-Version
des Jimny. Zum Stoffdach ist zu sagen, dass dieses perfekt dicht
hält und damit auch die Heizung problemlos für angenehmes Klima
im Fahrzeuginneren sorgen kann. Etwas mühsam ist es jedoch, bis
man sich durch dutzende Druckknöpfe, Klettverschlüsse und
Verriegelungshebel durchgearbeitet hat, um das Dach abzunehmen.
Doch trotz dieser kleinen Kritikpunkte bleibt unter dem
Strich über, was den Wagen auszeichnet: Der Jimny ist ein
kleiner Vollblut-Offroader, der mit seinem vernünftigen
und gut dimensionierten Diesel-Motor seinem Besitzer viel Freude
bereiten wird - sei es in der City oder auch einmal im
heftigeren Geländeeinsatz.
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