GPS beim Offroaden
Eine amüsante und informative Abhandlung zum Thema Satellitenkommunikation von peko ...
1.2.2004
Wie in meinem Bekanntenkreis kann ich auch im Forum von gelaendewagen.at immer wieder beobachten, dass viele Offroadfahrer gern und oft GPS benützen, andere hingegen mit diesen drei Buchstaben nichts so Rechtes anfangen können.

Den Alten Hasen in diesem Zusammenhang noch was vorhüpfen zu wollen, würde schon an Blasphemie grenzen, doch weil ich von Freunden immer wieder gefragt werde „Zu was ist denn dieses Kastl da am Armaturenbrett gut?“, dachte ich: ‚Schreibst einmal ein G’schichterl, was GPS eigentlich ist, und warum es speziell beim Offroadfahren manchmal ganz praktisch ist!".

Voilá:
GPS ist, einfach ausgedrückt, eine Orientierungshilfe, steht aber trotzdem nicht für „Gompass + Pleistift + Schmierzettel“, sondern für „Global Positioning System“. Wenn man’s ins Deutsche übersetzt, heißt es dann GPS, nämlich „Globales Positionierungs-System“. Eingebürgert hat sich die englische Version, die ein bisschen wie die verzweifelte Frage nach der nächsten Toilette klingt und von Gebissträgern nur mit Vorsicht auszusprechen ist: „Dschi-Pi-Ess“. Gut, somit haben wir einen weiteren 3-Buchstaben-Kürzel in unserer neudeutschen Umgangssprache.

Das Prinzip von GPS
Was hinter diesem Kürzel steht, ist vom Prinzip her relativ einfach, vom Installationsaufwand her (den uns die Amis dankenswerterweise aber schon abgenommen haben) gigantisch, von der täglichen Benützung her jedoch simpel und äußerst hilfreich.
Getreu dem nunmehr 2.500 Jahre alten Ausspruches von Heraklit, dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, verdanken wir auch das GPS dem Militär. Konkret ging es darum, dass die amerikanischen Strategen den brennenden Wunsch verspürten zu wissen, wo ihre Soldaten gerade waren, und wo sie sie hinschicken sollten/könnten. Der Kongress bewilligte die finanziellen Mittel zur Entwicklung einer derartigen Technik allerdings nur unter der Bedingung, dass dieses neuartige System der Orientierung auch allen zivilen Bürgern zur Verfügung stehen müsse. So geschehen 1978 – in den Jahren danach wurde das System ausgebaut und 1994 fertig gestellt.

Seit damals umkreisen 24 Satelliten unsere Erde in einer Höhe von etwa 20.000 Kilometern. Jeder dieser Satelliten strahlt unentwegt (und für die Nutzer gratis!) ein schwaches Funksignal aus, das u.a. seinen genauen momentanen Standort und die exakte (Atom-)Uhrzeit enthält. Und die Umlaufbahnen aller Satelliten sind so eingestellt, dass man an jedem beliebigen Punkt der Erde jederzeit mindestens drei der Satelliten im Blickfeld hat – sie sind zwar viel zu klein, um sie wirklich auf diese Entfernung zu sehen, aber das muss man ja auch nicht. Es genügt, dass die Funksignale ankommen.

Nun wurden in den letzten paar Jahren von der Industrie auch für die zivile Nutzung reihenweise Geräte entwickelt, die diese Funksignale auffangen, verstehen und softwaremäßig weiterverarbeiten können, die sogenannten GPS-Empfänger. Jedes dieser zum Teil nur mehr streichholzschachtelgroßen Geräte empfängt die Signale von bis zu 12 Satelliten gleichzeitig und kann aus den unterschiedlichen Signal-Laufzeiten in Verbindung mit der jeweiligen Satelliten-Position ziemlich genau errechnen, wo sich das Gerät (und damit sein Benutzer) gerade befindet. GPS-Empfänger, die vom Militär, vom Vermessungswesen, aber auch z.B. von der Archäologie benützt werden, erreichen mittlerweile eine Genauigkeit im Zentimeterbereich. Die Genauigkeit handelsüblicher Zivilgeräte bewegt sich heute zwischen etwa 10 und 30 Metern, je nach Gegebenheiten manchmal auch darunter, selten darüber. Bis Mai 2000 hatten die Amis aus Angst vor GPS-gesteuerten Fernlenkwaffen die GPS-Genauigkeit absichtlich auf ca 100 Meter verringert, doch diese „SA“ (=selective availability) ist mittlerweile abgeschaltet. Damit ist das Funktionsprinzip von GPS (deshalb auch Satelliten-Navigation genannt) auch schon erklärt. Alles, was darüber hinausgeht, ist eigentlich für den Newbie (schönes neudeutsches Wort, nicht wahr?) nur wissensmäßiger Ballast, der ihm im Anfangsstadium nix nützt.

Die Geräte
Wichtiger – sofern man sich generell dafür interessiert – ist zu wissen, welche Anwender-Geräte es gibt und was man damit machen kann. Und, vor allem hier auf gelaendewagen.at, was es mit dem Offroadeln zu tun hat.
Abgesehen von den oben erwähnten Profi-Geräten, die sich weder Hinz noch Kunz leisten können, gibt es grundsätzlich drei verschiedene Kategorien von GPS-Geräten, deren Wahl a) vom technischen Verständnis/Interesse, b) vom vorgesehenen Verwendungszweck und c) vom Geldbeutel abhängt.
Da sind einmal die Handgeräte: Sie sind klein und kompakt wie ein Handy, sehen so ähnlich aus und erfordern – zumindest als Schlicht-Version – auch kaum mehr technische Ambitionen als ein Handy. Andersrum: Wer telefonieren kann, kann mit so einem Gerät auch seinen Weg finden. Entsprechend eingeschränkt ist natürlich die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten, solche Geräte sagen einem kaum mehr als die Koordinaten des Standortes, die Himmelsrichtungen und eine vorgegebene Marschrichtung. Ab etwa 200 €, brauchbar fürs Wandern, Rad- oder Bootfahren. Bessere Handgeräte haben dann noch entsprechende Landkarten (digital) eingebaut, können einer vorgegebenen Route folgen und den zurückgelegten Weg aufzeichnen. Für die Straßennavigation beim Autofahren sind solche Geräte meist nur in Verbindung mit einem mobilen PC (PocketPC oder Laptop) geeignet. Gleichwohl gibt es in dieser Kategorie aber auch hochentwickelte und entsprechend teure Geräte (etwa den StreetPilot von Garmin) die – zumindest was die Navigation betrifft – den mobilen PC bereits ersetzen.
Die nächste Kategorie ist sozusagen die eierlegende Wollmilchsau, also das Allround-Genie. Nach monatelangen Vergleichen hatte ich mich für dieses System entschieden, auch wenn es preislich deutlich höher lag als ein einfaches Handgerät (aber genauso deutlich unter den Fixeinbauten). Meine Vorstellung (und da kommt auch wieder das Fahren jenseits des Asphalts ins Spiel) war ein System, das mich auf Straßen mit klaren Anweisungen zu unbekannten Zielen im In- und Ausland lotst, mir auch fernab jeder Straße (egal, ob zu Fuß oder im Auto) auf entsprechenden Karten zeigt, wo ich bin und wie ich da wieder rauskomme. Wo ich einen Bankomat, ein Hotel, ein Museum finde und mir den Weg dorthin mit freundlichen Worten ansagt. Dieses System besteht aus einem PocketPC, auch PDA (Personal Digital Assistant, meinen hab’ ich aber Albert getauft, weil er so g’scheit ist) genannt, einem kleinen GPS-Empfänger und entsprechender Software: für die Straßen-Navigation der TomTom-Navigator (andere mögen lieber den Destinator oder den Navigon-Mobile-Navigator, um hier keinen der Großen Drei zu verhärmen), und für alles, was nicht straßengebunden ist, ein Rasterkarten-GPS-Programm, das es sogar erlaubt, eigene Karten, z.B. Wanderkarten, einzuscannen und damit über Stock & Stein, das Gerät in der Hand, den richtigen Weg zu finden. Voraussetzung für die Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten dieses Systems ist allerdings schon, dass man mit Computer und computerähnlichen Geräten einigermaßen vertraut ist und damit umgehen kann. Dann jedoch bietet der PDA noch eine ganze Menge zusätzlicher Verwendungsmöglichkeiten (vom Foto-, Videoanschauen und Musikhören über Bild- und Textbearbeitung bis hin zur e-mail-Kommunikation und Internet via Handy), weil er ja ein richtiger kleiner Computer ist. Derartige Komplett-Systeme werden heute sogar schon bei Lebensmitteldiscountern ab ca € 400 angeboten (ausschlaggebend für den Preis ist sicher die Qualität des PocketPCs, da gibt’s ja auch solche & solchene).
Und letztlich gibt es die meist von den Autoherstellern direkt angebotenen Fixeinbauten, die oft gleich mit dem Autoradio kombiniert sind. Solche Geräte sind meiner Meinung nach für das, was sie können, viel zu teuer – unter 1.500 bis 2.000€ ist da kaum was zu haben, und sie sind meistens reine Straßennavigationsgeräte, die weder beim Geländefahren noch zu Fuß wirklich verwendbar sind. Die einfacheren, deshalb aber auch nicht wesentlich billigeren Versionen bieten nicht einmal eine Kartendarstellung, sondern begnügen sich mit Richtungspfeilen, war bei kompliziert gestalteten Kreuzungen mit mehreren Abbiegemöglichkeiten nicht wirklich hilfreich ist. Das echte Plus solcher Fixeinbauten ist ihre mechanische Verbindung mit dem Auto, sodass sie auch bei längerem Satellitenverlust, etwa in einem mehrkilometrigen Tunnel oder bei Walddurchfahrten im Regen (nasses Laub lässt die Funksignale kaum durch) weiternavigieren können.

Wozu?
Aus der Beschreibung des Prinzips und der Geräte geht schon einiges hervor, für was ...äh... wofür GPS gut ist. Doch wo liegt der Bezug zum Offroad-Fahren? Nun, ein Hardcore-Offroader, der mit seiner nummerntafellosen selbstgebauten Kamikaze-Schleuder am Anhänger von Wettbewerb zu Wettbewerb düst, wird zur Ausübung seines Hobbys kein GPS benötigen (außer zum leichteren Auffinden des Austragungsortes). Aber ehrlich, wie viele solcher Extremisten gibt es denn hierzulande?

Ich gehe einmal davon aus, dass der Großteil der heimischen Geländewagen-Besitzer Gelegenheits-Offroader unterschiedlichen Intensitätsgrades sind und keine professionellen Motorsportler (nehme aber jeden Einspruch stumm & zerknirscht zur Kenntnis).

Das heißt: ab und zu wettbewerbsartige Offroad-Veranstaltungen, sanfte oder härtere Trials (zum Finden der Sektionen braucht man bei vernünftiger Organisation der Veranstaltung normalerweise kein GPS), gelegentliches Herumtuckern in freier Wildbahn oder in den dafür vorgesehenen Gruben, und dann natürlich die Urlaube. Was man halt so von felix Austria aus mit dem Auto erreicht.

Und gerade in solchen Auto-Urlauben habe ich die besten Erfahrungen (wörtlich!) mit GPS gemacht, oder anders ausgedrückt, ich möchte nicht mehr ohne fahren. Selbst mit den besten Papierkarten, abgesehen davon, dass sie äußerst unhandlich sind, passiert immer wieder eine ähnliche Situation: Du stehst mitten im tiefsten Griechenland oder auch in einem klammengen italienischen Alpental an einer Straßenkreuzung (ideal: einer Pistenkreuzung) und solltest Dich innerhalb der nächsten halben Stunde entscheiden – links oder rechts. Gemeinerweise ist der Wegweiser, sofern vorhanden, in Ausländisch, das Du nicht sprichst. Du steckst den Kopf in die Karte, Dein Co steckt den Kopf in die Karte, eventuell mitreisende Gschroppen geben ihren unnötigen Kommentar ab, hinter Dir hupt einer. Wenn Du nur wüßtet, an welcher Kreuzung Du Dich befindest! Laut Karte kommen dafür drei in Frage ... Kurz vor Ablauf der bewilligten Nachdenkfrist biegst Du links ab – und damit ist wieder ein halber Urlaubstag im Eimer.

Oder: Du hast Dich entschlossen, Italien per Tagliamento zu bereisen. Ein Einstieg ist laut Gerstls Roadbook ja noch schnell gefunden, und dann spielst Du stundenlang im Schotter. Ersäufst Dein Auto, ersäufst Deinen Beifahrer, winchst, was das Zeug hält, alles ist so, wie’s sein soll. Nur eins übersiehst Du: wie weit Du beim Bacherlhüpfen und Schotter-Cruisen nach Süden abdriftest. Bist Du noch in der Nähe von San Daniele am Schinken, oder doch schon eher in der Wien-Dependance Lignano, wo der Tagliamento ins Salzwasser mündet?

Neben solchen GPS-Einsatzmöglichkeiten mit relativ hohem Fun-Faktor kommen aber auch – leider – manchmal ernsthafte Situationen vor: harmlos noch, wenn irgendwo auf einem Eselspfad weit abseits der Zivilisation das Vehikel plötzlich streikt. Schlimmer, wenn dem Auto oder einem seiner Insassen ein Ausrutscher passiert. Unfälle, Verletzungen können überall und jederzeit, also auch beim Offroadfahren geschehen. Und dann ist es im Fall des Falles sicherlich kein Nachteil, wenn man den per Handy gerufenen Helfern auch in der Wildnis auf ein paar Meter genau mitteilen kann, wo’s passiert ist.

Doch vom Tristen noch einmal zurück zum Fun: in letzter Zeit werden zwei weitere Anwendungsgebiete für GPS populär, nämlich Geo-Caching und, als Nachfolger der ausgestorbenen Rätsel-Rallyes, die GPS-Challenges.

Geo-Caching ist eine Art von Schatzsuche, wo jemand einen „Schatz“ (geht vom Radiergummi bis zum Sack voll Geld) irgendwo im Gelände versteckt und die Koordinaten samt verklausulierter Beschreibung im Internet (z.B. bei geocaching.com oder geocaching.de) veröffentlicht. Wer immer Lust dazu hat, sucht mit GPS den Schatz, nimmt sich was davon raus, tut fairerweise was andres rein, und berichtet darüber ebenfalls im Internet. Macht Spaß. Dasselbe ohne Schatz, dafür mit mehreren GPS-Punkten, schwierig(st)en Offroad-Strecken und Zeitlimit ist die moderne Rätselrallye, genannt GPS-Challenge. Macht auch Spaß.

Jetzt ist das G’schichterl doch etwas länger geworden als ich vorhatte. Aber ´s ist halt nun einmal so, dass der ganze Themenkreis GPS nicht nur das mobile Leben deutlich erleichtern kann und gegebenenfalls mehr Sicherheit bringt, sondern eben auch, besonders abseits der befestigten Straßen, eine ganze Menge Spaß verursachen kann.

peko

 
 
Fotos: Garmin





 
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