Wie in meinem Bekanntenkreis kann ich auch im Forum von
gelaendewagen.at immer wieder beobachten, dass viele
Offroadfahrer gern und oft GPS benützen, andere hingegen mit
diesen drei Buchstaben nichts so Rechtes anfangen können. Den
Alten Hasen in diesem Zusammenhang noch was vorhüpfen zu wollen,
würde schon an Blasphemie grenzen, doch weil ich von Freunden
immer wieder gefragt werde „Zu was ist denn dieses Kastl da am
Armaturenbrett gut?“, dachte ich: ‚Schreibst einmal ein
G’schichterl, was GPS eigentlich ist, und warum es speziell beim
Offroadfahren manchmal ganz praktisch ist!".
Voilá:
GPS ist, einfach ausgedrückt, eine Orientierungshilfe, steht
aber trotzdem nicht für „Gompass + Pleistift + Schmierzettel“,
sondern für „Global Positioning System“. Wenn man’s ins Deutsche
übersetzt, heißt es dann GPS, nämlich „Globales
Positionierungs-System“. Eingebürgert hat sich die englische
Version, die ein bisschen wie die verzweifelte Frage nach der
nächsten Toilette klingt und von Gebissträgern nur mit Vorsicht
auszusprechen ist: „Dschi-Pi-Ess“. Gut, somit haben wir einen
weiteren 3-Buchstaben-Kürzel in unserer neudeutschen
Umgangssprache.
Das Prinzip von GPS
Was hinter diesem Kürzel steht, ist vom Prinzip her relativ
einfach, vom Installationsaufwand her (den uns die Amis
dankenswerterweise aber schon abgenommen haben) gigantisch, von
der täglichen Benützung her jedoch simpel und äußerst hilfreich.
Getreu dem nunmehr 2.500 Jahre alten Ausspruches von Heraklit,
dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, verdanken wir auch das
GPS dem Militär. Konkret ging es darum, dass die amerikanischen
Strategen den brennenden Wunsch verspürten zu wissen, wo ihre
Soldaten gerade waren, und wo sie sie hinschicken
sollten/könnten. Der Kongress bewilligte die finanziellen Mittel
zur Entwicklung einer derartigen Technik allerdings nur unter
der Bedingung, dass dieses neuartige System der Orientierung
auch allen zivilen Bürgern zur Verfügung stehen müsse. So
geschehen 1978 – in den Jahren danach wurde das System ausgebaut
und 1994 fertig gestellt.
Seit damals umkreisen 24 Satelliten unsere Erde in einer Höhe
von etwa 20.000 Kilometern. Jeder dieser Satelliten strahlt
unentwegt (und für die Nutzer gratis!) ein schwaches Funksignal
aus, das u.a. seinen genauen momentanen Standort und die exakte
(Atom-)Uhrzeit enthält. Und die Umlaufbahnen aller Satelliten
sind so eingestellt, dass man an jedem beliebigen Punkt der Erde
jederzeit mindestens drei der Satelliten im Blickfeld hat – sie
sind zwar viel zu klein, um sie wirklich auf diese Entfernung zu
sehen, aber das muss man ja auch nicht. Es genügt, dass die
Funksignale ankommen.
Nun wurden in den letzten paar Jahren von der Industrie auch
für die zivile Nutzung reihenweise Geräte entwickelt, die diese
Funksignale auffangen, verstehen und softwaremäßig
weiterverarbeiten können, die sogenannten GPS-Empfänger. Jedes
dieser zum Teil nur mehr streichholzschachtelgroßen Geräte
empfängt die Signale von bis zu 12 Satelliten gleichzeitig und
kann aus den unterschiedlichen Signal-Laufzeiten in Verbindung
mit der jeweiligen Satelliten-Position ziemlich genau errechnen,
wo sich das Gerät (und damit sein Benutzer) gerade befindet.
GPS-Empfänger, die vom Militär, vom Vermessungswesen, aber auch
z.B. von der Archäologie benützt werden, erreichen mittlerweile
eine Genauigkeit im Zentimeterbereich. Die Genauigkeit
handelsüblicher Zivilgeräte bewegt sich heute zwischen etwa 10
und 30 Metern, je nach Gegebenheiten manchmal auch darunter,
selten darüber. Bis Mai 2000 hatten die Amis aus Angst vor
GPS-gesteuerten Fernlenkwaffen die GPS-Genauigkeit absichtlich
auf ca 100 Meter verringert, doch diese „SA“ (=selective
availability) ist mittlerweile abgeschaltet. Damit ist das
Funktionsprinzip von GPS (deshalb auch Satelliten-Navigation
genannt) auch schon erklärt. Alles, was darüber hinausgeht, ist
eigentlich für den Newbie (schönes neudeutsches Wort, nicht
wahr?) nur wissensmäßiger Ballast, der ihm im Anfangsstadium nix
nützt.
Die Geräte
Wichtiger – sofern man sich generell dafür interessiert –
ist zu wissen, welche Anwender-Geräte es gibt und was man damit
machen kann. Und, vor allem hier auf gelaendewagen.at, was es
mit dem Offroadeln zu tun hat.
Abgesehen von den oben erwähnten Profi-Geräten, die sich weder
Hinz noch Kunz leisten können, gibt es grundsätzlich drei
verschiedene Kategorien von GPS-Geräten, deren Wahl a) vom
technischen Verständnis/Interesse, b) vom vorgesehenen
Verwendungszweck und c) vom Geldbeutel abhängt.
Da sind einmal die Handgeräte: Sie sind klein und kompakt wie
ein Handy, sehen so ähnlich aus und erfordern – zumindest als
Schlicht-Version – auch kaum mehr technische Ambitionen als ein
Handy. Andersrum: Wer telefonieren kann, kann mit so einem Gerät
auch seinen Weg finden. Entsprechend eingeschränkt ist natürlich
die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten, solche Geräte sagen
einem kaum mehr als die Koordinaten des Standortes, die
Himmelsrichtungen und eine vorgegebene Marschrichtung. Ab etwa
200 €, brauchbar fürs Wandern, Rad- oder Bootfahren. Bessere
Handgeräte haben dann noch entsprechende Landkarten (digital)
eingebaut, können einer vorgegebenen Route folgen und den
zurückgelegten Weg aufzeichnen. Für die Straßennavigation beim
Autofahren sind solche Geräte meist nur in Verbindung mit einem
mobilen PC (PocketPC oder Laptop) geeignet. Gleichwohl gibt es
in dieser Kategorie aber auch hochentwickelte und entsprechend
teure Geräte (etwa den StreetPilot von Garmin) die – zumindest
was die Navigation betrifft – den mobilen PC bereits ersetzen.
Die nächste Kategorie ist sozusagen die eierlegende Wollmilchsau,
also das Allround-Genie. Nach monatelangen Vergleichen hatte ich
mich für dieses System entschieden, auch wenn es preislich
deutlich höher lag als ein einfaches Handgerät (aber genauso
deutlich unter den Fixeinbauten). Meine Vorstellung (und da
kommt auch wieder das Fahren jenseits des Asphalts ins Spiel)
war ein System, das mich auf Straßen mit klaren Anweisungen zu
unbekannten Zielen im In- und Ausland lotst, mir auch fernab
jeder Straße (egal, ob zu Fuß oder im Auto) auf entsprechenden
Karten zeigt, wo ich bin und wie ich da wieder rauskomme. Wo ich
einen Bankomat, ein Hotel, ein Museum finde und mir den Weg
dorthin mit freundlichen Worten ansagt. Dieses System besteht
aus einem PocketPC, auch PDA (Personal Digital Assistant, meinen
hab’ ich aber Albert getauft, weil er so g’scheit ist) genannt,
einem kleinen GPS-Empfänger und entsprechender Software: für die
Straßen-Navigation der TomTom-Navigator (andere mögen lieber den
Destinator oder den Navigon-Mobile-Navigator, um hier keinen der
Großen Drei zu verhärmen), und für alles, was nicht
straßengebunden ist, ein Rasterkarten-GPS-Programm, das es sogar
erlaubt, eigene Karten, z.B. Wanderkarten, einzuscannen und
damit über Stock & Stein, das Gerät in der Hand, den richtigen
Weg zu finden. Voraussetzung für die Nutzung der vielfältigen
Möglichkeiten dieses Systems ist allerdings schon, dass man mit
Computer und computerähnlichen Geräten einigermaßen vertraut ist
und damit umgehen kann. Dann jedoch bietet der PDA noch eine
ganze Menge zusätzlicher Verwendungsmöglichkeiten (vom Foto-,
Videoanschauen und Musikhören über Bild- und Textbearbeitung bis
hin zur e-mail-Kommunikation und Internet via Handy), weil er ja
ein richtiger kleiner Computer ist. Derartige Komplett-Systeme
werden heute sogar schon bei Lebensmitteldiscountern ab ca € 400
angeboten (ausschlaggebend für den Preis ist sicher die Qualität
des PocketPCs, da gibt’s ja auch solche & solchene).
Und letztlich gibt es die meist von den Autoherstellern direkt
angebotenen Fixeinbauten, die oft gleich mit dem Autoradio
kombiniert sind. Solche Geräte sind meiner Meinung nach für das,
was sie können, viel zu teuer – unter 1.500 bis 2.000€ ist da
kaum was zu haben, und sie sind meistens reine
Straßennavigationsgeräte, die weder beim Geländefahren noch zu
Fuß wirklich verwendbar sind. Die einfacheren, deshalb aber auch
nicht wesentlich billigeren Versionen bieten nicht einmal eine
Kartendarstellung, sondern begnügen sich mit Richtungspfeilen,
war bei kompliziert gestalteten Kreuzungen mit mehreren
Abbiegemöglichkeiten nicht wirklich hilfreich ist. Das echte
Plus solcher Fixeinbauten ist ihre mechanische Verbindung mit
dem Auto, sodass sie auch bei längerem Satellitenverlust, etwa
in einem mehrkilometrigen Tunnel oder bei Walddurchfahrten im
Regen (nasses Laub lässt die Funksignale kaum durch)
weiternavigieren können.
Wozu?
Aus der Beschreibung des Prinzips und der Geräte geht schon
einiges hervor, für was ...äh... wofür GPS gut ist. Doch wo
liegt der Bezug zum Offroad-Fahren? Nun, ein Hardcore-Offroader,
der mit seiner nummerntafellosen selbstgebauten
Kamikaze-Schleuder am Anhänger von Wettbewerb zu Wettbewerb
düst, wird zur Ausübung seines Hobbys kein GPS benötigen (außer
zum leichteren Auffinden des Austragungsortes). Aber ehrlich,
wie viele solcher Extremisten gibt es denn hierzulande?
Ich gehe einmal davon aus, dass der Großteil der heimischen
Geländewagen-Besitzer Gelegenheits-Offroader unterschiedlichen
Intensitätsgrades sind und keine professionellen Motorsportler
(nehme aber jeden Einspruch stumm & zerknirscht zur Kenntnis).
Das heißt: ab und zu wettbewerbsartige
Offroad-Veranstaltungen, sanfte oder härtere Trials (zum Finden
der Sektionen braucht man bei vernünftiger Organisation der
Veranstaltung normalerweise kein GPS), gelegentliches
Herumtuckern in freier Wildbahn oder in den dafür vorgesehenen
Gruben, und dann natürlich die Urlaube. Was man halt so von
felix Austria aus mit dem Auto erreicht.
Und gerade in solchen Auto-Urlauben habe ich die besten
Erfahrungen (wörtlich!) mit GPS gemacht, oder anders
ausgedrückt, ich möchte nicht mehr ohne fahren. Selbst mit den
besten Papierkarten, abgesehen davon, dass sie äußerst
unhandlich sind, passiert immer wieder eine ähnliche Situation:
Du stehst mitten im tiefsten Griechenland oder auch in einem
klammengen italienischen Alpental an einer Straßenkreuzung
(ideal: einer Pistenkreuzung) und solltest Dich innerhalb der
nächsten halben Stunde entscheiden – links oder rechts.
Gemeinerweise ist der Wegweiser, sofern vorhanden, in
Ausländisch, das Du nicht sprichst. Du steckst den Kopf in die
Karte, Dein Co steckt den Kopf in die Karte, eventuell
mitreisende Gschroppen geben ihren unnötigen Kommentar ab,
hinter Dir hupt einer. Wenn Du nur wüßtet, an welcher Kreuzung
Du Dich befindest! Laut Karte kommen dafür drei in Frage ...
Kurz vor Ablauf der bewilligten Nachdenkfrist biegst Du links ab
– und damit ist wieder ein halber Urlaubstag im Eimer.
Oder: Du hast Dich entschlossen, Italien per Tagliamento zu
bereisen. Ein Einstieg ist laut Gerstls Roadbook ja noch schnell
gefunden, und dann spielst Du stundenlang im Schotter. Ersäufst
Dein Auto, ersäufst Deinen Beifahrer, winchst, was das Zeug
hält, alles ist so, wie’s sein soll. Nur eins übersiehst Du: wie
weit Du beim Bacherlhüpfen und Schotter-Cruisen nach Süden
abdriftest. Bist Du noch in der Nähe von San Daniele am
Schinken, oder doch schon eher in der Wien-Dependance Lignano,
wo der Tagliamento ins Salzwasser mündet?
Neben solchen GPS-Einsatzmöglichkeiten mit relativ hohem
Fun-Faktor kommen aber auch – leider – manchmal ernsthafte
Situationen vor: harmlos noch, wenn irgendwo auf einem Eselspfad
weit abseits der Zivilisation das Vehikel plötzlich streikt.
Schlimmer, wenn dem Auto oder einem seiner Insassen ein
Ausrutscher passiert. Unfälle, Verletzungen können überall und
jederzeit, also auch beim Offroadfahren geschehen. Und dann ist
es im Fall des Falles sicherlich kein Nachteil, wenn man den per
Handy gerufenen Helfern auch in der Wildnis auf ein paar Meter
genau mitteilen kann, wo’s passiert ist.
Doch vom Tristen noch einmal zurück zum Fun: in letzter Zeit
werden zwei weitere Anwendungsgebiete für GPS populär, nämlich
Geo-Caching und, als Nachfolger der ausgestorbenen
Rätsel-Rallyes, die GPS-Challenges.
Geo-Caching ist eine Art von Schatzsuche, wo jemand einen
„Schatz“ (geht vom Radiergummi bis zum Sack voll Geld) irgendwo
im Gelände versteckt und die Koordinaten samt verklausulierter
Beschreibung im Internet (z.B. bei geocaching.com oder
geocaching.de) veröffentlicht. Wer immer Lust dazu hat, sucht
mit GPS den Schatz, nimmt sich was davon raus, tut fairerweise
was andres rein, und berichtet darüber ebenfalls im Internet.
Macht Spaß. Dasselbe ohne Schatz, dafür mit mehreren
GPS-Punkten, schwierig(st)en Offroad-Strecken und Zeitlimit ist
die moderne Rätselrallye, genannt GPS-Challenge. Macht auch
Spaß.
Jetzt ist das G’schichterl doch etwas länger geworden als ich
vorhatte. Aber ´s ist halt nun einmal so, dass der ganze
Themenkreis GPS nicht nur das mobile Leben deutlich erleichtern
kann und gegebenenfalls mehr Sicherheit bringt, sondern eben
auch, besonders abseits der befestigten Straßen, eine ganze
Menge Spaß verursachen kann.
peko |