Und zeigt auch gleich allen anderen 4x4-Herstellern, wo's lang
geht und was an Geländewagen-Technik "state-of-the-art" ist. Ein
derartiges High-Tech-Feuerwerk, um dem Fahrer die Fahrt durch
urbanen und echten Dschungel so einfach und bequem wie nur
irgendwie möglich zu machen, findet sich bis jetzt nämlich nur
im neuen Briten. Land Rover spielt das Disco-Wunschkonzert und
zieht dabei alle - elektronischen - Register: Der Fahrer
wünscht, der Wagen spielt. Gerade einmal zwei Wippschalter und
ein Drehknopf an der Mittelkonsole führen zur
Offroad-Glückseligkeit: Mit den Wippen wählt man die
Getriebeuntersetzung und regelt das Niveau der
Luftfederung, mit dem Drehknopf bedient man das "Terrain
Response System" und teilt dem Wagen so mit, welchen Weg man
einzuschlagen gedenkt. Der Wagen reagiert darauf, indem er
Schaltvorgänge und Gasannahme individuell einstellt sowie die
Federung und Differenzial"aktivitäten" regelt.
Im neuen "3er-Disco" kommen britische sowie - aus
rot-weiß-roter Sicht besonders erfreulich - österreichische
Fahrzeugtechnik vom Feinsten zum Einsatz: 2 Motoren, ein
Sechszylinder-Turbodiesel mit satten 190 PS und
ein V8 mit nicht weniger als 299 PS aus dem Hause
Jaguar werden angeboten, beide garantieren mehr als
standesgemäßes Vorwärtskommen auf der Straße. Ihre unbändige,
aber stets souverän abgegebene Kraft hat unter anderem ein
Verteilergetriebe aus dem Hause Magna unter Kontrolle und
letztlich auf die Straße zu bringen - und löst diese Aufgabe im
Zusammenspiel mit dem von uns getesteten
6-Gang-Automatik-Getriebe famos.
Die Kombination dieser Aggregate mit der hervorragenden
Luftfederung, dem exzellenten Raumangebot und den Luxus-Features
im Innenraum machen den Discovery zum perfekten Begleiter auf
allen befestigten Straßen.
Solche Nobel-Hobel sind fürwahr selten im Gelände anzutreffen
- obwohl Land Rover immer festgehalten hat, dass der Discovery
im Gelände zumindest gleich gute Figur wie auf Asphalt macht.
Dem sind wir auf den Grund gegangen - und fanden die Aussage
letztlich mehr als bestätigt.
Andreas Piskorz, Chef von Proventure, hat aus
dem Wagen offroad das Letzte herausgeholt und war - diese
Interpretation sei erlaubt - verblüfft vom Können des Neuen.
Hier sein detaillierter Offroad-Testbericht:
"Der permanente Allradantrieb im Discovery wird über ein
völlig neuartiges Verteilergetriebe von „Magna“ realisiert. Die
Antriebskraft wird in Zusammenhang mit dem Terrain Response
System („TRS“) und den Umfeldinformationen der Sensoren
elektronisch angesteuert und verteilt das maximal benötigte
Drehmoment auf die Achsen und Räder, die gerade die Kraft
benötigen. Dabei schaltet das Verteilergetriebe stufenlos und
sperrt je Geländesituation zwischen 0 und 100%. In Kombination
mit dem optionalen Hinterachs-Sperrdifferential ist
wahrscheinlich gerade diese Neuentwicklung ausschlaggebend für
die extremen Leistungen des „Disco 3“ im schweren Gelände.
Terrain Response System
Die Idee von Land Rover ist, mit diesem System es Laien und
wenig erfahrenen Piloten zu ermöglichen, mit einem schweren,
komfortablen Allroundfahrzeug auch in schwierigen
Geländesituationen möglichst sicher unterwegs zu sein und
einfach voranzukommen.
Dies ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, da im Vergleich
zu anderen Fahrzeugen die Geländefunktionen den Eindruck
hinterlassen, nicht als „Alibi“ oder „Nebenfunktion“ eingebaut
worden zu sein, sondern sie dienen als Hauptzweck für das
Fahrzeug.
Je nach gewähltem Modus, wird spezifisch für den erwarteten
Untergrund die Luftfederung in Niveau und Federungshärte
verstellt. Ebenfalls wird die Motorcharakteristik im
Drehmomentverlauf, die Gasannahme und die Geschwindigkeit der
Bergabfahrhilfe (HDC) angepasst – und das funktioniert wirklich!
Die verschiedenen Betriebsmodi im Einzelnen:
„Schnee, Schotter & Gras“
Hier verhält sich die Gasannahme alles andere als sportlich, sie
reagiert nur zögernd auf den Befehl des Gasfußes. Mit dieser
Einstellung lässt sich der „Disco 3“ sehr gemütlich und weich
über die rutschigsten Passagen bewegen, und zeigt auch bei
leichten Unebenheiten ein williges Einlenken und eine gewisse
Kurvenstabilität. Bei Schrägfahrten im Standgas bricht das Heck
aus, wie bei jedem Fahrzeug. Wenn man angepasst (etwas
schneller) fährt, versucht die dynamische Stabilitätskontrolle (DSC)
ein „Wegschmieren“ zu verhindern. Doch auch hier können die
Grenzen der Physik nicht überwunden werden. Für Steilhänge ist
dieser Modus nur bedingt einsetzbar, da das Mitteldifferential
zwar gesperrt wird, jedoch die Traktionskontrolle dem Fahrzeug
zu viel Kraft nimmt und der „Disco 3“ trotz Vorwärtsgang (Drive
– Automatik) kontrolliert mit dem HDC zurückfährt. Das HDC
schaltet sich bei Wahl dieses Modus automatisch ein.
„Spurrillen & Schlamm“
Sobald es im „richtigen Gelände“ etwas rutschiger wird, ist
diese Einstellung zu bevorzugen. Sowohl bergauf als auch in der
Ebene versucht die Elektronik bei Schlupf der Räder nicht nur
über das übliche „Radbremsen“ mittels Traktionskontrolle mehr
Traktion aufzubauen, sondern bezieht alle Komponenten, die im
Gelände wichtig sind, wie z.B. Mitteldifferentialsperre,
Federung und optional die Hinterachssperre, mit ein. Für den
Fahrer bedeutet das, wenn der Disco stecken zu bleiben droht,
einfach Gas geben und abwarten. Zuviel Gas zu geben ist dabei
nur sehr schwer möglich. Meist befreit sich das Fahrzeug von
selbst. Bei unseren Versuchen in tiefen, schlammigen Spurrillen
bei ca. 30° Steigung mit Serienbereifung voranzukommen, war ich
sehr erstaunt darüber, wie leicht das gegangen ist.
Anmerkung für geübte Geländefahrer: Eine Umstellung des
Fahrstils ist erforderlich, denn Hilfeversuche wie „stoßweises
Gasgeben“ und „Befreiungslenken“ darf in diesem Modus nicht
praktiziert werden, sonst geht nichts mehr.
Auch hier ist das „Hill Descent System“ automatisch
aktiviert. Man kann zwar manuell zwischen 3 bis 6 km/h
Abfahrtsgeschwindigkeit wählen, wenn jedoch ein rutschiger Boden
bei Überbremsen des HDC den „Disco 3“ zum Ausbrechen bringen
würde, wird automatisch auf die niedrigst mögliche
Geschwindigkeit beschleunigt, so dass das Fahrzeug stabil
bleibt.
Sand
Das ist die einzige Einstellung, in der das TRS das HDC nicht
automatisch aktiviert. Das ist auch gut so, denn wer schon
einmal eine lange, steile Düne bergab gefahren ist, weiß, wie
„ungesund" das sein kann, wenn sich das Fahrzeug automatisch
einbremst und man vom rutschenden Sand überholt wird. Da ich
nicht die richtigen Bedingungen für diesen Betriebszustand
hatte, habe ich diese Einstellung lediglich auf einem trockenen,
lockeren Lehmboden im Zuge einer Steilauffahrt getestet. Dabei
ist die „Klettereigenschaft“ vergleichbar mit dem „Schlamm &
Spurrillen“- Modus, jedoch verhält sich die Gasannahme weit
aggressiver und bei beherztem Gasgeben schaltet der
Automatikwandler in den nächsten Gang. Im Sand OK, auf lockerem,
steinigen oder rutschigem Terrain ist diese Aktion nicht gut.
Außerdem wird das Fahrzeug (ohne HDC) an der Haftgrenze ohne
Traktion nicht mehr kontrolliert und das Fahrzeug rollt
ungebremst (weil ABS) verkehrt den Hang hinunter. Dabei ist es
mir sogar gelungen, den Motor trotz Automatik abzuwürgen, was
dann besonders heikel wird, weil sowohl Bremskraft als auch
Lenkunterstützung fehlen. Fazit: Sandmodus auch nur im Sand
verwenden !
Geröll - Kriechgang
Eine sehr interessante Einstellung, die einem glauben lässt, mit
dem Drehen am TRS-Regler das Auto gewechselt zu haben. Das Gas
reagiert extrem unempfindlich und man muss fest ins Pedal
steigen, damit der „Disco 3“ langsam und gemütlich anrollt. Die
Luftfederung stellt auf „Luftausgleichsfederung" um. Beim
Durchfahren unserer extremen Verschränkungspassagen wurde die
überschüssige Luft der Feder des einfedernden Rades nicht wie
sonst ausgelassen, sondern zusätzlich in die Feder des
ausfedernden Rades gepumpt. Dadurch wurde die „Verschränkung“
verbessert und der Bodendruck des ausfedernden Rades erhöht, was
zu einer maximalen Traktion führte - und das spürt man! Auch die
Bodenfreiheit wurde dadurch weiter erhöht. Spätestens jetzt
erkennt man den Vorteil einer intelligenten Unterkonstruktion.
In der Mitte zwischen den Achsen ist der Unterboden mit einer
Rutschwanne abgedeckt, die nach oben gewölbt ist und somit noch
mehr Bauchfreiheit bei spitzen Kuppen bringt. Die Klartext-
Anzeige am Fahrerdisplay schreibt jetzt „Aufhängung im
erweiterten Modus, nach passieren des Hindernis Höhe
zurücksetzen“. Dies ist auch unbedingt erforderlich, damit die
Fahrsicherheit weiter gegeben ist. Wenn ein Weiterkommen nicht
mehr möglich ist, weil z.B. die Räder des Fahrzeuges
durchdrehen, wenn das Fahrzeug an einem Hindernis ansteht, wird
der „Disco 3“ eingebremst. Das funktioniert auch bei Steigungen
bis 100%, solange die Traktion reicht. Das birgt natürlich auch
eine gewisse Gefahr. Bei sehr rutschigem, steilen Untergrund
kann das Auto abrutschen und ausbrechen, bevor das HDS ein
kontrolliertes Zurückfahren ermöglicht. Der Kriechgangmodus
hilft aber nicht nur bei sehr ruppigen Terrain, sondern auch auf
rutschigen Wegen mit tiefen ausgewaschenen Löchern, kontrolliert
und ohne Versatz, also spurtreu, vorwärts zu kommen.
TRS – abgeschaltet
Auch das ist möglich. Hier darf der Pilot wieder selbst agieren.
In diesem Fall fährt sich der „Disco 3“ sehr angenehm und
braucht die Hilfe eines erfahrenen Piloten, wie bei jedem
anderen Geländewagen auch. Die Höheneinstellung und das HDC
können manuell gewählt werden, ABS, DSC und elektronische
Differentialsteuerung bleiben aktiv. In manchen echten
Extremsituationen, kommt der erfahrene Offroader mit seinem
Geschick und Gefühl noch ein Stückchen weiter als mit „TRS“.
Zweifelsohne ist das Herzstück des Discovery 3 das neu
entwickelte, stufenlos schaltbare, elektronisch angesteuerte
Verteilergetriebe in Kombination mit dem „Terrain Response
System“ und der Luftfederung mit Luftausgleichsschaltung,
ausschlaggebend für die herausragenden Klettereigenschaften!
Das unterschiedlich Ansprechverhalten des Motors, sowie die
differenzierte Gasannahme ist das Erste was einem auffällt, wenn
man in den verschiedenen Modi des TRS fährt. Ich hatte jedoch
den Eindruck, dass das veränderte Zusammenspiel der
verschiedenen Komponenten im jeweils gewählten Modus fast immer
das Optimum aus dem Auto in der jeweiligen Situation herausholt.
Eines kann ich auf jeden Fall bestätigen, dass Laien mit dem
„Disco 3“ tief in schweres Gelände eindringen können und die
Gefahrengrenze weit nach oben verschoben wird. Dabei ist ein
gewisses Maß an Selbstverantwortung erforderlich. Denn diese
Leichtigkeit, mit der das Fahrzeug schwierigste Stellen
passiert, macht es einem Anfänger schwer, die physikalischen
Grenzen rechtzeitig zu erkennen. Der Umgang mit diesem Fahrzeug
sollte also entweder gelernt, jedenfalls aber genau überlegt
sein.
Ich konnte bereits einige moderne Geländewagen der so genannten
„Premiumklasse“ in meinem Offroad Training Center testen und
habe noch kein Serienfahrzeug mit einer solchen
Geländeperformance mit derartiger Leichtigkeit über die
schwierigsten Stellen gefahren, wie den Discovery 3. Hinzu kommt
noch der Eindruck, dass der „Disco 3“ für den Einsatz im Gelände
gebaut worden ist und mit den Anforderungen nicht überfordert
ist.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass die zweifellos intelligente
Elektronik, die in so viele Systeme eingreift, soweit ausgereift
ist, dass sie auch einige Jahre des Offroad-Einsatzes übersteht. |