Test: Mitsubishi Pajero 3,2 DI-D
GLS Automatik, Modelljahr 2003
Der Pajero spielt seit über 20 Jahren eine dominierende Rolle auf dem Geländewagenmarkt. Wir haben das neueste Modell - mit dem 3,2 Liter DI-D Motor und Automatikgetriebe - 2 Wochen lang intensiv getestet.  
21.5.2003
Breit, bullig, mächtig und sehr rundlich steht der Testwagen vor uns. 265er-Breitreifen auf Alufelgen, Klarglas-Scheinwerfer, gelungen in die Frontschürze integrierte Nebelscheinwerfer, beleuchtete Trittbretter in Wagenfarbe, chromfarbene Außenspiegel, Metallic-Lackierung: Man weiß es sofort, das ist ein Vertreter der automobilen Oberklasse: Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man per Funkfernbedienung die Türen entriegelt und hinter dem Lenkrad Platz genommen hat.

Innenraum
Die GLS- (=Top-)version des Pajero verwöhnt Fahrer und Passagiere mit allem Luxus, den man sich in einem Wagen der 50.000-Euro-Kategorie wünscht - und verdient. Der erste Blick gleitet über die feinen Ledersitze, das Leder-/Holzlenkrad, das Wurzelholzdekor, das Multi-Info-Display, die Schalter für die elektronische Klimaanlage und den Tempomat ... Elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel, elektrisch verstellbarer Fahrersitz ? Selbstredend ... alles da. Verarbeitungsqualität: Ohne Fehl und Tadel.

Die "Hinterbänkler" sind ebenfalls zufrieden. Auch sie nehmen natürlich auf Leder Platz und freuen sich über ausreichend Platz und Kniefreiheit.

Als (groß gewachsener) Fahrer sitzt man im Pajero überraschend hoch - fast schon über statt hinter dem Armaturenbrett. Ist man es als Offroad-Fahrer gewöhnt, die Sitzlehne sehr steil gestellt zu haben, wird dies natürlich noch verstärkt - eine etwas gewöhnungsbedürftige, ungewöhnliche Sitzposition. Egal ...wir haben uns sehr rasch daran gewöhnt, die vielen, vielen "Goodies" im Innenraum lassen solche Eindrücke rasch vergessen.

Das uns zur Verfügung stehende Modell mit kurzem Radstand verfügt naturgemäß über einen recht kleinen Kofferraum, der durch sehr einfaches Umlegen der Rücksitze allerdings deutlich vergrößert werden kann. So ist das Fahrzeug für 2 Personen der ideale Begleiter auch auf Urlaubsreisen. Familien ab 3 Personen werden ohnehin zum "Wagon", also zum Modell mit langem Radstand, tendieren.

Motor/Getriebe
Zündschlüssel umgedreht ... der DI-D erwacht zum Leben. Überraschte Gesichter bei den Passagieren. Der kalte Motor ist ein wenig brummig und nagelt vor sich hin - deutlich hörbar auch bei geschlossenen Fenstern. Die angenehmen 20 Grad Außentemperatur helfen aber mit, dass der Wagen schnell auf Betriebstemperatur kommt. Und ab dann ist der 160 PS starke, 3,2 Liter große DI-D-Motor eine wahre Freude. Sehr kräftig, extrem geschmeidig, durch keinen Gasstoß des Fahrers aus der Ruhe zu bringen, nie hektisch oder gar überfordert. Im Gegenteil. Der Motor liefert in jeder Fahrsituation und bei jeder Drehzahl jede Menge Power. Sei es beim Wegfahren von der Kreuzung, beim Überholen auf der Autobahn oder im Gelände: Der Motor bewegt den knapp 2 Tonnen schweren Wagen so spielerisch leicht, dass man fast vergisst, in einem Geländewagen zu sitzen. Kein Wunder: 373 Nm Drehmoment stehen schon ab 2000 Umdrehungen zur Verfügung.

Eine perfekte Partnerschaft geht der Motor mit dem 5-Gang-Automatikgetriebe ein. Der Automat schaltet seidenweich, schnell - und immer im Interesse des Fahrers. Dafür sorgt "INVECS-II", das den Fahrstil des Piloten untersucht, um seine Performance darauf abzustimmen.

Während man in der Stadt und auf der Autobahn wohl gerne den Automaten schalten lässt, kann es auf der Landstraße und speziell auch im Gelände praktisch sein, per Hand zu schalten. Auch das ermöglicht das Getriebe des Pajero. Schalthebel aus "D" nach rechts in die "manuelle Kulisse" gedrückt und man bestimmt Schaltzeitpunkt und -drehzahl selbst. "Sports Mode" nennt dies Mitsubishi.

Das GLS-Modell bietet den sogenannten "Super Select (SS4-II)"-Allradantrieb. Über den Wählhebel bestimmt der Fahrer die Antriebsart. Auf - befestigter - Straße fährt man mit "2H", also Hinterradantrieb. Werden die Straßenbedingungen schlechter, legt man (bis 100 km/h) "4H" ein. Per Viscokupplung wird damit das Drehmoment von 33:67 bis 50:50 auf Vorder- und Hinterachse verteilt. Auch bis 100 km/h lässt sich "4HLc" einlegen: Das ist dann Allradantrieb mit gesperrtem Mitteldifferential.

Für's Gröbere gibt es "4LLC", also eine Untersetzung, die mit 1,9:1 leider relativ lang geraten ist. Doch dazu mehr im Kapitel "Abseits der Straße".

Auf der Straße
Auf Asphalt oder Teer ist der neue Pajero eine wahre Freude. Motor und Getriebe arbeiten perfekt, im Innenraum ist für Wohlbefinden gesorgt, das Fahrwerk - mit einzeln aufgehängten Rädern - filtert Unebenheiten sauber aus. Einzig gröbere Querrillen bekommen die Passagiere - auch aufgrund des kurzen Radstandes - doch recht deutlich mit. Schon erwähnt wurde die fantastische Motor-/Getriebekombi. Der Pajero hält - sowohl auf der Landstraße, als auch der Autobahn - locker mit Pkws mit. Die vom Werk mit 170 km/h angegebene Höchstgeschwindigkeit scheint fast untertrieben.
Auffällig ist die sehr direkte Lenkung praktisch ohne Spiel. Was auf der Landstraße bei zügiger Geschwindigkeit sehr praktisch ist, kann auf der Autobahn etwas anstrengend sein - häufiges Korrigieren ist angesagt.

Für Sicherheit auf der Straße sorgen elektronische Helferlein: Die "Mitsubishi Active Traction Control" (MATC): Schlupf- und Spurregelung verhindern ein Durchdrehen der Räder auf rutschigen Fahrbahnen und reduzieren somit die Schleudergefahr. MASC - "Mitsubishi Active Stability Control" regelt die individuelle Übertragung der Bremskraft auf alle Räder und sorgt so für die Stabilität des Fahrzeuges.

Das Fahrwerk selbst ist recht straff und lässt in Kurven nur wenig Seitenneigung zu - eine weitere Motivation für den Fahrer, den Pajero flott über den Asphalt zu bewegen.

Abseits der Straße
Bevor man die Offroad-Fähigkeiten des neuen GLS-Pajero beurteilt, muss man überlegen, welches Publikum der Wagen anspricht. Kaum einer der Käufer wird sich den Wagen zulegen, um ihn im wirklich schweren Gelände einzusetzen. Der moderne Pajero-Fahrer möchte einen Allround-Wagen mit guter Straßen-Performance, Komfort im Innenraum, die Sicherheit des Allradantriebes. In der Freizeit sollen die Berghütte oder die Skipiste ohne Traktionsprobleme erreicht werden.

Es wäre also falsch, den Wagen mit Hardcore-Geländewagen zu vergleichen. Korrekterweise ist die Frage zu stellen, ob der Pajero die Anforderungen des Zielpublikums erfüllen kann.

Und natürlich kann er das - und noch viel mehr. Der kräftige Motor, das wunderbare Getriebe, der kurze Radstand, die guten Böschungswinkel (39 ° vorne, 33,5° hinten), der gute Rampenwinkel (26,5°) und die Übersichtlichkeit des Wagens sind die Grundzutaten dafür.

Gegen intensive Geländeausflüge sprechen zuallererst die Anbauten: Trittbretter, Front- und Heckschürze mit ihren integrierten Leuchten könnten recht schnell Schaden nehmen. Das Fahrwerk hat zudem eher Straßen- als Geländeambitionen. Dies bemerkt der Fahrer, sobald der erste Reifen nach recht kurzem Federweg schnell Bodenkontakt verliert... Für steile Bergabfahrten wünscht man sich eine etwas kürzere Untersetzung - die Motorbremswirkung ist im ersten Gang noch ausreichend, im zweiten Gang allerdings bereits zu lang - "Dazubremsen" wird dann schnell notwendig.

Doch wie erwähnt: Recht selten wird die Pajero-Clientel den Wagen in Situationen bringen, wo diese Nachteile ans Tageslicht kommen. Viel öfter wird er sie mit seinem perfekten Allroundkönnen begeistern.

Testfazit
Ausstattung und Komfort sehr gut, Onroad-Eigenschaften ebenfalls. Das Handling gibt keinerlei Rätsel auf, der Wagen ist auch für 4x4-Neulinge leicht zu fahren. Nur eine "Eins minus" für die Offroad-Fähigkeiten des Wagens. Mitsubishi hat versucht, die Bedürfnisse der Käuferschicht zu erfüllen - und das ist auch perfekt gelungen. Dass der Pajero während des 2-wöchigen Tests keinerlei Mängel, Probleme oder Defekte hatte, darf man bei einem Fast-Neuwagen zwar erwarten, ist aber keineswegs selbstverständlich - und deshalb auch durchaus erwähnenswert.

Der Pajero GLS ist ein Fahrzeug, das seine Positionierung im Luxus-4x4-Segment mehr als nur rechtfertigt.
 

 
 
 
 
 
 
Text und Fotos: gelaendewagen.at
 
Wir danken der W. Denzel AG
für die Zuverfügungstellung des Testfahrzeuges!





 
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