Breit, bullig, mächtig und sehr rundlich steht der Testwagen vor
uns. 265er-Breitreifen auf Alufelgen, Klarglas-Scheinwerfer,
gelungen in die Frontschürze integrierte Nebelscheinwerfer,
beleuchtete Trittbretter in Wagenfarbe, chromfarbene
Außenspiegel, Metallic-Lackierung: Man weiß es sofort, das ist
ein Vertreter der automobilen Oberklasse: Dieser Eindruck
verstärkt sich noch, wenn man per Funkfernbedienung die Türen
entriegelt und hinter dem Lenkrad Platz genommen hat.
Innenraum
Die GLS- (=Top-)version des Pajero verwöhnt Fahrer und
Passagiere mit allem Luxus, den man sich in einem Wagen der
50.000-Euro-Kategorie wünscht - und verdient. Der erste Blick
gleitet über die feinen Ledersitze, das Leder-/Holzlenkrad, das
Wurzelholzdekor, das Multi-Info-Display, die Schalter für die
elektronische Klimaanlage und den Tempomat ... Elektrische
Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel, elektrisch
verstellbarer Fahrersitz ? Selbstredend ... alles da.
Verarbeitungsqualität: Ohne Fehl und Tadel.
Die "Hinterbänkler" sind ebenfalls zufrieden. Auch sie nehmen
natürlich auf Leder Platz und freuen sich über ausreichend Platz
und Kniefreiheit.
Als (groß gewachsener) Fahrer sitzt man im Pajero
überraschend hoch - fast schon über statt hinter dem
Armaturenbrett. Ist man es als Offroad-Fahrer gewöhnt, die
Sitzlehne sehr steil gestellt zu haben, wird dies natürlich noch
verstärkt - eine etwas gewöhnungsbedürftige, ungewöhnliche
Sitzposition. Egal ...wir haben uns sehr rasch daran gewöhnt,
die vielen, vielen "Goodies" im Innenraum lassen solche
Eindrücke rasch vergessen.
Das uns zur Verfügung stehende Modell mit kurzem Radstand
verfügt naturgemäß über einen recht kleinen Kofferraum, der
durch sehr einfaches Umlegen der Rücksitze allerdings deutlich
vergrößert werden kann. So ist das Fahrzeug für 2 Personen der
ideale Begleiter auch auf Urlaubsreisen. Familien ab 3 Personen
werden ohnehin zum "Wagon", also zum Modell mit langem Radstand,
tendieren.
Motor/Getriebe
Zündschlüssel umgedreht ... der DI-D erwacht zum Leben.
Überraschte Gesichter bei den Passagieren. Der kalte Motor ist
ein wenig brummig und nagelt vor sich hin - deutlich hörbar auch
bei geschlossenen Fenstern. Die angenehmen 20 Grad
Außentemperatur helfen aber mit, dass der Wagen schnell auf
Betriebstemperatur kommt. Und ab dann ist der 160 PS starke, 3,2
Liter große DI-D-Motor eine wahre Freude. Sehr kräftig, extrem
geschmeidig, durch keinen Gasstoß des Fahrers aus der Ruhe zu
bringen, nie hektisch oder gar überfordert. Im Gegenteil. Der
Motor liefert in jeder Fahrsituation und bei jeder Drehzahl jede
Menge Power. Sei es beim Wegfahren von der Kreuzung, beim
Überholen auf der Autobahn oder im Gelände: Der Motor bewegt den
knapp 2 Tonnen schweren Wagen so spielerisch leicht, dass man
fast vergisst, in einem Geländewagen zu sitzen. Kein Wunder: 373
Nm Drehmoment stehen schon ab 2000 Umdrehungen zur Verfügung.
Eine perfekte Partnerschaft geht der Motor mit dem
5-Gang-Automatikgetriebe ein. Der Automat schaltet seidenweich,
schnell - und immer im Interesse des Fahrers. Dafür sorgt "INVECS-II",
das den Fahrstil des Piloten untersucht, um seine Performance
darauf abzustimmen.
Während man in der Stadt und auf der Autobahn wohl gerne den
Automaten schalten lässt, kann es auf der Landstraße und
speziell auch im Gelände praktisch sein, per Hand zu schalten.
Auch das ermöglicht das Getriebe des Pajero. Schalthebel aus "D"
nach rechts in die "manuelle Kulisse" gedrückt und man bestimmt
Schaltzeitpunkt und -drehzahl selbst. "Sports Mode" nennt dies
Mitsubishi.
Das GLS-Modell bietet den sogenannten "Super Select
(SS4-II)"-Allradantrieb. Über den Wählhebel bestimmt der Fahrer
die Antriebsart. Auf - befestigter - Straße fährt man mit "2H",
also Hinterradantrieb. Werden die Straßenbedingungen schlechter,
legt man (bis 100 km/h) "4H" ein. Per Viscokupplung wird damit
das Drehmoment von 33:67 bis 50:50 auf Vorder- und Hinterachse
verteilt. Auch bis 100 km/h lässt sich "4HLc" einlegen: Das ist
dann Allradantrieb mit gesperrtem Mitteldifferential.
Für's Gröbere gibt es "4LLC", also eine Untersetzung, die mit
1,9:1 leider relativ lang geraten ist. Doch dazu mehr im Kapitel
"Abseits der Straße".
Auf der Straße
Auf Asphalt oder Teer ist der neue Pajero eine wahre Freude.
Motor und Getriebe arbeiten perfekt, im Innenraum ist für
Wohlbefinden gesorgt, das Fahrwerk - mit einzeln aufgehängten
Rädern - filtert Unebenheiten sauber aus. Einzig gröbere
Querrillen bekommen die Passagiere - auch aufgrund des kurzen
Radstandes - doch recht deutlich mit. Schon erwähnt wurde die
fantastische Motor-/Getriebekombi. Der Pajero hält - sowohl auf
der Landstraße, als auch der Autobahn - locker mit Pkws mit. Die
vom Werk mit 170 km/h angegebene Höchstgeschwindigkeit scheint
fast untertrieben.
Auffällig ist die sehr direkte Lenkung praktisch ohne Spiel. Was
auf der Landstraße bei zügiger Geschwindigkeit sehr praktisch
ist, kann auf der Autobahn etwas anstrengend sein - häufiges
Korrigieren ist angesagt.
Für Sicherheit auf der Straße sorgen elektronische
Helferlein: Die "Mitsubishi Active Traction Control" (MATC):
Schlupf- und Spurregelung verhindern ein Durchdrehen der Räder
auf rutschigen Fahrbahnen und reduzieren somit die
Schleudergefahr. MASC - "Mitsubishi Active Stability Control"
regelt die individuelle Übertragung der Bremskraft auf alle
Räder und sorgt so für die Stabilität des Fahrzeuges.
Das Fahrwerk selbst ist recht straff und lässt in Kurven nur
wenig Seitenneigung zu - eine weitere Motivation für den Fahrer,
den Pajero flott über den Asphalt zu bewegen.
Abseits der Straße
Bevor man die Offroad-Fähigkeiten des neuen GLS-Pajero
beurteilt, muss man überlegen, welches Publikum der Wagen
anspricht. Kaum einer der Käufer wird sich den Wagen zulegen, um
ihn im wirklich schweren Gelände einzusetzen. Der moderne
Pajero-Fahrer möchte einen Allround-Wagen mit guter
Straßen-Performance, Komfort im Innenraum, die Sicherheit des
Allradantriebes. In der Freizeit sollen die Berghütte oder die
Skipiste ohne Traktionsprobleme erreicht werden.
Es wäre also falsch, den Wagen mit Hardcore-Geländewagen zu
vergleichen. Korrekterweise ist die Frage zu stellen, ob der
Pajero die Anforderungen des Zielpublikums erfüllen kann.
Und natürlich kann er das - und noch viel mehr. Der kräftige
Motor, das wunderbare Getriebe, der kurze Radstand, die guten
Böschungswinkel (39 ° vorne, 33,5° hinten), der gute
Rampenwinkel (26,5°) und die Übersichtlichkeit des Wagens sind
die Grundzutaten dafür.
Gegen intensive Geländeausflüge sprechen zuallererst die
Anbauten: Trittbretter, Front- und Heckschürze mit ihren
integrierten Leuchten könnten recht schnell Schaden nehmen. Das
Fahrwerk hat zudem eher Straßen- als Geländeambitionen. Dies
bemerkt der Fahrer, sobald der erste Reifen nach recht kurzem
Federweg schnell Bodenkontakt verliert... Für steile
Bergabfahrten wünscht man sich eine etwas kürzere Untersetzung -
die Motorbremswirkung ist im ersten Gang noch ausreichend, im
zweiten Gang allerdings bereits zu lang - "Dazubremsen" wird
dann schnell notwendig.
Doch wie erwähnt: Recht selten wird die Pajero-Clientel den
Wagen in Situationen bringen, wo diese Nachteile ans Tageslicht
kommen. Viel öfter wird er sie mit seinem perfekten
Allroundkönnen begeistern.
Testfazit
Ausstattung und Komfort sehr gut, Onroad-Eigenschaften
ebenfalls. Das Handling gibt keinerlei Rätsel auf, der Wagen ist
auch für 4x4-Neulinge leicht zu fahren. Nur eine "Eins minus"
für die Offroad-Fähigkeiten des Wagens. Mitsubishi hat versucht,
die Bedürfnisse der Käuferschicht zu erfüllen - und das ist auch
perfekt gelungen. Dass der Pajero während des 2-wöchigen Tests
keinerlei Mängel, Probleme oder Defekte hatte, darf man bei
einem Fast-Neuwagen zwar erwarten, ist aber keineswegs
selbstverständlich - und deshalb auch durchaus erwähnenswert.
Der Pajero GLS ist ein Fahrzeug, das seine Positionierung im
Luxus-4x4-Segment mehr als nur rechtfertigt.
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