Ein Glas Bier: Positiv für Herz und Hirn
Zwei Seiten: Mäßiger Bier-Genuss ist gesund, ein Zuviel kostet Gesundheit und Lebensjahre.
Erfreulich für Freunde des Gerstensaftes:
Bier ist gesund. Das haben mehr als 3000 wissenschaftliche Studien inzwischen belegt. Dennoch bedeutet das keineswegs grünes Licht für ungehemmten Bier-Konsum. Denn ein Zuviel davon ist mehr als schädlich, mitunter tödlich. So steigt etwa die Herzinfarkt-Rate, wenn man zu viel des Hopfen-Getränkes zu sich nimmt.
„Bei Männern aber, die einen Liter pro Tag trinken, sinkt die Herzinfarkt-Rate um 50 Prozent“, erwähnt Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl. Der Grazer Neurologe – bekannt auch als profilierter Schlafforscher – setzt sich schon seit Jahren wissenschaftlich mit dem Thema Bier und Gesundheit auseinander und ist auch diesbezüglich inzwischen international anerkannt.
Auch alkoholfreies Bier wirkt
Zurück zum „bierigen“ Herzschutz, der in erster Linie von der antioxidativen Wirkung der Polyphenole im Gerstensaft herrührt. Laut des Instituts für Antioxidantien-Forschung in London hat ein Liter Bier die gleiche antioxidative Wirkung wie vier bis fünf Portionen Obst und Gemüse oder sieben Glas Orangensaft oder zwölf Achterln Wein. „Aber um Himmels Willen nur ja nicht Obst durch Bier ersetzen“, warnt Walzl. Und: „Alkoholfreies Bier hat in etwa dieselbe Wirkung.“
Wirkung soll das schäumende Getränk auch auf das Gehirn haben. Das besagt eine Studie an 12.000 japanischen Frauen und Männern, wobei die eine Hälfte Bier, die andere regelmäßig Mineralwasser konsumierte. Ausgewertet wurde die Untersuchung nach vier Jahren. Walzl: „Die Biertrinker waren kognitiv besser drauf, sie konnten entsprechende Aufgaben rascher lösen und arbeiteten auch am Computer schneller und fehlerfreier.“
Schutz vor Alzheimer
Eine weitere Studie stammt aus Rotterdam: 8000 Personen, alle älter als 55 Jahre, wurden sechs Jahre lang beobachtet. Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, war bei den Biertrinkern um 58 Prozent niedriger, das Risiko, eine vaskuläre Demenz zu entwickeln, war immer noch um 38 Prozent gesenkt. Die Northern Manhattan Studie kommt zu dem Schluss: Bei den Biertrinkern unter den 3000, im Schnitt 69 Jahre alten Probanden, war das Schlaganfall-Risiko um ein Drittel reduziert.Auch hinsichtlich Krebs soll das „kühle Blonde“ positive Effekte haben und unter anderem das Prostatakrebs-Risiko senken (Studie mit 30.000 US-Ärzten). „Diese Wirkung rührt zum Teil von der Hopfen-Substanz Xanthohumol her“, erläutert Walzl. Die Krebs-hemmende Wirkung dieser Substanz soll um das Hundertfache stärker sein als jene von Soja, grünem Tee oder Rotwein. Allerdings: Für einen effektiven Krebsschutz müsste man literweise Bier konsumieren. „Mit Hochdruck wird geforscht, wie man mehr Xanthohumol ins Bier bringt. In den USA und in Deutschland sind bereits entsprechende Produkte am Markt“, weiß Walzl. Sein Buch „Jungbrunnen Bier“, vor einigen Jahren vom Verlagshaus der Ärzte auf den Markt gebracht (14,90 €), gibt es nun auch im Taschenformat (Goldmann Verlag, 7,95 €).
Buch: Die Heilkraft des Bieres
Ein weiteres Buch mit dem Titel „Die Heilkraft des Bieres“ (Herbig Verlag, 176 Seiten, 15,40 €) zeigt ebenfalls die gesunden Seiten des Biers auf (senkt unter anderem das „böse“ Cholesterin; schon 1,5 Liter Bier pro Woche hemmen die Bildung des schädlichen Magenkeims Helicobacter pylori). „Bier bietet eine phytotherapeutische Liaison der besonderen Art, die sich kein Apotheker besser hätte ausdenken können“, schreibt die Autorin Heidelore Kluge. Gemeint ist damit das Faktum, dass die Kombination der Polyphenole aus Hopfen und Malz mehr Positives bietet als die addierten Einzelwirkungen.
Die Mär vom Bierbauch
Das Buch zitiert eine Reihe von wissenschaftlichen Studien, behandelt die (Entstehungs-)Geschichte des Biers, listet Bier-Rezepte für Gaumen und Schönheit auf und räumt unter anderem mit der Mär vom Bierbauch auf. Neueste Studien, so die Autorin, beweisen nämlich, dass bei mäßigen Biertrinkern der Risikofaktor Übergewicht sogar geringer ist als bei Abstinenzlern. Denn: Bier regt den Stoffwechsel an, ein Viertel Liter davon hat mit 103 Kilokalorien weniger Kalorien als die gleiche Menge Apfelsaft (120 kcal) oder Fruchtjoghurt (205 kcal).
Männer dürfen mehr
In wenigen Worten werden auch die Risiken des Biertrinkens aufgezeigt. Denn bei allem Benefit, den dieses Getränk bereitstellt, sollte, nochmals sei's betont, nie auf die vielen negativen, leidvollen Auswirkungen überdimensionalen Alkoholkonsums vergessen werden – von der Sucht über Unfall- und Krebsgefahr bis zur Leberzirrhose und eine um viele Jahre verringerte Lebenserwartung.
Für Frauen ist schon ein zweites Krügerl zu viel. Sie sollten nicht mehr als einen halben Liter pro Tag trinken, „denn sie bauen Alkohol schlechter ab als Männer. Bei denen darf's ein Liter Bier am Tag sein“, betont Walzl.
Quelle: CLAUDIA RICHTER (Die Presse)
http://diepresse.com/home/gesundheit/41 ... e/index.do
Leone