Oldies brauchen gute Gummis
Reifen für Oldtimer-Geländewagen
Bei der Reifenwahl stehen Besitzer von alten Geländewagen vor vielen Entscheidungen...
07.01.2013
Sollen möglichst originalgetreue - oft mit entsprechend konservativem Profil - oder möglichst moderne Pneus angeschafft werden? Sollen auch Winterreifen angeschafft werden? Will man - wie im Originalzustand - Schläuche einziehen oder verwendet man besser schlauchlose Reifen? Nimmt man eine Alternativgröße, weil die eingetragene Originaldimension nur schwer zu bekommen oder sehr teuer ist? Oder entscheidet man sich überhaupt gegen eine Neuanschaffung und fährt mit den alten Originalreifen weiter? Fragen über Fragen - wir versuchen, einige Antworten zu geben.
Land Rover Serie IIa: Zum Vergrößern klicken!
Vieles - eigentlich alles - spricht gegen alte Reifen
Prinzipiell sieht der Gesetzgeber in Österreich kein zulässiges "Höchstalter" für Reifen vor, einzig die Profiltiefe ist geregelt - allerspätestens bei 1,6 Millimetern (bei Winterreifen: 4 Millimeter!) gehören die Gummis entsorgt. Im Alter werden die Gummimischungen hart und brüchig. Je härter ein Reifen ist, desto weniger Grip bietet er - speziell bei alten Fahrzeugen ist das ein zusätzliches Risiko im Straßenverkehr. Ist der Reifen brüchig, sollte er ohnehin schnellstmöglich getauscht werden. Interessantes, nur auf den ersten Blick paradoxes Detail: Reifen altern schneller, wenn sie wenig oder nicht in Gebrauch sind.

Zum Thema Reifenprofil: Die Industrie hat in den letzten Jahrzehnten deutliche Fortschritte erzielt, Reifen immer sicherer zu machen. Moderne Profile sind deutlich leistungsfähiger als früher. Sie leiten bei Regen das Wasser besser ab und sorgen für mehr Grip, die Gummimischungen sind auf den jeweiligen Einsatzzweck optimiert. Im Straßenverkehr bieten modernen Reifen als deutlich mehr Sicherheit als konservativ ausgelegte Reifen.

Winterreifen für Geländewagen-Oldtimer - kein Luxus!
Die generelle "Wirkung" von Winterreifen ist mittlerweile unbestritten - sie bieten bei niedrigen Temperaturen sowie bei Schnee, Matsch oder Eis ein deutliches Sicherheitsplus gegenüber normalen Reifen. Viele Geländewagen-Oldtimer werden den Winter zwar gut behütet in einer Garage verbringen - sollen sie dennoch bei winterlichen Fahrbedingungen zum Einsatz kommen, ist ein moderner Winterreifen extrem wichtig. Denn die Oldies haben bei weitem nicht das professionelle Fahrwerk moderner Autos - entsprechend kommen sie auf rutschigem Untergrund schneller ins "Schwimmen". Ganz katastrophal ist es, mit einem alten, harten Allwetterreifen in den Winter zu starten - der Bremsweg wird sich vervielfachen, die Rutsch- und Schleudergefahr ist enorm.
Toroleo in Österreich
Toroleo in Deutschland
Alternative Reifendimensionen
Beispiel Land Rover: Reifen in der Dimension 6.00R16, wie sie bei den ganz alten Modellen Serie waren, sind heute nur mehr selten zu kriegen. Viele rüsten deshalb auf die (deutlich) größere Dimension 7.50R16 um, die bei vielen Land Rover Modellen ebenfalls Serie waren. Das schafft ein paar Probleme. Sind die Reifen nicht eingetragen, ist man auf Österreichs Straßen illegal unterwegs. Und - der Tacho zeigt eine deutlich niedrigere Geschwindigkeit an, als man tatsächlich fährt. Hier hilft nur der Gang zu den entsprechenden Behörden, um die Reifen eintragen zu lassen. Die werden unter anderem eine Anpassung des Tachos fordern, was bei alten Fahrzeugen gar nicht so einfach ist.

Vorsicht auch beim Umstieg auf "metrische" Dimensionen. Ein Beispiel: die "zölligen" 7.50R16-Reifen können zum Beispiel problemlos durch metrische 235/85R16er ersetzt werden, sagen viele. Das stimmt - aber leider nur bedingt. Erstens ist diese Dimension dann auch nicht in den Papieren eingetragen, zweitens sind dei beiden Reifentypen nicht ganz so ähnlich, wie man glaubt: der 235er ist deutlich breiter und hat dafür einen etwas niedrigeren Querschnitt. Immerhin ist der Abrollumfang sehr ähnlich.

Reifen mit Schläuchen
Viele alte Geländefahrzeuge wurden ursprünglich mit Reifen ausgestattet, in die Schläuche eingezogen wurden. Das hat gegenüber modernen, schlauchlosen Reifen praktisch nur Nachteile. So entwicht bei einem Schaden die Luft viel schneller - ein "Reifenplatzer" ist bei Schlauchlos-Reifen viel unwahrscheinlicher. Auch ist die Wärmeentwicklung und damit verbunden die Defektanfälligkeit viel höher.

Wer seinen Geländewagen-Oldtimer möglichst originalgetreu ausrüsten und deshalb nicht auf Schläuche verzichten möchte, sollte Folgendes beachten:

- Bei jeder Ummontage der Reifen sollten aus Sicherheitsgründen die Schläuche ersetzt werden.

- In einen beschädigten Reifen darf keinesfalls ein Schlauch eingezogen werden. Es dringt Wasser und Schmutz ein - dies führt in harmloseren Fällen zu Korrosion oder einer Unwucht, sehr häufig aber zu Reifenplatzern.

- In Reifen, die als "tubeless", also "schlauchlos" gekennzeichnet sind, dürfen ebenfalls keine Schläuche eingezogen werden. Ihre Innenseite sind für die Schläuche zu rau.

- Vorsicht auch beim Tausch der Felgen: Während die originalen, alten Felgen häufig ausschließlich mit Schläuchen funktionieren, passen in neue Felgen oft gar keine Schläuche!

- Bei der Montage ist besondere Vorsicht geboten - der Schlauch muss faltenfrei eingelegt werden, sonst besteht erneut ein höher Risiko, dass der Reifen platzt.

Foto: gelaendewagen.at