Leider geil.
Polaris Ranger RZR 800 S im Test
Faszination Offroad, neu interpretiert - mit einem "Side-by-Side-Quad"
26.04.2012
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Acs, Ungarn. Im wunderschönen Offroadcenter "ORCA" stehen wir vor einem Fahrzeug, das schon auf den ersten Blick als kompromissloses Geländegerät zu erkennen ist: Dem Polaris Ranger RZR 800 S. Ein "Side-by-Side-Quad" - bei dem Fahrer und Beifahrer wie in einem Auto nebeneinander sitzen.
Polaris Ranger RZR 800 S: Zum Vergrößern klicken!
Ein extrem kurzes Gefährt mit kaum Karosserieüberhängen und richtig viel Bodenfreiheit. Die beiden Passagiere sitzen in sportlichen Schalensitzen, wahlweise werden sie von Dreipunkt- oder Hosenträgergurten gesichert. Ein mächtig dimensionierter Überrollkäfig sorgt zusätzlich für Sicherheit. Die groben Geländereifen lassen ebenfalls keinen Zweifel an der Widmung des Fahrzeuges.

Gregor Lehner, Inhaber der Offroad-Schmiede KFZ Lehner und seit kurzer Zeit Händler für Polaris-Quads, hat uns zum Test eingeladen. Er nennt die Side-by-Sides die Hoffnung des Offroad-Sports. Und er könnte Recht haben: die echten, ehrlichen Geländewagen sterben langsam aber sicher aus. Die Fahrzeuge, die heute bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen - Suzuki, Land Rover, Puch und wie sie alle heißen - haben meist schon viele Jahre auf dem Leiterrahmen. Side-by-Sides könnten die Alternative sein.

Dass sie auch im Gelände eine mehr als nur ernstzunehmende Konkurrenz sind, hat uns unsere Testfahrt eindrucksvoll bewiesen. Doch der Reihe nach.
Polaris Ranger RZR 800 S: Zum Vergrößern klicken!
Der Ranger RZR 800 S ist 2,62 Meter kurz und 450 Kilogramm leicht. Bei einem Radstand von 1,92 Meter bleiben kaum Überhänge, zwischen den Achsen bietet sich aber mehr als ausreichend Platz für die Passagiere. Der von Polaris eigenentwickelte Motor hat 760 Kubikzentimeter und in der straßenzugelassenen, gedrosselten Variante knapp 20 PS. Ohne Drosselung darf das Aggregat 53 PS leisten - mehr als ausreichend Power für ein so leichtes Fahrzeug.

Im "Innenraum" - unser Testfahrzeug war mit optionalen Türen aus hochfestem Kunststoff ausgerüstet - bietet der Ranger überraschend viel Platz. Dem Fahrer wird ein Arbeitsplatz wie in einem PKW geboten - mit Lenkrad, Brems- und Gaspedal. Am Armaturenbrett findet sich ein zentraler Tacho, dazu Anzeigen für Wasser- und Öltemperatur.

Wir quälen uns in den Motorradhelm. Der ist zwar nicht verpflichtend, bei Offroadfahrten aber zu empfehlen - allein schon wegen der fehlenden Windschutzscheibe. Mittels Dreh am Startschlüssel erwacht der Polaris-Motor zum Leben. Er klingt rau und kratzbürstig - optimal also für ein Offroadgerät. Ein Gangeinlegen entfällt, der Ranger ist mit Automatik ausgerüstet, da erlaubt eine volle Konzentration aufs Fahren.

Die ersten Meter legen wir auf einem Feldweg zurück. Der Motor pfaucht schon bei vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeiten, treibt uns aber erstaunlich flott voran. Sofort fällt uns das exzellente Fahrwerk auf - es bügelt grobe Wellen aus dem Feldweg, als wären sie nicht vorhanden.
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Das Drehmoment ist so hoch, dass sich das Polaris mühelos in Drifts zwingen lässt. Die sind trotz des kurzen Radstandes, wohl aber auch wegen des sandigen Untergrunds in Acs überraschend einfach zu beherrschen.

Nach vorsichtigen Anfangsminuten werden wir etwas mutiger. Dank des permanent gesperrten Differenzials an der Hinterachse, dem zuschaltbaren Allradantrieb, dem selbstsperrenden Differenzial an der Vorderachse und den tollen Reifen gibt es fast kein Hindernis, das wir nicht überwinden können. Die optionalen Schutzbleche für den Unterboden erlauben uns, gefahrlos über Kuppen zu rutschen, die Bodenfreiheit von 32 Zentimetern entschärft selbst tiefste Spurrillen. 30 Zentimeter Federweg an den Achsen sind nicht übermäßig viel, sorgen aber zusätzlich für Traktion.
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Wir meistern sandige Passagen in Rallye-Manier, driften locker durch Kurven und erklimmen steilste Anstiege. Dort, wo wir mit dem Polaris hinkommen, ist noch selten ein Geländewagen gewesen. Erstaunlich. Die tiefen, schlammigen Spurrillen in den Auwäldern in Acs stellen kein Problem dar. Hängt man doch einmal - das kann eigentlich fast nur passieren, wenn alle 4 Räder Bodenkontakt verloren haben - hilft die Warn-Seilwinde, die Gregor Lehner an der Front verbaut hat. Ach ja: Am Automatikwählhebel kann auch eine Untersetzung eingelegt werden. Für langsamstmögliches Klettern im schwierigsten Gelände.

Fahren im Quad ist anstrengend und fordernd. Bei Steilabfahrten sollte man mit dem linken Fuß mitbremsen und ein wenig Gas geben, um ein Auskuppeln und den Verlust der Motorbremswirkung zu vermeiden. Servolenkung: Fehlanzeige: Das kleine Lenkrad will kräftig gehalten werden, sonst biegt die Kiste beim nächsten überfahrenen Stein unvermittelt ab. Der Dreck fliegt einem um die Ohren, es ist laut und schmutzig. Aber auch schnell, cool, faszinierend. Leider geil, halt. Warum eigentlich leider?


Links:
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KfZ Lehner
Off Road Center Acs

Polaris Ranger RZR 800
Die Daten

Motor: 2-Zylinder 4-Takt Motor, 760 cm3, 53 PS ungedrosselt (19,9 PS gedrosselt)

Getriebe: Automatik PVT

Länge/Breite/Höhe:
2.640 x 1537 x 1790 mm

Leergewicht:
454 kg

Offroad:
zuschaltbarer Allradantrieb, Untersetzung, fixes Differenzial Hinterachse, automatische Differenzialsperre Vorderachse, 32 cm Bodenfreiheit

 
Preis:
ab 16.190,-- inkl. Steuern

gelaendewagen.at Test Nr. 126
Text und Fotos: gelaendewagen.at






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