Eine faszinierende Erfolgsgeschichte, für die der Grundstein
bereits 1933 mit dem Mitsubishi PX33 gelegt wurde.
Der PX33, dessen Entwicklung auf einen Auftrag der japanischen
Regierung zum Bau eines Militärfahrzeugs für hochrangige
Offiziere zurückgeht, war nicht nur das erste japanische
Fahrzeug mit Allradantrieb und Dieselmotor, sondern legte
auch den Grundstein für die Allradkompetenz der Marke
Mitsubishi.
Japan 1981: Der "Ur-Pajero": Die Europa-Premiere stand noch
bevor ...
Der "Ur-Pajero" L040
Wir schreiben das Jahr 1983. Das Angebot an zivilen
Geländegängern in Österreich ist klein, die wenigen verfügbaren
Off-Roader sind lahm, laut und ruppig, die Geländewagen-Szene
steckt in den Kinderschuhen als Mitsubishi den Import des
bereits 1979 erstmals als Studie präsentierten Pajero nach
Österreich aufnimmt. Der Pajero „L040“, zunächst nur als
kurzer Dreitürer mit festem Dach oder als Cabrio
erhältlich, war anders als seine vermeintlichen Konkurrenten, er
setzte neue Maßstäbe im Fahrverhalten, im Fahrkomfort und bei
der Ausstattung. Als erster Geländewagen der Welt war der Pajero
von Anfang an mit Turbodiesel-Motor erhältlich, einem 84 PS
starken Vierzylinder mit 2,3 Liter Hubraum und
Ausgleichswellen. Der 4D55 genannte Motor beeindruckte
durch seinen seidenweichen Lauf, seine ansprechenden
Fahrleistungen und einen geringen Verbrauch.
1982: Kanger Radstand und Hochdach, zuerst ebenfalls nur für
Japan
Auch oder gerade im Fahrverhalten auf befestigen Wegen setzte
der L040 Maßstäbe, seine vordere Einzelradaufhängung
verwöhnte die Insassen mit bisher in Geländewagen alter Schule
unüblichem Komfort. Als dem Dreitürer 1985 die fünftürige
Version mit langem Radstand und Hochdach zur Seite
gestellt wurde war klar, dass der L040 lieber komfortabler
Allrounder als harter Knochen sein will. Und seine Rolle spielte
er hervorragend, der Pajero machte sich in kürzester Zeit einen
Namen als Zugfahrzeug, Reisemobil, schlechtwegetaugliche
Familienkutsche oder einfach als automobiles Mädchen für alles.
1984: Der L040 kommt endlich zu uns
Der Motor wurde zum Modelljahr 1987 überarbeitet, hatte
nun 2,5 Liter Hubraum, etwas mehr Drehmoment bei
identischer Leistung, hieß fortan 4D56 und sollte in die
Mitsubishi-Markengeschichte eingehen wie kein Motor vor oder
nach ihm. Der 2,6 Liter Benzinmotor mit Vergaser und
103 PS kam nicht über den Status eines Mauerblümchens
hinweg, der zum Modelljahr 1989 präsentierte V6 3000
mit 3 Litern Hubraum und 144 PS passte besser zum souveränen
Fahrerlebnis im Pajero. Bis 1991 wurde der L040 laufend
modifiziert und optimiert, unter anderem mit einem
Automatikgetriebe, mit Schraubenfedern an der Hinterachse,
Katalysatoren für die Benzinmotoren und einen Ladeluftkühler für
den Turbodiesel kamen dazu.
Der "Lange" folgt ihm 1985 nach Österreich
Selbst nach dem Produktionsstop des Pajero L040 zum
Modelljahr 1991 gehörte er immer noch nicht zum alten Eisen
und wurde von HDPIC (Hyundai Precision & Ind. Co.), einer
Tochter des koreanischen Hyundai-Konzerns, weiterhin
beinahe unverändert bis zum Jahr 2002 als Galloper
gebaut. Von 1998 bis 2002 exportierte HDPIC den Galloper
II im großen Stil in alle Welt, auch in Österreich erfreute sich
der Wagen großer Beliebtheit.
Ein L040 aus 1989: In diesem Jahr wurde der V6 3000 präsentiert
Ab 1991: Der V20
1991 wurde der L040 vom Pajero V20 abgelöst, der
modernere Optik und höheren Fahrkomfort mit der robusten und
langlebigen Technik des L040 verband. Besonders bei der
Allradtechnik der gehobenen GLX- und GLS-Versionen eilte der
V20 mit großen Schritten vorwärts und ließ die Konkurrenz
erfolgreich hinter sich. Das Allradsystem „Super Select“
verband die Vorteile eines zuschaltbaren Allradantriebs
(stillgelegter vorderer Antriebsstrang) mit den
Schlechtwege-Eigenschaften eines permanenten Allrads und
revolutionierte die Klasse der bezahlbaren Geländewagen.
1991: Der Pajero V20
Der bewährte 2,5 Liter Turbodiesel mit nun 99PS
musste sich in der größeren und schwereren Karosserie ganz schön
abrackern, besonders im langen GLS sorgten die gedämpften
Fahrleistungen schnell für Unmut. Wer nicht auf den flotten aber
durstigen Benziner „V6 3000“ mit 150PS ausweichen
wollte, musste sich bis 1994 zur Präsentation des 2,8 Liter
Turbodiesel-Motors gedulden, der mit 125 PS und
beinahe 300 Nm Drehmoment für angemessenen Vortrieb
sorgte. Der 2,5 Liter Turbodiesel wurde in den einfacheren
Versionen weiterhin unverändert angeboten.
1997: Die Topversion "GLS" des V20
Auch die Benziner-Palette wurde sukzessive ausgebaut, der 3
Liter V6 mit 150 PS wurde vom „V6 3000 24V“ mit 177 PS
abgelöst und als Topmodell gesellte sich der „DOHC-24 V6
3500“ mit 3,5 Liter Hubraum und anfänglich 208 PS
dazu, der auf dem Motor des Mitsubishi 3000 GT basierte und
seiner Herkunft auch im Pajero alle Ehre machte. Der „GTI unter
den Geländewagen“ war geboren.
Die GLS-Topversionen wurden 1997 optisch überarbeitet
und sind unter anderem an bauchigeren Kotflügeln zu erkennen,
die Young-, GL- und GLX-Modelle behielten ihre gewohnte
Form mit den schmalen Kotflügeln bis zur Ablöse im Jahr 2000
bei. Der Pajero V20 ging als erfolgreichster und
vielseitigster Pajero aller Zeiten in die Geschichte ein, in
einigen Teilen der Welt wird er nach wie vor in Lizenz gebaut
und erfreut sich großer Beliebtheit.
Der V60, hier ein Modell aus 2004
Ab 2000: Der V60 Im Jahr 2000 kam es zum großen Bruch in der Pajero-Familie.
Die dritte Generation, der Pajero V60, hatte keinen
separaten Leiterrahmen mehr, alle vier Räder waren einzeln
an der selbsttragenden Karosserie aufgehängt. Der 2,5 Liter
Turbodiesel-Motor (4D56) mit 99PS war auch im Pajero V60
immer noch erhältlich, zusätzlich bot Mitsubishi den
bärenstarken 3,2 DID an, einen
Turbodiesel-Direkteinspritzer mit 3,2 Liter Hubraum und
anfänglich 165 PS. Der V6 GDI
Benzindirekteinspritzer mit 220 PS führte in Österreich
ein Schattendasein. Wie schon im Vorgänger bewährte sich der
überarbeitete und verbesserte „Super-Select“-Allradantrieb
auch im Pajero V60. Lediglich die Basisversion mit 4D56 war
ausschließlich mit herkömmlichem Zuschaltallradantrieb namens
„Easy- Select“ erhältlich.
Mit zahlreichen Sondermodellen versuchte Mitsubishi, den
stagnierenden Absatz des V60 anzukurbeln, doch die Zeiten der
Verkaufsrekorde schienen vorbei zu sein.
Doch der Erfolg der frühen Jahre kehrte zurück, doch in Gestalt
des Pajero V20, der in abgespeckter Version mit der
bulligen Karosserie der GLS-Modelle und dem altbekannten 2,5
Liter Turbodiesel mit nun 115 PS als „Pajero Classic“ von
2002 bis 2004 verkauft wurde.
Zum Modelljahr 2006 schickte Mitsubishi den 4D56 im
Pajero V60 endgültig in den Ruhestand, er wurde seit 1987
ununterbrochen in den ersten drei Pajero-Generationen angeboten,
im Pajero V60 blieben die Verkaufszahlen der 2,5 Liter-Version
aber immer gering, die SUV-Welle forderte auch bei den
Geländewagen ein umdenken. Weg vom gemütlichen Arbeitstier hin
zum flotten Business- und Freizeitmobil, da passte der 3,2 Liter
DID-Motor deutlich besser ins Bild.
2007: Das aktuelle Modell, der V80
Ab 2007: Der V80
2007 dann die große Überraschung. Ein neuer Pajero,
optisch angelehnt an den zeitlosen V20, mit überarbeiteter
Technik, einem optimierten und deutlich leiseren 3,2 Liter
DID mit Commonrail-Direkteinspritzung und 160 PS und
ungeahntem Komfort. Der wohl schönste und technisch sicherlich
ausgereifteste Pajero aller Zeiten war geboren. Sogar die
100%-Differentialsperre für die Hinterachse fand wieder
ihren Weg zurück in den Pajero und sorgt in Verbindung mit dem „Super-Select“-Allradsystem
für Geländeeigenschaften, die herkömmlichen SUVs überlegen sind
und den Pajero wieder zu dem machen, was er immer war: Ein
geländegängiger Allrounder, der überall eine gute Figur macht,
sei es auf der Autobahn, im Revier oder in der Innenstadt.
2008: Der Pajero im Test unserer Redaktion
Leider blieb die Zeit nicht stehen, SUVs übernahmen die Rolle
vieler klassischer Geländewagen und auch der Pajero sackte in
Sachen Verkaufszahlen ordentlich ab. Eine Leistungssteigerung
auf 200 PS sollte ihn auf der Straße konkurrenzfähiger machen,
geholfen hat es nichts. Aus dem Bestseller ist ein kleines
Lichtlein geworden.
2011: Der Pajero "Inform"im Test unserer Redaktion Zum
Testbericht
Das Jubiläum 2013: 30 Jahre Pajero
Im Einstiegsmodell um Jubiläum „30 Jahre Pajero in Österreich“,
dem Pajero 3,2 DI-D Inform um 36.590 Euro, gibt’s immer noch die
Allradkompetenz des einstigen Bestsellers, doch seine Zeit ist
mittelfristig wohl vorbei. Modelle wie der ASX und der Outlander
passen besser in die Zeit, finden mehr Zuspruch, kommen einfach
besser an. Schade um den Haudegen Pajero, aber 30 Jahre
Marktpräsenz und 12 Siege bei der Rallye Paris-Dakar sind ja
auch nicht zu verachten.