Der Wahnsinn in 4 Teilen - Oberwart goes Superkarpata
"uahhh.org" nannte sich die Webseite, auf der die
Offroad-Verrückten aus Oberwart bis vor Kurzem ihre abgefahrenen
Offroad-Erlebnisse online stellten. "Ur-Org" auch die Geschichte
ihres Webmasters Markus Prochazka von der Teilnahme an der
diesjährigen "Superkarpata Trophy"...
Sonntag, 18. Mai
Frühstück: Ham&Eggs, ein Ziegel Schokokuchen, Kaffee, Tee am
ausnivellierten Autotrailer. Fahrerbesprechung am Sandstrand des
Schotterteiches. Zwei Sonderprüfungen stehen heute am
Tagesprogramm. Das Team wird geteilt. Während Michi und
Undertaker ohne Ausrüstung ein Floß bauen müssen (die gesamte
technischer Ausrüstung ist in Haasas Fahrzeug) gilt es für Haasa
und Zwetschki einen Offroad-Parcour auf Zeit zu fahren.
Sämtliche Teams bauen aus Reifen, Holzstaffeln, Sandbrettern und
Zurrgurten ein einigermaßen fahrtüchtiges Floß. Die ORO's
scheitern wie so oft daran, denn weder Werkzeug für die
Radmuttern noch Wagenheber oder Sandbretter sind in diesem
Fahrzeug. Nur mit drei Zurrgurten über einen See zu schiffen ist
nicht trivial sondern ähnlich komplex wie eine 8-er Mutter auf
einen 10-er Schrauben zu drehen (=Aufnahmeprüfung des ORO-Teams).
Etwas besser geht es den anderen Beiden: Haasa und Zwetschki
fahren zwar die Offroad-Strecke in durchschnittlicher Zeit,
kämpfen allerdings mit der Stimmung: Um rund 25 Autos
hintereinander in die Strecke zu schicken dauert es nämlich fast
drei Stunden... gähhhn.
Henrik Strasser mit Attila Nagy am Start zur Sonderprüfung
Tolles Frühstück am Anhänger
Erleichterung bringt dann aber die gemeinsame Mittagspause:
Erfahrungsaustausch. Haasa und Zwetschki müssen am Nachmittag
das Floß bauen... Top motiviert montieren sie das erste Rad ab
und rollen es gemächlich ans Ufer. Haasa: "Du, Zwetschki....
ahhh... hmmm.... also ich muss net unbedingt a Floß bauen, aber
wenn du unbedingt möchtest, dann helf' ich dir schon...".
Zwetschki: "hm.... na dann lassen wir es, weil wir haben eh nix
gscheit's zum Rudern". Leider geht es Michi und Undertaker am
Parcours nicht viel besser: Ein Silentgummi vom
Verteilergetriebe zerreißt - was sie zur Aufgabe zwingt. Andere
Teams sind weit erfolgreicher: Speziell die Wadln (="Spirit of
Expedition"): Die packen nämlich schnell ein Schlauchboot mit
einen Elektroaußenborder aus und fahren nach 30 Minuten grinsend
über den See, was eine Zeitgutschrift von 2,5 Stunden bedeutet.
Fazit: Nimmt man den Tag wirklich ernst und hat man hat genug
Material zur Verfügung, so sind realistische 4-5 Stunden
Jokerzeit zu erreichen. Das bedeutet immerhin ein Viertel mehr
Gesamtfahrzeit für die erste Etappe. Bei den ORO's sieht das
Ergebnis des ersten Tages hingegen mehr als traurig aus:
Offroad-Parcour Haasa/Zwetschki: 45 Min Jokerzeit Offraod-Parcour Michi/Undertaker: 0 Min Jokerzeit
Floss Haasa/Zwetschki: 0 Min Jokerzeit
Floss Michi/Undertaker: 0 Min Jokerzeit
Summe: 45 lächerliche Minuten...
Die Summit-Seekers mit einer abenteuerlichen Floßkonstruktion
Noli mit Wolfi bei der ersten Sonderprüfung
Der Start in die erste Etappe ist für 20 Uhr vorgesehen. Ein
Nachtstart. Völlig neu aber total genial. 19:30: Dunkle
Gewitterwolken ziehen über die Gegend und es schüttet aus
Kübeln. Genial. Nach der Kartenausgabe ist aber der moralische
Tiefpunkt am Höhepunkt: Der Korridor ist extrem lang, extrem
eng, ohne wirkliche Wege, fast ausschließlich dichter Wald und
das Wetter tut das übrige: Regen und Gewitter. Zudem besagt das
Reglement für diesen Tag, daß mindestens 3 Stunden gefahren
werden muß. Zitat Haasa: "Des geht si net aus. Der Korridor is
zu lang, zu schwer und wir habn nur knappe 21 Stunden Zeit
dafür". Was tun? Sie packen ihre Karten zusammen, setzen sich in
ihre Autos... und wissen nicht was sie tun. Gleich nach etwa 5km
geht es schon "männlich" zur Sache. Die Auffahrt auf einen nicht
sehr steiler Bergrücken gestaltet sich als Rutschpartie, wird
aber (wenn auch mit Müh und Not) geschafft. Die Talfahrt sieht
ganz anders aus: Tiefe, ausgewaschene, jahrelang nicht
befahrene, verwachsene V-Gräben im dichten Mischwald bei
Gewitter zaubern ein Runzeln in die noch frisch rasierten
Gesichter. Der V-Graben endet, wie erwartet, im nirgendwo. Die
Ansage von Zwetschki "wir müssen da runter auf den Weg" erzwingt
den Einsatz von Motorsäge und Seilwinden. Ein netter Einstand
für beiden Grazer. Zitat Michi, der auf der Seite liegend in
einem V-Graben aus dem Beifahrerfenster stöhnt: "...olta Fux....
jo bist du deppat, do geht’s aber ganz schee zur Sache, haha!".
Ein Weiterkommen bei diesen Bedingungen scheint fast sinnlos.
Die zeitgerechte Bewältigung des Korridors wird immer
unmöglicher. Nach knappen 4 Stunden sind 20km zurückgelegt - das
ist gerade mal ein kleiner Teil des Korridors. Sie beschließen
einstimmig das Lager aufzuschlagen um Essen fassen. Undertaker
läßt es kulinarisch krachen. Wir genießen wieder einen Ziegel
Nußputize.
Kartenstudium beim Nachtstart in die erste Etappe
Dead-End. Weiter geht es nur mehr quer durch den Wald mit
Seilwinde und Motorsäge
Regenfestes Lager
Montag, 19. Mai Ham&Eggs, ein Ziegel Schokokuchen, Kaffee, Tee. Zwetschki
ist noch sehr langsam. Eine Videosequenz von Zwetschkis
Bewegungen vor 7:30 sieht aus wie eine Zeitlupenaufnahme. Anders
bei Undertaker: Er bewegt sich schon ab 6:00 wie im Zeitraffer.
Pünktlich zum Frühstück (welches er auch zubereitet) kommt er
bereits von den angrenzenden Bergen im Schrittlauf, mit dem GPS
um den Hals, eingelaufen und erzählt von sämtlichen befahrbaren
und nicht befahrbaren Wegen. Für das Abbauen des Lagers
definiert sich in den folgenden Tagen eine durchschnittliche
Zeit zwischen 1:11 und 1:18.
Start in den zweiten Tag. Es wird nicht besser. Leichter Regen
setzt wieder ein und die Berge werden auch höher. Der Navigator
versucht das Beste aus der Situation zu machen und wählt zum
Teil abenteuerliche Strecken wie beispielsweise ein Bachbett.
Allerfeinstes Rockcrawling. Obwohl es für die OROs nicht
schlecht läuft, ist an ein zügiges Weiterkommen in diesem
Korridor nicht zu denken. Seilwindeneinsätze werden zwar
seltener aber bei Michi's Samurai kündigt sich ein Problem mit
dem kürzlich gewechselten Kreuzgelenk an. Es hat viel Spiel und
läuft heiß. Nebenbei reißt der zweiten Silentgummi am
Verteilergetriebe. Michi verbringt viel Zeit unter dem Auto,
Undertaker ist gut zu Fuß. Es scheint als könne er nicht gehen
sondern nur laufen. In einem Bachbett treffen sie wieder mal auf
die Ungarn, die den Jeep von Boros mit einem Zylinderkopfschaden
seit einen Tag durch den Wald schleppen. Nach weiteren 11
Stunden im Korridor schlagen sie, etwas frustriert, das
Nachtlager auf. Ein lauschiges Plätzchen an einer Lichtung. Der
Plan das Kreuzgelenk am Abend erneut zu tauschen versiegt im
Sand, da Haasa's Ersatzteil nicht paßt. So werden lediglich die
Nadeln des Gelenkes ersetzt.
Undertaker serviert eine
Frühlingssuppe mit Kräuter der Saison, Gegrilltes Allerlei
(Schopf, Bratwürstel, Schweinslungenbraten) mit Knoblauchbrot
und Kartoffelsalat sowie einen Ziegel Germkuchen (Kärntner
Reindling).