Größter unter den Kleinen: Der Daihatsu Terios
Der kompakte Offroader hat sich dem gelaendewagen.at Test gestellt ...
21.09.2008
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Daihatsu hat sich als Anbieter von Kleinwagen einen großen Namen gemacht: Die Kompakt-PKW Cuore, Sirion und Trevis, das Kleinst-Cabrio Copen und der Terios verkaufen sich weltweit pro Jahr rund eine Million Mal. Letzterer, unser aktuelles Testauto, erfreut sich auch bei uns recht großer Beliebtheit: Seit seiner Neuauflage im April 2006 wurde er immerhin rund 800 Mal verkauft.

Im Allradsegment kann Daihatsu auf eine lange Tradition verweisen: Der "Wildcat" hat ebenso einen Fixplatz in der "4x4-Hall of Fame" wie der "Feroza" und der "Rocky". Seit 1997 gibt es nun den Terios: In der Urversion ein recht schmalbrüstiges und nicht übermäßig auffälliges Fahrzeugchen, hat das aktuelle Modell bei seiner Einführung für einiges Aufsehen gesorgt: Die Pubertätsjahre waren mit einem Schlag abgelegt, der Neue gefiel mit einem deutlich bulligeren und optisch aufgewerteten Auftritt.

Sehr kompakt ist er dennoch geblieben: Mit einer Außenlänge von rund 4 Metern qualifiziert er sich nicht nur als wendiger Offroader, sondern gleichermaßen auch als praktisches Stadtfahrzeug - so war es für Daihatsu wohl nahe liegend, sowohl eine 2WD- als auch eine 4WD-Variante auf den Markt zu bringen.

Die Beliebtheit eines Fahrzeuges definiert sich auch über seinen Preis, da hat man beim Daihatsu-Vertrieb prinzipiell recht gute Karten. Der viel beworbene Terios-Einstiegspreis von 15.990 Euro bezieht sich aber leider auf den 2WD. Die billigste allradgetriebene Variante, der "1,5 Top 4WD" (wie wir sie gefahren sind), kostet immerhin bereits 20.990 Euro. Immer noch günstig, aber keineswegs mehr die große Okkasion. Will man sich dazu noch die einzigen beiden Basis-Lackfarben Weiß oder Rot ersparen, verrechnet Daihatsu weitere 370 Euro extra. Dafür gibt es dann die Auswahl unter 5 weiteren Farben, die allesamt mit "Perleffekten" glänzen.

Was uns gleich einmal gefallen hat: Dass der Terios seine Offroad-Abstammung nicht versteckt. Sondern seinen Offroad-Mitgliedsausweis in Form des außen angebrachten Reserverades offen trägt. Und auch seine Hochbeinigkeit trotz genannter Bulligkeit stolz zur Schau stellt. Und dennoch, kein Widerspruch, ist Daihatsu im Karosseriedesign der Spagat zwischen Offroader und Cityfahrzeug überzeugend gelungen.

Japanische Gründlichkeit und Übersichtlichkeit dominieren den schlanken Innenraum. Ohne viel Schnickschnack präsentiert sich der Terios als ergonomisch tadelloses Fahrzeug. Luxus sucht man vergeblich, aber: Klimaanlage, CD-Radio, Zentralverriegelung und eine sehr ordentliche Sicherheitsausstattung sind in einem Auto dieser Preisklasse auch nicht selbstverständlich, beim Terios aber immer serienmäßig mit an Bord.

Die Passagiere in der ersten Reihe dürfen sich - angesichts der Fahrzeuggröße - über durchaus passable Platzverhältnisse freuen. Die Sitze sind gut und verfügen über ausreichende Verstellmöglichkeiten, um auch großen Fahrern ein adäquates Platzgefühl zu verschaffen. Was in japanischen Autos noch immer keine Selbstverständlichkeit ist: Auch die Kopfstützen lassen sich mehr als ausreichend weit herausziehen. Kleine Mängel in der ersten Reihe: Der Seitenhalt der Sitze ist nicht berauschend, auch zielt die linke Unterkante der Mittelkonsole ziemlich direkt auf das Fahrerknie.

Die Hinterbänkler haben naturgemäß deutlich weniger Platz, können aber auch noch immer passabel sitzen. Die seitlich angeschlagene Hecktür ermöglicht den Zugriff auf einen gar nicht so kleinen Kofferraum, der mit 380 Litern Volumen das Urlaubsgepäck von 2 Erwachsenen und - bei etwas Packdisziplin - auch von 2 Kindern aufnehmen kann. Für die große Urlaubsfahrt wäre wohl die Anschaffung einer Dachbox zu überlegen, für die der Terios serienmäßig die Reling bietet.

Überrascht hat uns das Lenkrad, das - nur in der "Top S" Version, also nicht in unserem Testauto - lederumhüllt daherkommt: Unglaublich nah am Armaturenbrett ist es angebracht. Wobei: Das Lenkverhalten selbst hat uns durchaus überzeugt. Womit wir schon bei unseren Fahreindrücken wären.

Recht direkt präsentiert sich die Lenkung und erlaubt eine recht gute Kontrolle auch in schnelleren Kurven. Dort halten sich auch die Wankbewegungen der Karosserie dank der in den
4WD-Modellen serienmäßige Stabilitätskontrolle in überschaubaren Grenzen. Beim Fahrwerk, vorne mit einer McPherson Einzelradaufhängung, hinten mit Starrachse und Schraubenfedern, wurde ein guter Kompromiss zwischen straßenorientierter Straffheit und offroadkompatibler Geschmeidigkeit gefunden. So läuft der Wagen auf Asphalt ruhig und unauffällig. Der Fluch des kurzen Radstandes holt den Terios dort ein, wo kurze, böse Querrillen und -wellen überfahren werden müssen: Da bockt das Fahrzeug recht kräftig.

Zum Motor: 105 PS schöpft das einzige für den Terios verfügbare Aggregat aus seinen 4 Zylindern mit 1,5 Litern Hubraum. Sie ermöglichen dem Kleinen halbwegs ansprechende Leistung auf allen asphaltierten Straßen. Bei niedrigen Geschwindigkeiten lässt es sich recht easy im Verkehr mitschwimmen, hier passen Durchzug und Elastizität fast perfekt. Das 5-Gang-Schaltgetriebe arbeitet, ganz nebenbei bemerkt, unauffällig und tadellos. Kleinwagen-Feeling kommt dann auf der Autobahn auf: Bei 130/km/h liegen bereits stolze 4.300 Umdrehungen pro Minute an - da klingt das Aggregat schon ein wenig angestrengt. Beim Beschleunigen nach Ende der 80er-Zone auf autobahntaugliches Tempo muss man sich in Geduld üben.

Im Gelände - oder sei es nur beim vorsichtigen Durchfahren kleiner Gräben - schmerzt das magere Drehmoment des DVVT-Motors ganz besonders. Will man hier der Peinlichkeit des Motorabwürgens entgehen, muss man entweder schneller fahren als es Vernunft und Geländeetikette zulassen, oder - genau so schlecht - die Kupplung schleifen lassen.

Fehlendes Drehmoment, leider ebenso fehlende Getriebeuntersetzung - das stuft die Offroadtauglichkeit des Terios doch herab. Disqualifiziert hat er sich für Fahrten abseits befestigter Straßen damit allerdings nicht: Mit seiner mehr als ausreichenden Bodenfreiheit und den ultrakurzen Überhängen hinten und vorne lässt sich das kleine bis mittlere Geländeabenteuer unbeschadet meistern. Mit der elektrisch zuschaltbaren zentralen Differenzialsperre und der elektronischen Traktionskontrolle verliert auch Schlupf provozierender Untergrund seinen Schrecken. Übersichtlichkeit und Wendigkeit stehen ebenfalls ganz eindeutig auf der Offroad-Habenseite.

Letztere zwei Eigenschaften bringen's natürlich auch in der Stadt. Dort, wo der Terios trotz offensichtlicher Offroad-Gene wegen seiner Kompaktheit von den Hardcore-Grünen verschont bleibt. Denen sollte man aber tunlichst verschweigen, dass der Wagen kein Kostverächter ist: 8,1 Liter Unverbleibtes gönnt sich unser Kompakt-4x4 nämlich im Schnitt, in der Stadt sind es sogar jenseits der 9 Liter - was einem durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 191 Gramm pro Kilometer gleich kommt. Nicht extrem viel angesichts eines Lebendgewichtes von 1.200 Kilogramm, Sparefroh ist der Terios aber leider auch keiner.

Größter unter den Kleinen - oder sogar der Kleinste unter den Großen? Abmessungen und Leistungsdaten machen eine Einordnung des Daihatsu Terios nicht ganz einfach. Entscheiden Sie selbst, wo Sie den Wagen eingeordnet sehen wollen. Uns hat der Kleine im Test jedenfalls überzeugt. Die kleinen Fehlerchen verzeihen wir ihm - weil er noch immer ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis aufweisen kann und vielen Interessierten den Einstieg in die Allradwelt erschwinglich macht. Und weil er trotz seiner Kompaktheit ein echter Kerl ist.


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Fotos: gelaendewagen.at
 

Daihatsu Terios 1.5 Top 4WD
Die Daten


Motor:
1,5 Liter Vierzylinder Benzinmotor, elektr. Multipoint-Einspritzung, DOHC mit variabler Ventilsteuerung. 105 PS, max. Drehmoment 140 Nm bei 4.400 U/min 

Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe, optional 4-GangAutomatik

Länge/Breite/Höhe:
4.055/1.695/1.730 mm
 
Eigengewicht:
1.190 kg

zul. Anhängelasten:
1.350/400 kg (gebremst/ungebremst)

Höchstgeschwindigkeit:
160 km/h

Verbrauch: 8,1 l kombiniert

CO2-Emissionen: 191 g/km

Geländeleistungen: Permanenter Allradantrieb, zentrales Sperrdifferenzial, Bodenfreiheit 20 cm, Böschungswinkel vorne 38°, hinten 37°, Rampenwinkel 24° 

Basisausstattung (Auszug):

Sicherheit:
ABS + EBD, Fahrer- und Beifahrerairbags, Kopfbags vorne und hinten, Seitenairbags vorne, Wegfahrsperre, ISOFIX
Innen: elektr. Fensterheber,  CD-Radio, Servo, 12-V-Steckdosen, Servo
Außen: Außenspiegel elektr. beheiz- und verstellbar, Colorvreglasung, Dachantenne

Zusatzausstattung Top S 4WD (Auszug):
permanenter Allrad, ESP und Traktionskontrolle, Aluoptik am Armaturenbrett, Zentralverriegelung, Dachreling, Multiinfo-Display, Reserverad-abdeckung und Türgriffe in Wagenfarbe, Projektorscheinwerfer, 

Preis des Testwagens:
€ 20.990,-- + € 370,-- für Perleffekt-Lack. 2WD-Varianten ab € 15.990,-
 

 
 

gelaendewagen.at Test Nr. 62





 
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