Daihatsu hat sich als Anbieter von Kleinwagen einen großen Namen
gemacht: Die Kompakt-PKW Cuore, Sirion und Trevis, das
Kleinst-Cabrio Copen und der Terios verkaufen sich weltweit pro
Jahr rund eine Million Mal. Letzterer, unser aktuelles Testauto,
erfreut sich auch bei uns recht großer Beliebtheit: Seit seiner
Neuauflage im April 2006 wurde er immerhin rund 800 Mal
verkauft.
Im Allradsegment kann Daihatsu auf eine lange
Tradition verweisen: Der "Wildcat" hat ebenso einen
Fixplatz in der "4x4-Hall of Fame" wie der "Feroza" und
der "Rocky". Seit 1997 gibt es nun den Terios:
In der Urversion ein recht schmalbrüstiges und nicht übermäßig
auffälliges Fahrzeugchen, hat das aktuelle Modell bei seiner
Einführung für einiges Aufsehen gesorgt: Die Pubertätsjahre
waren mit einem Schlag abgelegt, der Neue gefiel mit einem
deutlich bulligeren und optisch aufgewerteten Auftritt.
Sehr kompakt ist er dennoch geblieben: Mit einer Außenlänge
von rund 4 Metern qualifiziert er sich nicht nur als
wendiger Offroader, sondern gleichermaßen auch als
praktisches Stadtfahrzeug - so war es für Daihatsu wohl nahe
liegend, sowohl eine 2WD- als auch eine 4WD-Variante auf
den Markt zu bringen.
Die Beliebtheit eines Fahrzeuges definiert sich auch über seinen
Preis, da hat man beim Daihatsu-Vertrieb prinzipiell recht gute
Karten. Der viel beworbene Terios-Einstiegspreis von 15.990
Euro bezieht sich aber leider auf den 2WD. Die
billigste allradgetriebene Variante, der "1,5 Top 4WD" (wie
wir sie gefahren sind), kostet immerhin bereits 20.990 Euro.
Immer noch günstig, aber keineswegs mehr die große Okkasion.
Will man sich dazu noch die einzigen beiden Basis-Lackfarben
Weiß oder Rot ersparen, verrechnet Daihatsu weitere 370 Euro
extra. Dafür gibt es dann die Auswahl unter 5 weiteren Farben,
die allesamt mit "Perleffekten" glänzen.
Was uns gleich einmal gefallen hat: Dass der Terios seine
Offroad-Abstammung nicht versteckt. Sondern seinen
Offroad-Mitgliedsausweis in Form des außen angebrachten
Reserverades offen trägt. Und auch seine Hochbeinigkeit trotz
genannter Bulligkeit stolz zur Schau stellt. Und dennoch, kein
Widerspruch, ist Daihatsu im Karosseriedesign der Spagat
zwischen Offroader und Cityfahrzeug überzeugend gelungen.
Japanische Gründlichkeit und Übersichtlichkeit dominieren den
schlanken Innenraum. Ohne viel Schnickschnack präsentiert
sich der Terios als ergonomisch tadelloses Fahrzeug. Luxus sucht
man vergeblich, aber: Klimaanlage, CD-Radio,
Zentralverriegelung und eine sehr ordentliche
Sicherheitsausstattung sind in einem Auto dieser Preisklasse
auch nicht selbstverständlich, beim Terios aber immer
serienmäßig mit an Bord.
Die Passagiere in der ersten Reihe dürfen sich - angesichts der
Fahrzeuggröße - über durchaus passable Platzverhältnisse
freuen. Die Sitze sind gut und verfügen über ausreichende
Verstellmöglichkeiten, um auch großen Fahrern ein adäquates
Platzgefühl zu verschaffen. Was in japanischen Autos noch immer
keine Selbstverständlichkeit ist: Auch die Kopfstützen lassen
sich mehr als ausreichend weit herausziehen. Kleine Mängel in
der ersten Reihe: Der Seitenhalt der Sitze ist nicht
berauschend, auch zielt die linke Unterkante der Mittelkonsole
ziemlich direkt auf das Fahrerknie.
Die Hinterbänkler haben naturgemäß deutlich weniger Platz,
können aber auch noch immer passabel sitzen. Die seitlich
angeschlagene Hecktür ermöglicht den Zugriff auf einen gar
nicht so kleinen Kofferraum, der mit 380 Litern
Volumen das Urlaubsgepäck von 2 Erwachsenen und - bei etwas
Packdisziplin - auch von 2 Kindern aufnehmen kann. Für die große
Urlaubsfahrt wäre wohl die Anschaffung einer Dachbox zu
überlegen, für die der Terios serienmäßig die Reling bietet.
Überrascht hat uns das Lenkrad, das - nur in der "Top S"
Version, also nicht in unserem Testauto - lederumhüllt
daherkommt: Unglaublich nah am Armaturenbrett ist es angebracht.
Wobei: Das Lenkverhalten selbst hat uns durchaus
überzeugt. Womit wir schon bei unseren Fahreindrücken wären.
Recht direkt präsentiert sich die Lenkung und erlaubt eine recht
gute Kontrolle auch in schnelleren Kurven. Dort halten sich auch
die Wankbewegungen der Karosserie dank der in den
4WD-Modellen serienmäßige Stabilitätskontrolle in
überschaubaren Grenzen. Beim Fahrwerk, vorne mit einer
McPherson Einzelradaufhängung, hinten mit Starrachse und
Schraubenfedern, wurde ein guter Kompromiss zwischen
straßenorientierter Straffheit und offroadkompatibler
Geschmeidigkeit gefunden. So läuft der Wagen auf Asphalt ruhig
und unauffällig. Der Fluch des kurzen Radstandes holt den
Terios dort ein, wo kurze, böse Querrillen und -wellen
überfahren werden müssen: Da bockt das Fahrzeug recht kräftig.
Zum Motor: 105 PS schöpft das einzige für den
Terios verfügbare Aggregat aus seinen 4 Zylindern mit
1,5 Litern Hubraum. Sie ermöglichen dem Kleinen halbwegs
ansprechende Leistung auf allen asphaltierten Straßen. Bei
niedrigen Geschwindigkeiten lässt es sich recht easy im Verkehr
mitschwimmen, hier passen Durchzug und Elastizität fast perfekt.
Das 5-Gang-Schaltgetriebe arbeitet, ganz nebenbei
bemerkt, unauffällig und tadellos. Kleinwagen-Feeling kommt dann
auf der Autobahn auf: Bei 130/km/h liegen bereits stolze
4.300 Umdrehungen pro Minute an - da klingt das Aggregat schon
ein wenig angestrengt. Beim Beschleunigen nach Ende der
80er-Zone auf autobahntaugliches Tempo muss man sich in Geduld
üben.
Im Gelände - oder sei es nur beim vorsichtigen Durchfahren
kleiner Gräben - schmerzt das magere Drehmoment des
DVVT-Motors ganz besonders. Will man hier der Peinlichkeit des
Motorabwürgens entgehen, muss man entweder schneller fahren als
es Vernunft und Geländeetikette zulassen, oder - genau so
schlecht - die Kupplung schleifen lassen.
Fehlendes Drehmoment, leider ebenso fehlende
Getriebeuntersetzung - das stuft die Offroadtauglichkeit
des Terios doch herab. Disqualifiziert hat er sich für Fahrten
abseits befestigter Straßen damit allerdings nicht: Mit seiner
mehr als ausreichenden Bodenfreiheit und den
ultrakurzen Überhängen hinten und vorne lässt sich das
kleine bis mittlere Geländeabenteuer unbeschadet meistern. Mit
der elektrisch zuschaltbaren zentralen Differenzialsperre
und der elektronischen Traktionskontrolle verliert auch
Schlupf provozierender Untergrund seinen Schrecken.
Übersichtlichkeit und Wendigkeit stehen ebenfalls ganz
eindeutig auf der Offroad-Habenseite.
Letztere zwei Eigenschaften bringen's natürlich auch in der
Stadt. Dort, wo der Terios trotz offensichtlicher Offroad-Gene
wegen seiner Kompaktheit von den Hardcore-Grünen verschont
bleibt. Denen sollte man aber tunlichst verschweigen, dass der
Wagen kein Kostverächter ist: 8,1 Liter
Unverbleibtes gönnt sich unser Kompakt-4x4 nämlich im Schnitt,
in der Stadt sind es sogar jenseits der 9 Liter - was einem
durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 191 Gramm pro Kilometer
gleich kommt. Nicht extrem viel angesichts eines Lebendgewichtes
von 1.200 Kilogramm, Sparefroh ist der Terios aber leider auch
keiner.
Größter unter den Kleinen - oder sogar der Kleinste unter den
Großen? Abmessungen und Leistungsdaten machen eine
Einordnung des Daihatsu Terios nicht ganz einfach. Entscheiden
Sie selbst, wo Sie den Wagen eingeordnet sehen wollen. Uns hat
der Kleine im Test jedenfalls überzeugt. Die kleinen Fehlerchen
verzeihen wir ihm - weil er noch immer ein ausgezeichnetes
Preis-/Leistungsverhältnis aufweisen kann und vielen
Interessierten den Einstieg in die Allradwelt erschwinglich
macht. Und weil er trotz seiner Kompaktheit ein echter Kerl ist.
Sicherheit: ABS + EBD, Fahrer- und Beifahrerairbags,
Kopfbags vorne und hinten, Seitenairbags vorne, Wegfahrsperre,
ISOFIX Innen: elektr. Fensterheber, CD-Radio, Servo,
12-V-Steckdosen, Servo Außen: Außenspiegel elektr. beheiz- und verstellbar,
Colorvreglasung, Dachantenne
Zusatzausstattung Top S 4WD (Auszug): permanenter Allrad, ESP und Traktionskontrolle, Aluoptik am
Armaturenbrett, Zentralverriegelung, Dachreling,
Multiinfo-Display, Reserverad-abdeckung und Türgriffe in
Wagenfarbe, Projektorscheinwerfer,
Preis des Testwagens: € 20.990,-- + € 370,-- für
Perleffekt-Lack. 2WD-Varianten ab € 15.990,-