gw.at: Christian, Du giltst als uneingeschränkter
österreichischer Offroad-"Guru". Für viele, viele Hersteller
bist Du erster Ansprechpartner, wenn es um die Organisation und
Durchführung professioneller Offroad-Events geht. Wie erwirbt
man sich einen derartig positiven Ruf?
C. Karlberger: Ich habe schon als Jugendlicher im
Jagdrevier meiner Eltern erste Erfahrungen mit dem Geländefahren
gemacht, habe schon 1976 die erste Offroad-Fahrschule eröffnet
und bin jetzt 35 Jahre im "Business". Seit 1984 bin ich
Geländewagen-Instruktor beim ÖAMTC und möchte beim Offroaden
immer Sicherheit vermitteln. In einer so langen Zeit erwirbt man
sich natürlich ein entsprechendes Image ...
gw.at: Als Offroad-Chefinstruktor beim
ÖAMTC - wie sehen Deine Aufgaben dort aus?
C. Karlberger: Ich bin Leiter des Zentrums in
Stotzing, einem der besten und interessantesten Offroad-Gelände
in Österreich. Die Tätigkeit bringt es mit sich, dass ich dort
auch als Hausmeister und Gärtner arbeite. Nein: Ich bin
Ausbildner, auch für künftige Geländewagen-Instruktoren, wie
jene der Land Rover Experience. Aber auch für Privatpersonen,
die an Kursen teilnehmen und für Vertreter von Berufsgruppen,
die sich offroad bewegen müssen. Dem KVS (Kuratorium für
Verkehrssicherheit, Anm.) stehe ich als Experte im
Offroadbereich zur Verfügung.
gw.at: Offroader stehen heute oft im Zentrum der
Kritik: Hoher Verbrauch der Autos, die noch dazu besonders
gefährlich für Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer sein
sollen. Fahrten abseits befestigter Straßen sind ohnehin schon
längst ein Tabuthema. Nach all Deinen Jahren mit Geländewagen -
wie siehst Du heute diese Themen?
C. Karlberger: Es wird natürlich immer
Berufsgruppen geben, die solche Fahrzeuge im Gelände bewegen
müssen. Für sie gilt das Selbe wie für Privatpersonen: Dass das
Offroadfahren vernünftig betrieben werden muss - mit Bedacht auf
die Umwelt. Wenn alle vernünftig agieren, werden sich die
Probleme in Grenzen halten. Außerdem arbeiten die Hersteller ja
zunehmend an einer besseren Umweltverträglichkeit der Fahrzeuge.
gw.at: Wie siehst Du generell die Zukunft
allradgetriebener Autos? Werden SUVs langfristig salonfähig
bleiben?
C. Karlberger: Sicher. Allrad steht für
Sicherheit, ebenso wie Systeme für Traktions- und
Stabilitätskontrolle und zum Beispiel die Hill Descent Control.
Generell geht der Trend ja weg von den "Heavy Offroadern" hin zu
den "sanfteren" SUVs. Die werden sich am Markt weiter sehr gut
behaupten.
gw.at: Du strahlst während der von Dir organisierten
Events eine - wie soll man es nennen - beeindruckende Ruhe und
Souveränität aus. Ist das "Event-Philosophie" - oder generell
Deine Art zu leben und mit Situationen des Alltages umzugehen?
C. Karlberger: Mein Grundprinzip ist es, beim
Fahren im Gelände Probleme und Risiken zu vermeiden. Szenarien
vorauszudenken, Souveränität zu vermitteln, gefühlvolles,
konzentriertes Offroaden zu zeigen und vermitteln. Ich sage den
Instruktoren immer: Geht nur zu 70 Prozent an eure
Leistungsgrenze und an jene des Fahrzeuges - das bedeutet 30
Prozent mehr Sicherheit. So halte ich es selbst auch immer:
Niemals über's Limit gehen, immer Sicherheitsreserven parat
halten. Wenn ich das den Kursteilnehmer so vermitteln kann, bin
ich erfolgreich.
gw.at: Was macht ein Christian Karlberger, wenn er
einmal nicht in einem Geländewagen sitzt oder 4x4-Events
organisiert?
C. Karlberger: Die Jagd ist für mich der Gegenpol
zu meinem Job: Dort finde ich die Stille, die es während der
Arbeitswoche nicht gibt. Andererseits brauche ich auch im Urlaub
Motorengeräusche um mich: Mit dem Ski-Doo fahren zum Beispiel.
Oder mit meinem Quad, auf dem ich Raupen montiert habe ...
gw.at: Wenn wir Dich schon zum Interview haben, können
wir uns die Chance natürlich nicht entgehen lassen, Dich um
Deine Meinung zu gelaendewagen.at zu fragen... Was hältst Du von
unserer Berichterstattung, von einem Internet-Medium wie
unserem?
C. Karlberger: Für mich gibt es nur zwei
4x4-Medien, die ich regelmäßig lese: Die Zeitschrift Off-Road
... und gelaendewagen.at. Ich finde es gut, dass es ein solches
Medium gibt. Ich bin eigentlich kein großer Internet-Surfer,
aber ich habe gelaendewagen.at in meinen Favoriten gespeichert.
gw.at: Du bist beruflich fast nur in Geländeautos
unterwegs. Welchen Wagen fährst Du privat?
C. Karlberger: Tja, ich bin auch privat ein
Geländewagensammler - schon seit 1970. Speziell die Modelle aus
der Zeit des 2. Weltkrieges haben es mir angetan. Was nicht
heißt, das mich das Militärische daran interessiert. Mir geht es
nur um die Autos, die alte, aber haltbare Technik darin. Ich bin
so nebenbei auch Obmann des Dodge Clubs, des ältesten
Geländewagen-Clubs in Österreich ... den gibt es schon seit
1973!
gw.at: Wenn Du Dir selbst eine Frage stellen könntest,
die Du in der Öffentlichkeit gerne beantworten möchtest - welche
wäre das?
C. Karlberger: Eine Frage, die ich so beantworten
könnte, dass die Geländewagen-Szene einen sympathischen Eindruck
in der Öffentlichkeit hinterlässt. Oder eine, noch wichtiger,
die Du schon gestellt hast: Auf die ich antworten kann, dass ich
mir wünsche, dass niemand über seine Verhältnisse fährt. Dass
die Leute Fahrkurse besuchen sollen, die ihr eigenes Leben
verlängern können, weil sie lernen, Fehler zu vermeiden. Das ist
mein Hauptaufgabenbereich: Generell zur Fahrsicherheit
beizutragen ...
gw.at: Christian, vielen Dank ... und weiterhin viel
Erfolg!
ÖAMTC Fahrsicherheit im Web
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