Drivers not required: Touareg-Prototyp "Stanley" meistert ohne
Fahrer Geländeparcours
Er fährt wie von Geisterhand: Ein Touareg mit Hightech-Sensoren
aber ohne Fahrer an Bord. Vor kurzem musste er zum ersten Mal in
der Öffentlichkeit zeigen, was er vom Menschen gelernt hat:
Volkswagen schickte den Prototypen über einen Geländeparcours.
02.07.2005
Wie an einer Schnur gezogen meisterte der
„intelligente“ Allradler die Strecke im Motorpark Oschersleben..
Die erfolgreiche Premiere war gleichzeitig eine gelungene
Generalprobe: Am 8. Oktober 2005 wird Volkswagen mit einem
Schwestermodell des Prototypen an der US-amerikanischen „Grand
Challenge 2005“ teilnehmen, einem einzigartigen Rennen für
fahrerlose Automobile.
Im Grand-Challenge-Touareg fließen Technologien zur Erkennung
und Analyse des Fahrzeugumfeldes zusammen. Im Verbund können die
Fahrerassistenzsysteme autonom die Strecke sowie Hindernisse
erkennen und ein Fahrzeug lenken. Derivate der in Oschersleben
gezeigten Systeme werden künftig dazu beitragen, Komfort und
Sicherheit im Automobil zu verbessern. Matthias Rabe, Leiter
Konzernforschung der Volkswagen AG: „Dazu müssen die Systeme
zunächst so gut werden, wie der aufmerksame Fahrer selber. In
einem weiteren Schritt müssen die Systeme sogar besser werden
als der Fahrer. Indem sie vorausschauend um die nächsten Kurven
sehen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.“
Ein rollendes Hightech-Labor namens „Stanley“
Die technische Basis des Geländewagens wurde praktisch
unverändert aus der Serie übernommen und lediglich mit einem
kompletten Unterbodenschutz sowie verstärkten Stoßdämpfern
modifiziert. Dann aber wurde der von den zuständigen Ingenieuren
liebevoll „Stanley“ getaufte Prototyp in ein fahrendes
Hightech-Labor verwandelt. Zahllose Sensoren sowie ein Verbund
von vier Laser-Detektoren ermitteln jene Daten, mit denen das
fahrerlose Automobil sicher und zügig seinen Weg findet. Ergänzt
werden die Systeme durch Stereo-Sichtgeräte, hoch entwickelte
24-GHz-Radaranlagen und ein besonders exakt analysierendes,
satellitengestütztes GPS-Navigationssystem, das die genaue
Position des Fahrzeugs auf den Millimeter genau digital
abbildet.
Diese geballte Informationsflut füttert das im Kofferraum des
Geländewagens untergebrachte Hochleistungs-Rechenzentrum, das
aus sieben zusammen geschalteten Pentium Motherboards besteht.
Mit einer Rechenleistung von 1,6 GHz pro Prozessor sowie einer
ebenso aufwendigen und einzigartigen Software ermittelt es jene
Lenk-, Beschleunigungs- und Verzögerungsbefehle, mit denen
„Stanley“ über „Drive-by-wire“-Systeme elektronisch gesteuert
wird und auf Besonderheiten der Strecke in Echtzeit reagieren
kann.
Die Grand Challenge 2005
Im vergangenen Jahr fand das von der Defense Advanced Research
Projects Agency (DARPA) ausgeschriebene und mit einem Preisgeld
von damals einer und heute zwei Millionen US-Dollar dotierte
Grand-Challenge-Projekt zum ersten Mal statt. Für diesen
Wettbewerb wurde der Touareg „Stanley“ eigens konzipiert. Die
Challenge startet am 8. Oktober 2005 und führt durch die
unwegsame Südwest-Wüste der Vereinigten Staaten. Die
teilnehmenden Fahrzeuge haben maximal zehn Stunden Zeit, die bis
zum Start unbekannte Streckenführung über eine Distanz von 175
Meilen (rund 282 km) zurückzulegen. Jeglicher Eingriff von außen
ist unzulässig.
„Dies ist das erste Langstreckenrennen in der
Geschichte des Automobils, bei dem die Fahrzeuge selbst alle
notwendigen Entscheidungen für ihr Fortkommen treffen müssen“,
betont Professor Sebastian Thrun als Leiter des „Stanford Racing
Teams“. Mit anderen Worten: „Der Wagen braucht nicht nur einen
starken Körper, sondern auch einen besonders intelligenten
Kopf.“