Der Hyundai Tucson 2,0 CRDi 4WD "Style"
im Test
Spätestens seit der Einführung des Tucson zählt Hyundai zu den Fixsternen im boomenden SUV-Segment. Wir haben das Topmodell des kleinsten Hyundai-Allradlers - den Tucson "Style" - getestet ...
19.02.2005
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Hyundai zielt mit seinen Produkten primär auf das "Volumensegment" des heimischen Allradmarktes - und hat mit dem großen Terracan, dem Santa Fe und nun dem Benjamin Tucson drei perfekt dafür geeignete Fahrzeuge im Angebot. Das dokumentiert sich auch in den Verkaufszahlen: Im vergangenen Jahr war der Santa Fe Nummer 3 bei den 4x4-Absatzzahlen in Österreich, im laufenden Jahr hat der Tucson das Potenzial auf einen Platz noch weiter oben auf dem "Treppchen".

Dass der Tucson noch viel mehr die Gene eines Siegertypen als der Santa Fe in sich trägt, zeigt sich schon an der Außenhaut der beiden Fahrzeuge: Während der Santa Fe mit seinen opulenten, ja fast schon barocken Karosserierundungen nicht überall Gefallen findet, ist das Blechkleid des seit Herbst 2004 in Österreich erhältlichen Tucson ganz einfach frisch und modern. Der Kleine mit der aberwitzigen Nase ist ein lässiges kleines SUV, das den Lifestyle-Nerv der immer größer werdenden Schicht SUV-Kaufwilliger quasi blind findet.

Da stellt sich die Frage, was ein Konvertierwilliger - sprich bisheriger PKW- und nun potenzieller SUV-Fahrer - so alles bekommt, was ihm ein Golf, A3 oder Astra nicht bieten kann - und ob die ganze Chose ihr Geld wert ist. Denn Hyundai rangiert auf der SUV-Preisskala zwar ganz unten, mit € 28.500 ist der von uns getestete Tucson "Style" aber im Vergleich zu Mittelklasse-PKWs auch nicht ganz billig ...

Doch wir wären kein ernstzunehmendes Allrad-Magazin, wenn unsere Entscheidung zwischen PKW und SUV nicht eindeutig zugunsten des SUV ausfiele: Um die genannten € 28.500,-- (den 4WD-Tucson gibt's ohne Komfort-Schnickschnack übrigens auch schon um € 3.000,-- billiger) erhält der Käufer ein technisch ausgereiftes Fahrzeug mit modernem Common-Rail-Motor, jeder Menge feiner Ausstattungs-Schmankerl und einem elektronischen, (aber dennoch) intelligenten Allradantrieb.

Der Motor des Tucson ist eines kleines SUVs würdig. Mit 113 PS und feinen 245 Newtonmetern praktisch schon aus dem Drehzahlkeller heraus ist der moderne Common-Rail-Vierzylinder dem Wagen fast auf den Leib geschneidert. Dass er nicht zu sportlichen Höchstleistungen neigt, ist klar, er liefert aber in jeder Fahrsituationen absolut ausreichend Power. Das - im positiven Sinne - knurrige Aggregat hängt überraschend direkt am Gas und gehorcht via Gaspedal übermittelten Befehlen spontan und lebhaft.

Ein wenig eingeschränkt wird das Fahrvergnügen - das der Motor durchaus zuließe - von einer etwas zähen Schaltung. Störrisch zeigt sich der Schalthebel speziell bei niedrigen Außentemperaturen. Das Getriebe ist aber gut abgestuft und harmoniert mit dem Motor recht gut.
Das Fahrwerk hat die Charakteristik eines PKWs und ermöglicht eine recht angenehme Fahrt. Mit einer gewissen Basishärte informiert es die Passagiere aber dennoch recht unverblümt über die Sünden von Strabag und Co.

Der Innenraum überrascht mit seinem für diese Autoklasse wirklich üppigen Raumangebot - man hat den Eindruck, in einem deutlich größeren Fahrzeug zu sitzen. Dazu trägt wohl auch die sehr flache Frontscheibe bei, die ein sehr weit nach vorne gezogenes Armaturenbrett nötig macht und so den Raumeindruck speziell für Fahrer und Beifahrer noch verstärkt. Doch auch die Mitreisenden, die in der 2. Reihe Platz genommen haben, dürfen sich über mehr als ausreichend Kniefreiheit freuen.

Und was innen noch überrascht: Die Qualitätsanmutung ist sehr hoch. Da passt alles, die verwendeten Materialien sind hochwertig, der optische Eindruck ist mehr als nur in Ordnung. Obwohl man selbst im Topmodell "Style" nie den Eindruck vermittelt bekommt, in einer Luxuskarosse zu sitzen, könnten sich mehrere andere Hersteller hier ein Scheibchen abschneiden, so gut ist die Verarbeitung.

Das Topmodell "Style" verwöhnt mit beheizbaren Ledersitzen, Lederlenkrad, einer Klimaelektronik und vielen anderen kleinen "Goodies", die das Autofahrerleben angenehm machen. Da sind hübsche, aber nicht ganz blendfreie Metallapplikationen am Armaturenbrett nur noch Beiwerk, das man dennoch wohlwollend zur Kenntnis nimmt.

Weniger wohlwollend registriert man hingegen den unverhältnismäßig und konstruktionsbedingt kleinen Kofferraum. Gepäck für zwei Personen für die Landpartie übers Wochenende geht sich noch aus, alles darüber hinaus muss, will man im Tucson anreisen, zu Hause bleiben oder unsachgemäß auf der Rückbank verstaut werden. So pfiffig die Karosserie von außen sein mag, der minimale hintere Überhang fordert beim Kofferraumvolumen leider kräftig Tribut.

Es blieben noch die Offroad-Eigenschaften des Tucson zu erwähnen: Hier sammelt der Koreaner einiges an Gutpunkten gegenüber seiner direkten Konkurrenz: Der elektronische Allradantrieb nennt sich "Torque on Demand", sinngemäß also "Drehmoment bei Bedarf", was so viel bedeutet wie: Im Straßenbetrieb bewegt sich der Wagen mit Vorderradantrieb. In Kurven oder auf losem Untergrund leiten elektronische Helferlein das Drehmoment sukzessive auch auf die Hinterachse um. Das wäre noch nichts Besonderes, böte der Tucson nicht auch eine - übrigens abschaltbare - Traktionskontrolle und diesen magischen "Lock"-Schalter links am Armaturenbrett, der für eine fixe Drehmomentsverteilung im Verhältnis 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse sorgt. Damit verfügt das "Santa Feechen", wie ein renommiertes Allrad(print)medium den Tucson liebevoll bezeichnet hat, zwar noch lange nicht über Geländewagen-Qualitäten, aber immerhin über das Quäntchen mehr Offroad-Leistungsfähigkeit als viele andere Vertreter der SUV-Zunft.

Seit seiner Markteinführung im Herbst 2004 hat der Tucson den österreichischen Allradmarkt mit über 1.100 verkauften Exemplaren ziemlich aufgemischt. Seit wir den Wagen Probe gefahren sind, wissen wir auch, warum.
 

 

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Hyundai Tucson 2,0 CRDi 4WD "Style":
Daten und Fakten

Motor: 4-Zylinder Common Rail Diesel, 113 PS, 245 Nm ab 1.800 U/min

Antrieb: 5-Gang-Schaltgetriebe (optional 4-Gang-Automatik), elektronischer Allradantrieb
Kraftübertragung: Auf die Vorderräder, in Kurven und bei Schlupf Drehmomentsverteilung auch an die Hinterachse, "Lock"-Funktion verteilt Drehmoment 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse

Abmessungen (LxBxH): 4.325x1.830x1.730 mm

Radstand: 2.630 mm

Eigengewicht: 1.650 kg

Anhängelast: 750/1.600 kg ungebremst/gebremst

Bremsen: Scheiben innenbelüftet (vorne), Scheiben (hinten)

Fahrwerk: McPherson Einzelradaufhängung mit Stabilisatoren vorne, Mehrlenkerachse mit Stabilisatoren hinten

Treibstoffverbrauch: 7,1 Liter Diesel lt. EC

Tankinhalt: 58 l

Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h

Ausstattung (Auszug): Außen: Unterfahrschutz, Nebelscheinwerfer, Privacy Glass. Sicherheit: 3x3-Punkt Sicherheitsgurte hinten, ABS, Alarmanlage, Traktionskontrolle, Elektr. Bremskraftverteilung, Seitenairbags, Kopfairbags, Wegfahrsperre. Komfort: elektr. Fensterheber, elektronische Klimaautomatik, Sitzheizungen vorne, Lederausstattung, Tempomat, Tripcomputer, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung

Offroad: Böschungswinkel: 28,2/31,9 Grad vorne/hinten, Rampenwinkel 19 Grad

Preis: € 28.500,--

 
Text und Fotos: gelaendewagen.at
Wir danken der Wolfgang Denzel AG 
für die Zuverfügungstellung des Testfahrzeuges!





 
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