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Hyundai zielt mit seinen Produkten primär auf das "Volumensegment"
des heimischen Allradmarktes - und hat mit dem großen
Terracan, dem Santa Fe und nun dem Benjamin Tucson
drei perfekt dafür geeignete Fahrzeuge im Angebot. Das
dokumentiert sich auch in den Verkaufszahlen: Im vergangenen
Jahr war der Santa Fe Nummer 3 bei den 4x4-Absatzzahlen in
Österreich, im laufenden Jahr hat der Tucson das Potenzial auf
einen Platz noch weiter oben auf dem "Treppchen".
Dass der Tucson noch viel mehr die Gene eines Siegertypen
als der Santa Fe in sich trägt, zeigt sich schon an der
Außenhaut der beiden Fahrzeuge: Während der Santa Fe mit seinen
opulenten, ja fast schon barocken Karosserierundungen nicht
überall Gefallen findet, ist das Blechkleid des seit Herbst 2004
in Österreich erhältlichen Tucson ganz einfach frisch und
modern. Der Kleine mit der aberwitzigen Nase ist ein lässiges
kleines SUV, das den Lifestyle-Nerv der immer größer werdenden
Schicht SUV-Kaufwilliger quasi blind findet.
Da stellt sich die Frage, was ein Konvertierwilliger - sprich
bisheriger PKW- und nun potenzieller SUV-Fahrer - so alles
bekommt, was ihm ein Golf, A3 oder Astra nicht bieten kann - und
ob die ganze Chose ihr Geld wert ist. Denn Hyundai rangiert auf
der SUV-Preisskala zwar ganz unten, mit € 28.500 ist der
von uns getestete Tucson "Style" aber im Vergleich zu
Mittelklasse-PKWs auch nicht ganz billig ...
Doch wir wären kein ernstzunehmendes Allrad-Magazin, wenn
unsere Entscheidung zwischen PKW und SUV nicht eindeutig
zugunsten des SUV ausfiele: Um die genannten € 28.500,-- (den
4WD-Tucson gibt's ohne Komfort-Schnickschnack übrigens auch
schon um € 3.000,-- billiger) erhält der Käufer ein technisch
ausgereiftes Fahrzeug mit modernem Common-Rail-Motor,
jeder Menge feiner Ausstattungs-Schmankerl und einem
elektronischen, (aber dennoch) intelligenten
Allradantrieb.
Der Motor des Tucson ist eines kleines SUVs würdig. Mit
113 PS und feinen 245 Newtonmetern praktisch schon
aus dem Drehzahlkeller heraus ist der moderne
Common-Rail-Vierzylinder dem Wagen fast auf den Leib
geschneidert. Dass er nicht zu sportlichen Höchstleistungen
neigt, ist klar, er liefert aber in jeder Fahrsituationen
absolut ausreichend Power. Das - im positiven Sinne - knurrige
Aggregat hängt überraschend direkt am Gas und gehorcht via
Gaspedal übermittelten Befehlen spontan und lebhaft.
Ein wenig eingeschränkt wird das Fahrvergnügen - das der
Motor durchaus zuließe - von einer etwas zähen Schaltung.
Störrisch zeigt sich der Schalthebel speziell bei niedrigen
Außentemperaturen. Das Getriebe ist aber gut abgestuft und
harmoniert mit dem Motor recht gut.
Das Fahrwerk hat die Charakteristik eines PKWs und
ermöglicht eine recht angenehme Fahrt. Mit einer gewissen
Basishärte informiert es die Passagiere aber dennoch recht
unverblümt über die Sünden von Strabag und Co.
Der Innenraum überrascht mit seinem für diese
Autoklasse wirklich üppigen Raumangebot - man hat den Eindruck,
in einem deutlich größeren Fahrzeug zu sitzen. Dazu trägt wohl
auch die sehr flache Frontscheibe bei, die ein sehr weit nach
vorne gezogenes Armaturenbrett nötig macht und so den
Raumeindruck speziell für Fahrer und Beifahrer noch verstärkt.
Doch auch die Mitreisenden, die in der 2. Reihe Platz genommen
haben, dürfen sich über mehr als ausreichend Kniefreiheit
freuen.
Und was innen noch überrascht: Die Qualitätsanmutung
ist sehr hoch. Da passt alles, die verwendeten Materialien sind
hochwertig, der optische Eindruck ist mehr als nur in Ordnung.
Obwohl man selbst im Topmodell "Style" nie den Eindruck
vermittelt bekommt, in einer Luxuskarosse zu sitzen, könnten
sich mehrere andere Hersteller hier ein Scheibchen abschneiden,
so gut ist die Verarbeitung.
Das Topmodell "Style" verwöhnt mit beheizbaren
Ledersitzen, Lederlenkrad, einer Klimaelektronik und vielen
anderen kleinen "Goodies", die das Autofahrerleben angenehm
machen. Da sind hübsche, aber nicht ganz blendfreie
Metallapplikationen am Armaturenbrett nur noch Beiwerk, das man
dennoch wohlwollend zur Kenntnis nimmt.
Weniger wohlwollend registriert man hingegen den
unverhältnismäßig und konstruktionsbedingt kleinen Kofferraum.
Gepäck für zwei Personen für die Landpartie übers Wochenende
geht sich noch aus, alles darüber hinaus muss, will man im
Tucson anreisen, zu Hause bleiben oder unsachgemäß auf der
Rückbank verstaut werden. So pfiffig die Karosserie von außen
sein mag, der minimale hintere Überhang fordert beim
Kofferraumvolumen leider kräftig Tribut.
Es blieben noch die Offroad-Eigenschaften des Tucson
zu erwähnen: Hier sammelt der Koreaner einiges an Gutpunkten
gegenüber seiner direkten Konkurrenz: Der elektronische
Allradantrieb nennt sich "Torque on Demand", sinngemäß
also "Drehmoment bei Bedarf", was so viel bedeutet wie: Im
Straßenbetrieb bewegt sich der Wagen mit Vorderradantrieb. In
Kurven oder auf losem Untergrund leiten elektronische Helferlein
das Drehmoment sukzessive auch auf die Hinterachse um. Das wäre
noch nichts Besonderes, böte der Tucson nicht auch eine -
übrigens abschaltbare - Traktionskontrolle und diesen magischen
"Lock"-Schalter links am Armaturenbrett, der für eine fixe
Drehmomentsverteilung im Verhältnis 50:50 zwischen Vorder- und
Hinterachse sorgt. Damit verfügt das "Santa Feechen", wie ein
renommiertes Allrad(print)medium den Tucson liebevoll bezeichnet
hat, zwar noch lange nicht über Geländewagen-Qualitäten, aber
immerhin über das Quäntchen mehr Offroad-Leistungsfähigkeit als
viele andere Vertreter der SUV-Zunft.
Seit seiner Markteinführung im Herbst 2004 hat der Tucson den
österreichischen Allradmarkt mit über 1.100 verkauften
Exemplaren ziemlich aufgemischt. Seit wir den Wagen Probe
gefahren sind, wissen wir auch, warum.
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