10 Fragen an ... Land Rover Geschäftsführer
Mag. Peter Modelhart
Land Rover hat - rasanter als alle anderen Hersteller allradgetriebener Fahrzeuge - die Wandlung zur High-Tech-Marke vollzogen. Wir baten Land Rover Geschäftsführer Mag. Peter Modelhart zum Interview: 10 Fragen zu Gegenwart und Zukunft des britischen Traditionsunternehmens ...
30.05.2005
gelaendewagen.at: Mit der Einführung des Discovery 3 und des neuen Range Rover Sport hat Land Rover endgültig die Wandlung zur "High-Tech-Marke" vollzogen. Wie sind die Verkaufserwartungen angesichts dieser in der Geschichte von Land Rover einzigartigen Modelloffensive?

Mag. Peter Modelhart: Natürlich sehr hohe, auch bei konservativem Ansatz. Land Rover Österreich wird 2005 den Verkauf auf 1100 Stück steigern nach rund 900 Stück im Jahr 2004.

gelaendewagen.at: Trotz der vielen neuen Produkte bei Land Rover die Frage: Wie geht es weiter? Wann kommt der Freelander II? Wird er auch das "corporate design" der neuen Modelle aufweisen?

Mag. Peter Modelhart: Wir bitten um Verständnis, über zukünftige Produkte nicht sprechen zu können. Dennoch: Die Struktur unserer Modellpalette legt nahe, dass unser nächstes neues Modell ein Nachfolger des erfolgreichen Land Rover Freelander sein wird. Und natürlich wird dieses neue Modell sowohl die begonnene Design- wie auch Technik-Linie weiterführen und auch weiterentwickeln.

gelaendewagen.at: Die Modernisierung der Land Rover Flotte löst bei vielen Fans eine Furcht um das Weiterbestehen des Defenders aus. Hat der Wagen mittel- bis langfristig noch eine Chance?

Mag. Peter Modelhart: Sie machen mich Schmunzeln – lassen Sie mich so antworten: Sie werden sich einmal fragen, wie Sie mir diese Frage im Jahr 2005 stellen konnten.

gelaendewagen.at: Ihre Verkaufserwartungen für 2005 sind hoch. Welches Kundenbindungsprogramm hat Land Rover? Mit der "Land Rover Experience" wurde ja bereits ein interessanter Anfang gemacht ... doch die unterschiedlichen Kundenschichten vom Defender- bis zum Range Rover-Fahrer haben wohl auch unterschiedliche Erwartungen an Land Rover?

Mag. Peter Modelhart: Gerade mit der „Land Rover Experience“ stellen wir in Österreich eine Vorreiterrolle für viele andere Märkte von Land Rover dar. Da die „Experience“ in ihren Inhalten und vermitteltem Know-How über Technik, Können, Sicherheit und Nutzwert von Land Rover-Fahrzeugen extrem breit aufgebaut ist – mit einem Erfahrungsprogramm sowohl On- als auch Offroad – können wir damit die Bedürfnisse aller unserer Kunden abdecken. Wir dachten ebenfalls, dass es möglicherweise unterschiedliche Erwartungen an einen „Experience“-Tag geben wird, aber: Defender-Kunden und Range Rover-Kunden wollen ihre Fahrzeuge gleichermaßen im Gelände wie auf der Straße besser kennen lernen und wir können sie dabei staunen machen. Natürlich sind am Ende des Tages die Erkenntnisse und Erlebnis-Wertigkeit anders verteilt: Der eine staunt etwas mehr über die tollen Straßeneigenschaften, der andere mehr über die Geländetauglichkeit. Aber alle haben gelernt, die umfangreiche Technik ihres Fahrzeuges sinnvoll einzusetzen.

gelaendewagen.at: Nochmals Stichwort "High Tech": Land Rover musste sich in der Vergangenheit häufig mit Kritik an der Verarbeitungsqualität auseinander setzen. Wie begegnet Land Rover dem? Welche Qualitätssicherungs-Maßnahmen kommen zur Anwendung?

Mag. Peter Modelhart: Gerade mit unseren drei jüngsten Modellreihen Range Rover, Discovery und Range Rover Sport haben wir gezeigt, wie wichtig uns Qualitätssicherung und -verbesserung sind. Wir haben die besten Produktionsanlauf-Kurven und profitieren natürlich auch von komplett neuen Produktionsstraßen und Methoden. Nicht zuletzt kann sich Land Rover seit dem Jahr 2000 auch auf bestens eingeführte Qualitätssicherungsprozesse aus dem Ford-Konzern stützen, die nicht nur jahrzehntelange Erfahrung aus vielen Fabriken weltweit spiegeln, sondern auch schon jedes Teil in der Konstruktionsphase auf Qualität hin abklopft: Haltbarkeit, Passgenauigkeit, Zusammenspiel, Toleranz-Verhalten gegenüber Fehlern resultierend aus anderen Bauteilen usw. Nur als simples Beispiel: Wenn ein Teil leicht einzubauen ist, also praktisch von selbst an seine Stelle flutscht – was natürlich auch für die spätere Reparaturfreundlichkeit gilt –, dann wird es einfach weniger Probleme machen.

gelaendewagen.at: Wir Österreicher dürfen ja ein bisschen stolz darauf sein, dass bedeutende Teile Ihrer Fahrzeuge (z.B. das Verteilergetriebe im Discovery) aus heimischen Betrieben stammen. Wie sehen Sie die Kooperation mit Magna?

Mag. Peter Modelhart: Selbstverständlich mit großer Freude! Land Rover arbeitet mit den Besten zusammen und eine Menge dieser Besten befinden sich in Österreich. Wir dürfen hier auf einen dramatischen Handelsbilanz-Überschuss hinweisen, Land Rover hält zur Zeit in Österreich bei einem Einkaufsvolumen von rund 140 Mio. Euro (rund 2 Mrd. Schilling in alter Währung). Darunter befinden sich nicht nur große zentrale Bauteile wie Motoren und Verteilergetriebe – übrigens auch jenes im Freelander kommt von Magna Powertrain – sondern auch große Volumina an Innenausstattungen, speziell beim Range Rover. Ein Detail zum Verteilergetriebe im Discovery, Range Rover und Range Rover Sport, das vielleicht nicht alle wissen: Auch andere namhafte Hersteller haben sich für dieses intelligente, leichte und extrem kompakte Verteilergetriebe entschieden, aber nur Land Rover nützt es in seiner höchsten Ausbaustufe.

gelaendewagen.at: Neue, hoch entwickelte Fahrzeuge stellen ganz besondere Ansprüche an Reparaturbetriebe ... z.B. an deren Logistik. Auch steigt der Schulungsaufwand für die Mechaniker enorm. Wie haben die Betriebe die neuen Modelle "verkraftet"?

Mag. Peter Modelhart: Die Fülle an Produktneuheiten – innerhalb eines halben Jahres immerhin 3 neue Modelle mit Discovery, Range Rover Sport und Range Rover Modelljahr ´06 – erforderte naturgemäß eine Menge Schulungen, um den großen Technologie-Sprung an die Spitze der Automobilhersteller auch im Kundendienst entsprechend abzusichern. Was wir dabei gespürt haben, ist der enorme Enthusiasmus, der in den Betrieben herrscht, sowohl im Verkauf wie eben auch im Service-Bereich. Unsere Partner freuten und freuen sich auf die neuen Modelle, die ja nicht zuletzt eine Verkaufssteigerung, sondern auch mehr Durchläufe im Kundendienst bedeuten. Was den reinen Schulungsaufwand bzw. das schnelle Aneignen von Know-Hhow betrifft, so sind ja trotz verschiedener Modelle einige grundlegende Systeme in ihrem Aufbau wie etwa die Luftfederung oder die Elektrik-Architektur sehr ähnlich.

gelaendewagen.at: Einige Leser haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass Ersatzteile gegenüber 2004 z.T. empfindlich teurer geworden sind. Was sagen Sie dazu?

Mag. Peter Modelhart: Wir halten zur Zeit bei rund 60.000 Ersatzteil-Positionen, und jeder dieser Teile sollte einen Deckungsbeitrag abliefern. Dies wird in einem jährlichen Review überprüft und justiert, wobei die durchschnittliche Preissteigerung über die letzten Jahre unter der Inflationsrate liegt, insbesondere bei den Top-100-Teilen, wo es praktisch keine Erhöhungen gab. Wenn ein Teil wirklich spürbar teurer geworden ist, dann kann es sich nur um ein extrem selten benötigtes handeln wie etwa eine Kurbelwelle. Als Beispiel erlaube ich mir weiters anzuführen, dass wir 2004 etwa im preissensitiven Bereich Abgasanlagen 45 oft benötigte Position – quer über die Palette Range Rover, Discovery, Defender und Freelander – um bis zu 67% preisgesenkt haben. Weil wir unseren Kunden Original-Qualität zu Top-Preisen bieten wollen, sie deshalb wieder kommen und wir ihnen damit automatisch auch in anderen Bereichen – beim Fahrzeug-Service selbst oder sonstiger Beratung – das volle Land Rover-Service zukommen lassen können.

gelaendewagen.at: Herr Mag. Modelhart, Sie haben die Geschäftsführung von Jaguar und Land Rover seit 1.1. dieses Jahres inne. Wie waren Ihre persönlichen Eindrücke in den ersten Monaten?

Mag. Peter Modelhart: Der prägendste Eindruck ist sicherlich der Enthusiasmus für die beiden Marken, von den Mitarbeitern im Haus und den Händlern. Alle sehen die Chancen, die sich jetzt am Markt für uns darstellen und es ist sehr erfüllend zu gestalten und zu sehen, mit welcher Begeisterung und Konzentration alle an der Umsetzung der Ziele arbeiten.

gelaendewagen.at: Fahren Sie selbst Land Rover ?

Mag. Peter Modelhart: Ich fahre aktuell einen Land Rover Discovery. Ich liebe seine Präsenz, das Design und bin begeistert von der Bandbreite der Fähigkeiten und der Variabilität der 7 Sitze – wir sind zwar nur zu dritt doch unternehmen gerne was mit Freunden, da wird die Fahrt schon zum freudigen Erlebnis.

gelaendewagen.at: Wir danken Ihnen für das Gespräch !
 

 
Fotos: Land Rover, gelaendewagen.at
 

Zur Person: Mag. Peter Modelhart

Mag. Peter Modelhart (36, verheiratet, ein Sohn) ist in Salzburg geboren und kehrte mit der Übernahme der Geschäftsführung bei Land Rover und Jaguar in seine Heimat zurück. Seit dem Jahr 2000 gestaltete er die Vertriebs-Agenden von Land Rover in Deutschland entscheidend mit, 2003 übernahm er die Vertriebsleiter-Aufgabe in Doppelfunktion auch für die Marke Jaguar in Deutschland. Seine Karriere begann Peter Modelhart gleich nach seinem Studium 1994 bei Ford Austria. Vor seinem Wechsel nach Deutschland besetzte er bei Ford Austria die Position des Marketing Directors.

 





 
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